Читать книгу Schwarzes Glas - Die Reise in die Zwischenwelt - Hendrik Lambertus - Страница 6
2 In-Between
Оглавление»… und dann bin ich immer weiter in die Richtung gegangen, in der das Hochhaus erschienen ist. Bis hinter den Bahndamm. Da war kein Hochhaus! Nichts. Von dort aus hätte ich es sehen müssen! Aber alles war schwarz wie die Fotos hier.«
Elias scrollte seine Aufnahmen noch einmal durch. Erst ein grauer Horizont, dann schwarze Flächen. Natürlich kein Haus.
»Ich denke, es gibt zwei mögliche Erklärungen«, erwiderte Shaka, während sie das Display betrachtete. Dabei lächelte sie auf eine Art, die Elias nicht gefiel. Wenn sie die Lippen so kräuselte, kam selten ein Kompliment heraus.
»Entweder ist das Haus im Boden versenkbar und sie haben es heruntergefahren, bis du da warst«, fuhr sie fort, »oder du hast einen miesen Orientierungssinn und das Haus steht nicht dort, wo du geguckt hast.«
»Schönen Dank auch«, murmelte Elias säuerlich. »Genau das brauche ich jetzt.«
Es war ihm schwer genug gefallen, von der Sache zu erzählen. Den grauen Schemen hatte er sogar ganz ausgelassen.
»Na, hör mal«, sagte Shaka ernst und schaute Elias mit ihren dunkelbraunen Augen an. »Was ist denn wohl wahrscheinlicher: Dass ein Haus einfach so auftaucht und verschwindet oder dass du dich geirrt hast?«
Sie konnte sehr eindringlich schauen, das war ihre Spezialität. Man hatte dann das Gefühl, etwas Kluges sagen zu müssen, um diesen Blick zufriedenzustellen. Hinzu kam, dass sie ziemlich groß war und gerne streng auf Elias herunterblickte. Ihre Haut hatte einen dunklen Teint, das tiefschwarze Haar trug sie immer zu einem dicken, praktischen Zopf gebunden.
Ihre Augen musterten Elias unverwandt, bis er schließlich blinzeln musste. »Ich irre mich aber nicht!«, sagte er. »Ich habe mich nicht von der Stelle bewegt und alle Fotos in die gleiche Richtung gemacht! Die Lichter haben sich nur geweigert, aufs Bild zu kommen.«
Unwillig zog er die Knie an den Körper, um es sich auf seinem Betonsockel bequemer zu machen. Sie saßen in der schmalen Gasse, die vom Hof zu den Fahrradständern auf der anderen Seite des Schulzentrums führte, dicht vorbei an den Werkräumen. Hier war der beste Ort, um die große Pause ungestört von irgendwelchen Deppen zu verbringen, was die Pausenaufsicht mit einschloss. Dafür gab es keine vernünftigen Bänke, nur merkwürdige Beton-Poller. Man konnte eben nicht alles haben.
»Und welche Erklärung hast du dafür?«, fragte Shaka und spielte mit ihrem Zopf herum. Das tat sie immer, wenn sie nachdachte. Ein gutes Zeichen. Shaka hielt nicht jedes Problem für würdig, von ihr beachtet zu werden.
»Ich weiß es nicht«, gab Elias zu. »Keine Ahnung. Aber irgendetwas ist da merkwürdig. Das spüre ich.«
»Stimmen in deinem Kopf?«, entgegnete Shaka belustigt.
»Nein. Ge-füh-le«, sagte Elias langsam und überbetont. »Da drin.« Er zeigte auf die Stelle, wo er unter seiner Jacke sein Herz vermutete. »Das, was dein Rechner immer noch nicht kann, Shaka.«
»Oh, der kann ganz schön viel«, sagte sie und streifte ihren Zopf zurück. »Habe ich dir erzählt …«
Plötzlich brüllte ein Raubtier. Ein dumpfes Knurren hallte durch den Durchgang, mächtig und blutgierig. Elias fuhr zusammen und schaute sich hektisch um. Halb erwartete er, einen großen, grauen Schemen um die Ecke biegen zu sehen, die säbellangen Zähne gefletscht. Dann bemerkte er Shakas kopfschüttelndes Grinsen. Sie zog ihr Handy aus der Tasche. Das Ding brüllte immer noch.
»Bengalischer Königstiger«, kommentierte sie, während sie das Gerät entsperrte. Elias atmete auf. Vielleicht war er wirklich überspannt. Shakas Handy war berüchtigt dafür, die merkwürdigsten Geräusche von sich zu geben.
»Neue Nachricht?«, fragte er so lässig wie möglich.
»Nee.« Shaka starrte mit gerunzelter Stirn auf das Display. »Angeblich ist mein Download fertig. Ich habe doch gar nichts runtergeladen.« Sie tippte auf dem Handy herum. »Aber irgendetwas ist gerade angekommen.«
»Hast du dir einen Virus eingefangen?«
»Quatsch«, schnaubte Shaka, sichtlich empört darüber, dass man ihr solch einen dämlichen Fehler zutraute. »Aber ich habe eine neue App und keine Ahnung, was das sein soll. Hier, guck mal.«
Sie reichte ihm das Gerät. Elias nahm es vorsichtig entgegen. Er wusste, dass es mindestens dreimal teurer war als alles, was seine Eltern ihm erlauben konnten. Auf dem Display waren Reihen von bunten Symbolen angeordnet. Unten links in der Ecke befand sich der Neuzugang.
Kleine, weiße Buchstaben zeigten den Namen der App an: »In-Between«. Darüber war ein neonblaues Zeichen zu erkennen, das wie ein umgedrehtes Hufeisen aussah.
Elias spürte, wie seine Knie weich wurden.
»Das kenne ich«, flüsterte er.
»Was?«
»Dieses Icon. Der Bogen. Der war gestern auf dem Haus, das es nicht gibt. Ganz oben, über den Fenstern. Wie eine große Werbefläche aus Neonröhren.«
Shakas Stirnrunzeln vertiefte sich.
»Na klar«, sagte sie spitz. »Und jetzt hat es sich von deinem Geisterhaus auf mein Handy gebeamt. Das Ding kommt ganz schön viel rum.«
»Shaka, ich meine es ernst!«
Sie schaute ihn misstrauisch an. »Hast du mir diese App geschickt, Elias?«
»Sehe ich so aus, als hätte ich nichts Besseres zu tun?«, erwiderte er gereizt und reichte ihr das Handy zurück.
»Sorry. War nicht böse gemeint. Trotzdem verstehe ich nicht, was das soll.«
»Ich doch auch nicht! Aus diesem Grund erzähle ich es dir schließlich. Und jetzt hast du plötzlich dieses Icon auf deinem Handy.«
»Wir können ja mal schauen, was die App eigentlich macht«, murmelte Shaka mit dem halb-abwesenden Tonfall, den sie immer hatte, wenn sie sich auf ihr Handy oder ihren Rechner konzentrierte.
Noch ehe Elias etwas erwidern konnte, näherten sich schnelle Schritte aus der Richtung der Fahrradständer. Er schaute auf.
Da kam Niniane, die Neue aus ihrer Klasse. Sie schien sich zu beeilen, während sie gleichzeitig bemüht war, es nicht so aussehen zu lassen. Trotzdem stolperte sie so hastig vorwärts, dass sie für Elias wie auf der Flucht wirkte.
Niniane war ziemlich klein und zierlich. Ihr rotblondes Haar fiel ihr offen über den Rücken und verdeckte auch ihr schmales, blasses Gesicht. Nur hin und wieder blitzten große, wässrig-blaue Augen hinter den Strähnen auf.
»Hey! Warte mal!«, brüllte jemand hinter ihr her. Eine massige Gestalt schob sich in die Gasse. Ein Junge mit kurzem, blondem Stoppelhaar, kräftig und fast doppelt so breit wie Elias. Torben Westermann. Elias verdrehte innerlich die Augen.
»Hey! Willste auch ’nen Schluck?«, fragte Torben und schloss mit großen Schritten zu Niniane auf. Dann schwenkte er eine Dose Cola vor ihrem Gesicht herum, während Niniane versuchte, ihn zu ignorieren.
»Komm, trink mal! Ich geb dir doch gern was ab! Wir sind doch Freunde, nech?«
Jetzt schob er sich Niniane direkt in den Weg. Natürlich wollte Torben ihr nicht wirklich irgendetwas abgeben, da war sich Elias ziemlich sicher. Er wollte nerven, warum auch immer. Dafür fand er stets irgendeinen blöden Anlass. Mal fragte er tausendmal, wie spät es war, mal rülpste er einem einfach ins Ohr oder stellte einem beiläufig ein Bein, während er irgendeinen Schwachsinn redete. Hauptsache stören, aber immer hintenrum, sodass er empört »Ich mach doch gar nichts!« rufen konnte, wenn ihn doch mal ein Lehrer darauf ansprach.
»Prost!«, sagte Torben und setzte die Dose mit Gewalt an Ninianes Lippen. Sie schob seinen Arm unwillig beiseite. Die Dose kippte nach vorne und ergoss ihren braunen, klebrigen Inhalt als hässlichen Fleck über Ninianes Pullover.
»Uups«, grinste Torben. »Brauchste ein Lätzchen?«
Niniane drehte sich weg, den Mund zusammengekniffen.
»Was hast du eigentlich für ein Problem, Westermann?!« Shaka war wütend aufgesprungen und schob sich zwischen Torben und Niniane. Elias stellte sich neben sie.
»Kein Problem«, grinste Torben. »Ich kann nämlich trinken. Und wir üben das jetzt noch mal, was?«
Er griff nach Ninianes Arm.
»Lass den Scheiß!«, sagte Elias so fest wie möglich und versuchte zu ignorieren, dass Torben ihn mit seinen Schaufelhänden wahrscheinlich zu einem netten, kleinen Päckchen zusammenfalten konnte.
»Sonst was?«, fragte Torben und baute sich grinsend vor ihm auf. Elias hatte das Gefühl, direkt vor einem dicken Lastwagen zu stehen, der drohend auf ihn zurollte. Er straffte sich, um sich groß zu machen, doch Torben hatte immer noch mindestens einen Kopf Vorsprung.
»Sonst das!«, zischte Shaka. Ihr Bein schnellte vor, die Fußspitze traf zielsicher Torbens Schienbein. Mit einem überraschten Grunzen sackte Torben zusammen. Shakas Schienbein-Kicks waren auf dem Schulhof gefürchtet.
»Du …!«, bellte Torben wütend und richtete sich wieder auf. Für einen Moment sah es so aus, als wollte er auf Shaka losgehen, die ihn streitlustig anfunkelte. Dann grinste er plötzlich abfällig und wandte sich von ihnen ab.
»Du bist die Mühe nicht wert, Steffi«, murmelte er beim Gehen.
Shakas Augen verengten sich gefährlich. Sie hasste den Namen Stephanie, den ihre Eltern ihr verpasst hatten. Schlimmer war nur Steffi. Der Spitzname war vorprogrammierter Ärger – und niemand wollte Ärger mit Shaka. Sie hatte durchgesetzt, dass alle Lehrer sie bei ihrem indischen Zweitnamen Shakuntala nannten. Unter Freunden wurde daraus ein kurzes Shaka.
»Idiot«, brummte sie, während Torbens breiter Rücken um die Ecke verschwand.
Elias schaute nach Niniane, die verlegen ins Gebüsch starrte. Der Cola-Fleck zeichnete sich als hässlicher Umriss auf ihrem türkisfarbenen Pulli ab. »Alles okay?«, fragte er vorsichtig.
»Geht schon«, erwiderte Niniane, ohne ihn anzusehen. Ihre Stimme klang eigentümlich hell, so als würde jemand den Rand eines Glases anschlagen. Elias bemerkte, dass er zum ersten Mal bewusst mitbekam, wie Niniane sich anhörte. In der Klasse sagte sie praktisch nie etwas.
»Mach dir nichts draus«, schnaubte Shaka. »Westermann zählt nicht. Jede Türklinke hat mehr Grips als der.«
»Ich … ich muss jetzt los«, sagte Niniane. Sie wandte sich ab und eilte auf das Schulhaus zu. Diesmal gab sie sich keine Mühe mehr, zu verbergen, dass sie rannte. Elias und Shaka schauten ihr nachdenklich hinterher.
»Es muss sich blöd anfühlen, die Neue zu sein«, murmelte Elias. Er hasste Veränderungen. »Sie hat keine Freunde, oder?«
»Glaube nicht.« Shaka zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht viel mit ihr zu tun. Sie scheint ein bisschen Angst vor mir zu haben.«
»Wie kommt das nur?«, fragte Elias trocken.
»Geht’s deinem Schienbein zu gut?«
»Nö, alles bestens. Schau lieber nach, was diese In-Between-App macht.«
»Stimmt, da war ja noch was.«
Shaka warf ihren Zopf zurück und konzentrierte sich wieder auf ihr Handy. Sie runzelte verwundert die Stirn.
»Da, guck mal. Die App öffnet die Kamera-Funktion. Das ist alles.«
Elias schaute auf das Display. Tatsächlich. Es zeigte ein Bild der Umgebung, sonst nichts.
»Mach mal ein Foto«, schlug er vor.
»Okay. Bitte recht freundlich!«
Sie richtete das Handy auf Elias. Er zog theatralisch eine Grimasse. Gab es wirklich Menschen, die gerne fotografiert wurden?
»Hihi«, kicherte Shaka. »Du hast gebogene Hörner auf der Stirn. Sieht voll echt aus. Warte mal.«
Sie drückte ab. Dann schüttelte sie enttäuscht den Kopf.
»Aber auf dem Foto sind sie nicht zu sehen. Da.«
Sie zeigte Elias das Bild von seiner entzückenden Grimasse. Natürlich sah er bescheuert aus. Das war so gewollt. Lieber mit Absicht bescheuert aussehen als einfach so. Von Hörnern war jedenfalls keine Spur zu erkennen.
»Das verstehe ich nicht«, murmelte Shaka. »Wenn ich dich durchs Display anschaue, bist du gehörnt wie ein Steinbock. Das scheint so eine Witzfoto-App zu sein, die dir ein Hundegesicht macht oder dich Regenbogen kotzen lässt. Mit verdammt cooler Grafik. Aber sie funktioniert nicht richtig. Auf den Fotos erscheint nichts davon.«
»Gib mal her.« Elias schnappte sich das Handy und betrachtete nun Shaka durch das Display. Sie sah so aus wie immer, einmal abgesehen davon, dass sie mit ausgebreiteten Armen als eine Art sterbender Schwan vor ihm posierte.
»Du siehst ganz normal aus, wenn man das bei dir so sagen kann. Keine Hörner«, stellte Elias fest und machte ebenfalls ein Foto. Auch darauf sah Shaka einfach nur aus wie Shaka.
»Komisch«, meinte sie, ohne auf seine Spitze einzugehen. »Bei dir sind immer die Hörner zu sehen, wenn ich durchs Display schaue.«
»Aber wie kann …«
Die Pausenklingel schallte über das Schulgelände. Drinnen, im F-Trakt, wartete eine Doppelstunde Chemie auf sie. Seufzend ließen Elias und Shaka sich von ihren Beton-Pollern gleiten und schlurften in Richtung Eingang. Schon nach ein paar Schritten bewegten sie sich im Strom der anderen Schüler. Wie Fischschwärme im Ozean strebten alle vom Pausenhof und ihren wenig erfreulichen Zielen entgegen. Shaka hatte ihr Handy angelassen und schwenkte es unauffällig, halb verdeckt von ihrer Jacke, über ihre Umgebung. Sie runzelte konzentriert die Stirn.
»So viele Leute auf dem Display, aber du bist der Einzige, dem das Ding Hörner macht«, sagte sie leise.
»Ist halt meine Ausstrahlung«, erwiderte Elias lustlos. Ihm gefiel das nicht.
»Warte mal! Guck doch!« Shaka hielt das Handy etwas höher, damit Elias hindurchschauen konnte. Das Display zeigte Niniane, die gerade aus der Mädchentoilette kam. Offenbar hatte sie mehr schlecht als recht versucht, den Cola-Fleck auf ihrem Pullover mit Papierhandtüchern abzulöschen. Aber das war es nicht, was Shaka meinte. Niniane hatte sich verändert. Auf dem Display trug sie einen Umhang aus funkelnden Schleiern, die in allen Regenbogenfarben schimmerten. Mit jeder Bewegung wechselten sie ihr Farbe: von Korallenrot zu Aquamarinblau, von Smaragdgrün zu Bernstein-Orange, von Perlmutt-Weiß zu Amethyst-Lila.
»Wow«, murmelte Elias. Er blickte vom Display auf. So sah Niniane ganz normal aus, blass und etwas verhuscht. Er schaute wieder auf das Handy. Bunt schillernde Schleier umgaben sie. Nun bemerkte Elias, dass das gar keine Kleidung war. Sie hatte auch auf dem Display Jeans und Pulli an, ihre gewöhnlichen Klamotten. Die bunten Schleier wuchsen aus ihren Ärmeln, ihren Hosenbeinen und ihrem Ausschnitt hervor, um sich dann rund um sie zu ergießen. Sie bewegten sich zum Rhythmus ihrer Schritte. Wie ein Schleierfisch im Aquarium, dachte Elias.
Plötzlich blieb Niniane abrupt stehen und wandte sich um. Sie warf Elias einen ernsten, fragenden Blick zu. Dann ging sie schnell weiter. Shaka klickte ihr aufgeregt einige Fotos hinterher.
»So ein Bockmist!«, raunte sie. »Das Ding funktioniert nicht. Keine Hörner, keine Schleier.«
Frustriert zeigte sie Elias mehrere banale Bilder von Ninianes Rücken.
»Achtung!«, zischte Elias plötzlich, als er eine Gestalt mit dicker Hornbrille im Getümmel ausmachte. »Die Meyer-Greinbaum!«
Shaka ließ ihr Handy rasch verschwinden, ehe es von der Pausenaufsicht konfisziert werden konnte. Unschuldig schlenderten die beiden in Richtung F-Trakt. Als ob Elias jetzt den Kopf frei für Säuren und Basen gehabt hätte! In seinen Gedanken purzelten Häuser und Hörner durcheinander. Und eine App, die sich »In-Between« nannte.
»Ich werde mal schauen, was sich im Web darüber finden lässt«, murmelte Shaka. »So ein abstruses Teil ist bestimmt irgendwo beschrieben. Vielleicht gibt es sogar einen Patch, damit es richtig funktioniert.«
Elias nickte halb überzeugt. »Mach das. Aber am liebsten wäre mir, wenn du dir auch mal das Haus mit den tanzenden Lichtern ansiehst. Hast du heute Abend schon was vor?«
»Du meinst, etwas anderes, als über irgendwelche Dächer zu kriechen?«, erwiderte Shaka. »Da fällt mir bestimmt etwas ein. Mein Zimmer aufräumen, Staubflusen ordnen, die Wand anstarren …«
»Als ob du jemals etwas aufräumst, was nicht deine Festplatte ist«, meinte Elias ungeduldig. »Du musst dir diese Lichter anschauen, Shaka! Wenn du sie nicht selber siehst, glaubst du mir doch eh kein Wort.«
»Falsche Reihenfolge«, versetzte sie. »Ich müsste dir jetzt schon glauben, wenn ich die Mühe auf mich nehmen soll, auf irgendein Dach zu kraxeln. Aber warum sollte ich?«
»Warum sollte ich glauben, dass deine App mir Hörner macht?«
»Das ist nicht meine App«, entgegnete sie. Und seufzte in sich hinein. »Aber es stimmt schon. Das ist beides irgendwie gleich merkwürdig. Vielleicht hängt es ja wirklich zusammen.«
»Also?«, fragte Elias erwartungsvoll.
»Also komme ich mit dir auf dieses Dach und du zeigst mir deine Lichter«, seufzte Shaka wenig begeistert.
»Brave Shaka.« Elias grinste erleichtert.
»Ich kann immer noch Nein sagen«, drohte sie.
»Nee, kannste nicht. Die Sache hat dich neugierig gemacht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Da hast du wohl recht. Aber gewöhn dich besser nicht dran.«
Elias nickte zufrieden. Zu zweit würden sie bestimmt etwas herausfinden. Es gab irgendeine naheliegende Erklärung. Er konnte nur keine finden.