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Vorwort

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Es gibt wenige deutsche Romanfiguren, die so bekannt und beliebt sind wie ‚Winnetou‘. Fast jeder Deutsche weiß, dass es sich hier um einen edlen Indianer handelt, und nicht wenige können auch vieles von ihm erzählen. Karl Mays Winnetou hat nicht nur Millionen Leser, sondern ist auch bis heute in allen Medien präsent.

Es ist daher sehr zu begrüßen, dass Helmut Schmiedt der Winnetou-Trilogie, die schon unter vielen Einzelaspekten literarisch gewürdigt worden ist, eine erste umfassende Werkmonografie widmet. Er analysiert den Roman in allen seinen Facetten: von der Entstehungsgeschichte und der Erzähltechnik sowie dem Figurenpersonal bis hin zu den Wertvorstellungen, die der Autor seinen Lesern vermitteln will. Das alles wird vor dem Hintergrund der Literatur- und Geistesgeschichte entfaltet und in seiner „Botschaft“ auch ideologiekritisch gewürdigt. Auch der Jahrzehnte nach dem Tod Winnetous spielende vierte Band und die Rezeptionsgeschichte des Werkes werden in die Darstellung einbezogen.

Mit Recht verzichtet Schmiedt auf eine Gesamtcharakteristik des Werkes und hebt seine Komplexität hervor. Der Roman schildert spannende Kampfhandlungen, predigt aber auch Liebe und Versöhnung; May geißelt die Vernichtung der indianischen Kultur, geht aber auch von der Überlegenheit europäischer und speziell christlicher Werte aus; er bestätigt das zu seiner Zeit herrschende Verständnis von der Rolle der Frau, lässt aber doch auch emanzipatorische Tendenzen erkennen. Aus diesen und vielen anderen Gegensätzlichkeiten ergibt sich eine Komplexität des Gesamttextes, die den Roman über die spannenden Handlungszusammenhänge hinaus zu einem Spiegelbild der widerstreitenden geistigen und sozialen Strömungen seiner – und vielfach auch noch unserer – Zeit macht. Es ist freilich unverkennbar, dass die Gestaltung eines von staatlicher Bevormundung freien Lebens, wie sie sich in der Figur des von May erfundenen ‚Westmanns‘ darstellt, im Vordergrund steht.

Im Gewand fantastisch-exotischer Unterhaltungsliteratur wird das Zusammenleben von Menschen und Völkern in der Winnetou-Trilogie also unter sehr vielfältigen Aspekten problematisiert. Vielleicht liegt darin einer der Gründe für den großen Erfolg der drei Winnetou-Bände. Sie liefern stofflich eingängige und mit großer Erzählbegabung vorgetragene Abenteuergeschichten, bieten bei näherem Hinsehen aber auch hintergründige gesellschaftliche Kontrastinformationen, die den Leser zur Stellungnahme herausfordern.

Es ist das Verdienst Helmut Schmiedts, dies in aller Klarheit herausgearbeitet zu haben. Ich wünsche seinem Buch viele Leser. Es wird der May-Forschung ein wichtiger Anstoß zu weiterführenden Untersuchungen sein.

Claus Roxin

Die Winnetou-Trilogie

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