Читать книгу Royal Baby - Henriette Gerber - Страница 9

11 Uhr 20 / London

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Vielleicht kommt das Baby heute! Ob Junge oder Mädchen – das wussten die werdenden Eltern selbst nicht. Hatten die Kollegen von der Presse jedenfalls verlautbaren lassen. Ihm war es egal, was es wird. Hauptsache gesund, so wie man es sich bei jedem neuen Kind wünscht, das das Licht der Welt erblickt. Hauptsache, es kommt endlich!

John drehte sich eine Zigarette. Schon die dritte heute. Eigentlich hatte er sich das Rauchen abgewöhnt, aber es stand einfach zu viel für ihn auf dem Spiel. Im Grunde alles. Da kann man schon mal nervös werden, sagte er sich. Sein Redakteur war vor fünf Minuten losgegangen, um Kaffee für sie alle drei zu holen. Ein feiner Zug. Mit dem sollte er öfter zusammenarbeiten. Wenn das Kind in diesem Moment besagtes Licht erblicken würde, dann dauerte es sowieso noch mindestens zwei Stunden oder mehr, bis die Nachricht offiziell den LINDO WING des St. Mary’s Hospital verlassen würde. Tony hätte dann noch Zeit genug, seine Meldung in Johns Kamera zu sprechen, während Jim alles daran setzen würde, den Pegel so zu steuern, dass nicht unbedingt gleichzeitig die Meldungen der anderen Journalisten an deren Nachrichtensender bei der Aufnahme zu hören sein würden. Aber vielleicht brauchte Tony auch länger als zehn Minuten. Seit einer Woche hatte der eine neue Flamme und vielleicht traf er sich gerade mit ihr.

John dachte daran, was Mary ihm gesagt hatte und für einen Moment war es ihm wieder klar, warum er sich seit zwei Wochen hier die Beine in den Bauch stand. Denn was um alles in der Welt bringt einen dazu, den lieben langen Tag vor einem Krankenhaus herumzulungern, die Kamera permanent im Standby-Modus zu halten, gleichzeitig mit einem Haufen anderer Journalisten. Reportern, Männern und Frauen, manche von ihnen wahrscheinlich selbst Mütter, andere vielleicht nicht, in der Londoner Sonne brutzelnd, die sich extra häufig zu zeigen schien, als wolle auch sie das anscheinend wichtigste Weltereignis live miterleben? Die von THE SUN würden demnächst sogar eine Webcam direkt gegenüber vom Eingang postieren, hielt sich das Gerücht. Damit jeder auf der Welt, der einen Internetzugang hat, dieses Zoo-Spektakel mitmachen durfte. John grübelte, ob die Passanten, die gemütlich vorbeischlenderten oder radelten oder in ihren Autos vorbeifuhren, sich nicht eher als Medienereignis nutzen ließen. Sie drehten auf HD, keine Sorge wegen vergeudetem Filmmaterial. Er liebte seine Arbeit ohne jeden Zweifel. Als Kameramann hatte er für die BBC an zahlreichen Dokumentationen mitgewirkt, für die er immer wieder wochenlang unterwegs war. Wegen Paul hatte er in den letzten Jahren des Öfteren Jobs bei den Nachrichten angenommen. Das war auch okay, er liebte seinen Sohn über alles.

Tony geriet ihm ins Blickfeld. Zu kurz, um sich … oder vielleicht ein Quickie auf der Bürotoilette. Sie arbeitete bei einer Reiseagentur, hatte er ihm erzählt. Tony blieb eine Weile an der Treppe zum Eingang stehen, winkte dann zu Jim und ihm herüber und vollführte eine Geste, als wiege er ein Baby im Arm, wobei er fast den Kaffee verschüttete.

Als sie gemeinsam das heiße Getränk schlürften, gab jeder von ihnen eine neue Prognose für diesen Tag ab. Die Kollegen rechts neben ihnen vermuteten ebenfalls, dass es auch heute nicht passieren würde. Der offizielle Geburtstermin des königlichen Babys von Herzog und Herzogin William und Kate war vor zwei Tagen.

Mary war damals mit Paul eine ganze Woche über dem Termin gewesen. Ob sie ihn wieder einziehen ließe, wenn er die royale Geburt oder wenigstens das Drumherum live für sie filmen würde? Sie war ein Fan der Königin und ihrer ganzen Sippe. Feine Leute, er hatte da nichts zu meckern. Was konnte er denn dafür, dass sich Kate einfach nicht blicken lassen wollte. Sein Blick folgte einem Pärchen, das in einem kleinen Bogen über die Straße an der Absperrung vorbei – hinter der die Horde Journalisten hockte – Hand in Hand an ihnen vorüberlief. Wer weiß, woher sie kommen und wohin sie gehen.

Royal Baby

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