Читать книгу Wolfsnacht - Helmut Höfling - Страница 4
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ОглавлениеLuftschutzwart Schmeer brauchte niemanden zu wecken. Das Geheul der Sirenen hatte alle Leute im Haus aus dem Schlaf gerissen, auch das Pärchen im obersten Stock.
„Was ist denn los, Mädchen?“, fragte der junge Mann seine Freundin, die aus dem Bett sauste, als habe man einen Eimer kaltes Wasser über sie gegossen.
„Alarm! Das hörst du doch.“
Sie hatte als Erstes auf den Lichtschalter neben der Tür gedrückt.
„Knips doch das Licht aus!“, fuhr er sie an.
„Dann find ich doch nichts im Kleiderschrank.“
Der junge Mann hatte sich im Bett halb aufgerichtet. Er schaute gerne zu, wie seine Hanne vor dem Schrank stand und ein Kleid vom Bügel nahm.
„Mach keine Zicken und komm wieder ins Bett!“, sagte er verlangend.
Sie schüttelte den Kopf und suchte hastig ihre Sachen weiter zusammen, als plötzlich jemand vom Hof aus wütend brüllte:
„Licht aus!“
„Da hörst du’s“, sagte der junge Mann grinsend. „Das Fenster steht auf – und du machst Licht.“
„Ich hab nicht dran gedacht, dass nicht verdunkelt ist.“
„Licht aus!“, klang es erneut.
„Ja doch, verdammter Hosenscheißer!“, rief der junge Mann dem Unbekannten zu. Er schloss selbst das Fenster und ließ den Verdunkelungsrolladen herunter. Jetzt fiel kein Lichtschein mehr nach draußen.
„Die Arschlöcher sind alle hysterisch“, sagte er zu seiner Freundin Hanne.
„Danke! Ich möchte keine Bombe auf den Kopf kriegen.“
Mit dem einen Arm, den ihm die Granate in der Schlacht auf der Krim nicht weggerissen hatte, zog er das Mädchen an sich.
„Ach, komm doch endlich wieder ins Bett, Hanne.“
„Nein, Günther, geh mit mir in den Luftschutzkeller.“
Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber als er sie wild küsste, erlahmte ihr Widerstand.
„Komm schon“, flüsterte er, „ich bin grad so richtig in Fahrt. Und wenn wir schon hops gehen müssen, dann lieber im Bett als da unten im Keller mit den Idioten…“