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DIE ANFÄNGE UND DER AUFSTIEG DER STAUFER

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»Dunkler Ursprung, glänzendes Wachstum und jammervoller Untergang haben den Hohenstaufen, durch großartige Eigentümlichkeit ausgezeichnet, ein bleibendes Gedächtnis verschafft.« (Friederich Kortüm)

Wie über viele später sehr bedeutende Herrscher- und Adelsgeschlechter ist auch über die Abstammung und die Herkunft der Staufer wenig bekannt, und selbst das wenige Bekannte ist schwer verifizierbar bzw. widersprüchlich. Die frühen väterlichen Ahnen der Staufer waren so unbedeutend, dass es so gut wie keine Form von schriftlicher Überlieferung über sie gibt. Sogar ihre Namen sind teilweise umstritten. Von Barbarossas Urgroßvater Friedrich von Büren ist zumindest etwas mehr als der Name bekannt. Auch seine Hochzeit mit einer gewissen Hildegard ist überliefert. Friedrich von Büren war einer der Herren von Büren, die fast alle Friedrich hießen die eine kleine Burg in einem fruchtbaren Tal und eine wohl sehr überschaubare Zahl von Untertanen ihr Eigen nannten. Diese Burg lag vermutlich nordöstlich der Ortschaft Wäschenbeuren im heutigen südwestdeutschen Landkreis Göppingen.

Die ersten Staufer sollen von den Grafen des Riesgaus im Nordosten des mittelalterlichen Stammesherzogtums der Schwaben abstammen. Diese Grafen dürften mit den bayerischen Sieghardingern verwandt gewesen sein und somit ihre Wurzeln nicht in Schwaben, sondern in Bayern oder sogar in Salzburg gehabt haben. Die Riesgau-Grafen hatten auch den Leitnamen Friedrich und wurden 987 in einer Urkunde Kaiser Ottos III. erwähnt. Es gibt aber auch die Vermutung, die Staufer seien ursprünglich ein elsässisches Geschlecht gewesen. Es ist fraglich, ob die genaue Herkunft dieser später so bedeutenden Herrscherfamilie jemals geklärt werden kann.

Unser Wissen über die frühen Staufer geht vor allem auf eine genealogische Aufstellung zurück, die Kaiser Friedrich I. Barbarossa während seiner Herrschaft anfertigen ließ. Dabei wurde auch der erste Staufer erwähnt, der namentlich bekannt war. Er hieß natürlich auch Friedrich und seine Schwester soll einen Gaugrafen im Breisgau mit dem Namen Berthold geheiratet haben. Dieser erste bekannte Friedrich hatte einen Sohn, der natürlich auch Friedrich hieß und für die Zeit zwischen 1053 bis 1069 als Pfalzgraf in Schwaben und Graf im Riesgau erwähnt wurde. Er soll seine Tage als Mönch in einem Benediktinerkloster beschlossen haben. Von den Kindern des Grafen kam dann dessen Sohn Friedrich von Büren, der später nach der schon erwähnten Burg benannt wurde, zu gewissen Ehren. Dieser Staufer lebte ungefähr zwischen 1020 und vermutlich nur 1053 oder 1054, wurde also nicht allzu alt. Dennoch hat man ihm später die Rolle eines Stammvaters des Geschlechts angedichtet.

Ganz so unbedeutend dürften die Staufer schon seit Mitte des 11. Jahrhunderts nicht mehr so gewesen sein, denn sie verbanden sich einige Male durch Heirat mit durchaus angesehenen anderen Adelsfamilien. Doch die territorialen Besitzungen der Staufer scheinen sehr lange recht bescheiden gewesen zu sein. Man vermutet, dass sie außer das kleine Gebiet um Büren noch Ländereien bei Lorch, Hagenau sowie in und um Schlettstadt ihr Eigen nannten.

Friedrich von Büren heiratete irgendwann zwischen 1042 und 1050 Hildegard, die Tochter des Grafen Gerhard III. von Egisheim-Dagsburg. Hildegard entstammte damit einer recht vornehmen und alten Familie des Elsass. Immerhin war ihr Onkel väterlicherseits Bischof Bruno von Toul, der es später sogar als Leo IX. zum Papst brachte. Außerdem brachte Hildegard als »gute Partie« bedeutende Güter im Unter- und Oberelsass in die Ehe mit. Durch diesen Zuwachs an Familienbesitz wurden die Staufer natürlich aufgewertet. Das Paar hatte gemeinsam mindestens sechs Kinder, davon fünf Söhne, von denen der Sohn Friedrich der bedeutendste werden sollte. Auch wenn Friedrich von Büren schon in sehr jungen Jahren starb, so ist es wohl der starken Persönlichkeit seiner Witwe Hildegard zu verdanken, dass seine Nachkommen »Karriere« machten und einen bedeutenden gesellschaftlichen und machtpolitischen Aufstieg erlebten.

Hildegard von Egisheim, die auch manchmal in der Literatur als »Hildegard von Schlettstadt«, benannt nach ihrer Grablege, aufscheint, dürfte eine sehr interessante Frau gewesen sein. Eine Legende berichtet, dass die Errichtung der »Wäscheburg« bei Wäschenbeuren auf ihre Initiative hin erfolgt sei. Aus dem Namen der Burg soll sich später der Name »Büren« abgeleitet haben. Das Grab von Hildegard wurde 1892 in der Krypta des Klosters St. Fides in Schlettstadt gefunden. Die Überreste der Verstorbenen, die das für ihre Zeit beachtliche Alter von vermutlich 66 Jahren erreicht hatte, waren mit einer dicken Schicht aus Kalk bedeckt, weswegen man annahm, dass sie an einer Seuche (evtl. Pest) starb. Die Gesichtszüge Hildegards hatten sich im Kalk abgedrückt und somit erhalten. Abgüsse davon zeigen eine beeindruckende Totenmaske, die das einzige lebensechte Porträt eines mit dem Namen bekannten Menschen des Mittelalters darstellt. Das Gesicht der Frau wirkt noch im Tode recht energisch und geistvoll. Einiges davon dürfte sich wohl auf ihren Sohn Friedrich übertragen haben.

Das Geschlecht der Staufer erfuhr durch diesen Sohn Friedrichs von Büren und Hildegards von Egisheim mit einem Male eine ziemliche und nach allem möglicherweise unerwartete Standeserhöhung, die in erster Linie den politischen Umständen zu verdanken war. Im Jahre 1079 belehnte der umstrittene und von seinen Gegnern bedrängte Salier-König Heinrich IV. den Staufer Friedrich I. mit dem Herzogtum Schwaben und verheiratete ihn mit seiner Tochter Agnes. Mit einem Schlag waren die kleinen Grafen, über die kaum Nachrichten überliefert wurden, in den Rang von Reichsfürsten aufgestiegen. Die Staufer galten nun als wichtige Verbündete des salischen Königshauses.

Die Staufer

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