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Die Kuh mit dem Hinkebein

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Als Leo eines Tages wieder im Gras lag und an Blumen schnupperte, kam ein großer, bunt schillernder Schmetterling angeflogen. Furchtlos ließ er sich vor dem Löwenkind auf einer Blüte nieder und breitete die Flügel aus, um sich zu sonnen. Doch schon wenige Augenblicke später flatterte er wieder weiter, bald hierhin - bald dorthin.

Verzückt tapste das Löwenkind hinter ihm her und dachte: Wie schön wäre es, wenn auch ich wie ein Schmetterling von Blume zu Blume fliegen könnte.

Aber Leo war ja ein Löwe - und Löwen haben nun mal keine Flügel.

Da Leo nur noch Augen für den Schmetterling hatte, achtete er auch nicht auf den Weg. Er entfernte sich immer weiter von der Felsenhöhle, wo er mit seinen Eltern wohnte, und unentwegt schaukelte der Falter ausgelassen vor ihm her, bis er mit einem Mal seine Flügel besonders weit spannte und geradewegs auf die Sonne zu flatterte.

Der kleine Löwe schaute ihm so lange nach, bis er ihn schließlich aus den Augen verlor. Als Leo dann den Kopf wieder senkte und um sich blickte, erkannte er, dass er sich in einer Gegend befand, wo er noch nie gewesen war. Rechts vor ihm lag eine Viehfarm, und links davon dehnte sich das Weideland aus, auf dem Kühe grasten.

Büffel und Gnus hatte das Löwenkind in der Wildnis zwar schon gesehen, aber noch nie solche schwarzweiß gescheckten Tiere wie jene da vor ihm. Neben einigen Kühen hockten schwarze Männer auf einem Schemel, hielten einen Eimer zwischen den Beinen geklemmt und melkten. Auch das hatte Leo noch nie gesehen. Deshalb wollte er gern wissen, was dort vor sich ging.

Als jedoch die Schwarzen den Löwen erblickten, ließen sie erschrocken ihre Melkeimer fallen, sprangen auf und schrien wild durcheinander:

„Ein Löwe!“

„Rettet euch, ein Löwe!“

„Ein Löwe will uns fressen!“

„Hilfe! Hilfe!“

„Nichts wie weg von hier!“

„Ein Löwe!“

„Ein wilder Löwe!“

Unter solchen Schreckensrufen flohen die schwarzen Melker auf die Farmgebäude zu, während die frisch gemolkene Milch über die Weide floss. Auch die Kühne rannten davon - bis auf eine Kuh, die sich das linke Hinterbein verstaucht hatte und deshalb nicht gut laufen konnte.

„Halt, halt, ihr alle!“, rief Leo hinter ihnen her. „Bleibt doch stehen, ich tue euch ja nichts.“

Einen Augenblick lang blieben die Kühe auch tatsächlich stehen und glotzten ihn misstrauisch an. Doch als sich der kleine Löwe ihnen weiter näherte, flüchteten sie erneut.

Die Kuh mit dem Hinkebein, die nicht gut laufen konnte, drückte ihre Klauen fest in den Boden und senkte den Schädel mit den Hörnern, um sich bei einem Angriff wehren zu können.

„Bleibt doch endlich stehen!“, bat der kleine Löwe die Kühe von neuem. „Ich möchte euch nur guten Tag sagen. Vor mir braucht kein Tier Angst zu haben. Ich bin doch Leo.“

Als die Kühe den Namen hörten, machten sie plötzlich Halt und drehten sich um. Die Kuh mit dem Hinkebein hob den Kopf wieder und blickte das Löwenkind freundlich an. Neugierig trottete der kleine Löwe auf sie zu.

Leo, der gähnende Löwe, und seine Abenteuer

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