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Allein durch Christus

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Wenn man die Bibel liest, ist es immer hilfreich zu fragen, wer das Gelesene gesagt, gemacht oder geschrieben hat. Oft erschließt sich erst durch solche Recherche die Kernaussage eines Bibelwortes. So auch hier in Matthäus 5,20.

Matthäus zitiert Jesus selbst. Bei allen Diskussionen um Details: Zumindest Theologen in reformatorischer Tradition sind sich einig. Die »bessere Gerechtigkeit ist nicht die mehr oder weniger hart erarbeitete Akzeptanz Gottes, nicht der verdiente und in einem gottgefälligen Lebensstil begründete Lohn meines Lebens und auch nicht die Anerkennung Gottes für ein frommes, humanes und verantwortungsvoll geführtes Dasein – sondern die »bessere Gerechtigkeit ist jene, die Jesus Christus für uns erlangt hat. Er schenkt sie uns, er spricht sie uns zu.

Es lohnt sich, eines der wichtigen Werke Dietrich Bonhoeffers zu diesem Thema zu lesen, das Buch »Nachfolge«. Dieser Mann war ja nicht nur ein Märtyrer, der im April 1945 wegen seiner Beteiligung am Attentat auf Hitler hingerichtet wurde und auch nicht nur ein tiefsinniger Dichter, der uns diesen schönen Text »Von guten Mächten wunderbar umgeben« hinterlassen hat. Bonhoeffer war vor allem ein begnadeter Theologe. In »Nachfolge« beschreibt er die bessere Gerechtigkeit eindrücklich. Er spricht von einer »geschenkten Gerechtigkeit«. Er macht deutlich, dass Jesus das göttliche Gesetz völlig erfüllt hat, auch den letzten Buchstaben und das »kleinste Tüpfelchen« (Mt. 5,18).

Die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten sich redlich bemüht, alles zu erfüllen, was Gott von ihnen forderte. Deshalb wurden sie damals als religiöse Führer und Vorbilder durchaus geachtet und akzeptiert.

Ohne Zweifel, viele religiöse Eiferer verdienten Respekt – wenn sie nicht dem Wahn verfallen wären, sie könnten es von sich aus schaffen, Gott gefällig zu sein. Wenn sie nicht letztlich meinten, es läge an ihnen selbst und ihren guten und frommen Werken, den Himmel zu erreichen ... und am Ende bräuchte man vielleicht noch ein bisschen Vergebung für den letzten Rest nicht geschaffter Schuldlosigkeit. Und wieso sollte Gott solche Vergebung vorenthalten, war man doch ehrlich bemüht gewesen und schon so weit gekommen? ... Und am Ende bräuchte man nur noch eine kleine Portion von Gottes Gnade, um den letzten Schritt ins Himmelreich auch noch zu schaffen. Wieso sollte ein gerechter Gott seine Hand zurückziehen, bin ich doch die Leiter schon so hoch geklettert und habe es bis dahin allein geschafft?

Der religiöse (oder humanistische) Eiferer will und muss es selbst schaffen. »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen!«, so packt er sein Leben und seinen Glauben an und meint dabei noch, besonders christlich zu sein. Allerdings ist sein Motto kein Bibelvers, sondern ein Zitat des Humanisten Johann Wolfgang von Goethe, der diesen Satz in Faust zweiter Teil, Kapitel 63, einem Engel in den Mund legt. In der Bibel steht nichts davon.

Jesus selbst ist die »bessere Gerechtigkeit«

In Matthäus 5,20 ist von einer »besseren Gerechtigkeit« die Rede als jene, die von Selbsterlösung gekennzeichnet ist. Christen beziehen sich nicht auf die eigene, sondern auf eine fremde Gerechtigkeit. Dietrich Bonhoeffer schreibt: »Weil aber diese Gerechtigkeit nicht nur ein zu leistendes Gut, sondern die vollkommene und wahre persönliche Gottesgemeinschaft selbst ist, darum hat Jesus nicht nur die Gerechtigkeit, sondern er ist sie auch selbst.«

Jesus hat den Willen Gottes nicht nur ohne Einschränkungen konsequent gelebt, er war bereits vorher völlig eins mit seinem Vater. Er verkörpert nicht nur die Liebe, sondern auch die Gerechtigkeit Gottes. Und deshalb ist er jene geschenkte »bessere Gerechtigkeit« in Person.

Man kann es nicht radikal genug sagen: Nur durch Christus ist der Zugang zu Gott für uns Menschen offen. Er ist nicht Wegweiser, sondern Weg (Joh. 14,6), ist nicht Türöffner, sondern Tür (Joh. 10,9). Durch Christus ist das »Reich (Gottes) herbeigekommen.« (Mk. 1,15). »Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.« (Mt. 4,17). In dieser immer wiederkehrenden und von allen Evangelisten bezeugten Verkündigung sprach Jesus genau genommen von sich selbst.

Ich finde, »Himmel« ist eine wunderschöne biblische Metapher für das Reich Gottes und die Gemeinschaft mit dem Vater und Schöpfer allen Lebens. Was im Englischen »sky« genannt wird, ist damit natürlich nicht gemeint, sondern »heaven«. Der Himmel ist kein geografischer Ort, irgendwo »oben« im oder über dem Weltall. Himmel ist dort, wo Gott mit uns Gemeinschaft hat. Himmel ist dort, wo Jesus ist, weil er allein diese Gemeinschaft ermöglicht und schenkt. Und eben nur dort ist die »bessere Gerechtigkeit« zu haben.

Auch Dietrich Bonhoeffer verknüpft die »bessere Gerechtigkeit« und Jesus Christus miteinander. Folglich bekommt man sie nicht durch eigenes Tun und Machen, sondern nur durch die Beziehung mit Jesus – und die nennen wir »Glauben«.

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