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„Bei dem alten Knacker möchte ich auch nicht gern meine Brötchen verdienen müssen“, meinte Inspektor Faber lachend, als er im Wagen des Kommissars von der Villa Brinkmann abfuhr. „Der ist noch gewohnt, alle herumzukommandieren und strammstehen zu lassen. Wenn ich sein Sohn wäre, dann…“

„Dann würden Sie nicht anders handeln als der junge Brinkmann“, fiel ihm der Kommissar ins Wort. „Der alte ist immer noch Chef, und wenn sein Sohn das alles einmal übernehmen soll, muss er eben manchmal in den sauren Apfel beißen.“

„Aber Sie, Chef“, meldete sich Fabers jüngster Kollege zu Wort, “Sie brauchen doch vor dem Alten nicht zu buckeln.“

„Hab ich das, Spier?“

„Sie haben sofort nachgegeben, als der Alte den Innenminister erwähnte.“

„Der Innenminister ist auch Chef der Polizei. Vergessen Sie das nicht!“

„Gerade deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass er die Polizei in ihrer Arbeit behindert.“

„Behindern würde ich das gerade nicht nennen, Spier. In zwei Monaten wird der neue Landtag gewählt. Da kann der Innenminister gerade jetzt am allerwenigsten einen Skandal gebrauchen.“

„Was für ein Skandal?“

„Nun, nehmen wir an, die Entführer bekommen Wind davon, dass die Polizei sich eingeschaltet hat. Was dann?“

„Dann werden sie sich wahrscheinlich so bald nicht trauen, das Kind gegen das Lösegeld auszutauschen“, fiel Faber ein.

„Richtig“, nickte Kadok, “und dann würde alle Welt sagen: Die Polizei ist schuld.“

„Es kann aber genauso gut sein“, entgegnete Spier, „dass die Polizei das Kind und die Verbrecher findet, noch ehe der Termin zur Zahlung des Lösegeldes verstrichen ist.“

„Ja, das kann sein“, antwortete Kadok nachdenklich. „Es kann aber auch sein, dass den Gangstern der Boden zu heiß wird. Sie wechseln dauernd ihren Aufenthaltsort und melden sich mal von hier, mal von dort – ständig in Gefahr, von der Polizei überrumpelt zu werden. Ein kleiner Junge von vier Jahren muss dabei für sie wie ein Klotz am Bein sein. Sie sind beweglicher und darum weniger in Gefahr ohne den Jungen. Also bringen sie ihn um, verscharren seine Leiche – und erpressen die armen Eltern nach wie vor durch Anrufe oder Briefe. Und wenn wir sie dann eines Tages endlich schnappen – ohne das Kind? Dann wird man nicht viel darüber reden, dass die Polizei die Verbrecher gefasst hat. Das erwartet man von der Polizei, das ist ihre Pflicht. Nein, man wird viel mehr über das arme, unschuldige Kind reden und der Polizei die Schuld dafür geben, dass es ermordet wurde.“

Die letzten Worte hatte der Kommissar nicht ohne Verbitterung gesprochen, aber schon im nächsten Augenblick schüttelte er die Erregung mit einem Achselzucken ab und seufzte:

„Tja, so ist das nun mal, wenn man bei der Kriminalpolizei ist. Berufsschicksal!“

„Sie sehen die Sache zu schwarz, Chef“, wandte Spier ein.

„Ich gäbe Ihnen gern recht, wenn ich könnte. Zu ärgerlich, dass wir so viel Zeit verlieren - gerade jetzt, wo die Fährte noch heiß ist.“

„Können wir nicht trotzdem schon etwas unternehmen?“, fragte Faber. „Ich meine, auf eigene Kappe?“

„Nein, warten wir erst ab, was die Brinkmanns beschließen.“

„Das kann ich mir schon denken“, sagte Spier missmutig.

„Ich leider auch“, seufzte Kadok. „Aber wir können inzwischen versuchen, dem alten Brinkmann zuvorzukommen.“

Faber horchte auf. „Womit, Chef?“

„Der Innenminister und der Polizeipräsident sind frühere Studienkollegen. Ich werde den Polizeipräsidenten bitten, beim Minister anzurufen – in unserem Sinne. Wenn dann der alte Brinkmann beim Minister anruft -“

„Sie glauben, dass er das tut?“

„Ich bin überzeugt davon, Spier. Wenn er ihn also anruft, vielleicht gelingt es dann dem Minister, ihn zu überzeugen, dass in einem solchen Fall die Polizei eingeschaltet werden muss.“

Vom Golfplatz verschwunden

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