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Beim Jagen gähnt man nicht

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Die Sonne war noch nicht untergegangen, als die Löweneltern mit Leo zur Tränke aufbrachen. Dort verbargen sie sich hinter einem Gebüsch in der Nähe des Wasserlochs und warteten.

Sie lagen noch nicht lange auf der Lauer, als sich vorsichtig ein Rudel Gazellen näherte. Argwöhnisch schnupperten sie die Luft ein, ohne zu merken, dass ihr schlimmster Feind, der Löwe, sie aus dem Hinterhalt beobachtete - sogar drei Löwen! Die Gazellen schienen sich ganz sicher zu fühlen und tranken in aller Ruhe das trübe Wasser.

Gepackt vom Jagdfieber belauerten die beiden großen Löwen die Herde. Nur Leo, das Löwenkind, fand es langweilig, so lange mucksmäuschenstill zu liegen und zu warten. Er musste sich schwer zusammenreißen, um gegen den Schlaf anzukämpfen.

Gerade als ihm die Lider wieder vor Müdigkeit zuzufallen drohten, drehte sich der Löwenpapa zu ihm hin und flüsterte:

„Noch etwas Geduld, Leo. Wir müssen warten, bis die Herde sich satt getrunken hat und zurückkommt. Dann nehmen alle Gazellen ihren Weg hier dicht an unserem Gebüsch vorbei. Auf mein Zeichen springst du auf und jagst eine Gazelle - deine Gazelle! Hast du verstanden, Leo?“

„Ja, Papa.“

„Und verhalte dich genauso, wie wir es dir vorhin erklärt haben“, ermahnte ihn die Mutter.

Der kleine Löwe nickte. „Ja, Mama.“

Leo musste sich also noch etwas gedulden. Noch nie hatte er sich so gelangweilt wie jetzt auf der Jagd. Viel lieber hätte er geschlafen oder an Blümchen geschnuppert, als auf die Gazellen aufzupassen.

„Jetzt haben sie endlich ihren Durst gestillt“, flüsterte die Löwenmama nach einiger Zeit, die Leo wie die Ewigkeit vorgekommen war.

Tatsächlich verließ die Herde die Tränke. Dabei schlugen die Tiere den Weg ein, der dicht am Gebüsch vorbeiführte, hinter dem die Löwenfamilie versteckt lag.

Dem Löwenpapa zitterten vor Aufregung die Schnurrhaare, als er feststellte: „Sie kommen näher.“

„Für Leo sind sie aber noch zu weit“, meinte die Mutter. „Wenn er jetzt aufspringt, um sich auf eine Gazelle zu stürzen, dann laufen sie alle davon, und du weißt ja, dass sie schneller rennen können als wir.“

„Ja, darum wollen wir weiter geduldig hier hinter dem Busch warten.“

So sprachen die Löweneltern, die ihre Jagdleidenschaft kaum noch zügeln konnten.

Leo dagegen langweilte sich immer mehr, selbst als die Gazellen jetzt herankamen. Jeden Augenblick musste sein Vater ihm das verabredete Jagdzeichen geben: einen leichten Schlag mit dem Schweif.

Der kleine Löwe wartete und wartete. Schon dutzendmal hatte er die Herde von vorn und hinten gezählt, nur um nicht vor Langeweile einzunicken.

Als er gerade mal wieder von neuem anfing, geschah es: Erst warf er nur die Zahlen durcheinander, doch dann sperrte Leo, das Löwenkind, sein Maul auf und - gähnte! - gähnte aus tiefster Seele!

„Bist du verrückt geworden, Leo“, schalt ihn sein Vater, „jetzt zu gähnen!“

„Aber wenn ich doch gähnen muss“, verteidigte sich Leo und gähnte nur noch lauter.

Schon als Leo zu gähnen begann, hatten die Gazellen die Ohren gespitzt. Nur einen Augenblick stutzten sie, dann hatten sie erkannt, dass dieses Gähnen von einem Löwen stammte. In wilder Flucht stoben sie davon - in die Savanne hinein.

Vor Wut über diese missglückte Jagd sträubten sich die Haare des Löwenpapas wie die Stacheln eines Igels.

„Ich könnte mich selbst in Stücke reißen!“, fauchte er.

Leo gähnte noch immer. „Warum denn, Papa?“

„Auf der Jagd zu gähnen, als wolltest du die ganze Welt verschlingen.“

„Aber wenn ich doch gähnen muss“, wiederholte Leo zu seiner Entschuldigung.

„Ein Löwe gähnt niemals auf der Jagd.“

„Dann bin ich also doch kein Löwe“, behauptete Leo frohen Herzens.

Die Löwenmama lächelte nachsichtig. „Doch, Leo, doch, du bist ein Löwe.“

„Aber kein richtiger“, knurrte der Löwenpapa, „und ich glaube auch nicht, dass jemals ein richtiger Löwe aus dir wird. Wer weiß, ob du überhaupt mal was Ordentliches wirst.“

Man merkte es dem Löwenpapa an, dass er sich ärgerte und sich zugleich auch Sorgen machte um die Zukunft seines kleinen Leo. Er konnte ja nicht ahnen, wie weit es sein Sohnemann noch im Leben bringen sollte.

Leo, der gähnende Löwe, und seine Abenteuer

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