Читать книгу Wellensittiche - Hildegard Niemann - Страница 5
Neugierig, verspielt und sozial
ОглавлениеAls die Wellensittiche 1770 auf einer Exkursion von Kapitän James Cook in Australien entdeckt wurden, ahnte niemand, dass die hübschen Papageien einmal Einzug in Millionen von Wohnungen halten würden. Allerdings dauerte es eine Weile, bis die ersten Sittiche bei uns eintrafen. Erst 1840 traten sie schließlich ihren Siegeszug an, als der berühmte Naturforscher John Gould die ersten lebenden Wellensittiche nach Europa brachte. Hier erwiesen sie sich als Überlebenskünstler: Bereits einige Jahre später begannen die Vögel in Europa Junge aufzuziehen – damals eine Sensation. Die erste deutsche Zucht gelang – mehr zufällig – einer Berliner Fabrikantengattin in einer Kokosnuss-Schale. Inzwischen zählen Wellensittiche zu den beliebtesten Heimtieren überhaupt. Man schätzt, dass mehr als 30 Millionen Wellensittiche als Heimvögel gehalten werden. Obwohl sie nur 40 bis 60 Gramm leicht sind, können die Vögel bei guter Pflege bis zu 15 Jahre alt werden. War das Gefieder der wilden Wellensittiche noch von den Farben Grün, Gelb und Schwarz bestimmt, gibt es heute viele Varianten: Man hat die Wahl zwischen einfarbigen, gescheckten und vielen unterschiedlichen Farbschlägen.
Kurzweilige Gefährten
Weil das Sozialleben der kleinen Australier überaus komplex ist, kann man bei seinen Pfleglingen Tag für Tag neue Details beobachten. Wellensittiche sind sehr intelligent und setzen sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander. Bisweilen lernen vor allem männliche Wellensittiche das »Sprechen«. Die Energiebündel sind neugierig und brauchen viel Beschäftigung, um fit zu bleiben. Und kein Vogel gleicht dem anderen, denn jeder Wellensittich hat seinen ganz eigenen Charakter.
Wellensittiche sind nicht nur ideale Heimvögel für Liebhaber australischer Sittiche. Weil sie relativ unkompliziert zu pflegen sind, eignen sie sich auch sehr gut für Einsteiger in die Papageienhaltung, für Kinder, für Senioren sowie für berufstätige Halter, die nicht den ganzen Tag Zeit für ihre Pfleglinge haben. Ihre Wirkung auf uns Menschen ist erstaunlich. Amerikanische Studien haben gezeigt, dass die Haltung von Wellensittichen nicht nur den Blutdruck senkt, sondern auch Depressionen vorbeugt. Der Grund: Sittichbesitzer kommunizieren mehr untereinander, weil das gemeinsame Thema »Wellensittiche« auch den Weg zu anderen Gesprächen ebnet. Wer sich für einen Wellensittich entscheidet, ist zudem von seinem Charakter her sehr aufgeschlossen für seine Mitmenschen.
Wasser ist das Lebenselixier wilder Wellensittiche: Es bestimmt, wann die Vögel brüten und wohin die kleinen Nomaden ziehen.
Perfekte Mitbewohner
Weil Wellensittiche eine ausgeprägte soziale Ader haben, wachsen sie ihren Besitzern rasch ans Herz. Sie erweisen sich dabei als prima »Untermieter«, die aus der Familie bald nicht mehr wegzudenken sind. Viele Argumente sprechen für diese Tiere:
› Sobald Sie das Vertrauen Ihrer Wellensittiche gewonnen haben, steht Spaß und Spiel nichts mehr im Weg. Die Vögel werden in kurzer Zeit handzahm und lassen sich dann vor allem am Kopf gern kraulen. Die Berührung am Körper mögen sie dagegen nicht.
› Der Lautstärkepegel von Wellensittichen ist – anders als bei manch anderen Papageienarten – gering, so dass sie sich prima für die Haltung in der Mietwohnung eignen. Das schont die Nerven Ihrer Nachbarn!
› Wellensittiche werden richtige Familienmitglieder: Sie sind sehr neugierig und wollen aktiv am Familienleben teilnehmen.
› Langweilig wird es in der Welt der kleinen Australier niemals: Hält man einen kleinen Schwarm, kann man Liebesbeziehungen, Eifersuchtsdramen, Intrigen, Freundschaften und innige Zuneigung beobachten. Die Körpersprache der Wellensittiche ist erstaunlich variantenreich, und es macht einfach Spaß, dem munteren Treiben dieser quirligen Papageien zuzusehen.
› Manche Wellensittiche – vor allem Männchen – ahmen sogar Worte und Laute nach.
› Der einzige Nachteil der Sittiche: Ganz ohne Schmutz und Staub geht es nicht. Beim täglichen mehrstündige Freiflug – ein absolutes Muss – lassen die Vögel kleine Kothäufchen fallen, und natürlich müssen Futterreste und verstreuter Vogelsand täglich mit dem Staubsauger beseitigt werden (› >). Personen mit Atemwegserkrankungen oder einer starken Allergieneigung sollten sich deshalb besser für ein anderes Heimtier entscheiden.
Australien: Heimat der Wellensittiche
Der ursprüngliche Lebensraum unserer Wellensittiche ist Australien, das Land der Kängurus und Koalas. Ungefähr 70 Prozent dieses Kontinents bestehen aus wüstenartigen Landschaften, in denen es selten regnet. Die Wachstumsphasen der Pflanzen sind deshalb sehr kurz, manchmal dauern sie nur einen Monat. Diesen harten Lebensbedingungen halten nur etwa zwei Dutzend Vogelarten stand, darunter auch die kleinen, grüngelben Wellensittiche.
Wellensittiche sind an diese harten Bedingungen so gut angepasst, weil sie zu den wenigen Landvögeln gehören, die große Salzdrüsen besitzen. Dadurch ist es ihnen möglich, auch Wasser aus Salzseen zu trinken – sie scheiden das überschüssige Salz anschließend über diese Drüsen einfach wieder aus.
Außerdem besetzen Wellensittiche eine besondere ökologische Nische: Sie gehören zu den wenigen Kleinsaatenfressern Australiens und ernähren sich hauptsächlich von winzigen, nur etwa 1,3 g schweren Samen zwischen 0,5 und 2,5 mm Länge. Dem ständig wechselnden Nahrungsangebot passen sie sich an, indem sie als Nomaden durch das Land ziehen. Spinifex-Gräser und bodenbedeckende Pflanzen sind ihre Hauptnahrungsquelle. In der Wildnis beschäftigen sich die Sittiche fast den ganz Tag mit der Suche nach solchen Samen, verstärkt frühmorgens und am späten Nachmittag. Sie laufen ständig am Boden umher, klettern Grashalme hinauf und wechseln oft die Richtung. Immerzu müssen die quirligen Vögel dabei auf Greifvögel und andere Fressfeinde achten. Kein Wunder, dass unsere Sittiche so aufmerksam sind!
Wellensittiche – geeignet für mich?
Bevor Sie sich für Wellensittiche entscheiden, sollten Sie die folgende Fragen möglichst ehrlich beantworten und sich prüfen, ob diese Vögel wirklich geeignet für Sie sind.
VIELE JAHRE VERANTWORTUNG Wellensittiche werden bis zu 15 Jahre alt. Können Sie die Verantwortung für die Tiere so lange übernehmen?
GESELLIGKEIT UND FREIFLUG Wellensittiche sollten mindestens zu zweit gehalten werden, sie brauchen Spiel und Kommunikation mit dem Artgenossen. Haben Sie genug Platz für mehrere Vögel? Haben Sie einen Raum, den die Vögel für Ihren täglich Freiflug nutzen können?
ARBEIT UND SCHMUTZ Ausgefallene Federn, Kot und Staub müssen täglich entfernt werden. Sind Sie bereit, diese Arbeiten zu übernehmen? Leiden Sie vielleicht unter einer Allergie?
KOSTEN Käfig und Einrichtung kosten ca. 300 Euro, Futter, Spielzeug und Tierarzt ca. 200 Euro pro Jahr. Können Sie dies für Ihre Vögel aufbringen?
KINDER Durch die Vögel können Kinder Verantwortung und Rücksichtnahme lernen. Die Fürsorge für die Vögel ist aber immer Aufgabe der Eltern. Sind Sie bereit, diese zu übernehmen?