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Ich will was, das du nicht willst: Interessenkonflikt und Schwierigkeiten bei Kollektiv-Veranstaltungen

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Bei den Kollektiv-Treffen erlebten wir aber auch immer wieder den Widerspruch zwischen den unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen von Kollektivmitgliedern und Kollektivinteressierten. Während sich Erstere nach einem möglichst konkreten Erfahrungsaustausch sehnten, waren Letztere vor allem an einer informativen Veranstaltung mit Tipps für ihre Suche und eine potenzielle Gründung interessiert. Diese thematische und inhaltliche Diskrepanz wurde sehr schnell sichtbar, weswegen es für uns sinnvoll erschien, unterschiedliche Formate für die Treffen zu entwickeln. Mit unserem „Easy-Cheesy-Treffen“ möchten wir natürlich andere Kollektivambitionierte nicht ausschließen, nicht zuletzt, da es als einziges regelmäßiges Treffen natürlich Anknüpfungspunkte für Interessierte bietet. Aber es hat sich doch gezeigt, dass beide Gruppierungen zufriedener sind, wenn die Formate getrennt werden. Dann können die unterschiedlichen Bedürfnisse möglichst gut bedient werden.

Für alle, die sich für kollektives Leben interessieren, soll das also heißen: Bitte kontaktiert uns! Jedes (Hof-)Kollektiv freut sich, wenn Menschen an es herantreten, und jede*r gibt gerne seine*ihre Erfahrungen weiter oder hilft bei konkreten Fragen. Oft ist es vielleicht einfacher, sich direkt an einzelne Kollektive zu wenden. Andererseits ist natürlich jede*r gerne eingeladen, von sich aus ein Treffen oder eine Veranstaltung ins Rollen zu bringen – auch hierbei helfen wir natürlich gerne. Und nicht zuletzt gibt es die Möglichkeit, eine Zeitlang bei einem Kollektiv mitzuwirken, z. B. als Wwoofer *in (für mehr Infos schau auf Seite 252). Was es für Kollektivambitionierte für den Start zu berücksichtigen gibt, erfährst du auf Seite 52.

Weitere Schwierigkeiten bei den Treffen ergeben sich daraus, wenn die eigenen Ziele und die Ansprüche an das Treffen zu hoch gesteckt werden. Wir wollten sowohl zu verschiedenen inhaltlichen Themen gemeinsam Lösungen erarbeiten als auch mögliche weitere Kooperationsprojekte entwickeln. Ein Wochenende bietet da einfach zu wenig Zeit. Anliegen und Fragen, die sich seit dem letzten Treffen angesammelt haben, wollten besprochen und beantwortet werden. Gleichzeitig hatten wir so viele Ideen dazu, welche Veranstaltungen wir noch organisieren und welche Gemeinschaftsarbeiten wir noch angehen wollten. Wenn mensch sich vor allem auf die unmittelbaren Fragen des Kollektivlebens fokussiert, scheint ein informeller Austausch ohne Zwang angemessener zu sein. Wir stecken kollektiv bei ähnlichen oder gleichen Themen fest. Sich einfach zwanglos darüber auszutauschen erweitert die eigene Perspektive. Meistens kommen in solchen Gesprächen bereits Lösungsansätze, einfach andere Wege und Möglichkeiten, die zum selben Ziel führen sollen, in den eigenen Gedankenhorizont.

Für unsere Anliegen und Wünsche, die über die unmittelbare Kollektivarbeit hinausgehen, soll daneben natürlich ebenfalls noch Raum bleiben: Kooperationen, Veranstaltungen, Aktivismus … Wir wollen weiterhin öffentlich auf Missstände hinweisen, gegen das protestieren, was wir schlecht finden, und auf das hinweisen, was wir gut finden. Wir wollen uns mit anderen Kollektiven und kollektivnahen Menschen gemeinsam überlegen, wohin die Reise noch gehen könnte, weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit erkunden, unsere Idee des Gemeinwesens noch weiter nach außen tragen – sei es auf Pflanzenmärkten, im Gespräch mit vorbeiwandernden Menschen oder überhaupt mit allen, die sich für unser Tun interessieren. Die Zeit, um die Gesellschaft dazu anzuregen, über den Status Quo nachzudenken, ist jetzt. Und um ihr zu zeigen, wer wir sind und wofür wir stehen.

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