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In der Patsche

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Erst jetzt merkte Leo, was er angerichtet hatte, und schlug sich zur Strafe mit der Pfote aufs Maul, als er zum dritten Mal gähnen wollte.

Ich Dummkopf, ich Trottel, schalt der kleine Löwe sich selbst. Immer muss ich gähnen und andere erschrecken. Dabei bin ich doch gar kein Löwe wie andere Löwen, und fressen will ich erst recht niemanden. Ich mag doch nur Kokosnüsse, Bananen und frische Milch.

Um die schwarzen Kinder, die er durch sein Gähnen so sehr erschreckt hatte, wenigstens halbwegs wieder zu versöhnen, rief er ihnen zu:

„Bleibt doch hier, Freunde, ich tu euch nichts, bestimmt nicht! Ich möchte nur gern mit euch spielen.“

Aber die Kinder hörten ihn nicht mehr, so weit waren sie schon davongerannt. Wie leer gefegt sah die Böschung aus. Nur das Fass war übriggeblieben und lag umgekippt im Sand.

Nein, nein, die Kinder kommen bestimmt nicht mehr zurück, brummte Leo vor sich hin, und spielen werden sie erst recht nicht mit mir. Dazu habe ich sie zu sehr erschreckt. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als allein zu spielen. Ich möchte zu gern mal ausprobieren, wie das ist, so mit dem Fass die Böschung hinunterzurollen.

Der kleine Löwe gab sich entschlossen einen Ruck, trabte auf das leere Fass zu und richtete es auf, so wie er es vorhin bei den Kindern gesehen hatte. Dann stieg er hinein, langte nach dem Deckel und zog ihn von innen auf die Öffnung des Fasses hinab.

So, das Fass ist zu, dachte er. Jetzt muss ich nur noch dafür sorgen, dass es auch die Böschung hinunterrollt.

Da niemand da war, der das Fass umkippen und anschubsen konnte, wackelte der kleine Löwe im Innern so ungestüm hin und her, bis es umstürzte und den Abhang hinabkullerte. Dabei rollte es schneller und schneller, so dass Leo begeistert jauchzte:

„Ach, ist das schön! Ist das toll!“

Doch das dicke Ende sollte gleich kommen. Durch sein Wackeln hatte Leo dem Fass so viel Schwung gegeben, dass es nicht unten im Sand liegenblieb wie vorhin bei den schwarzen Kindern. Es rollte vielmehr immer weiter und weiter - bis es das Ende des Ufers erreichte und in den Fluss hineinplumpste. Als Leo das Fass aufklatschen hörte, war ihm mit einem Schlag die Lust an dem neuen Spiel vergangen.

Jetzt ist es aus, dachte er, ganz aus! Ich gehe mitsamt dem Fass unter, und Papa und Mama sehe ich nie wieder. Ach, wenn ich doch nur die dummen Pfoten von dem Fass gelassen hätte!

Der kleine Löwe jammerte vor sich hin und zitterte dabei vor Angst und Schrecken.

Ob ich wohl den Deckel öffnen und zum Ufer zurückschwimmen kann? dachte er. Aber nein, ich habe ja noch nie versucht zu schwimmen. Ich bin doch so wasserscheu, und jetzt gleich beim ersten Mal in einer so reißenden Strömung...! Das schaffe ich nie. Lieber will ich ganz still hier im Fass hocken bleiben und sterben. Das tut bestimmt nicht so weh, als wenn mich die Wellen erst noch heftig hin und her werfen.

Während er schon die Augen schloss, um zu sterben, spürte er verwundert, dass sein Fass nicht sank, sondern wie ein Kahn auf den Wellen schaukelte. Ein Glück, dass er den Deckel fest zugemacht hatte! So konnte wenigstens kein Wasser ins Fass laufen.

Bald hatte das Fass die Mitte des Flusses erreicht und trieb mit der Strömung rasch abwärts.

Wenn ich Glück habe, spülen die Wogen das Fass irgendwo wieder ans Ufer, dachte der kleine Löwe. Dann brauche ich nur den Deckel zu öffnen und hinauszukriechen - und bin gerettet.

Mit dieser Hoffnung tröstete er sich. Aber Stunde um Stunde verstrich, und Leo wartete vergebens darauf, dass sein Fass knirschend im Ufersand stecken blieb. Vielmehr trieb es in der Strömung immer weiter abwärts: ein Spielball der Wellen.

Wie oft die Wogen das Fass gepackt und herumgewirbelt hatten, wusste der kleine Löwe schon gar nicht mehr. Erst hatte er mitzuzählen versucht, es aber dann satt bekommen. Zu toll drehte sich alles in seinem Kopf herum. Schließlich fühlte er sich so schwindlig, dass es ihm schlecht wurde.

Ermattet schloss der kleine Löwe die Augen und fiel bald in einen tiefen Schlaf.

Leo, der gähnende Löwe, und seine Abenteuer

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