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Prolog

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Mit Feuer und Geist

Ein Jens Jahnke-Krimi von Hermann Brünjes

Gewidmet jenen Freiwilligen, die das »Tagungshaus mit Herz« beleben,

den Feuerwehrleuten, die oft das Schlimmste verhindern,

meinen Surf-Freunden auf der Insel

und jenen Menschen, mit denen ich im Dorf zusammenlebe.

Ihr seid mir Inspiration und Freude.

Danke.

Prolog

Biikebrennen, er liebte es!

Das Knistern, die Funken, das brennende Petermännchen im höllischen Inferno. Er liebte es, seinen Freund Ole neben sich zu wissen. Wenn sie durch die Dünen streiften und sich der Feuersbrunst vorsichtig näherten, wenn sie über betrunkene Halbstarke lästerten oder dem Fischmann eine kostenlose Portion frischen Kibbeling abschwatzten. Das liebte er.

Nun jedoch gab es nichts mehr zu lieben.

Wie gelähmt starrte er auf das riesige Feuer vor sich. Beißende Hitze brannte sich durch seine Kleidung. Sein T-Shirt und der Anorak glühten trocken, als stünden auch sie gleich in Flammen. Die Löcher mit den verkohlten Rändern darin nahm er nicht zur Kenntnis. Tränen liefen klebrig über seine Wangen. Sie schmeckten nach Meerwasser. Er registrierte es nicht. Das linke Hosenbein seiner Jeans war zerrissen und angekokelt. Nur ein Fetzen Stoff war noch übrig. Das blut- und dreckverschmierte Bein schmerzte stechend und pochend. Er ignorierte es.

Er hockte wie gelähmt neben dem dicken Stamm einer knorrigen Kiefer und starrte auf das lichterloh brennende Wohnhaus. Viel mächtiger als das Biikefeuer am Strand jemals war, dachte er und schämte sich sofort für einen derart unpassenden Gedanken. Er hatte es nicht geschafft, sie zu retten. Er hatte versagt. Sie alle würden sagen, er sei ja noch ein Kind. Trotzdem hatte er versagt. So klein war er auch nicht mehr. Er hätte diesmal nicht gehen und sie nicht diesem Unhold überlassen dürfen. Immerhin hatte er es geschafft, sie bis in den Flur zu schleppen.

Zusammen mit Ole und anderen Kindern hatte er den Erwachsenen geholfen, das Biikefeuer aufzuschichten. Dann war er nach Hause geradelt und hatte gehofft, dass seine Mutter nun endlich Zeit mit ihm verbrachte. Am Abend wollten sie dann wie jedes Jahr gemeinsam zum Strand gehen und mit dem ganzen Dorf das Biikefest feiern.

Als er ihre schrecklichen Schreie hörte, war er ohne zu Zögern ins Haus gerannt. Aus dem Reetdach neben der kleinen Gaube waren bereits erste Flammen gen Himmel gestiegen. Funken wirbelten wie kleine Glühwürmchen um sie herum. Drinnen krachte und knackte es. Wie flüssige Schmutzwatte quoll dicker grauer Qualm die Treppe hinunter. Sie schrie. Er war die Treppe hinaufgerannt. Seine Mutter fiel ihm entgegen. Er konnte sie nicht halten und rutschte mit ihr die Holzstufen hinab. Dann zog er sie an den Armen Richtung Ausgang. Vergebens. Er hatte nicht die Kraft, seine Mutter zu retten. Die Treppe stürzte ein, Balken krachten auf den Flur. Einer davon verpasste ihn um Haaresbreite und schlug seine Mutter zu Boden. Sie bewegte sich nicht mehr. Der Balken auf ihrer Brust brannte, ihre Kleider auch. Da war er mit letzter Luft und Kraft hinausgetaumelt. Er hatte seine Mutter zurückgelassen.

Jetzt kamen die ersten Nachbarn, viel zu spät! Ihr kleines Haus lag jenseits der Ortschaften im Wald. Die Flammen sah man wegen der Bäume erst, wenn man fast da war. Jetzt hörte man auch Sirenen. Gleich würden sie ihn finden. Und sie würden ihn verarzten. Sie würden ihn fragen, wie es passiert ist und wer im Haus war und wer die Schuld hat ... Er barg sein Gesicht zwischen den Armen und umfasste seine blutigen Knie. Er kannte nur diese eine Antwort: Es war seine Schuld, dass er sie nicht retten konnte.

Mit Feuer und Geist

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