Читать книгу Arabella - Hildegard Maas - Страница 6

Kapitel 2

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Geweckt wurde Arabella von einem lauten Gepiepe, Geschepper und nachfolgenden Schimpftiraden. Theobald wieselte von einer Ecke der Küche zur anderen, riss Schränke auf, schlug sie wieder zu. Er machte den Kühlschrank auf, um ein paar Eier und Milch herauszuholen, lief zum Küchenschrank, um Eier und Milch in den Mixer zu füllen. Auf einmal piepte es laut und schrill. Davon war Arabella geweckt worden. „Was piept denn hier so laut?“

„Ach, das ist mein Kühlschrank. Der macht einen Höllenlärm, wenn man ihn zu lange offenstehen lässt. Sehr lästig das alles. Meine Freunde haben gedacht, ich brauch so’n Ding, na ja, weil ich immer vergesse, den Kühlschrank wieder zuzumachen. Einmal war ich verreist und hatte mir vorher einen Apfel aus dem Kühlschrank geholt. Natürlich habe ich auch da die Kühlschranktür vergessen und, also was soll ich sagen, als ich wiederkam, war es so kalt in meiner Wohnung und im Kühlschrank war es viel zu warm, alles war verdorben. Ich habe mir einen Schnupfen geholt. Das Essen musste alles in den Müll und mein Magen blieb an dem Abend leer. Das habe ich meinen Freunden erzählt, als sie fragten, woher ich den Schnupfen habe. Und am nächsten Tag kamen sie und brachten diesen neuen Kühlschrank mit. Der erinnert mich jetzt ständig, wenn ich vergesse, die Tür zu schließen.“

„Ja und?“, fragte Arabella, „wieso machst Du ihn denn dann jetzt nicht zu?“

„Och, ich muss da ja gleich wieder dran. Aber Du hast schon recht, ich sollte es mir doch mal angewöhnen“. Arabella saß mit verschränkten Armen auf der Bank und wartete. „Und?“, fragte sie wieder, „Was und?“, fragte Theobald zurück. Es piepte immer noch. „Ach so, jaja, ich mach ja schon.“ Theobald schlurfte zum Kühlschrank und schloss die Tür. Sofort wurde es angenehm still in der Küche. „Ahhh“, Arabella seufzte erleichtert auf und auch Theobald hielt einen Moment inne. „Wow, sehr angenehm diese Ruhe. Ja, in der Tat ich muss schon sagen sehr angenehm. Viel besser als das elende schrille Piepen.“ Und das Beste war, er konnte sicher sein, dass der Kühlschrank nicht offenstand. Gut, wenn man Freunde hat, die wissen, was man wirklich braucht, dachte er zufrieden. Über dies hatte er aber wieder vergessen, dass er ja eigentlich Pfannkuchen backen wollte.

Arabella saß auf der Bank, ließ sich von der Sonne bescheinen, sah wieder dem Treiben im Garten zu und wartete. Ein Hungergefühl machte sich in ihrem Bauch bemerkbar. Theobald stand versonnen in der Mitte der Küche und freute sich immer mehr über sein erfülltes Leben mit solch guten Freunden und einem Haus mit einem schönen Garten und all den Vögeln und Bienen und Blumen und … Da wurde er unsanft aus seinen Gedanken gerissen durch eine ungeduldige kleine, blaue Schlange namens Arabella. „Ich hätte dann auch Hunger“, sagte sie mit quäkender Stimme und gar nicht mehr so freundlich wie am Anfang. „Ach Du je, natürlich.“ Theobald wurde plötzlich sehr geschäftig. „Du musst entschuldigen, ich bin sehr vergesslich. Nun wird’s Zeit, mein Magen ist auch schon wieder vollkommen leer. Warte kurz. Gleich wirst Du die weltbesten Pfannkuchen essen.“

Er tat alles, was auf dem Küchenschrank stand, in den Mixer. Eier und Milch waren ja schon drin. Das hatte er behalten von dem Pfannkuchen-Rezept seiner Oma. Nun wusste er aber nicht so recht weiter und musste sich schnell etwas ausdenken. Also füllte er das in den Mixer, was vom Vorabend noch auf dem Küchenschrank stehen geblieben war, weil er vergessen hatte, es wegzuräumen. Dies waren: saure Gurken, Tomaten, Lakritz-Schnecken, eine Currywurst und ein Erdbeerjoghurt. Zum Schluss tat er noch ein bisschen Salz und Pfeffer dazu, schloss den Mixer und stellte ihn an. Der Mixer mixte mit einem Höllenlärm und es entstand eine grünlichbraune Masse, die, das musste Theobald selbst zugeben, nicht sonderlich appetitlich aussah und auch nicht so sehr gut roch. Arabella schaute auf den Mixer, dann auf Theobald und dann wieder zum Mixer. „Bist Du sicher, dass es der richtige Pfannkuchenteig ist?“, fragte sie. Theobald kratzte sich am Kopf. „Nicht so ganz“, sagt er, „bei meiner Oma hat der Teig irgendwie eine andere Farbe und auch einen besseren Geruch. Ach was, es wird schon richtig so sein.“ Er stellte die Pfanne auf den Herd, tat etwas Fett hinein und stellte die Platte auf die höchste Stufe. Schon bald brutzelte das Fett in der Pfanne und Theobald löffelte den grünbraunen Teig hinein. Zufrieden setzte er sich auf die Bank. „So das wäre erledigt!“, sagte er und klatschte in die Hände. „Das wird ein feiner Schmaus.“ Nach dieser ganzen Schufterei fielen ihm die Augen zu und fast wäre er eingeschlafen, hätte nicht Arabella ihn angestupst. „Du, Theobald, ist das denn so richtig, dass die Pfanne stinkt und qualmt?“, fragte sie.

„Was? Wie? Es stinkt und qualmt? NEIN! Oh, oh nein, oh nein!“ Theobald sprang auf und jammerte laut. Es zog ein strenger Geruch durch die Küche, der überhaupt nichts mit dem Geruch zu tun hatte, der in der Küche lag, wenn Theobalds Oma Pfannkuchen backte. „Ach Du lieber Schnickschnack! Nein, nein, nein“, jammerte Theobald in einem fort. Er riss die Pfanne vom Herd, stellte sie in die Spüle und ließ Wasser hineinlaufen. „Warum vergesse ich bloß immer alles?“ Er wurde ziemlich traurig und mutlos. „Was sollen wir jetzt nur machen?“ Mit hängenden Armen und hängendem Kopf stand er vor der Spüle. Er war hungrig und müde und erschöpft und er wusste, dass Arabella auch Hunger hatte. „Hmm.“ Arabella überlegte: „Ruf doch einfach Deine Oma an und frag nach, wie sie immer Pfannkuchen backt“, schlug sie vor.

„Ja, Du hast recht! Das könnte ich machen.“ Theobalds Laune besserte sich. Er zögerte kurz. „Aber noch besser ist es, wir gehen gleich zu ihr hin und sie backt uns den weltbesten Pfannkuchen.“ Gesagt, getan. Theobald nahm Arabella und setzte sie in seinen großen Einkaufskorb. Er selbst zog seine schöne rote Strickjacke über seinen bunten Anzug. Arabella bekam einen blauen Schal umgelegt und eine Baseballkappe auf den Kopf, die sie fast vollständig verdeckte. „Hey, so kann ich doch überhaupt nichts mehr sehen!“, beklagte sie sich.

„Ach, das ist nicht schlimm. Hauptsache Du erkältest Dich nicht. Ich trag Dich ja, da brauchst Du nichts zu sehen.“ In Wirklichkeit hatte Theobald Sorge, dass Arabella ihm auf dem Weg zu seiner Oma irgendwelche Fragen stellte und er darauf antworten musste. Die Leute auf der Straße würden denken, er sei verrückt geworden. Das war er nicht. Er war vielleicht ein bisschen verrückter als andere, aber darum war er ja auch Clown geworden und brachte viele Menschen zum Lachen. Nun war aber eine Unterhaltung mit einer sprechenden Luftballonschlange noch etwas anderes als ein bisschen verrückt, fand er. Aber, verrückt hin oder her, Arabella und er hatten Hunger und Oma konnte definitiv den besten Pfannkuchen der ganzen Welt backen.

Er machte die Wohnungstür auf, spähte hinaus und versicherte sich, dass keiner der Nachbarn im Flur war. Schnell zog er die Tür hinter sich zu und ging zügig die drei Stufen hinunter zur Haustür. „Am besten ist es, Du lässt den Mund zu, wenn wir auf der Straße sind“, flüsterte er der Schlange zu, „sonst wird Dein Mund zu kalt und du frierst.“ Arabella runzelte die Stirn unter der großen Baseballkappe. „Wieso sollte ich denn frieren, wenn ich den Mund aufmache?“, fragte sie unwirsch, „und dazu noch im Sommer? Ihr Menschen seid schon komisch.“

„Pssst“, sagte Theobald. Mit schnellen Schritten ging er die Straße entlang. Es war nicht weit zu seiner Oma. Schon bald waren sie vor ihrem Haus angekommen. Es war ein großes, weißes Haus über und über mit Efeu bewachsen. Und es war von einer großen Hecke aus rosa Rosen eingezäunt. Daneben lag eine Garage mit einem rosafarbenen Tor. Theobald war so schnell gelaufen, dass er ganz außer Puste war. Arabella war etwas übel geworden, weil sie durch den schnellen Gang ziemlich durchgerüttelt worden war. Theobald guckte unter die Baseballkappe und fand eine leicht verärgerte Arabella vor. „Es ist schon sehr warm unter dieser blöden Mütze und auch den Schal hätte ich, glaub ich, nicht gebraucht“, sagte sie missmutig. Theobald machte sich nichts daraus. Er war froh, den Weg überstanden zu haben und freute sich jetzt auf seine Oma und die Pfannkuchen. Sein Magen knurrte schon ganz laut. Er hoffte nur, dass seine Oma auch zu Hause war. Die Sache mit Arabella würde er ihr schnell erklären können. Seine Oma würde das alles verstehen. Vielleicht könnte er Arabella auch bei ihr lassen, wenn er arbeiten musste, man würde sehen. Er drückte auf die Klingel und wartete.

Arabella

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