Читать книгу Leo, der gähnende Löwe, und seine Abenteuer - Helmut Höfling - Страница 2
Die Löweneltern haben Sorgen
ОглавлениеIn Afrika lebten ein Löwenpapa und eine Löwenmama, die ein Löwenkind hatten. Sie waren sehr stolz auf ihren kleinen Leo, so hieß nämlich das Löwenkind. Die Eltern hatten ihm den Namen des Großvaters gegeben, der einmal der mutigste und stärkste Löwe in ganz Afrika gewesen war, und sie hofften, ihr kleiner Leo werde später auch so berühmt sein wie sein Großvater. Aber Leo machte ihnen nicht nur Freude, sondern auch Sorgen - wie alle Kinder ihren Eltern.
Eines Vormittags saßen die Löweneltern vor dem mächtigen Stamm des Affenbrotbaumes, wo sie sich am liebsten aufhielten, und unterhielten sich über ihr Kind.
„Hast du auch bemerkt“, sagte die Löwenmama zu ihrem Mann, „dass unser kleiner Leo in der letzten Woche wieder tüchtig gewachsen ist?“
„Na klar!“, antwortete der Löwenpapa mit funkelnden Augen. „Sogar ein ordentliches Stück!“
„So groß wie unser Kind ist kein anderer junger Löwe in dem Alter.“
„Und was er schon für Pranken hat!“
„Dabei rührt er kein Fleisch an, obwohl ich ihm immer die besten Stücke anbiete.“
„Ja, sonderbar!“, brummte der Löwenpapa. „Als ich so alt war wie er, habe ich nie genug zu futtern kriegen können.“
„Dafür schnuppert unser Leo lieber an Blumen herum“, seufzte die Löwenmama.
„Oder er schüttelt sich Kokosnüsse von den Palmen und verschmaust sie wie Leckerbissen. Es ist einfach nicht zu fassen!“
„Brrr!“, machte die Löwenmama und verzog das Gesicht, als habe sie auf Pfefferkörner gebissen. „Mir wird schon übel, wenn ich nur daran denke.“
„Woher mag er nur diese Angewohnheiten haben?“
„Von mir bestimmt nicht!“
„Von mir aber auch nicht.
„In meiner Familie ist kein Pflanzenesser gewesen“, fügte die Löwenmama nachdrücklich hinzu.
„Glaubst du vielleicht in meiner?“
„Natürlich nicht, sonst hätte ich dich erst gar nicht geheiratet.“
Das leuchtete dem Löwenpapa ein. „Jaja“, nickte er und fuhr dann nachdenklich fort: „Ich muss mal ein ernstes Wort mit ihm reden.“
„Ja, tu das.“
„Am besten sofort. Wo steckt er eigentlich?“
„Ich hab ihn vorhin weggeschickt“, erklärte die Löwenmama.“
„Wohin?“
„Zum Spielplatz, wo die anderen Löwenkinder sind.“
„Das ist gut. Er soll nicht so viel allein sein, sondern mit den anderen Löwenkindern spielen. Dann verliert er vielleicht eher seine Eigenheiten.“
„Soll ich ihn holen?“
„Nein, lass uns lieber zusammen hingehen und ihn suchen.“
Der Löwenpapa und die Löwenmama erhoben sich also und trotteten zum Spielplatz hinüber. Dort ging es recht munter zu. Mehrere Löwenkinder jagten gerade einen Hasen, der ängstlich durchs hohe Gras flüchtete.
Wohlwollend schaute der Löwenpapa dem Treiben zu und meinte: „Das ist das richtige Spiel für Löwenkinder: Hasen jagen. Wir Löwen sind nun mal geborene Jäger, und früh übt sich, wer ein Meister werden will.“
„Aber unser Leo ist gar nicht dabei“, bemerkte die Löwenmama.
Der Löwenpapa runzelte die Stirn. Tatsächlich! Alle anderen Löwenkinder jagten hinter dem Hasen her - nur der kleine Leo nicht. Er lag unter einem Affenbrotbaum im Gras und schlief.
„Und so was nennt sich nun mein Sohn!“, fauchte der Löwenpapa außer sich. „Ich - ich könnte mir die Mähne ausraufen!“
„Lass uns hingehen und ihn wecken.“
„Ich will ihm mal gehörig den Marsch blasen, jawohl, das werde ich!“
„Aber tu ihm nicht weh!“
„Unsinn!“, brummte der Löwenpapa und eilte entschlossen auf den schlafenden kleinen Löwen zu. Dabei machte er so große Schritte, dass seine Frau Mühe hatte, ihm zu folgen.