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Geheimwaffe Ernährung

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Zwar können neue Therapieansätze ein Fortschreiten der Arthrose bremsen und auch die Schmerzen lindern. Weil aber womöglich die Ernährung bei der Entstehung der degenerativen Gelenkerkrankung eine Rolle spielt, wird dieser Bereich seit einiger Zeit verstärkt wissenschaftlich untersucht. Das bestätigt meine Erfahrungen als ehemals Betroffener und auch als Koch.

Medikamente sind bei Arthrose kurzfristig vertretbar, auf Dauer können sie aber keine zufriedenstellende Lösung darstellen. Die Nebenwirkungen sind einfach zu heftig. Auf der sicheren Seite sind Arthrose-Patientinnen und -Patienten dagegen auf jeden Fall mit einer Ernährungsumstellung. Eine frische, pflanzenbasierte Küche mit entzündungshemmenden Gewürzen und wenig tierischen Produkten ist in Kombination mit maßvoller Bewegung der Schlüssel für mehr Lebensqualität. Das habe ich am eigenen Leib erfahren. So können Sie einen Gelenkersatz deutlich hinausschieben oder sogar vermeiden. Das Ernährungs-Selbsthilfeprogramm steht dabei auf zwei Säulen:

1. Antientzündlich essen

2. Gewicht reduzieren

Krankheitsursache: stille Entzündungen

Bei der Entstehung von so gut wie jeder Erkrankung – das kann ein Typ-2-Diabetes oder Rheuma, aber auch Husten und Schnupfen sein – sind Entzündungsprozesse beteiligt. Man weiß, dass sich alle Organe und Gewebe dauerhaft entzünden können und so ganz unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen. Zu den „Bösen“, die Entzündungen im Körper anschieben, gehören die üblichen Verdächtigen wie Nikotin oder Alkohol. Aber auch zu viel Zucker ist ein Auslöser – er kann stille Entzündungen regelrecht „anfeuern“. Das ist besonders tückisch. Denn es ist gar nicht so einfach, Zucker zu vermeiden, weil er sich in einer Vielzahl von Produkten versteckt: in Fertiggerichten wie Pizza, in Instant-Cappuccino, Fertigmüsli und Saucenbinder, in Salatdressing und auch in vielen Konserven. Ungünstige Fette sind die nächsten Kandidaten, die den Stoffwechsel und das Immunsystem aus dem Tritt bringen. Wer täglich Fleisch, Salami oder Wurstaufschnitt auf dem Teller hat oder grundsätzlich zu fett isst, schiebt Entzündungsprozesse richtig an. Diese verlaufen allerdings oft still. Wir bemerken sie lange nicht, weil sie äußerlich nicht zu erkennen sind. Bei einer akuten Entzündung ist das anders. Denken Sie zum Beispiel an einen Wespenstich und daran, wie das betroffene Gewebe anschwillt, sich rötet und erwärmt.

Dass die stillen chronischen Entzündungen unentdeckt bleiben, ist das eigentliche Problem: Das Immunsystem ist in Daueralarmbereitschaft. Irgendwann greift es sich selbst an oder zerstört körpereigene Strukturen. Bei der Arthrose ist das zum Beispiel die Schutzschicht, die sich zwischen den Knochen befindet: der Knorpel.

Was bei Arthrose passiert

Die Medizin sieht die Arthrose heute in erster Linie als chronische Entzündungskrankheit: Die Entzündungen beschleunigen den Knorpelabbau und die Schmerzen. Eine Arthrose entsteht, sobald der Knorpel geschädigt wird – das kann durch eine Sportverletzung ebenso geschehen wie durch eine Überlastung der Gelenke bei Gartenarbeiten. Stoffwechselstörungen, eine Infektion oder Entzündungsprozesse, die den Knorpel beeinträchtigen, fördern dann das Krankheitsgeschehen. Von der ersten Schädigung bis zur Arthrose vergehen oft viele Jahre, ehe man den Knorpelschaden so richtig spürt. Schreitet der Knorpelverlust weiter fort, reibt irgendwann Knochen auf Knochen – und das tut extrem weh. Durch den Abrieb des geschädigten Knorpels, der sich nur begrenzt regenerieren kann, kommt es zu Reizungen und Entzündungen in der Gelenkinnenhaut – das treibt die Gelenkzerstörung weiter voran. Aufgrund der Schmerzen neigen viele dazu, ihre betroffenen Gelenke zu schonen, was dazu führt, dass der Knorpel schlechter durchblutet und weniger mit Nährstoffen versorgt wird. Dadurch verliert er noch schneller seine Schutzfunktion.


In Kürze

Entzündungen im Körper können verschiedene Ursachen haben. Bestimmte Nahrungsmittel enthalten entzündungsfördernde Wirkstoffe. Trinkt oder isst man davon zu viel, richten sie im Körper Schaden an. Hierzu zählen u.a. Alkohol, tierische Produkte mit problematischen Fettsäuren (vor allem Schweinefleisch) oder auch zu viel Zucker und Weißmehl. Sie alle sind für uns entbehrlich und gehören nicht zu unseren Grundnahrungsmitteln, weil in ihnen nichts Wertvolles für unsere Gesundheit steckt. Im Gegenteil! Deshalb empfehlen Ärzte auch, bei stärkeren Beschwerden ganz auf sie zu verzichten oder sie nur sehr selten als Genussmittel zu verzehren. Auch zu wenig Bewegung, Schlafmangel und Stress sind ungesund, weil sie das Risiko für chronische Entzündungsprozesse fördern.

Wie Essen krank macht

Genauso, wie eine bewusste Ernährung den Entzündungsprozess zum Abklingen bringt, können bestimmte Nährstoffe oder Lebensmittel eine Entzündung regelrecht befeuern. Vor allem Inhaltsstoffe aus tierischen Produkten (z.B. aus Fleisch, Eiern und Milchprodukten) fördern Entzündungen. Aber auch in Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten stecken Substanzen, die manche Menschen nicht gut vertragen. Man sollte also auch bei den vermeintlich gesunden Lebensmitteln genau hinschauen, ob sie einem wirklich helfen können oder einen bei Arthrose eher belasten. Einige Lebensmittel hingegen gehören ganz klar auf den Index. Das gilt im Übrigen nicht nur für diejenigen, die gelenkgesund essen möchten, sondern für alle, die sich gesund ernähren wollen:

Problematische Fettsäuren

Im Übermaß und wenn sie nicht in einem ausbalancierten Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren vorliegen, fördern Omega-6-Fettsäuren Entzündungsprozesse. Eine davon ist die Arachidonsäure. Sie kommt in tierischen Produkten vor, also in Fleisch- und Wurstwaren (v.a. in Leber und Schweinefleisch) sowie in Eigelb, Milch, Käse und Sahne. Trotzdem sollte man Omega-6-Fettsäuren nicht komplett streichen, da sie für unsere Gesundheit in moderaten Mengen wichtig sind. Das ideale Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren beträgt 5:1.

Auch Transfettsäuren fördern Entzündungen. Sie entstehen in erster Linie bei der industriellen Här-tung von Pflanzenölen und stecken vor allem in Backwaren, Chips oder Fertigprodukten. Um diese Lebensmittel sollten Sie einen Bogen machen.

Kuhmilch und Kuhmilchprodukte

Der Konsum von Kuhmilch, Käse, Quark und Joghurt sowie anderen Milcherzeugnissen wird seit einigen Jahren von Ernährungsmedizinern kritisch diskutiert. Milch ist unser erstes Nahrungsmittel, reich an Zucker und Fett sowie zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen, die wichtig für Knochen und Zähne sind. Trotzdem lassen aktuelle Forschungen bezweifeln, ob der Verzehr uneingeschränkt zu empfehlen ist, da ein zu hoher Konsum womöglich Entzündungsprozesse fördert. Ich selbst habe Milch schon seit langer Zeit von meinem Speiseplan gestrichen und ich muss sagen, es bekommt mir gut.

Fertigprodukte

Sie sind so beliebt, weil sie schnell und einfach zubereitet sind und zuverlässig immer gleich schmecken. Allerdings enthalten sie viel unnötiges „Gepäck“: Künstliche Zusatzstoffe und große Mengen an ungesunden Fetten, Zucker und Salz richten auf lange Sicht nur Schaden an. Oft gaukeln die Hersteller uns auch noch vor, wir hätten etwas Gesundes auf dem Teller. Dabei weiß man nur dann, was im Essen steckt, wenn man es selbst zubereitet hat.

Zucker und Süßgetränke

Zucker (z.B. Saccharose, Glukose und Fruktose) aus Brötchen, Nudeln, zuckerreichem Obst oder gesüßten Getränken gilt als entzündungsfördernd. Einige Studien belegen, dass zu viel Zucker das Mikrobiom im Darm schädigt. Außerdem springt nach Zuckerkonsum das Belohnungssystem in unserem Gehirn an und möchte mehr davon. Zucker hat also das Potenzial, süchtig zu machen.

Weizenprodukte und Gluten

Gluten als Bestandteil von Getreide kann Entzündungsprozesse im Dünndarm auslösen, vor allem bei einer bestehenden Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) oder einer entzündlichen Darmerkrankung. Viele Menschen reagieren allerdings gar nicht unbedingt auf das Gluten im Getreide empfindlich, sondern auf die ebenfalls enthaltenen Fruktane – das sind vergärbare Mehrfachzucker wie zum Beispiel Inulin.

Lektine und Phytinsäure

Auch in Gemüse und Obst gibt es Wirkstoffe, die eher entzündungsfördernde Eigenschaften besitzen. Lektine aus Bohnen, Tomaten oder Weizen sowie Phytinsäure aus Getreide, Hülsenfrüchten oder Schwarztee können zum Beispiel kritisch werden.

Alkohol

Alkoholische Getränke beziehungsweise Ethanol sind potenziell entzündungsfördernd, vor allem Leber und Magen leiden darunter. Zudem enthalten Wein, Bier und Co. fast so viele Kalorien wie Fett, machen hungrig und damit langfristig dick.

Risikofaktor Übergewicht

Übergewicht ist doppelt ungünstig bei Arthrose, weil jedes Kilo zu viel die tragenden Gelenke belastet. Die Knie müssen dann nicht nur beim normalen Gehen das Mehrgewicht abfedern. Geht man eine Treppe hinunter, summiert sich die Belastung sogar noch. Außerdem wissen wir heute, dass das Bauchfett, das sich bei Überernährung um die inneren Organe anlagert, wie eine eigene Hormondrüse funktioniert. In den Fettzellen am Bauch (auch „viszerales Fett“ genannt) entstehen viele gesundheitsschädliche Stoffe, die Entzündungen fördern. Man nennt das dann eine „systemische“ Entzündung, die bei einer Arthrose eben auch den Knorpel schädigt. Der Hausarzt kann das bei einer Blutuntersuchung erkennen, wenn das C-reaktive Protein erhöht ist. Meist ist auch die Konzentration von Interleukin-1 und -6, Leptin und TNF (Tumornekrosefaktor) zu hoch. Diese Botenstoffe lassen den Blutdruck ansteigen und fördern unterschwellige Entzündungen. Auch das Risiko für bestimmte Tumorarten steigt.

Gestörte Darmflora durch Übergewicht

Hinzu kommt, dass sich die Zusammensetzung der Darmflora bei starkem Übergewicht verändert. Entzündungsfördernde Darmbakterien vermehren sich und befeuern die systemische Entzündung. Gesunde Bewohner des Mikrobioms wie etwa Bifidobakterien fehlen dagegen fast komplett. Das zeigte eine 2018 erschienene Untersuchung der Universität von Rochester. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass unverdauliche Präbiotika (beispielsweise aus Chicorée oder Artischocken) hilfreich sein können, um den entzündungsbedingten Knorpelabbau zu verlangsamen. Diese Präbiotika nähren die nützlichen Darmbakterien, die die schädlichen Bakterien verdrängen. So wird die Entzündung gelindert. Die Experten vermuten, dass ein gestörtes Mikrobiom die Wurzel von mehreren durch Übergewicht verursachten Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Arthrose sein könnte.

Stark gegen Schmerzen

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