Читать книгу Arabella - Hildegard Maas - Страница 7

Kapitel 3

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Nachdem sie fünf Mal geklingelt hatten, hörten sie endlich Schritte. „Jaja, Moment doch, ich komme ja schon. Immer diese ungeduldigen Menschen, nicht mal zwei Minuten können sie warten“, nörgelte eine Stimme.

Die Haustür öffnete sich mit einem leisen Quietschen und da stand Theobalds Oma vor ihnen. Sie war mittelgroß, hatte ihre grauen Haare zu einem Dutt hochgesteckt und hatte unfassbar freundliche Augen in einem runden Gesicht mit roten Bäckchen. Sie trug eine rosafarbene Schürze, die schon etwas verblichen war vom vielen Waschen. Sie war 137 Jahre alt, sah aber mindestens 10 Jahre jünger aus. Nicht, dass sie darauf irgendeinen Wert gelegt hätte, das Alter war nur eine Zahl, fand sie, entscheidend war doch, wie man sich fühlte, aber trotzdem freute es sie, wenn die Leute erstaunt waren über ihr Alter und sie jünger einschätzten, als sie tatsächlich war. Als sie die beiden sah, hellte sich ihr Gesicht schlagartig auf. Sie fiel Theobald lachend um den Hals. „Mein Theobald, wie schön Dich zu sehen.“ Sie klatschte vor Freude in die Hände. „Lange hast Du Dich nicht blicken lassen, dabei wohnen wir nicht weit voneinander entfernt. Gut siehst Du aus, wie immer. Wen hast Du denn da mitgebracht, und warum um Himmels willen muss dieses arme Wesen bei der Wärme so vermummt sein unter einer so riesigen Baseballkappe? Ist das vielleicht der König von China inkognito? Kommt schon herein, Ihr zwei.“ Sie trat einen Schritt zurück und ließ die beiden Gäste eintreten. Sofort umfing Arabella ein wohliges Gefühl der Geborgenheit.

Neugierig kletterte sie aus dem Korb, sobald Theobald ihn abgestellt hatte. „Na, Du scheinst ja neugierig zu sein.“ Anastasia schaute Arabella belustigt an. „Wenn Du magst, schau Dich ruhig erst mal um.“ Das ließ Arabella sich nicht zweimal sagen. Ein kleiner Flur führte rechts in eine große Wohnküche und links in ein gemütliches Wohnzimmer mit einem roten Sofa und einem bunten Sessel, auf dem eine schwarzweiße Katze lag und im Schlaf zufrieden schnurrte. Vom Wohnzimmer führte eine kleine Wendeltreppe nach oben in ein Schlafzimmer mit einem riesigen Fenster, sodass man vom Bett aus direkt aufs Meer schauen konnte. Dann gab es oben noch ein Badezimmer mit einer großen runden Badewanne und einem Trimm-Rad, das genau vor dem großen, runden Fenster stand, durch das man auf die Dünen und das Meer gucken konnte.

Arabella war überwältigt. Wie schön es hier war. Verträumt stand sie am Fenster und schaute aufs Meer. Sie nahm den Geruch von Zitronen und Zimtgebäck war und lauschte den Stimmen, die unten aus der Küche kamen. Theobald hatte seine großen Schuhe und seine Strickjacke ausgezogen und wollte es sich gerade in Anastasias Küche so richtig schön gemütlich machen. Da fiel ihm ein, dass er ja nicht allein zu seiner Oma gekommen war. „Uiuiui, fast hätte ich es vergessen, Oma, warte, ich hole eben meinen Besuch.“ Er ging in den Flur zurück und rief. „Hey, Arabella, komm, hier spielt die Musik. Komm in die Küche, hier ist es schön und gemütlich und es gibt immer etwas zu essen.“

Das war das Stichwort. Sofort begann Arabellas Magen zu knurren. Deshalb waren sie überhaupt hergekommen. Arabella lief vorsichtig die Treppe hinunter – unbekannte Treppen lief sie erst mal lieber langsam hinunter – und folgte Theobald in die Küche. Da stand ein riesiger Berg Zimtschnecken auf dem runden, hölzernen Küchentisch in der Mitte des Raumes. Eine große Schiebetür führte in einen wunderschönen Garten, der nur durch einen kleinen Holzzaun vom Strand getrennt war. Die Tür war geöffnet und ein warmer Wind wehte in die Küche. Genau wie bei Theobald hörten sie auch hier lautes Vogelgezwitscher und Bienengesumme. In diesem Garten gab es noch viel, viel mehr Vogelhäuser als bei Theobald und auch einen Bienenstock. Es gab eine kleine Wiese, welche kniehoch mit Gras und bunten Blumen übersät war. Außerdem gab es noch einen kleinen Teich. „Hier wohnen die zwei Frösche Waldemar und Knut“, erfuhr Arabella von Theobald.

„Glück gehabt“, sagte Theobalds Oma, „gerade habe ich Zimtschnecken gebacken! Gut, dass Ihr jetzt kommt, da sind sie noch ganz frisch und schmecken am besten.“ Theobald saß schon am Küchentisch und hatte bereits in eine Zimtschnecke gebissen. Versunken schaute er in den Garten. „Entschuldigung“, sagte seine Oma zu Arabella gewandt, „wir kennen uns noch gar nicht. Theobald hat es wohl wieder vergessen, dass wir uns noch nicht kennen. Er vergisst manchmal – nein, nicht manchmal, sondern eigentlich ziemlich oft – ein paar Dinge, dafür kann er aber Menschen so zum Lachen bringen, dass sie noch tagelang daran denken müssen. Und wenn er Zimtschnecken isst, dann kann er sowieso an nichts mehr denken“, lachte sie. „Also, dann stellen wir uns eben selbst mal vor: Ich bin Anastasia und ich bin Theobalds Oma.“ Sie reichte Arabella die Hand, „und wer bist Du?“, fragte sie neugierig. Arabella legte Baseballkappe und Schal ab. Puh, endlich, es war viel zu warm gewesen unter all dem Zeugs. Sie reichte Anastasia feierlich die Hand und sagte: „Sehr erfreut, Dich kennenzulernen. Ich bin Arabella. Ich wohne seit einigen Stunden bei Theobald.“

„Aha, sehr schön, sehr schön! Theobalds Gäste sind auch bei mir herzlichst willkommen. Theobald ist bei mir aufgewachsen. Seine Eltern sind viel in der Welt unterwegs und Theobald hat’s nicht so mit dem Verreisen“, sagte Anastasia und nickte freundlich.

„Es freut mich ebenfalls wirklich sehr, Dich kennenzulernen. So, das wäre erledigt. Nun setzen wir uns mal besser schnell zu Theobald, bevor er alle Schnecken verspeist hat. Möchtest Du etwas trinken? Ich habe selbstgemachte Zitronenlimonade, mit Zitronen aus meinem Garten.“ Das konnte Arabella sich natürlich nicht entgehen lassen. „Also“, sagte Anastasia während sie sich zu Arabella und Theobald an den Tisch setzte, „und nun erzählt mal wie es dazu kam, dass Arabella nun hier ist, von Anfang an und bitte ganz genau!“

Und so saßen sie zusammen in Anastasias Küche, tranken Zitronenlimonade – Theobald wollte natürlich auch ein großes Glas – aßen Zimtschnecken, bis ihre Bäuche bis zur letzten Ecke voll waren, und erzählten bis die Sonne unterging.

Arabella

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