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Auftakt

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In jedem Moment kann die Welt neu beginnen. An jedem Tag können sich neue Wege auftun. Wir können sie beschreiten, oder auch nicht. 1775 fiel in Nordamerika, wie es der Philosoph Ralph Waldo Emerson ausdrückte, »der Schuss, der um die ganze Welt gehört wurde«. Ein Krieg begann, und Thomas Paine rief aus: »Wir haben es in der Hand, die Welt aufs Neue zu beginnen.« In England erklärte der Industrielle Matthew Boulton, er biete das an, was alle Welt wünsche: Power! Mit James Watt produzierte er Maschinen, die vieles verändern sollten.

Ihren Anfang nahmen die weltumwälzenden Ereignisse mit dem Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs 1775, und sie endeten 1799 mit dem Ende der Französischen Revolution. Die Europäer blickten weit ins Universum, erforschten den Globus, klassifizierten die Natur, sie arbeiteten an einer rasch sich entwickelnden Technik, die sich in vielen Lebensbereichen niederschlug, vor allem im beginnenden Fabrikwesen. Der Fortschrittsgedanke ergriff die Menschen und blieb fortan in der Welt. Wissenschaft emanzipierte sich in Wissenschaftlichkeit. Vermutung verlangte nun Erkenntnis durch Beweisführung. Die jahrhundertealte Deutungshoheit von Adel und Klerus zerbrach. Freiheit galt nun mindestens so viel wie Tradition, Vernunft und Tatkraft oft mehr als Herkunft und Glauben. Parlamentarismus und Meinungsfreiheit wurden zur Basis einer Gesellschaftsidee, die eine Mitsprache aller Menschen vorsah. Frauen erhoben die Stimme und wurden in allen Gesellschaftsbereichen aktiv, Rassismus und Sklaverei kamen aufs Tapet.

Diese 25 Jahre am Ende des 18. Jahrhunderts prägen Politik und Gesellschaften, Wissenschaften und Künste rund um den Globus bis heute. Mit der Feststellung, »dass alle Menschen gleich erschaffen wurden«, bereitete man aus dem Geist der Aufklärung nicht weniger als die Fundamente der modernen Welt des Westens. Vor allem in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und in den entstehenden Vereinigten Staaten von Amerika brach sich eine über Antike, Renaissance und Humanismus gewachsene Kultur des Fortschritts auf dramatische Weise Bahn.

Dieses Buch begleitet Menschen aus diesen vier Ländern auf ihren Lebenswegen – dass die Zeit aus ihnen historische Größen machen sollte, wussten sie selbst natürlich oft noch nicht. Wir erfahren, was sie erlebten, dachten, fühlten und wonach sie strebten. Wir erfahren, wer wen kannte, mochte, liebte, bekämpfte, verachtete. Wir schauen über ihre Schultern, als wären wir für einen Moment Zeitgenossen. Manchmal liegt der Gedanke nahe: Sie sind wie wir – verblüfft, herausgefordert, oft überwältigt von ihrer Zeit, sie überblicken nicht, was sie sehen und erleben. Wie wir heute wussten auch sie nicht, wohin sie alle Entwicklungen ihrer Epoche führen würden: Sorgfältig Geplantes wird vom Schicksal durchkreuzt, Unscheinbares wird mächtig, aus Sturm und Drang Geborenes etabliert sich, wird klassisch.

Wie die Möglichkeiten der Menschen sind auch die dieses Buches begrenzt. Es ist eine Erzählung, die auf subjektiver Auswahl fußt. Dennoch unternimmt sie den Versuch, diese Jahre der Aufbrüche und des Fortschritts in einem weiten Panorama aufzufächern, wenn auch nicht minder wichtige Persönlichkeiten hier und da außen vor bleiben müssen. Sollte dieses Buch dazu anregen, sich tiefer mit den Menschen Ereignissen und Werken zu befassen, von denen es berichtet, ist viel erreicht.

Jede noch so kleine Geschichte erzählt eine Zeit. Jede Erzählung ist eine Reise, der wir uns anschließen können. Diese Reise beginnt am Neujahrstag 1775 in Mount Vernon, und sie wird Jahre später dort auch enden.

Die Welt neu beginnen

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