Читать книгу Die Männer aus dem ewigen Eis - Henrik C. Josefsson - Страница 6
5 Wo ist die Familie?
ОглавлениеAm Sonnabend gab es als Brotzeit zur Abwechslung, wie Ludwig verkündete, „a gscheits Stück Speck, tüchtig gepöckelt mit dicker Speckschwarte und an ordentlichen Kanten Holzofenbrot“. Für Toni und Alois war dies natürlich ein wahrer Festschmaus. Über die verschiedenen, sich dadurch eher verschlechternden Cholesterinwerte und ihre unvorteilhafte Verstrickung in das Herz-Kreislauf-System hatten sie glücklicherweise noch nie nichts gehört. Vor dem Cholesterin, diesem „emotionalen Genusskiller“, wie Ludwig ihn nannte, sollten sie glücklicherweise die nächsten Wochen und Monate noch verschont bleiben. Bei der zünftigen Speckbrotzeit konnten sie deshalb problemlos geschmacklich und folglich auch emotional hervorragend entspannen.
Es muss vielleicht am schmackhaften Duft des kräftig gesalzenen, fetten Schweinespecks gelegen haben, der ihre Gedanken wieder auf ihre eigenen Familien lenkte. Dass ihre direkten Angehörigen beim furchtbaren Murenabgang wenige Jahre nach ihrem Gletscherunfall umgekommen waren, hatte sie so stark schockiert, dass sie sich kaum trauten darüber zu reden. Diese Todesursache war Ludwig anfangs als spontane Notlüge auf die ersten Nachfragen der Burschen zu ihren Verwandten eingefallen.
Es schien ihm, dass ein dramatisches Ende ihrer Verwandten in ihrer momentanen Verfassung leichter zu verdauen sei, als ein späteres Ableben, während sie selbst noch jahrelang fixiert im Eis lagen, unfähig in das Geschehen einzugreifen.
Ludwigs kreative Wahrheitsanpassung hatte für die Burschen aber offenbar zu einem größeren emotionalen Abstand geführt, als wenn sie ihre Verwandten einfach nur wahnsinnig lange überlebt hätten. „Des würd si vielleicht no seltsamr anfühln als so, wie’s nu halt eh scho is!“ sinnierte Toni.
Vom Gefühl her war ihnen ihre hundertvierzigjährige Permafrost- Episode mehr wie ein sehr, sehr langer Schlaf vorgekommen. Nachdem ihr außergewöhnlich langer Tiefschlaf recht spektakulär beendet worden war, kam ihnen ihre Umwelt zuerst vor, als hätte sie sich auf die verrückteste Weise verändert.
Toni berichtete ausführlich von seinen Träumen: „Ich hab oft des Gfühl als wär mei bisherigs Lebn unter oana riesign Steinplatte begrabn, di i net olupfn kann. De Eltern und d‘Anna liegen drunter, wia unter oam Grabstein begrabn. Im Traum, den i ab und zu hob, will i d‘ Steinplattn mit oller Gwalt olupfen, um z‘schaun wias eana geht. Do wird mir aba kloar, dass I da nur in a Welt von Totn zurückschaun dat. D‘ Eltern, d‘Anna und d‘ Geschwister, alle sand’s gstorben, da wär mei Lebn do a recht traurigs gwesn. So will I am End di Plattn gar nimmer olupfen und dreh mi wieda weg. No schau I dann bloß no in a endlos weit’s Tol mit vieln Nebelbänken. A rechter Schmarn von oam Traum! Vielleicht werd I scho bald deppert!?“
Ludwig klärte ihn daraufhin auf, dass man mittlerweile wissenschaftlich herausgefunden hatte, dass manche Träume, falls man sich überhaupt an einen erinnert, schon eine Bedeutung hätten. Ein wirrer, vielleicht wiederkehrender Traum bedeute aber absolut nichts Schlimmes. Er sei nicht unbedingt ein Blick in die Zukunft und nicht unbedingt etwas, das man genau so erlebt hatte. Menschen mit einem sogenannten „Gesicht“, die irgendwie in die Zukunft schauen könnten, gäbe es erwiesenermaßen gar nicht. Träume hätten meist in stark abgewandelter Form mit Erlebtem zu tun, welches das Gehirn immer noch weiterbeschäftigt. Das Gehirn würde mit den Träumen im Oberstüberl irgendwie noch aufräumen oder umsortieren. Dabei liefen manche Bilder oder Geschehnisse nochmals, oft aber stark verändert ab. In Träumen würden Gefühle, Wünsche, Ängste und Hoffnungen des gesamten Unterbewusstseins verarbeitetet, deren man sich vielleicht noch gar nicht richtig bewusstgeworden ist. Wie das technisch genau funktioniere, würden die Hirnforscher bislang aber nur vermuten. Bewegte Bilder von belegbaren Abläufen im Hirn stünden noch sehr am Anfang der Forschung.
Als einer der Ersten hatte sich mit diesen Dingen bereits rund zwanzig Jahre nach dem Start ihres vorübergehenden unfreiwilligen Winterschlafs ein Landsmann namens Sigmund Freud befasst. Diesen Teil des Hirns nenne man Psyche oder Bewusstsein. Bei einigen Menschen, die durchdrehten und früher als „Depperte“ oder „Gspinnerte“ galten, seien das manchmal einfach nur unverarbeitete, tief beeindruckende Erlebnisse gewesen, die langsam ihre Seele beschädigt hätten. Leichter geschah das vor allem dann, wenn über die Erlebnisse nie gesprochen wurde, aus welchen Gründen auch immer. Besonders nach den beiden furchtbaren Weltkriegen im 20. Jahrhundert habe es viele Kriegsheimkehrer gegeben, die vor dem Krieg die normalsten Menschen der Welt waren, aber später – obwohl sie körperlich ganz geheilt oder gar unversehrt geblieben waren - massive Probleme bekamen und anfingen regelrecht auszuticken. Solch endlos erscheinende seelische Irrfahrten konnten leicht in einer Wahnsinnstat mit anschließender Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt oder noch übler enden. Diesen Problemen versuchen neue Wissenschaftszweige, die Psychologie und Psychoanalyse, auf den Grund zu gehen. Das Seelenheil der Menschen, das über Jahrhunderte von den Kirchen beinahe monopolistisch, häufig, aber nicht immer, sehr wohlwollend, betreut worden war, bekam damit ernste wissenschaftliche Konkurrenz.
Tonis Traum schien Ludwig nicht außergewöhnlich dramatisch. Er vermutete, dass die beiden Tiroler Burschen lediglich ein starkes Interesse am Leben und Sterben ihrer ehemaligen Angehörigen hätten und in ihrem neu gewonnenen Leben durch die zahlreichen Neuerungen sehr irritiert waren. „Wen wundert’s bei gefühlten hundert Neuerungen pro Tag?!“ fasste es Ludwig gegenüber Margret zusammen.
Nachdem sich Toni und Alois ihrer „Entwicklung“ in größerem Umfang bewusst geworden waren - das heißt, dass sie gut einhundertvierzig Jahre „schockgefroren“ im Eis verbracht hatten, um in einem völlig anderen Jahrhundert wieder „aufzuwachen“ - weinten sie mehrere Nächte lang ihre Kopfkissen klatschnass. Nicht nur die völlig veränderte, nun hochtechnisierte Umgebung galt es zu verdauen, sondern auch die Tatsachen, dass Alois‘ damalige schwangere Verlobte, die Griesacher Anna samt ihres damals noch ungeborenen Kindes sowie Tonis Freundin bereits seit vielen Jahrzehnten gestorben und begraben worden waren, stellte für sie harte Brocken schwer zu ertragender „Realität“ dar.
Daher stammten die völlig durchnässten Kopfkissen, die Margret mindestens einmal pro Woche, anfangs noch häufiger, beim Bettenmachen neu beziehen musste. An manchem späten Abend traf Ludwig, wenn er nochmals kurz nach ihnen schauen wollte die beiden Burschen völlig aufgelöst in ihrer Wohnung an. Mit stark verweinten Augenrändern und von kurzen, tiefen Schnaufern unterbrochen, versuchten dabei aber eher Alois oder Toni ihn zu beruhigen, denn umgekehrt: „Es ischd wirkli gar nichts! Mir müssn halt ab und an a weng gränen“ erläuterte Toni.
Ihr häufiges intensives Weinen war für sie etwas absolut Selbstverständliches und in keinster Weise peinlich Berührendes oder Bemitleidenswertes. Bei einem gemeinsamen Bier in der Stube erzählten sie Ludwig dann von ihrem Leben im vorletzten Jahrhundert.
Damals war das Weinen eines gestandenen Mannsbilds etwas völlig Normales, wenn man es auch nicht offen zur Schau stellte. Genauso selbstverständlich wie Ludwigs neumodische Angewohnheit, wenn er etwa nach einem anstrengenden Tag in der Schule noch eine Stunde zum Joggen oder zum Mountainbiken ging. So ganz konnten sie den Sinn dieser „freiwilligen Schinderei bis zur Erschöpfung“, wie Toni sie bezeichnete, nicht verstehen. Alois fragte: „Füa woas mochst d’n die Schinderei da mit dem Radl oder deam Rumrenna?“ Und Toni kommentierte: „Mir san oafach froh, wenn ma uns ned so arg plagn müsse!“ Ihrem Bedürfnis, ausgiebig zu weinen, kamen die Tiroler Burschen allerdings nur in ihren eigenen vier Wänden nach, was beim Joggen oder Radeln naturgemäß deutlich schwieriger war.
Ihr teilweise noch schwacher Gemütszustand zeigte sich Margret, die solche Dinge eher als Ludwig wahrnahm, untertags aber immer wieder an kleinen, nur wenig auffälligen Verhaltensweisen. Das konnte einfach eine bestimmte Umgebung sein, die einen der Burschen besonders an ihre frühere Welt erinnerte. So blieb Alois eines Tags beim Verlassen eines Hofes, den sie zu viert besucht hatten, mitten im Türstock stehen und schaute ungewöhnlich lang auf den Weg zur Hauptstraße hinüber. Irgendwie schien ihn genau diese Perspektive an irgendetwas aus der Vergangenheit zu erinnern. Da Margret aufgefallen war, dass er erstaunlich lange unbeweglich und nachdenklich stehen geblieben war, legte sie ihm, als sie selbst aus dem Haus ging, behutsam eine Hand auf die Schulter und meinte einfühlsam: „Da woar sicher amoal was ganz bsonders passiert!“
Manchmal erzählte Alois anschließend, an was ihn dieses Bild gerade erinnert hatte, manchmal stand er aber einfach nur ruhig da und nickte zustimmend: „Ja, Ja, doa hoast so rechd!“ und fand es ganz schwer in Ordnung, dass sie nicht nachbohrte. Toni und auch Alois tat es einfach gut, dass ihnen in solchen Momenten des blitzartigen Erinnerns jemand mit nur wenigen oder gar keinen Worten tröstend zur Seite stand.
Auf ihre zunehmend drängender werdenden Fragen zum Verbleib ihrer Verwandtschaft und ihren Nachkommen stellte Ludwig Nachforschungen im Gemeindearchiv an. Der katastrophale Murenabgang, den er anfangs als Ausrede verwendet hatte, war offenbar ein historisches Ereignis, das tatsächlich im Kostnertal stattgefunden hatte. In den Archiven konnte er einige Nachkommen ausfindig machen, die den damaligen katastrophalen Murenabgang Ende des 19. Jahrhunderts unbeschadet überlebt hatten und erst viele Jahre später gestorben waren. Diese Verwandten waren damals auf dem örtlichen Pfarrfriedhof beerdigt worden. Zwar waren ihre Gräber schon lange aufgelöst, jedoch bestätigten spätere Nennungen auf einem der ältesten Familiengrabsteine ihre verwandtschaftliche Beziehung. Bei den wiederentdeckten Angehörigen handelte sich jedoch um Nachkommen ihrer Brüder, beziehungsweise eines Vetters. Die 57 Opfer des Murenabganges waren aufgrund akuter Seuchengefahr, soweit man sie überhaupt ausfindig machen und identifizieren konnte, in einem Gemeinschaftsgrab mit großem Gedenkstein, der mittlerweile als verschollen galt, beigesetzt worden.
Die Aufzeichnungen im Pfarrarchiv waren durch einen späteren Lawinenabgang, von dem ein Teil mitten durch den Pfarrhof polterte, arg ramponiert worden. Die verlaufenen oder verschmierten Namensangaben in den nachträglich getrockneten,teilweise zerrissenen Papieren waren deshalb nur äußerst schwer zu lesen. Zahlreiche Höfe, die in der Region seit jeher Namenszusätze führten, die aber nicht unbedingt mit dem Namen der Bauernfamilie übereinstimmen mussten, hatte man nach dem Unglück gar nicht mehr oder an einem ganz anderen Ort wiederaufgebaut, wodurch die Ahnenforschung deutlich erschwert wurde. Für Ludwig bedeutete das eine große Puzzlearbeit, bis er aus Archiveinträgen und mündlichen Nachfragen bei den Ältesten des Dorfes die Nachfahren der Burschen einigermaßen sicher benennen könnte. Die meisten Befragten verfügten über ein erstaunlich großes Wissen über die unterschiedlichsten, oft nur mündlich überlieferten Ereignisse des Tals.
Damit Ludwig den Überblick über die vielen Details nicht verlor, trug er alle Fakten und Geschichten in seinem Rechner zusammen. So konnte er den staunenden Burschen letztlich einen einigermaßen durchgängigen Stammbaum ausdrucken, auf dem alle nur vermuteten Zusammenhänge, mit Unsicherheiten belegten Fakten, Wenns und Abers als solche deutlich erkennbar bezeichnet waren. Obwohl Ludwig ursprünglich nur die Geschichte der beiden Familien nachverfolgen wollte, war aus seiner Sammlung nahezu eine ansehnliche Ortschronik entstanden, die durch die verbindenden Geschichten und Berichte deutlich umfangreicher und akkurater als die Summe der Einzelarchive von Kirche und Rathaus war. Irgendwann wollte Ludwig aus dem gesammelten Material eine neue Dorfgeschichte erstellen. Aufgrund von dringlicheren Maßnahmen musste das vorerst noch ein wenig zurückstehen.
Nach dem ausgiebigen Studium ihrer Verwandtschaftsverhältnisse, besuchten sie daher an einem ruhigen und wolkenverhangenen Nachmittag zu dritt den Friedhof der Gemeinde. Nachdem sie die Gräber ihrer Verwandten und Nachkommen gefunden hatten, legten Alois und Toni jeweils ein kleines Blumengesteck, das Margret ihnen in ihrer fürsorglichen Art mitgegeben hatte, an die Gräber ihrer Nachfahren, zündeten eine Kerze an und beteten ein, oder auch mehrere Gsetzerl für die Verstorbenen.
Vielleicht sprachen sie in Gedanken ein wenig mit ihren Nachfahren oder mit ihrem Schöpfer über ihre momentane, völlig aberwitzige Lage. Auf jeden Fall verharrten sie über eine geschlagene Stunde an den Gräbern, ohne dass auch nur das leiseste Wort hörbar war. Letztlich verließen beide den Friedhof nicht mehr in der angespannten Haltung, die an ihnen beim Betreten des Angers noch erkennbar war, sondern mit einer zufriedeneren, direkt gelösten Miene und Haltung. Auf Ludwig machte es den Eindruck, als hätten Toni und Alois gerade ausführlich mit ihren Vor- und Nachfahren geredet und dabei einige klärende Antworten bekommen. Seit damals zählten Friedhofsbesuche zu ihrer wöchentlichen Tradition.
Und so lernten sie nach und nach die unterschiedlichsten Typen an Friedhofsbesuchern kennen. Da gab es den Besucher, meist in weiblicher Form als Besucherin auftretend, die mit leichtem Werkzeug ausstaffiert, routiniert mit wenigen Griffen und ohne großes Aufheben die besuchte Grabstätte wieder auf Vordermann brachte, um anschließend ein wenig in Ruhe zu verweilen. Ebenso war die recht geschäftige Besucherin anzutreffen, die ihren Aufgaben sehr offensichtlich nachkam und jede Gelegenheit zu einem kurzen Austausch mit Bekannten oder mit noch weniger bekannten Besuchern nutzte. Während der erste Typ eher wegen der Verstorbenen oder der inneren Einkehr vorbeikam, besuchte letzterer vermutlich den Friedhof eher wegen der Lebenden. Weiterhin gab es den traditionellen regelmäßigen Friedhofsbesucher, der meist in Familienstärke einmal pro Jahr, also regelmäßig zu Allerheiligen oder am Totensonntag vorbeischaute. Die mitgeführten Kinder oder zwangsverpflichteten Jugendlichen verstanden sich bestens darauf, zumindest reichlich genervte Gesichter zu machen oder sich durch bissige Äußerungen ein wenig Luft über ihren arg stapazierten Gemütszustand und ihre offensichtliche „Zwangsverpflichtung“ zu verschaffen. Alternativ wiesen sie durch permanentes Smartphone-streicheln demonstrativ auf ihre Freiheitsberaubung hin.
Denker, Gärtner, Ratschweiber, Pflichtbesucher, versprengte oder verloren gegangene Beerdigungsteilnehmer ... es ist schon erstaunlich, was sich auf einem Gottesacker alles herumtreibt, eben einfach auch nur äußerst menschlich!
An einem ruhigen Abend, als Toni und Alois nachmittags wieder auf dem Friedhof waren, wagte es Margret, ihnen auf ihrem Laptop die Ballade eines Alpen-Rockers aus Bad Goisern vorzuspielen. Die Liedzeilen des Stücks "Heast as net, wia die Zeit vergeht"rührten sowohl Toni als auch Alois zu schluchzenden Tränenströmen, um danach nahtlos in ein hemmungsloses, fast halbstündiges Weinen überzugehen. Jedes Mal, wenn sie sich beinahe wieder gefasst hatten, baten sie erneut um das Abspielen des Musikvideos und wurden prompt wieder von einer unermesslich großen Traurigkeit zu weiteren Tränenströmen gerührt.
Dabei wanderten ganze Berge von verschneuzten Papiertaschentüchern in den Abfalleimer. Margret und Ludwig konnten diesen Ausbruch an Trauer nur still begleiten und ihnen mit einer aufgelegten Hand oder ihrer bloßen Anwesenheit Trost spenden.
Nach einer langen Viertelstunde bat Ludwig Margret um das Beenden der für ihn sinnlosen Wiederholungen: "Moanst ned, dass des jetzt reicht?"Margret bestand jedoch geduldig darauf, dass Toni und Alois schon selbst spüren würden, wann genug sei: "Wenn sie sich genügend aufgestaute Trauer aus den Herzen geweint habn, werdn’s schon von sich aus aufhören."
Nach weiteren geduldigen zehn Minuten, die Ludwig wie eine weitere Stunde vorkamen, verlangte aber keiner der Burschen nach weiteren Wiederholungen. Mit einem tiefen Seufzer standen beide auf und gingen ins Bad um sich die Gesichter mit kaltem Wasser abzuwaschen. In der Zwischenzeit deckte Margret eine deftige Brotzeit auf, die anschließend gemeinsam, fast durchgängig schweigend verzehrt wurde. Die gelöste Atmosphäre glich dabei fast einer Abendmahlfeier.
Ein zweites Video mit einem Musikstück des Alpen-Rockers, das sie bei einer anderen Gelegenheit anschauten, erinnerte Alois ganz stark an seine frühere Verlobte, die Griesacher Anna: "Genau so is es, wia der singen tuat! Da moanst, der hät desselbe erlebt! Do brennts a jed’s mol unter der Haut, wenn i’s höre dua!"beschrieb Alois seine Empfindungen beim Lied "Weit, weit weg". "Die Stimm von der Sängerin klingt grad so wia die von der Anna. Des tuat so schee, brennt aber am Herz, weil‘s no gar ned sein ko!"