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Drittes Hauptstück

1.

Inhalt.

Von dem Versucher, dem Teufel, und von dem vierzigtägigen Fasten Jesu, von den Fischern Petrus und Andreas.

„Dann wurde Jesus von dem Geiste in die Wüste geführt, daß er von dem Teufel versucht würde,“20 u. s. w. Sowohl das Führen in die Wüste, als auch das vierzigtägige Fasten, nach dem Fasten der Hunger, die Versuchung des Satans, und die Antwort des Herrn, alles ist voll von Wirkungen des großen und himmlischen Rathschlusses. Denn dadurch, daß er in die Wüste geführt wurde, wird die Freiheit des heiligen Geistes21 angedeutet, welcher nun seinen Menschen dem Teufel hingibt, und ihm die Macht gestattet, denselben zu versuchen und mit sich zu führen, welche der Versucher nicht gehabt hätte, wenn sie ihm nicht gegeben worden wäre. Der Teufel hatte nun Verdacht aus Furcht, nicht Erkenntniß aus Verdacht; denn er wurde durch das vierzigtägige Fasten beunruhigt. Er wußte nämlich, daß so viele Tage die Gewässer des Abgrundes22 sich ergossen, das verheißene Land ausgekundschaftet, und dem Moses von Gott das Gesetz gegeben wurde, daß auch die Jahre, während welcher das Volk in der Wüste bei dem Wandel und dem Betragen der Engel blieb, eben diese Zahl ausgefüllt hatten. Er schöpfte also aus der Furcht vor jener Zeit bei der Versuchung dessen, welchen er als Menschen betrachtete, Verwegenheit. Denn den Adam hatte er angelockt und durch seinen Betrug in den Tod geführt. Aber so war es seiner Nichtswürdigkeit und Bosheit angemessen, daß er in demselben Menschen, über dessen Tod und Unglück er sich freute, besiegt wurde, und daß er, welcher den Menschen um Gottes Wohlthaten beneidete, vor der Versuchung Gott in dem Menschen nicht erkennen konnte. Es wird also der Herr sogleich nach der Taufe versucht, indem er durch seine Versuchung andeutet, daß gegen uns, die wir geheiliget sind, am meisten die Versuchungen des Teufels sich wenden, weil ihm der Sieg über die Heiligen mehr erwünscht ist.

2.

Auch nicht nach einer Speise der Menschen hungerte ihn, sondern nach dem Heile; denn nach vierzig Tagen, nicht während der vierzig Tage hungerte ihn; wie auch den Moses und Elias dieselbe Fastenzeit hindurch nicht gehungert hat. Da also den Herrn hungerte, stellte sich nicht die Wirkung des Hungers ein; sondern jene Kraft23, welche durch vierzigtägiges Fasten nicht erschüttert wurde, hat den Menschen ihrer Natur verlassen. Denn der Teufel mußte nicht von Gott, sondern von dem Fleische besiegt werden; und dieses würde er gewiß nicht zu versuchen sich getraut haben, wenn er nicht in demselben der Schwäche des Hungers zu Folge das Wesen des Menschen erkannt hätte. Und diese bemerkte er allerdings in ihm; denn er begann so:24 „Wenn du Gottes Sohn bist.“ Einen Zweifel enthält der Ausdruck: „Wenn du Gottes Sohn bist.“ Ungeachtet er ihn hungern sah, fürchtete er doch das vierzigtägige Fasten in ihm. Durch dieses Verhältniß der Dinge zeigt er an, daß er nach dem vierzigtägigen Verweilen, während dessen er nach dem Leiden noch auf der Erde bleiben wollte, Hunger nach der menschlichen Erlösung haben werde. Und in dieser Zeit brachte er das Gott dem Vater ersehnte Geschenk, den Menschen, welchen er angenommen hatte, zurück.

3.

Nun muß man also das betrachten, welcher Fragen er sich noch bedient habe. Er sagt:25 „Wenn du der Sohn Gottes bist, so sprich, daß diese Steine Brod werden.“ Der betrügerische Teufel, und zum Verführen sehr schlaue Künstler wußte, daß Christus Alles zu bewirken vermöge, und schloß schon aus der Zeit des Fastens auf den Hunger in dem Menschen, ohne zu wissen, worauf der Hunger gerichtet wäre. Daher schlug er bei dem Versuchen ein solches Wirken vor, daß er dadurch theils in Gott aus der Umwandlung der Steine in Brod die Göttlichkeit der Macht erkennen, theils in dem Menschen durch den Reiz der Speise die Ausdauer in der Erduldung des Hungers vereiteln konnte. Der Herr aber, welchen nicht so sehr nach dem Brode, als nach dem Heile der Menschen hungerte, sprach: „Nicht von dem Brode allein lebt der Mensch;“ denn er war nicht, allein Mensch, sondern auch Gott, und wurde, obgleich er sich bis zu dem Tage der Versuchung der menschlichen Speise enthielt, doch durch den Geist Gottes genährt, indem er hiedurch anzeigte, daß man nicht in diesem Brode allein, sondern in dem Worte Gottes die ewige Nahrung zu finden hoffen müsse.

4.

Auch die folgende Frage ist von dieser Art, nachdem er ihn auf die Zinnen des Tempels gehoben hatte:26 „Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich hinunter,“ u. s. w. Er bemüht sich, durch Versuchung den Herrn von der Höhe in die Tiefe hinabzuführen, und den, welcher auf des Tempels Zinne gestellt, das heißt, über die Gesetze und die Propheten erhaben war, in Niedrigem zu beschränken. Zwar wußte er, daß die Dienste der Engel dem Sohne Gottes zu Gebote stünden, und daß er auf keinen Stein des Anstoßes gerathen könne, da er nämlich auf Schlangen und Basilisken gehen, und Löwen und Drachen mit dem Fuße treten werde. Denn von dem, was gegen ihn gesprochen war, schwieg er, wollte aber durch Erwähnung des Obigen auf jegliche Weise dem Versuchten den Gehorsam ablocken; um dadurch Ruhm davon zu tragen, wenn ihm der Herr der Herrlichkeit, obwohl aus27 Zuversicht, gehorcht hätte. Aber dem Teufel gelang seine so große Bosheit nicht, wie dieses der Herr in einer spätern Zeit bezeugt, indem er spricht:28 „Es kommt der Fürst dieser Welt, aber gegen mich findet er nichts.“ Daher folgte auf diese seine Frechheit die verdiente Antwort des Herrn:29 „Du sollst deinen Gott und Herrn nicht versuchen.“ Indem er nun die Versuche und Bestrebungen des Teufels vereitelt, erklärt er sich als Gott und Herrn, und lehrt, daß von den Gläubigen der Stolz entfernt bleiben müsse, weil, obwohl bei Gott alle Dinge möglich sind, doch nichts zu seiner Versuchung gewagt werden dürfe.


5.

Aber nun regt sich der Ehrgeiz der teuflischen Macht zum dritten Male. Daher stellte er den Herrn auf einen hohen Berg, und bot ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit an, wenn er ihn nur anbeten würde. Schon durch eine doppelte Antwort war er der Meinung des Verdachtes entgangen. Durch Speise hatte er den Adam gelockt, und von der Herrlichkeit des Paradieses hatte er ihn zu dem Orte der Sünde, das ist, in die Gegend des verbotenen Baumes, geführt; drittens hatte er ihn durch das ehrgeizige Streben nach dem göttlichen Namen verleitet, indem er ihm versprach, er würde Gott gleich werden. Darum wird nun gegen den Herrn mit der ganzen Macht der Welt gekämpft, und ihrem Schöpfer der Besitz dieses Universums angeboten, um mit Einhaltung des Ganges der alten Täuschung den, welchen er weder durch Speise gelockt, noch vom Platze gebracht hatte, jetzt doch wenigstens durch Ehrgeiz zu verführen. Aber die Antwort des Herrn beobachtete von oben eine angemessene Stufenfolge; denn er sprach:30 „Weiche von mir, Satan! den Herrn deinen Gott sollst du anbeten, und ihm allein dienen.“ Er erhielt den gebührenden Erfolg seiner so großen Verwegenheit, indem er theils in dem Worte Satan den Namen seiner Verbrechen hörte, theils erkannte, daß er den Herrn seinen Gott in dem Menschen anzubeten habe. Durch die Wirkung dieser Antwort hat uns der Herr auch ein großes Beispiel gegeben, daß wir die Herrlichkeit menschlicher Macht verachten, die Ehrsucht der Welt hintansetzen, und nur daran denken sollten, daß wir Gott und den Herrn anbeten müssen, weil alle Ehre der Welt das Werk des Teufels ist. Nach dieser Flucht des Teufels nun dienten Engel Christo, und gaben dadurch zu erkennen, daß, wenn von uns der Kopf des Teufels besiegt und zertreten sey, uns weder der Dienst der Engel, noch der Beistand der himmlischen Mächte fehlen werde.

6.

„Da31 aber Jesus hörte, Johannes sey überliefert worden, zog er sich nach Galiläa zurück.“ Der Uebergang nach Kapharnaum, und die Weissagung des Isaias ist die Ordnung dessen, was geschah. Bei der Wahl der Fischer aber wird durch das Handwerk der Leute das Werk ihres künftigen Amtes kund gethan; indem, wie die Fische aus dem Meere, so in der Folge die Menschen aus der Welt in einen erhabenern Ort, das ist, in das Licht der himmlischen Wohnung hervorgezogen werden sollen. Durch sie, welche ihr Handwerk, ihre Heimath und ihre Wohnungen verließen, werden wir belehrt, daß wir uns, wenn wir Christo nachfolgen wollen, weder durch die Sorge für das zeitliche Leben, noch durch die Angewöhnung an das väterliche Haus zurückhalten lassen dürfen. Darin aber, daß Anfangs vier Apostel erwählt wurden, wird ausser der Gewißheit der Sache, denn es ist auch so geschehen, die Zahl der künftigen Evangelisten vorbildlich dargestellt. Nun ging er in Galiläa umher, und predigte in den Synagogen das Evangelium von dem Reiche; auch gab er sich, indem er Krankheiten und Gebrechen Aller heilte, selbst durch Thaten zu erkennen, so daß sie denjenigen, von welchem sie in den Büchern der Propheten zu lesen pflegten, durch Werke gegenwärtig schauten.

Kommentar zum Evangelium des Matthäus

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