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Zweites Hauptstück

1.

Inhalt.

Von der Zurückkunft Jesu aus Aegypten, von dem Predigamte des Johannes und seiner Taufe, und von der Taufe des Herrn.

Hierauf wurde, nach dem Tode des Herodes, Joseph von dem Engel ermahnt, er sollte mit dem Kinde und der Mutter desselben nach Judäa zurückkehren. Und da er bei der Rückkehr vernommen hatte, daß Archelaus, ein Sohn des Herodes, regiere, fürchtete er sich, dahin zu kommen; und er wird von dem Engel ermahnt, nach Galiläa zu ziehen, und in Nazareth, einem Städtchen dieses Landes, seine Wohnung zu nehmen. Es wird ihm also befohlen, nach Judäa zurückzukehren, und bei der Zurückkunft fürchtet er sich. Und abermals wird er durch eine Erscheinung ermahnt und beauftragt, in das Land der Heiden zu ziehen. Aber entweder hätte sich der, welcher ermahnt wurde, nicht fürchten, oder die Ermahnung hätte, weil sie bald geändert werden sollte, durch den Engel nicht ertheilt werden sollen. Doch nein, sondern es wurde der vorbildliche Sinn beobachtet. Joseph nämlich stellt die Apostel vor, welchen Christus zur Verbreitung anvertraut wurde. Diese sind gleichsam nach dem Tode des Herodes, das heißt, nachdem dessen Volk im Leiden des Herrn zu Grunde gegangen ist, beauftragt worden, den Juden zu predigen; denn sie waren zu den Verlornen Schafen des Hauses Israel gesandt; aber so lange die Herrschaft des ererbten Unglaubens bestand, fürchteten sie sich, und zogen sie sich zurück. Durch eine Erscheinung ermahnt, nämlich das Geschenk des heiligen Geistes bei den Heiden erblickend, brachten sie zu denselben Christum, welcher zwar dem Judenlande gesandt, aber das Leben und Heil der Heiden genannt wurde.

2.

„In denselben Tagen trat Johannes auf, und predigte in der Wüste Judäas, und sprach: Thut Buße; denn das Himmelreich ist nahe“12 u. s. w. Bei Johannes müssen wir den Ort, das Predigen, die Kleidung und die Speise betrachten, und zwar so, daß wir bedenken, die Wahrheit der Thatsachen werde deßwegen nicht entstellt, wenn in dem, was geschieht, ein tieferer Sinn verborgen ist. Denn es hätte für den Prediger sowohl einen geeignetem Ort, als auch eine nützlichere Kleidung und eine zuträglichere Nahrung gegeben; aber es liegt in den Thatsachen ein Vorbild, und in diesem ist das Werk selbst Betrachtung. Denn er ist zu Judäa gekommen, welches theils öde war, öde hinsichtlich der Verehrung Gottes, nicht hinsichtlich des Volkes, theils leer hinsichtlich der Wohnung des heiligen Geistes, nicht der Menschen, so daß der Ort, wo gepredigt wurde, die Verlassenheit derer anzeigte, zu welchen der Prediger gesandt war. Auch Buße verkündiget er, weil das Himmelreich nahe ist, durch welche der Rücktritt von dem Irrthume, die Rückkehr von dem Laster, und nach der Scham über die Fehler die Erklärung, von denselben abzulassen, eintritt; damit sich das verlassene Judäa erinnern möchte, daß es den aufnehmen werde, in welchem das Himmelreich ist, und nachher nicht mehr öde seyn werde, wenn es sich von den alten Sünden durch Buße und Bekenntniß gereiniget haben würde. Auch das aus Kameelhaaren gewebte Kleid bezeichnet die fremde Gestalt jener prophetischen Verkündigung; indem sich der Verkünder Christi mit einem von unreinen Thieren genommenen Kleidungsstoffe, welchen wir13 gleich geachtet werden, kleidet; und indem durch den Anzug des Propheten angedeutet wird, daß alles, was zuvor in uns entweder unnütz oder schmutzig gewesen war, geheiliget werde. Die Umgürtung aber ist die wirksame Rüstung zu jedem guten Werke, so daß wir zu einem jeden Dienste Christi mit dem Willen bereit sind. Auch werden zur Nahrung Heuschrecken gewählt, welche die Menschen fliehen, und bei jeder Wahrnehmung unserer Ankunft davon eilen; nämlich wir, die wir durch einen Vortrag der Propheten und durch ein jedes Zusammentreffen mit denselben gewissermaßen zu Sprüngen sogar mit dem Körper veranlaßt wurden. Wir, die wir mit unserm Willen unstät herumirrten, zu Werken untauglich waren, mit Worten klagten, im Glauben fremd waren, sind jetzt zugleich mit dem Honige des Waldes zur Nahrung und Sättigung der Propheten erwählt, und werden aus uns selbst, nicht aus den Bienenstöcken des Gesetzes, sondern aus den Stämmen wilder Bäume die süßeste Nahrung gewähren.

3.

In solcher Kleidung also predigt Johannes, und nennt die Pharisäer und Sadduzäer, welche zur Taufe herbeikommen, eine Natternbrut; er ermahnt sie, eine würdige Frucht der Buße zu bringen, und sich nicht damit zu rühmen, daß sie den Abraham zu ihrem Vater haben; weil Gott die Macht hat, aus den Steinen dem Abraham Kinder zu erwecken. Denn es werden nicht Nachkommen des Fleisches, sondern Erben des Glaubens gesucht. Die Würde des Ursprunges also beruht auf den Beweisen der Werke; und die Herrlichkeit der Abkunft wird durch die Nachahmung des Glaubens bewahrt. Der Teufel war ungläubig, Abraham gläubig. Denn jener war bei der Uebertretung des Menschen ungläubig, dieser aber ist aus dem Glauben gerechtfertiget. Sonach führt die Denkweise und der Lebenswandel eines Jeden eine nahe Verwandtschaft herbei, so daß die, welche gläubig sind, durch den Glauben Nachkommen Abrahams sind, die aber, welche ungläubig sind, durch den Unglauben in Nachkommen des Teufels umgewandelt werden; da theils die Pharisäer eine Natternbrut genannt werden, da ihnen das Prahlen mit ihrem geheiligten Vater verboten wird, da aus Steinen und Felsen dem Abraham Kinder erweckt, und da sie ermahnt werden, würdige Früchte der Buße zu bringen; damit diejenigen, welche angefangen hatten, den Teufel zum Vater zu haben, mit denen, welche aus den Steinen erweckt würden, wiederum durch den Glauben Kinder Abrahams werden möchten.

4.

Die Axt aber, welche schon an die Wurzeln der Bäume gelegt ist, bezeichnet das Recht der in Christo gegenwärtigen Macht, und deutet durch das Niederhauen und das Verbrennen der unfruchtbaren Bäume an, daß die Vernichtung des schädlichen Unglaubens für die Verbrennung bei dem Gerichte vorbereitet werde. Und weil die Wirksamkeit des Gesetzes nicht mehr hinreichend war zum Heile, und Johannes für die, welche zur Buße getauft werden sollten, als Vorläufer aufgetreten war; (denn das Amt der Propheten war, von den Sünden zurückzurufen; Christo aber war es eigen, die Gläubigen selig zu machen); sagt er, er taufe zur Buße, aber der, welcher kommen werde, sey mächtiger, dessen Schuhe zu tragen er nicht würdig sey; indem er den Aposteln den Ruhm die Verkündigung zu verbreiten überläßt, welche mit herrlichen Füßen den Frieden Gottes verkündigen mußten. Er bezeichnet uns also die Zeit unsers Heiles und Gerichtes in dem Herrn, indem er spricht:14 „Der wird euch mit dem heiligen Geiste und mit Feuer taufen;“ weil für diejenigen, welche mit dem heiligen Geiste getauft sind, noch übrig ist, durch das Feuer des Gerichtes Vollendung zu erhalten.15 „Er hält die Wurfschaufel in der Hand, und wird seine Tenne reinigen, und seinen Waizen in die Scheune sammeln; die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“ Das Werk der Wurfschaufel ist es, das Fruchtbare von dem Unfruchtbaren zu sondern. Dieses, daß sie in der Hand des Herrn ist, zeigt das Urtheil der Macht an, welche ihren Waizen, nämlich die vollkommenen Früchte der Gläubigen, in den Scheunen aufbewahrt, die Spreu aber, das ist die Nichtigkeit unnützer und unfruchtbarer Menschen mit dem Feuer des Gerichtes verbrennt.

5.

„Hierauf kam Jesus von Galiläa zu Johannes an den Jordan, um sich von ihm taufen zu lassen, u. s. w.“ Es war in Christo Jesu16 der ganze Mensch; und darum hat der zum Dienste des Geistes17 angenommene Leib das ganze Geheimniß unseres Heiles erfüllt. Zum Johannes kam also der aus dem Weibe Geborene, dem Gesetze Unterworfene, und18 durch das Wort Fleisch Gewordene. Er selbst zwar war des Bades nicht bedürftig, weil von ihm gesagt ist:19 „Er hat keine Sünde begangen;“ und wo keine Sünde ist, da ist die Nachlassung derselben überflüssig. Aber von ihm wurde sowohl der Leib, als auch der Name unserer Schöpfung angenommen; und demnach hatte nicht er nöthig, abgewaschen zu werden, sondern durch ihn mußte in dem Wasser unserer Abwaschung die Reinigung geheiliget werden. Endlich wird er auch, weil er Gott ist, von Johannes abgehalten, sich taufen zu lassen; und er erklärt als Mensch, daß dieses an ihm geschehen müsse. Denn durch den mußte alle Gerechtigkeit erfüllt werden, durch welchen allein das Gesetz erfüllt werden konnte. Und so bedarf er theils nach dem Zeugnisse des Propheten des Bades nicht, theils vollendete er durch sein ehrwürdiges Beispiel die Geheimnisse des menschlichen Heiles, indem er den Menschen sowohl durch die Annahme, als auch durch die Taufe heiligte.

6.

Auch der Gang des himmlischen Geheimnisses wird in ihm dargestellt. Denn nachdem er getauft worden war, öffneten sich die Pforten der Himmel, der heilige Geist wurde gesendet, und in Gestalt einer sichtbaren Taube erkannt, und er wurde mit der Salbung einer solchen väterlichen Liebe umgossen. Dann sprach eine Stimme so von dem Himmel: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Der Sohn Gottes wird durch Hören und Sehen angezeigt, und dem ungläubigen und den Propheten ungehorsamen Volke wird von seinem Herrn ein Zeugniß sowohl der Anschauung, als auch der Stimme gesandt: und zugleich, damit wir aus dem, was an Christo in Erfüllung ging, erkennen möchten, nicht nur, daß nach der Wassertaufe der heilige Geist aus den Himmelspforten auf uns herniederkomme, sondern auch daß wir mit der Salbung der himmlischen Glorie umgossen, und durch die von der väterlichen Stimme ausgesprochene Annahme Kinder Gottes werden; da die Wahrheit das Vorbild des für uns angeordneten Geheimnisses in dem Wirkungskreise der Natur selbst sinnbildlich dargestellt hat.

Kommentar zum Evangelium des Matthäus

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