Читать книгу Das Törtchen-Team wird flügge! - Honora Holler - Страница 7
Elternabend
ОглавлениеIrgendwie war es schon komisch, dass Onta morgens nicht mehr mit ihnen mit dem Fahrrad fuhr, fanden Sophie und Suki als sie im morgendlichen Nebel zur Schule radelten „Vermisst du es, dass du jetzt nicht mehr im Zuckerstückchen arbeiten kannst?“, wollte Suki wissen. „Ein bisschen schon“, gab Sophie zu und dachte wehmütig an die gemeinsame Zeit abends in der Backstube. „Doch jetzt im Prüfungsjahr, geht die Lernerei eben vor,“ meinte sie achselzuckend. Wehmütig blickte sie auf den Garten der Friedrich-Stein-Schule der an ihnen, mit jedem Tritt in der Pedale, vorbeizog. Sie fand einfach keine Zeit mehr, für das Zuckerstückchen. „Stimmt. Masaru zieht mich jetzt schon auf, dass ich später, als er nach Hause komme“, scherzte Suki. Mit Schwung fuhren sie auf den Fahrradparkplatz, als Onta sie mit lautem Gehupe überholte. „Morgen ihr zwei“, begrüßte sie ihre Freundinnen, nachdem sie ihren Helm abgenommen hatte. „Morgen, Onta“, antworteten Sophie und Suki gemeinsam lachend. Ontas Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, aber ansonsten war sie wie immer in letzter Zeit, sehr schick angezogen. Mit den Händen kämmte die rotblonde junge Frau ihre Haare schnell durch und schnappte sich ihre Tasche, während die beiden anderen ungeduldig warteten. „Und wieder beginnt ein Tag voller Mühsal und Überraschungen“, verkündete sie theatralisch, als sie sich zum Klassenzimmer aufmachten. „Haben deine Fremdsprachenlehrer eigentlich schon gesagt, wie deine Projektarbeit auszusehen hat?“, erkundigte sich Sophie bei Onta. „Ja“, stöhnte Onta herzzerreißend. „Ich muss in eine neue Sprache innerhalb der drei Monate lernen und mich danach unterhalten können“, seufzte sie missmutig. „Hast du es gut“, raunte Sophie unter den fragenden Blicken ihrer Freundinnen. „Wir müssen in Informatik einen Firewall gegen den Virus der achten Klasse programmieren und in der naturwissenschaftlichen Sektion ein großes Experiment durchführen“, jammerte sie. „Und was hast du im Musikbereich zu machen? Eine Oper komponieren?“, nahm Onta Suki ein bisschen auf den Arm. „Nein, meine neunmalkluge Freundin“, frotzelte Suki. „Ich muss ein neues Instrument spielen lernen, dass mir zugelost wird“, seufzte sie. „Hoffentlich keine Tuba“, gluckste sie mit trockenem Humor und verzog ihr Gesicht. „Also ich glaube, ich habe von uns mal wirklich wieder Glück gehabt“, strahlte Onta, als sie den Klassenraum betraten. Sophie konnte sich einen freundschaftlichen Rempler gerade noch verkneifen, da Frau Sturmvoll bereits am Pult stand und sie erwartungsvoll anschaute. Schnell beeilten sich die drei, auf ihre Plätze zu kommen. Frau Sturmvoll war die einzige Lehrerin, die bereits vor ihren Schülern im Klassenzimmer war.
Nachdem auch wirklich der letzte ihrer Mitschüler es geschafft hatte sich auf seinen Platz zu setzen, begrüßte sie ihre Lehrerin mit den Worten: „Heute machen wir einen kleinen Test, damit ich sehe, wie gut ihr euch inzwischen in der Buchhaltung auskennt!“ Onta verdrehte stöhnend die Augen, während Sophie Alba tief seufzen hörte. Einzig Lulu tippt mit einem gewissen Enthusiasmus auf ihren Monitor und startete den Test. Wie gut, dass sie die letzten Abende damit verbracht hatten genau dies zu üben, dachte Sophie. Nur hoffentlich verwechselte Onta nicht wieder Soll und Haben, dachte sie besorgt. Sophie sah zu Onta hinüber, die gerade angefangen hatte die Aufgabenstellung des Tests zu lesen. Onta runzelte augenblicklich ihre Stirn. Oje, schoss es Sophie durch den Kopf. Onta blickte kurz zu ihr hinüber, worauf Sophie sie mit einem aufmunternden Kopfnicken motivierte weiterzumachen.
„Das war der Hammer!“, beschwerte sich Alba in der Pause auf dem Weg zu Cafeteria. „Stimmt, doch ich glaube, die anderen Lehrer werden nachziehe,“ spekulierte Suki leise. „Glaube ich auch, je mehr Tests und Arbeiten sie machen, umso besser sind wir für die Prüfungen vorbereitet“, stimmte Sophie ihr zu. Die Prüfungsnoten machten von der Gesamtnote die Hälfte aus, je besser das Notenpolster war, umso besser für den Gesamtschnitt.
Sophies und Sukis Befürchtungen sollten sich, wie sie in der dritten Woche feststellen durften, erfüllen. Jeden Tag machten sie mindestens einen Test. An einem Tag sogar zwei beziehungsweise Sophie sogar drei. „Bin ich froh, dass es wenigstens keinen schriftlichen Test in Sport gibt“, seufzte Sophie, als sie zusammen nach der Schwimmstunde in der Umkleide saßen und sie sich ihre Haare trocken rubbelte. „Stimmt“, meinten auch die anderen. „Ich bin gespannt, was sie morgen Abend für Neuerung präsentieren werden“, sagte Lulu leise. „Mein Vater hat nichts rausgelassen, als ich ihn gefragt habe, sondern nur grinst, und zwar so“, erklärte sie und verzog ihr Gesicht. „Oje, wenn dein Vater so geschaut hat, dann wird es interessant werden“, unkte Alba, die Herrn Goldblatt, anders als Sophie, Onta und Suki sehr gut kannte. Na wunderbar, dachte Sophie missmutig.
Der nächste Abend, hatte die Atmosphäre eines Familientreffens. Ihre Eltern begrüßten sich und redeten miteinander, als ginge sie das Schicksal ihrer Kinder auf der Friedrich-Stein-Schule nichts mehr an. Die beiden Direktoren stellten in ihrer ruhigen und sachlichen Art die Neugliederung der Oberstufe dar: Das selbstständige Leben der Schüler in den Wohneinheiten, die Übernahme von Verantwortung und die Tatsache, dass eine anerkannte Berufsausbildung innerhalb der zwei Oberstufenjahre sinnvoll sei. „Wie Sie sicherlich wissen, ändert sich die Berufswelt momentan radikal und ein Hochschulabschluss ist keine Garantie mehr für eine Arbeitsstelle, die man vierzig Jahre ausfüllt. Weshalb wir unseren Schülern die Möglichkeit einen „Brot“-Job innerhalb ihrer Schulzeit zu lernen, geben möchten“, erklärte Frau Sturmvoll mit ernster Stimme. „In welchen Bereichen bieten sie die Ausbildung an und wird sie anerkannt?“, wollte Tobias Vater wissen. Direktor Grün kam ans Mikrofon: „Wir bieten ihren Kindern mit Partnerbetrieben eine Ausbildung in den Bereichen: Fremdsprachenassistent, pharmazeutische Assistenz, Einzelhandel oder Handwerk an.“ Ein Stöhnen ging durch das Auditorium. „Bedenken Sie bitte, dass diese Berufe ihren Kindern ermöglicht auch neben einem Studium, Geld zu verdienen“, versuchte Frau Sturmvoll die Wogen zu glätten. Später als die Eltern in Grüppchen zusammenstanden, wurde über die Neuerungen heftig diskutiert, wohingegen die Schüler seltsam still zusammensaßen. „Also eigentlich finde ich die Idee nicht schlecht“, wisperte Lulu und schaute ihre Freundinnen an. „Ich weiß nicht“, meinte Sophie und wiegte ihren Kopf. „Ich hatte gedacht mit den Verbindungen und Erfahrungen, die wir hier gesammelt haben, sollte es ein Leichtes sein später einen Job zu kriegen. Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, mich in der Oberstufe auf mein Studium vorzubereiten“, gab sie zu. „Aber andererseits, können wir hier üben, wie es ist eigenverantwortlich zu leben“, warf Alba ein. „Und außerdem hast du ja drei Tage an denen du, für dein Studium arbeiten kannst“, fügte sie hinzu. Onta stupst Sophie an: „Außerdem, wären wir weg von den Argusaugen unsere Eltern und - Schwestern“, gab sie mit einem verschwörerischen Gesichtsausdruck zu bedenken, während sie dabei zu Aimee blickte, die sich gerade mit ihrem Schwiegervater unterhielt. „Also wirklich, Onta!“, versuchte Sophie zu protestieren. Doch Onta hob gebieterisch ihre Hand und säuselte grinsend: „Sonnenschein“.
Sophie merkte, wie ihre Freundinnen sie interessiert anschauten, während sich gleichzeitig ihre Gesichtsfarbe änderte. „Ähm“, räusperte sich Suki und deutete zu den Erwachsenen. „Ich glaube, die sind fertig“, machte sie ihre Freundinnen aufmerksam und erhob sich. „Sag mal Sophie, gibt es irgendetwas, was du uns bei einem kleinen nachmittäglichen Kaffee erzählen möchtest?“, fragte Lulu zuckersüß, als sie aufstanden. „Nein, ich glaube nicht“, presste Sophie, so höflich wie ihr möglich war, hervor. Onta sollte besser aufpassen, sonst würde sie ihrer Vespa die Luft rauslassen, brodelte Sophie innerlich. Erst nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, folgte sie ihren Freundinnen. „Also ich finde die Idee sehr gut“, hörte sie ihre Mutter zu Albas Mutter sagen. „Sehe ihr genauso“, stimmte diese ihr zu. Na, wunderbar, dann sollten sie doch wieder zur Schule gehen, brummelte Sophie. Dass sie ihre Zukunftsplanung umstellen und an die neuen Umstände anpassen musste, passte ihr so gar nicht. Mit Küsschen und Handschütteln verabschiedeten sich die Eltern von einander: „Man sieht sich ja auf dem Herbstball“, rief Albas Mutter winkend Frau Morgenbesser, Aimee und Frau Asoko hinterher als auf dem Parkplatz losfuhren. Der Herbstball stand ja auch noch vor der Tür, stöhnte Sophie innerlich. Während im vorderen Teil die Mütter und Aimee fröhlich dahinzwitscherten, wurde Sophies Blick zusehends finster, was von ihren Freundinnen natürlich nicht unbemerkt blieb. „Hast du noch kein Kleid?“, wollte Suki leise von Sophie wissen. Sophie seufzte tief. „Schon, aber es gefällt mir nicht“, flüsterte sie so leise, dass ihre Mutter es nicht hören konnte. Es war nicht schlecht, nur … irgendwie gefiel es ihr nicht. Ach, es war zum aus der Haut fahren, dachte Sophie. Komischerweise war sie momentan schon übellaunig, wenn sie morgens aufstand und sie wusste nicht warum.