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5 Augen wie Spiegel

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Wie der gähnende Schlund eines Ungeheuers öffnete sich der Eingang zur U-Bahn-Station vor Elias. Er war ja in der Tat beim letzten Mal dort unten einem Ungeheuer begegnet – und hatte keinerlei Lust, das noch einmal zu tun. Trotzdem würde er heute bestimmt nicht den ganzen Weg nach Hause zu Fuß gehen! Und von Shaka aus war es nun mal am einfachsten, wenn man erst für einige Haltestellen den Bus nahm und dann in die U-Bahn wechselte. Er zögerte kurz, ehe er einen ersten Schritt auf die Treppe setzte. Stufe für Stufe zwang er sich, in die Tiefe hinabzusteigen, und ignorierte dabei seinen Widerwillen.

Die beiden hatten noch eine Weile bei Shaka zusammengesessen und versucht, sich einen Reim auf die ganze Sache zu machen. Doch sie hatten nichts Sinnvolles mehr herausgefunden. Die Zahlenkolonne in der geheimnisvollen E-Mail mit dem Hilferuf blieb ebenso rätselhaft wie die Erzählungen des Lästerspeiers über Königinnen und Spiegelherrn.

Elias konnte noch immer nicht glauben, dass sie wirklich mit dem geflügelten Geschöpf gesprochen hatten. In dem Moment hatte sich das ganz natürlich angefühlt – was hätte er auch anderes tun sollen? Doch jetzt, im Nachhinein, wirkte es so unwirklich wie ein wirrer Traum. Gut, dass Shaka dabei gewesen war. Elias hätte sonst endgültig an seinem eigenen Verstand gezweifelt.

Inzwischen hatte er den Fuß der Treppe erreicht. Der Tunnel zum Bahnsteig lag leer und neonbeleuchtet vor ihm. Elias zögerte erneut. Würde er gleich wieder in das endlose Labyrinth des Gehörnten geraten? Doch dort vorne konnte er schon den Bahnsteig erkennen. Keine Abzweigung lag dazwischen. Er atmete durch. Offensichtlich spielte die Welt hier unten diesmal nicht verrückt. Mit raschen Schritten ging Elias bis zum Bahnsteig durch.

Dort bemerkte er, dass er allein war. Beklommen schaute er sich um. Tatsächlich – außer ihm wartete niemand hier. Er wollte gerade anfangen, sich Sorgen zu machen, da hörte er, wie die Bahn durch den Tunnel herangerumpelt kam. Dann fuhr sie auch schon in die Station ein. Elias strebte erleichtert in Richtung Bahnsteigkante – und erstarrte. Das war nicht seine Linie!

Auf der Anzeige über der Fahrerkabine stand nicht die gewohnte Ziffer »5« in altmodischer, gelber Leuchtschrift. Stattdessen war dort eine Reihe von seltsamen Zeichen zu lesen. Einige von ihnen sahen ein wenig so aus, als hätte man kleine Menschen oder Tiere als Buchstaben gezeichnet. Hieroglyphen – wie im Quellcode der Webseite, die Shaka entdeckt hatte.

Elias hatte kaum Gelegenheit, sie sich näher anzuschauen, da war die Anzeige auch schon außer Sicht. Die Bahn hielt direkt vor ihm, und ihre Türen sprangen klappernd auf. Der Wagon war gerammelt voll. Viele Leute standen sogar auf dem Gang zwischen den Sitzen. Aber niemand von ihnen war ein Mensch – jedenfalls keiner, wie Elias ihn kannte.

Die Fahrgäste trugen weite Gewänder in satten, leuchtenden Farben: Smaragdgrün und Meerblau, Kirschrot und Sonnengelb. Und sie alle hatten keine Gesichter. Nur glatte, blasse Haut, wo eigentlich Augen, Nase und Mund ihren Platz hatten. Doch sie waren lebendig, schienen sich sogar gestenreich miteinander zu unterhalten. Wenn auch alles vollkommen still war …

Elias betrachtete die Bahn und ihre seltsamen Fahrgäste mit schreckgeweiteten Augen. Der Anblick war noch grotesker als alles, was er in den letzten Tagen erlebt hatte!

Eines der Wesen im Zug senkte die Zeitung voller Hieroglyphen, in die es gerade vertieft war. Dahinter kam ein weiteres glattes Gesicht zum Vorschein. Ihm fehlten ebenfalls Nase und Mund – doch es hatte Augen. Sie leuchteten rubinrot wie zwei Edelsteine und blickten Elias unverwandt an.

Erschrocken stolperte er zurück. Er wollte schreien, doch es kam nur ein ersticktes Keuchen heraus. Dann klappten die Türen auch schon geräuschvoll zu, und die U-Bahn setzte sich wieder in Bewegung. Rumpelnd und schleifend verschwand sie im Tunnel. Zurück blieben nur die leeren Gleise und ein leichter Luftzug, der nach Gummi roch. Der Geisterzug mit den Gesichtslosen aber war verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.

Elias atmete schwer durch. Er hätte wissen müssen, dass irgendetwas Merkwürdiges passieren würde! Musste er sich ab jetzt an so etwas gewöhnen?

Erschaudernd wandte er sich ab – und bemerkte, dass der Bahnsteig doch nicht ganz leer war. Direkt neben ihm stand ein großer, breitschultriger Mann. War er aus der U-Bahn ausgestiegen? Doch er trug kein farbenfrohes Gewand, sondern einen dunklen Anzug. Und er hatte ein Gesicht mit einer kräftigen Nase und einem grauen, lockigen Vollbart. Viel mehr war von seinen Zügen nicht zu erkennen, denn der Fremde trug eine schwarzglänzende Sonnenbrille.

Unwillkürlich trat Elias einen Schritt zur Seite. Der Mann aber lächelte ihn an.

»Hat dich die U-Bahn erschreckt?«, fragte er mit einer tiefen, wohltönenden Stimme. »Du bist ja blass wie ein Gespenst! Aber natürlich glaubt man in deinem Alter nicht mehr an Gespenster … Nicht wahr, Elias?«

Elias zuckte zusammen. »Woher kennen Sie meinen Namen?«, fragte er. Es sollte selbstbewusst klingen, doch zu seinem Ärger hörte es sich eher wie ein ängstliches Krächzen an. Das Lächeln des Fremden wurde noch ein wenig breiter. Er streckte den Arm aus – und gab Elias die Hand, ehe dieser sie wegziehen konnte. Sein Händedruck war kalt, aber überaus verbindlich. Elias’ Finger wurden schmerzhaft zusammengequetscht.

»Ich weiß das, weil ich viele Augen habe und vieles sehe«, sagte der Mann. »Man nennt mich den Herrn der Spiegel. Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen. Du brauchst dich nicht vorzustellen, denn ich kenne dich sehr gut.«

Hastig zog Elias seine Hand weg – oder versuchte es zumindest. Denn der Griff des Mannes war fest wie ein Schraubstock! Der Typ lächelte noch immer, die Augen hinter der Sonnenbrille verborgen, während Elias vergeblich an seinem Arm rüttelte. Dann öffnete er seine mächtige Hand so plötzlich, dass Elias fast hintenübergefallen wäre.

»Was wollen Sie von mir?«, rief Elias, und er gab sich nicht länger Mühe, die Angst in seiner Stimme zu verbergen. Der Herr der Spiegel … Vor dem hatte der Lästerspeier ihn vorhin noch gewarnt!

»Ich möchte mich mit dir unterhalten, Elias«, sagte der Mann. »Man hat mir so einiges über dich erzählt.«

»Ich habe auch von Ihnen gehört«, erwiderte Elias und hielt sich die schmerzenden Finger. In seine Angst mischte sich langsam Wut. Er hatte keine Lust mehr, von einer Merkwürdigkeit zur nächsten zu stolpern! »Genug, um vor Ihnen gewarnt zu sein. Lassen Sie mich bitte in Ruhe.«

»Aber darum bin ich doch hier«, sprach der Fremde und hob beide Prankenhände, als wollte er zeigen, dass er nichts Bedrohliches dabeihatte. »Damit du wieder deine Ruhe hast. Ich weiß, dass du in der letzten Zeit auf einige … Dinge gestoßen bist. Dinge, die vermutlich verstörend waren. Jedenfalls für jemanden wie dich. Das kommt gelegentlich vor und ist völlig normal.«

»Was wissen Sie darüber?«, fragte Elias misstrauisch. Sein Herz klopfte, und seine Nackenhaare hatten sich alarmiert aufgestellt. Und doch blieb er stehen und starrte den Fremden an, aus dessen Lächeln nun ein zufriedenes Grinsen wurde.

»Ich weiß«, sprach der Fremde bedächtig, »dass es gewisse Dämmerzeiten und Schwellenorte gibt. Zu solchen Zeiten und an solchen Orten ist es wahrscheinlicher, Dinge zu sehen. Genau das passiert dir im Moment, Elias. Ständig siehst du Dinge. Dinge, die dir Angst machen, nicht wahr? So wie diese U-Bahn.«

Elias räusperte sich. »Gerade machen vor allem Sie mir Angst«, sagte er rau.

Der Fremde nickte, noch immer lächelnd. »Auch das ist normal. Doch dir kann geholfen werden. Bald wirst du keine Dinge mehr sehen, und alles wird wieder sein wie vorher. Du musst es nur wollen.«

Erwartungsvoll schaute er Elias an. Jedenfalls glaubte Elias, dass er erwartungsvoll guckte – mit dieser Sonnenbrille war das nur schwer zu sagen.

»Was sind diese Dinge genau, von denen Sie reden?«, fragte er.

Der Fremde hob einen Zeigefinger und schüttelte sanft den Kopf. »Das ist die falsche Frage, Elias. Je mehr du darüber weißt, umso weniger wirst du sie los. Kümmere dich einfach nicht mehr darum!« Seine Stimme wurde lauter, gebieterischer. »Unterlasse es, ziellos durch die Stadt zu streifen, und beschäftige dich lieber mit etwas Vernünftigem. Geh zur Schule. Hör Musik. Spiel Fußball. Tu das, was deinesgleichen eben so tut. Und schau nicht zu genau hin. Dann werden die Dinge, die dich ängstigen, bald verschwunden sein. Wenn du dann irgendwann mal einen grauen Schatten mit Flügeln aus dem Augenwinkel siehst – dann wird es wohl eine Taube gewesen sein. Schließlich weißt du, dass es so etwas wie geflügelte Lästerspeier gar nicht gibt, nicht wahr?«

Sein Lächeln wurde unwahrscheinlich breit, es schien seinen grauen Bart regelrecht zu zerteilen wie eine Schlucht ein zerfurchtes Gebirge.

Elias schaute den Fremden stumm an. Das Angebot klang verlockend. Keine unliebsamen Begegnungen mit gehörnten U-Bahn-Monstern und Flügelviechern mehr …

Aber gingen Dinge wirklich weg, wenn man einfach nicht hinschaute? Die Streitereien seiner Eltern hörten auch nicht auf, wenn er die Tür seines Zimmers hinter sich zuwarf! Und dann war da noch diese seltsame Mail … Hilfe erwünscht. Bedächtig schüttelte er den Kopf.

Der Fremde seufzte, und sein Lächeln verschwand.

»Ich erzähle dir das alles nicht zum Spaß, Elias«, sprach er. »Immerhin bin ich ein vielbeschäftigter Mann und habe mir extra Zeit für dich genommen. Für dich! Um dich zu beschützen. Denn schon bald wird es hier gefährlich werden. Glaube mir – es ist besser, wenn du dich aus allem heraushältst.«

Elias spürte, wie Trotz in ihm aufstieg. »Ich habe nicht damit angefangen, mich irgendwo einzumischen!«, rief er. »Aber jetzt, wo ich drinstecke, will ich auch wissen, was los ist! Sie sind also der Herr der Spiegel, ja? Was genau tun Sie? Und was hat es mit der Türschwellen-Königin auf sich? Und wer …«

Der Fremde unterbrach ihn, indem er abrupt die Hand hob. »Ich habe es wirklich versucht«, sagte er. »Doch offenbar bist du für Worte nicht zugänglich, Elias. Dann schau also hin!«

Er griff nach seiner Sonnenbrille und setzte sie ab. Nun konnte Elias zum ersten Mal seine Augen erkennen. Es waren nicht die Augen eines Menschen. Sie hatten keine Pupillen und sahen aus wie zwei blanke, schimmernde Spiegel aus poliertem Silber.

Entsetzt wollte er davonlaufen. Doch seine Beine gehorchten ihm nicht mehr. Die kalten Spiegelaugen des Fremden hatten noch weit größere Kraft als seine schweren Prankenhände.

Er sah sein eigenes Spiegelbild in den Augen, sah es gleich doppelt: zwei Eliasse, die ihm von links und rechts entgegenstarrten. Zweimal Angst und Verwirrung in einem schmalen, blassen Gesicht. Die Spiegelbilder schienen immer größer zu werden, bis er sie in voller Breite vor sich sah, als stünde er sich selbst gegenüber und nicht dem Fremden, der sich der Herr der Spiegel nannte. Dann traten sie einen Schritt vor – und verschmolzen mit Elias.

Plötzlich war er selbst im Spiegel, er schwebte in einer Welt, die nur aus gleißender Helligkeit und spiegelnden Flächen bestand, endlos in alle Richtungen ausgedehnt. Er sah sich selbst, vielhundertfach zurückgeworfen. Und was er sah, gefiel ihm nicht.

Dort sah er den Elias, der manchmal immer noch Angst hatte, wenn die Nacht alles in tiefes Dunkel tauchte und draußen ein heulender Sturm um das Haus schlich. Und dort war der Elias, der nichts machen konnte, wenn Deppen wie Torben Westermann in der Schule auftrumpften – weil er zu schwach war, sich durchzusetzen. Und dort drüben der Elias, der allein durch die Stadt streifte und selbst nicht wusste, wohin er eigentlich wollte, ganz viele Male, an ganz vielen Tagen. Der nach einem Ort suchte, den es nicht gab, mit einem Zuhause im Rücken, das sich nicht mehr anfühlte wie ein Zuhause …

Elias spürte, wie er fiel, während alles um ihn herum sich auflöste. Panisch griff er um sich. Doch da war nichts, woran er sich festhalten konnte. Nichts, was Halt gab. Keine Sicherheit. Nur die gnadenlose, endlos weite Spiegelödnis. Nur er selbst, mit all seinen Schwächen, all seiner Angst …

»Halte dich fern von mir und meinen Angelegenheiten«, dröhnte die Stimme des Spiegelherrn. »So einer wie du kann sowieso nichts ausrichten.«

Aberhunderte von Eliassen blickten ihn aus allen Richtungen an, mit großen Augen und verängstigt.

Dann war es plötzlich vorbei. Elias spürte wieder die festen, kalten Steinkacheln des Bahnsteigs unter sich. Er spürte sie mit Händen und Füßen, denn er kniete auf allen vieren auf dem Boden. Etwas fühlte sich feucht auf seinen Wangen an. Es waren Tränen, die über sein Gesicht liefen.

Mit zitternden Beinen richtete er sich auf. Der Herr der Spiegel – oh ja, das war er! – war verschwunden. Elias war allein.

Alles in ihm fühlte sich eng und beklommen an, als würde der Herr der Spiegel ihn noch immer in seinem Prankengriff halten. Natürlich hatte der Typ recht. Elias durfte sich nicht in Dinge einmischen, die zu groß für ihn waren. Wo er doch kaum mit sich selber klarkam …

Plötzlich ertönten schwere Schritte hinter ihm: KA-LONK, KA-LONK, KA-LONK!

Unheil ahnend drehte Elias sich um. Aus einem Seitengang, der eben ganz sicher noch nicht da gewesen war, trat der Gehörnte auf den Bahnsteig. Er sah genauso aus wie gestern: eine kleiderschrankbreite Gestalt mit dem Kopf eines Stieres auf den Schultern und mächtigen, ausladenden Hörnern.

Elias versuchte gar nicht erst, wegzulaufen. Er spürte, dass seine wackeligen Beine ihn nicht weit tragen würden.

»Du jetzt also auch noch?«, sagte er matt. Wie hatte er so bescheuert sein können, auch nur einen Fuß in eine U-Bahn-Station zu setzen!

Der Gehörnte schnaubte, sodass sein dicker Nasenring wackelte. Mit langsamen, stampfenden Schritten näherte er sich Elias. KA-LONK, KA-LONK, KA-LONK. Nun stand er direkt vor ihm. Das Ungetüm roch nach Tier, fast wie ein nasser Hund. Der Namenszug an seinem Blaumann – M. Taurus – befand sich knapp über Elias’ Augenhöhe, seine Hörner ragten hoch über ihm auf.

Instinktiv zog Elias den Kopf ein. Der Gehörnte könnte ihn mit einem einzigen Hieb seiner melonengroßen Fäuste zerschmettern! Schon hob er einen seiner schwarz behaarten Arme – und fasste in eine Tasche seines Arbeitsanzugs. Langsam zog er einen kleinen Gegenstand hervor. Eine Waffe? Nein, es war … ein Filzstift. Und Elias erkannte ihn wieder. Das war der Filzer, mit dem er eine Markierung an der Wand angebracht hatte, als er durch das Labyrinth der U-Bahn-Gänge geirrt war! Lächerlich klein und zerbrechlich sah der Stift in den Monsterpranken des Gehörnten aus.

Grunzend streckte das Ungeheuer seinen Arm vor und drückte Elias den kleinen Gegenstand in die Hand. Mit zitternden Fingern betrachtete Elias den Filzstift, als sähe er ihn zum ersten Mal.

»D… danke?«, sagte er zögerlich. Der Gehörnte grunzte zufrieden. Dann zeigte er erst auf den Stift, anschließend auf die gekachelte Wand der Bahnstation. Dazu schnaubte er streng und schüttelte nachdrücklich den Kopf.

Elias fuhr sich unbehaglich durchs Haar. »Du … du meinst, man darf mit dem Stift nicht auf die Wände malen?«, fragte er vorsichtig. Der Gehörnte verschränkte die Arme vor der Brust und nickte.

»Okay, verstehe …«, murmelte Elias. »Das tut mir wirklich leid, es war keine böse Absicht! Aber ich hatte mich verirrt und musste irgendwie den Ausweg finden.«

Der Gehörnte schnaubte unwillig und schüttelte wieder den Kopf. Dann zeigte er energisch auf sich selbst.

»Du meinst … ich hätte dich nach dem Weg fragen sollen?«, riet Elias. Der Gehörnte nickte. Dann legte er Elias eine schwere Pranke auf die Schulter. Dieser ging unter dem Gewicht fast in die Knie. Das sollte tatsächlich ein aufmunterndes Tätscheln sein!

Mit einem zufriedenen Schnauben drehte der Gehörnte sich um und schlurfte zu seinem Gang zurück. Das Stampfen seiner schweren Schritte klang immer leiser, während er sich entfernte. KA-LONK, KA-LONK, KA-LONK …

Elias blieb verwirrt zurück. Er zitterte noch immer ein wenig, doch die Kälte der Spiegelaugen wich langsam zurück. Diese merkwürdigen Wesen waren jedenfalls nicht alle feindselig. Den Gehörnten fand er fast schon nett …

Er straffte sich. Die Drohungen des Herrn der Spiegel – nichts anderes war sein besorgter Rat schließlich gewesen –hallten in ihm nach. Doch seine Entscheidung war gefallen. Er würde die Sache weiterverfolgen. Auch wenn das, was er in den Spiegelaugen gesehen hatte, ihn noch immer erschaudern ließ – er würde sich nicht einschüchtern lassen!

Die nächste Bahn hielt ratternd am Bahnsteig. Diesmal war es eine gewöhnliche Linie 5. Dankbar stieg Elias ein.

Schwarzes Glas - Die Reise in die Zwischenwelt

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