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FRIEDRICH II., HERZOG VON SCHWABEN

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Der später auch der »der Einäugige« genannte ältere Bruder Konrads III. wurde am 4. April 1090 geboren, herrschte ab 1152 im Herzogtum Schwaben und war offensichtlich niemals Konkurrent, sondern immer Verbündeter seines Bruders. Die beiden staufischen Brüder standen stets in gutem Einvernehmen. Friedrich II. sollte seine schwäbische Herzogswürde von seinem fünfzehnten Lebensjahr an bis zu seinem Tod im Jahre 1147, also 42 Jahre lang inne haben, was für mittelalterliche Verhältnisse eine äußerst lange Herrschaftszeit darstellte.

Herzog Friedrich baute gemeinsam mit Konrad III. die staufischen Territorien weiter aus, womit sie die Politik ihres verstorbenen Vaters fortsetzten. Friedrichs Kernzonen der Macht waren der Mittelrhein und das Elsass, wo er auch viele Burgen errichten ließ und einige Städte gründete.

Im Alter von 18 Jahren nahm Friedrich an einem Kriegszug gegen Koloman von Ungarn teil, begleitete 1110 und 1111 Kaiser Heinrich V. nach Rom, wo dieser eine Audienz beim Papst hatte. Da Herzog Friedrich zudem dem Kaiser während dessen Bedrohung durch oppositionelle Kräfte im Reich die Treue hielt, wurden er und Konrad im Jahre 1116 dadurch ausgezeichnet, dass sie für die Dauer der Italienfahrt des Kaisers als dessen Reichsverweser fungieren konnten. Die beiden Brüder nutzten diese Position dann auch gebührend aus und konnten den Besitz des staufischen Hauses auf Kosten anderer Geschlechter weiter ausdehnen.

Im Jahre 1120 heiratete Herzog Friedrich II. Judith, die Tochter des Welfen Heinrich des Schwarzen. Diese gebar ihm 1122 den Sohn Friedrich, der später den Beinamen Barbarossa erhalten sollte. Etwa im Jahre 1132 ging der Herzog nach dem Tod Judiths eine zweite Ehe ein und nahm Agnes von Saarbrücken zur Braut, was auch seine Machtbasis vergrößerte.

Nachdem Kaiser Heinrich V. gestorben und damit auch die männliche Erblinie des salischen Hauses ausgestorben war, gestaltete sich die Wahl eines Nachfolgers schwierig. Am 24. August 1125 versammelten sich die Fürsten des Reiches in Mainz, um einen würdigen Nachfolger zu bestellen. Herzog Friedrich II. scheint man dabei sehr große Chancen eingeräumt zu haben, zumal ihn angeblich Heinrich V. vor seinem Tod zu seinem Erben bestimmt haben soll. Das jedoch war zu jener Zeit und ist auch heute noch umstritten, da viele annahmen, der staufische Herzog sei nur dazu bestimmt worden, während der königslosen Zeit für Ordnung im Reich zu sorgen. Friedrich und sein Bruder Konrad hatten durch ihre Mutter Agnes nur die Ländereien der Salier geerbt.

Konrad war nicht bei der Wahl von 1125 anwesend, da er, sehr beeindruckt durch eine Mondfinsternis, eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen hatte. Er ersparte sich damit auch den Ärger, Zeuge der Niederlage seines Bruders bei der Königswahl zu werden. Die Mainzer Wahl verlief jedenfalls ziemlich chaotisch und aggressionsgeladen, da zu viele unterschiedliche Interessen im Spiel waren. Das Ergebnis der mehrfach tumultartigen Auseinandersetzungen war für die staufischen Brüder recht enttäuschend, da Herzog Lothar von Sachsen zum König gewählt wurde. Man sah allgemein als Ursache für den Sieg Lothars und die Niederlage des Staufers, der doch ursprünglich so viele Fürsten hinter sich gehabt hatte, den Einfluss der Kurie. Diese habe Angst davor gehabt, dass der Staufer die Politik der Salier in kirchlichen Belangen fortführen würde, während Lothar als treuer Sohn der Kirche galt.

Herzog Friedrich II. huldigte vorerst dem König, war dann aber nicht bereit, ihm den Lehenseid zu schwören. Rasch setzten heftige Auseinandersetzungen darüber ein, was als Königsgut und was als salisches Hausgut zu betrachten sei. Die beiden staufischen Brüder Friedrich und Konrad hatten ihr salisches Erbe inzwischen geteilt, wobei der Rhein als Grenze diente. Davon hätten sie nun Gebiete an König Lothar III. als Königsgut zurückgeben müssen, wozu sie aber nicht bereit waren.

Die Geduld König Lothars III. war nicht grenzenlos und er forderte im November 1125 die Staufer ultimativ auf, das Königsgut endlich von ihrem Hausgut abzutrennen und zu übergeben. Herzog Friedrich II. zeigte aber keine Reaktion, und der König verhängte daraufhin die Reichsacht über ihn und seinen noch immer abwesenden Bruder. Zu Beginn des Jahres 1126 fanden sich einige Fürsten, die bereit waren, militärisch gegen die Staufer vorzugehen. König Lothar konnte rasch große Teile der staufischen Gebiete besetzen, wagte aber keinen Angriff auf das schwäbische Kernland Friedrichs II. und seines Bruders. Diesen unternahmen schließlich die Welfen, die sich damit bereits als Feinde der Staufer positionierten. Allerdings erlitten sie dabei eine Niederlage, und König Lothar musste daraufhin die Belagerung des stauferfreundlichen Nürnberg abbrechen. Konrad III. war inzwischen längst aus dem Heiligen Land zurückgekehrt und beteiligte sich am Entsatz der belagerten Stadt. Diese Unfähigkeit des Königs, seine Interessen durchzusetzen, führte dazu, dass sich einige Fürsten von ihm abwandten. Aber Herzog Friedrich II. verlor während der Kämpfe ein Auge und war damit nach mittelalterlichem Empfinden nicht mehr als potentieller König geeignet, denn ein solcher musste körperlich unversehrt sein.

Spätestens, nachdem Konrad 1127 von seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land zurückgekehrt war, übernahm er die führende Rolle bei den Staufern und wurde zur treibenden Kraft. Friedrich II. trat immer mehr in den Hintergrund, blieb aber weiterhin aktiv und betätigte sich hauptsächlich als militärischer Führer. So eroberte er im Jahre 1128 Speyer, während sein Bruder in Italien überraschend erfolgreich agierte.

Bereits am 18. Dezember 1127 war Konrad von einigen Fürsten in Neuenburg zum Gegenkönig erhoben worden, was aber für ihn keinen Machtzuwachs, sondern die Reichsacht und den Kirchenbann mit sich brachte. Da Herzog Friedrich II. vorerst militärisch erfolgreich war, nützte »König« Konrad die Gunst der Stunde und zog mit seinem Anhang nach Oberitalien, wo er die reichen Mathildischen Güter als salisches Erbe unter seine Kontrolle bringen wollte. Da sich der Erzbischof Anselm von Mailand mit dem Papst zerstritten hatte, war er auch bereit, den Staufer Konrad am 29. Juni 1128 in Monza zum König von Italien zu krönen. Das Volk jubelte, und der Staufer übte seine königlichen Aufgaben mit überraschend viel Geschick und Verve aus. Konrad III. hielt auf den roncalischen Feldern einen Reichstag ab und verfügte Anordnungen über die Pflichten der Vasallen des Reiches. Zur Abschreckung ließ er einen rebellischen Grafen gleich hinrichten. Doch es war irgendwie klar, dass er sich ohne Absicherung aus Deutschland in Italien nicht lange würde halten können. Als im Jahre 1130 das Schisma zwischen den Päpsten Anaclet II. und Innozenz II. ausbrach, erwartete Konrad, dass einer von beiden mit ihm ein Bündnis eingehen würde. Doch die verfeindeten Päpste wandten sich gegen ihn als Eindringling in Italien. Da die Entwicklung in Deutschland auch nicht sehr vielversprechend verlief, entschloss sich Konrad schließlich, Italien zu verlassen und über die Alpen zurückzukehren.

König Lothar III. brachte 1130 das wichtige Speyer wieder in seinen Besitz und schon bald verloren die Staufer auch Nürnberg und dessen Umgebung. 1131 ging das Elsass verloren und so sahen sich die staufischen Brüder auf Schwaben und Ostfranken abgedrängt. Sie hatten dann das Glück, dass sich König Lothar anderen Aufgaben zuwandte und auf weiteres militärisches Vorgehen gegen sie verzichtete. Lothar wurde im Jahre 1133 in Rom zum Kaiser gekrönt, was seine Stellung im Reich natürlich weiter verstärkte. Die staufischen Brüder sahen sich nun vollends in der Defensive. Wie nicht anders zu erwarten, ging Lothar III. 1134 wieder in die Offensive gegen die aufsässigen Staufer. Friedrich II. konnte sich gegen einen Angriff des Königs von Norden und Heinrichs des Stolzen von Süden aus nicht behaupten. Er warf sich Lothar III. im Frühjahr des Jahres 1135 im Büßergewand vor die Füße. Auch sein Bruder Konrad musste diese Unterwerfung im Herbst vollziehen. Der König nahm die staufischen Brüder gegen ein Treueversprechen und die Zusage der Unterstützung für seine Fahrt nach Italien wieder in seine Huld auf. Die Staufer hatten eine Niederlage erlitten, doch ihren Besitz und ihre Anwartschaft auf künftiges Königtum gewahrt. Sie wurden auch vom Kirchenbann gelöst.

Von nun an blieb Konrad ein treuer Gefolgsmann des Kaisers, den er zuvor bekämpft hatte. Er folgte Lothar III. im Jahre 1136 auf dessen Zug nach Italien und hatte dabei die Rolle des kaiserlichen Bannerträgers inne. Das brachte ihm großes Ansehen, das er durch seine erfolgreichen kriegerischen Leistungen noch weiter steigerte. So schlug er am 8. November 1136 die Verteidiger von Pavia so vernichtend, dass die Stadt am nächsten Tag kapitulierte. Im Frühjahr 1137 eroberte er das Kastell Ragnano bei Siponto und belagerte San Angelo auf dem Monte Gargano. Neben seiner militärischen Tätigkeit kümmerte sich Konrad auch um die Politik, und es gelang ihm, die Freundschaft von Papst Innozenz II. zu erringen. Dabei kam ihm auch seine gute Beziehung zum Erzbischof Albero von Trier zugute, der das volle Vertrauen des Papstes genoss. Der wichtigste Grund der Bemühungen des Staufers um das Wohlwollen der Kurie war sicher die Absicht, die Kirche bei seiner möglichen Königswahl hinter sich zu wissen. Jeder wusste, dass Lothar III. alt und krank war und seine einzige Tochter an Herzog Heinrich den Stolzen von Bayern verheiratet hatte. Der Papst und seine Ratgeber fürchteten die Nachfolge des Welfen im Reich, was Konrad III. nur noch interessanter machte.

Der Tod König Lothars III. Ende 1137 brachte die Wende, und es zeigte sich, dass die Politik Konrads und seines Bruder gefruchtet hatte. Die Staufer wurden jetzt die Erben des deutschen Königtums. Doch Herzog Friedrich musste zurückstehen, und sein Bruder Konrad stand jetzt im Brennpunkt der Macht und der Aufmerksamkeit und konnte schließlich die Königswürde erringen.

Herzog Friedrich II. wurde als »kräftig, wenn auch nicht immer mit Glück« beschrieben, der »eine treue Stütze seines stets mit ihm einträchtig lebenden Bruders« gewesen sei. »Kriegerische Tapferkeit, Geschäftsklugheit, Leutseligkeit und Freigebigkeit« wurden ihm nachgerühmt. (Chr. Fr. v. Stälin 1878, S. 34) Bei allen Unternehmungen stand der Herzog seinem Bruder tatkräftig zur Seite, solange es seine Kräfte zuließen. Es stellt sich überhaupt die Frage, ob Konrad seine Königswürde überhaupt ohne Friedrich erreicht hätte. Der bereits sehr kranke Herzog übertrug 1146 im Angesicht seines nahenden Endes seinem Sohn Friedrich (Barbarossa) die Verwaltung seines Landes und den Schutz seiner zweiten Gemahlin und ihrer Kinder. Doch sein königlicher Bruder gab diesem die Erlaubnis zur Teilnahme am Kreuzzug, was den Herzog mit tiefem Schmerz erfüllt und vielleicht seinen Tod beschleunigt haben soll.

Als Herzog Friedrich II. 1147 in Alzey starb, folgte ihm sein Sohn Friedrich (Barbarossa) offiziell als Amtsinhaber nach. Und er sollte schon fünf Jahre später nach dem Willen seines Onkels Konrad III. den deutschen Königsthron besteigen. Beerdigt wurde der Bruder des Königs, der selbst um ein Haar König geworden wäre, im Kloster St. Walpurgis, das in der Nähe der von ihm gegründeten Stadt Hagenau liegt.

Die Staufer

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