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Inhalt des Winnetou

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In der Einleitung kündigt „der Verfasser“ an, er berichte im Folgenden über das traurige Schicksal der Indianer, die er „während einer ganzen Reihe von vielen Jahren“ persönlich kennengelernt habe und denen er in Gestalt von „Winnetou, de(m) große(n) Häuptling der Apachen, (…) das wohlverdiente Denkmal setzen (will)“ (I 12). So wird der Leser unter zwei elementaren Vorzeichen in die Handlung geführt: Wir bekommen es zum einen mit vermeintlich autobiografischen Schilderungen zu tun, die denn auch in der Ich-Form vermittelt werden, und zum anderen mit Abenteuern, deren Darbietung im Dienste eines höheren Ziels steht.

Es waren „(u)nerquickliche Verhältnisse in der Heimat und ein, ich möchte sagen, angeborener Tatendrang“ (I 14), die das vorerst namenlose deutsche Ich einst in die Vereinigten Staaten getrieben haben, wo es dem Leser zunächst als Hauslehrer in St. Louis begegnet. Dort lernt der junge Mann den Büchsenmacher Henry kennen, der ihn mit zwei besonders wertvollen Gewehren ausstattet, dem weittragenden „Bärentöter“ und später dem 25-schüssigen „Henrystutzen“. Henry sorgt, nachdem er die außergewöhnlichen geistigen und körperlichen Fähigkeiten seines jungen Freundes erkannt hat, auch dafür, dass dieser als Landvermesser bei einer Eisenbahngesellschaft angestellt wird, eine Tätigkeit, die ihn mitten in den sogenannten Wilden Westen führt, ein von staatlicher Ordnung noch so gut wie gar nicht erfasstes, zwischen Eingeborenen und weißen Invasoren umkämpftes Gebiet, in dem zahlreiche Banditen ihr Unwesen treiben. Unter der Anleitung des skurrilen Westmanns Sam Hawkens – der Westmann ist eine von Karl May erfundene Spezies männlicher Lebensführung: die ortsspezifische Variante des guten Menschen, der vorrangig im permanenten Abenteuer sein Lebensglück sucht – entwickelt das Ich nebenbei die Talente weiter, deren es für die Rolle des echten Westmanns bedarf. Erste Jagderlebnisse stellen seiner Umsicht und Tatkraft, seiner physischen wie psychischen Stärke ein glänzendes Zeugnis aus, und als der junge Mann den Zwist mit einem Kollegen dadurch beendet, dass er den Widersacher mit einem einzigen Hieb an die Schläfe niederstreckt, erhält er den Kriegsnamen Old Shatterhand. Wenig später kommt es zu einer Konfrontation mit Mescalero-Apachen, den eigentlichen Besitzern des für die Bahnstrecke vermessenen Landes. Diese Indianer zeichnen sich dadurch aus, dass sie unter dem Einfluss eines Mannes namens Klekih-petra stehen, eines Deutschen, der an der Revolution von 1848 beteiligt war, nach Amerika geflüchtet ist und nun versucht, durch einen im humanen Verständnis erzieherischen Einfluss auf die Eingeborenen seinem Leben noch einen guten Sinn zu geben. Allerdings wird Klekih-petra schon bei der ersten Begegnung mit den Bahnvermessern von einem der zwielichtigen Begleiter Old Shatterhands erschossen, und so ist die kriegerische Zuspitzung der Konfrontation unvermeidlich. Bei den rasch ausbrechenden Kämpfen bedienen sich die Weißen der Unterstützung der Kiowas, Angehörige eines mit den Apachen verfeindeten Stammes, die sich freilich als wenig zuverlässig erweisen. Old Shatterhand schenkt seine Sympathie insgeheim den Apachen und bewährt sich nach und nach in verschiedenen Kampfsituationen, darunter rituell ablaufenden Duellen mit einem Kiowa-Krieger und mit Intschu tschuna, dem jetzigen Häuptling der Apachen. Allerdings zieht er sich auch zwischendurch im Kampf mit dessen Sohn Winnetou eine lebensbedrohliche Stichverletzung am Hals zu und gerät in die Gefangenschaft der Apachen. Bei der Ausheilung der schweren Wunde hilft ihm Nscho-tschi, Winnetous Schwester. Am Ende, nach Überwindung von mancherlei Irrungen und Wirrungen, stehen die völlige Aussöhnung mit den Apachen und sogar eine durch Blutsbrüderschaft besiegelte Freundschaft zwischen Winnetou und Old Shatterhand. Von den Weißen überleben den Konflikt nur Shatterhand, Sam Hawkens und ihre Freunde Dick Stone und Will Parker.

Bei den Mescaleros setzt nunmehr Winnetou den aufs Wildwest-Leben gerichteten Unterricht für Old Shatterhand fort: „Wir (…) machten weite Ritte, während welcher ich mich in allem, was zur Jagd und zum Kriege gehörte, üben mußte.“ (I 352) Zugleich stellt sich heraus, dass Nscho-tschi sich in den Gast verliebt hat, ein heikler Vorgang, da Old Shatterhands Lebensplan eine Verheiratung mit all ihren Folgen derzeit nicht vorsieht; auf diesbezügliche Äußerungen der Apachen antwortet er ausweichend. Nach einiger Zeit darf Old Shatterhand die unterbrochenen Vermessungsarbeiten beenden und begibt sich mit einer größeren Reisegesellschaft auf den Rückweg nach St. Louis. Dabei kommt es zu einer neuen Katastrophe: Sowohl Winnetous Vater als auch Winnetous Schwester werden von weißen Banditen erschossen, die sie im Besitz von Goldschätzen wähnen. Drei der Täter werden getötet, aber Santer, ihr Anführer, entkommt und flüchtet zu den Kiowas, mit denen daraufhin neue Auseinandersetzungen entstehen. Santer entkommt endgültig, und die Wege von Winnetou und Old Shatterhand trennen sich vorerst, da der eine Santer verfolgt und der andere mit Hawkens, Stone und Parker den Weg nach St. Louis fortsetzt.

Der Anfang von Winnetou II schließt unmittelbar an diese Ereignisse an. In St. Louis erfährt Old Shatterhand, dass seine Taten ihm inzwischen eine gewisse Prominenz eingetragen haben: Er ist zu einem allgemein bekannten Helden avanciert. Anschließend büßt er bei einem Schiffsunglück sein gesamtes Bargeld ein und verdingt sich deshalb als Privatdetektiv in New York. Ein großer Auftrag führt ihn zurück in den Wilden Westen: Der Bankierssohn Ohlert ist entführt worden, Old Shatterhand soll ihn und den Entführer finden. Die Verfolgungsjagd, an der sich auch der berühmte Westmann Old Death beteiligt, führt nach Texas und Mexiko. Die Reisenden werden dabei nicht nur in Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Indianerstämmen der Apachen und Comanchen hineingezogen, sondern auch in die realgeschichtlichen Konflikte des amerikanischen Bürgerkriegs und des mexikanischen Machtkampfes zwischen Juarez und Maximilian. Während Shatterhand seine Mission erfolgreich zu Ende führt, stirbt Old Death an einer irrtümlich auf ihn abgefeuerten Kugel, aber er erreicht noch das große Ziel, das er sich gesetzt hat: die Verzeihung durch seinen lange verschollenen Bruder, den er einst ins Unglück getrieben hat. Winnetou wirkt in diesem Teil des Romans nur sporadisch mit.

Anders verhält es sich mit den folgenden Ereignissen, die einige Zeit später stattfinden und in denen das Ich erst einmal einer vom frevelhaft-unvorsichtigen Umgang mit frisch gefördertem Öl hervorgerufenen Brandkatastrophe entkommen muss. Bei dieser Gelegenheit erfährt man, dass Winnetou sich vor langer Zeit in die Indianerin Ribanna verliebt, auf eine Verbindung mit ihr aber zugunsten seines Freundes Old Firehand verzichtet hat; Ribanna wurde dann von einem abgewiesenen weiteren Verehrer, dem Weißen Tim Finnetey, ermordet. Dieser Mann taucht nun als Parranoh, Anführer der Ponka-Indianer, wieder auf und stiftet sie zu allerlei Verbrechen an, insbesondere zu Überfällen auf einen Eisenbahnzug und auf die Pelzjägergesellschaft Old Firehands, bei der sich auch dessen Sohn Harry befindet. Zwar fällt Parranoh schließlich, aber die Kämpfe verlaufen für Old Shatterhand und seine Freunde, zu denen neben Winnetou auch wieder Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker gehören, ungewöhnlich verlustreich: Stone und Parker sterben, ebenso zahlreiche Männer aus Firehands Pelzjägergruppe, und dieser selbst wird schwer verwundet.

Um die gelagerten Felle zu verkaufen, nehmen Winnetou und Old Shatterhand Kontakt zu einem in der Nähe tätigen Händler auf. Zu spät stellt sich heraus, dass dieser Mann niemand anders ist als Santer, der seinerzeit geflüchtete Mörder von Winnetous Vater und Schwester. Er nimmt die überraschten Feinde gefangen und bedroht sie mit dem Tod. Mit Hilfe einer List fliehen sie, aber es gelingt ihnen wieder nicht, den Verbrecher ihrerseits in die Hände zu bekommen. Am Ende trennen sich die Blutsbrüder auf unbestimmte Zeit.

Der dritte Winnetou-Band setzt ohne direkten Anschluss an das Vorherige zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt ein und schildert zunächst eine Reihe verschiedener, durch das Personal verbundener Abenteuer. Im ersten Kapitel verhindert Old Shatterhand einen Indianerüberfall auf einen Eisenbahnzug, im zweiten zerstört er in der Wüstenlandschaft des Llano estaccado das Beutelager einer Verbrecherbande, im dritten besteht er wiederum Kämpfe mit einer Gruppe von Comanchen. Seine wichtigsten Begleiter sind der Westmann Sam Hawerfield, genannt Sansear, der Juwelier Bernard Marshal, dessen Diener Bob und, vom dritten Kapitel an, Winnetou. Als Hauptbösewichter agieren Fred und Patrik Morgan, Vater und Sohn, die in all diesen Konflikten eine üble Rolle spielen und sich schwere Verbrechen an den Familien Sans-ears und Marshals haben zuschulden kommen lassen. Im vierten Kapitel werden sie gefangen und bei einem Fluchtversuch von Sans-ear getötet.

Deutlich später spielt der zweite Teil des Buches, dessen Ereignisse im Tod Winnetous und Santers ihren Höhepunkt erreichen. Wiederum geht es zunächst um einen Eisenbahnüberfall, den eine aus Ogellallah-Indianern und Weißen zusammengesetzte Gruppe in diesem Fall mit Erfolg durchführt. Shatterhand, Winnetou und der Westmann Fred Walker, der in seiner Eigenschaft als Detektiv den Anführer der Weißen sucht, folgen den Banditen und verhindern ein weiteres Verbrechen, den Angriff auf die nächstgelegene Bahnstation. Allerdings zerstören die Indianer das Helldorf-Settlement, eine Siedlung deutscher Auswanderer, und verschleppen deren Bewohner. Es gelingt Shatterhand und seinen Begleitern, die Weißen im Kampf zu befreien, aber Winnetou, der unmittelbar zuvor von Todesahnungen heimgesucht worden ist, wird dabei von der Kugel eines Ogellallah getroffen. Er stirbt unter den Klängen eines einst von Old Shatterhand kreierten Ave Maria, das der Chor der Siedler vorträgt, und mit dem Bekenntnis zum Christentum: „Winnetou ist ein Christ“ (III 397).

Nach der Beisetzung Winnetous reitet Old Shatterhand zum Grab Intschu tschunas, um nach dem dort vergrabenen Testament Winnetous zu suchen. Dabei stößt er überraschend auf Santer, der mit Hilfe desselben Schriftstücks Aufschluss über die verborgenen Goldschätze der Apachen gewinnen und sie stehlen will. Im Kampf um das Testament behält zunächst der Schurke die Oberhand: Während der Westmann von seinen alten Feinden, den abermals mit Santer verbündeten Kiowas, gefangen genommen wird, setzt der Verbrecher sich in den Besitz der Papiere und entdeckt den darin angegebenen Fundort der Schätze. Beim Versuch, sie zu heben, kommt es jedoch zu einer für ihn tödlichen Explosion: Winnetou hat zum Schutz des Goldes heimlich eine Sicherung eingebaut, die seinem Blutsbruder gewiss nicht entgangen wäre, jeden Unberufenen aber ins Verderben stürzt. Old Shatterhand kann sich zwar mit Hilfe einer ihm freundlich gesinnten Indianerin befreien, trifft aber am Ort des dramatischen Geschehens zu spät ein. Er beobachtet noch, wie Santer scheitert und stirbt, aber das Gold wie auch das Testament Winnetous sind – so scheint es jedenfalls zu diesem Zeitpunkt – unwiederbringlich verloren.

Die Winnetou-Trilogie

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