Читать книгу #pwned - Holger Junker - Страница 8
Mittwoch, 09:12, Bonn
Оглавление»Schönen guten Morgen Frau Jansen. Ihr Sohn Janus, richtig?«
Karina nahm im Büro ihres Anwalts platz. Es war ein edel eingerichtetes Büro mit einem rustikalen Schreibtisch aus geöltem Eichenholz.
»Guten Morgen, Herr Fritsch.«
»Was kann ich heute für Sie tun?«
»Sie sagten ja, ich solle mit Blick auf die Scheidung etwas Geduld haben.«
»Ja, dazu kann ich nur dringend raten. Ich verstehe ja den Wunsch nach einer schnellen Trennung. Sie wollen mit der Situation abschließen und nach vorne schauen.«
»Genau deswegen bin ich hier.«
»Jetzt sind sie ja schon mal von Tisch und Bett getrennt. Das ist die wichtigste Voraussetzung zur Einleitung des Trennungsjahres.«
»Für mich gibt es keinen Weg mehr zurück. Versöhnung ist keine Option. Darüber brauchen wir nicht zu reden.«
»In Ordnung. Warum sind sie denn nun heute konkret hier? Gibt es Probleme mit Ihrem Mann?«
»Jede Menge. Ich sage es Ihnen ganz offen. Ich will für mich und mein Kind alles aus der Scheidung herausholen, was möglich ist.«
»Das wird maßgeblich im Verfahren um die Scheidung geregelt. Gibt es denn konkret etwas, was ich jetzt für Sie tun kann?«
»Das sollen Sie mir ja sagen. Eines will ich auf jeden Fall.«
»Und das wäre?«
»Ich hause mit Janus in einer kleinen Wohnung in Bonn Tannenbusch – kein Vergleich zum dem, wie ich bisher gelebt habe. Und Hubert? Der hockt in unserem Haus mit allen damit verbundenen Annehmlichkeiten.«
Der Anwalt nahm aus der Akte vor ihm die Trennungsvereinbarung, die Hubert und Karina abgeschlossen hatten.
»Beide Parteien treiben die zügige Veräußerung der gemeinsamen Immobilie in 53175 Bonn voran. So steht es in Ihrer Trennungsvereinbarung. Verzögert Ihr Mann das denn?«
»Nein, eigentlich nicht. Aber ich will dass ich keinen Tag länger als nötig in der jetzigen Wohnung bleiben muss. Ich will meinen Anteil vom Haus.«
»Nun, Frau Jansen, was ich tun kann ist ein Schreiben zu verfassen, um nach dem aktuellen Stand zu fragen. Das baut Druck auf.«
»Das reicht mir nicht. Da muss es doch noch andere Möglichkeiten geben.«
»Ist schon ein Makler beauftragt, der das Haus verkaufen soll?«
»Ja, mein Mann hat CityImmobilien beauftragt. Über diesen Makler haben wir das Haus auch gekauft.«
»Ach, der Herr Schmal. Den kenne ich gut. Lassen Sie mich mal mit ihm reden. Dann melde ich mich bei Ihnen. Ich kann das ganze sicherlich auf diese Art etwas beschleunigen.«
»In Ordnung. Aber ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich will, dass Sie alles tun, was meine Position verbessert und worunter Hubert zu leiden hat.«
»Frau Jansen, das verstehe ich. Eine Trennung ist eine schwierige Phase. Aber im Interesse von Ihnen und Ihrem Kind sollten Sie nicht zum Äußersten gehen.«
»Hören Sie, Herr Fritsch. Ich weiß Ihre besonnene Art zu schätzen. Aber ich weiß was ich will und... sagen wir es mal so. Der Anwalt, der an meiner Scheidung mitverdient, wird der Anwalt sein, der bis zum Äußersten geht.«
»Gut, Frau Jansen. Ich kümmere mich erst einmal um den Hausverkauf und melde mich morgen bei Ihnen.«
Karina verließ das Büro. Zurück blieb ein mit sich und seiner Auffassung des eigenen Berufs hadernder Jurist. Früher noch hätte er möglicherweise das Mandat niedergelegt. Doch in den vergangenen Jahren war die Gangart in Scheidungsfällen immer härter geworden. Damit hatte er sich nicht in Gänze abgefunden – doch das gehörte scheinbar nun mal zum Beruf dazu. Karina Jansen war nicht der Typ Frau, der man in einem Scheidungsverfahren gegenüber sitzen wollte.