Читать книгу Das Törtchen-Team wird flügge! - Honora Holler - Страница 8
Miesgelaunt und Quietschfiedel
ОглавлениеDas Wochenende kam und Sophie - blieb einfach im Bett, sie reagiert auf kein Klingeln des Telefons, auf keine Mails und auch auf keine liebvolle Aufmunterungsversuche ihrer Mutter. Als sie allerdings am Montag aufwachte, fühlte sie sich besser. Gutgelaunt schwang sie sich auf ihr Fahrrad, holte Suki ab und genoss die Fahrt durch die kalten Nebelschwaden. „Bald müssen wir wieder mit dem Bus fahren“, meinte Suki ein bisschen wehmütig, als sie auf den Schulhof einfuhren. Stimmt, die Anzahl der Fahrräder nahm zusehends ab, bemerkte auch Sophie. Spätestens wenn es anfing zu regnen, mussten sie auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. Aber nicht nur sie, schoss es Sophie durch den Kopf, auch Onta würde mit ihrer Vespa nicht im Regen fahren wollen. Mit einem lauten Hupen schoss ihre Freundin auf ihrem rosa Ungetüm vorbei. „Guten Morgen ihr beiden!“, lachte sie fröhlich. „Na, wieder besser gelaunt?“, hakte sie bei Sophie nach, als sie ihren Helm verstaute. „Geht so“, murmelte die Angesprochene und kickte mit ihrem Schuh einen Kiesel vom Weg. „Ah, vielleicht sind wir doch noch ein bisschen bockig. Doch da habe ich was“, triezte Onta mit einem Glucksen in der Stimme und zauberte eine kleine flache Schachtel hervor. Wie eine Magierin zog sie an dem mintgrünen Seidenband und hob den Deckel ab: Eine Duftwolke aus Orangenblüten, dunkler Schokolade und Vanille stieg empor und umschmeichelte die Nasen der drei jungen Frauen. „Tantchens neue Kreation“, erklärte Onta und schloss schnell wieder den Deckel als sie die Stimmen von Natalia und ihren Freundinnen hörte. „Tantchen, möchte das wir sie testen und lässt ausrichten, dass wir ihr sehr fehlen“, informierte Onta sie als sie Stunden später im Lernzimmer über ihren Übungen saßen. Mit Genuss ließ jede von ihnen die blumenförmigen Pralinen in ihren Mündern zergehen. Einträchtige Stille erfüllte den Raum. „Ich glaube ich weiß jetzt, was mir fehlt …“, verkündete Sophie plötzlich. „… das Arbeiten im Zuckerstückchen“, beendete Onta ihren angefangen Satz und nickte wissend. „Genau“, bestätigte Sophie. „Vielleicht …“, so mutmaßte Alba und schnappte sich noch eine Praline. „…ist, dass dein Hobby bei dem du entspannen kannst“, säuselte sie und machte die Stimme von Madame Fine nach. „Ja, genau. Schau mal ich reite, Suki spielt Klavier, Alba singt und Onta schauspielert vor ihrem Spiegel“, neckte Lulu Onta und grinste sie schelmisch an, als sie sah wie Farbe in Ontas Wangen schoss. „Wahrscheinlich ist das so, doch wann habe ich noch Zeit für das Zuckerstückchen. Abends lernen wir noch, am Wochenende programmiere ich“, versuchte sie sich rauszureden. Onta hatte sich gefangen und lächelte Sophie verschmitzt an. „Nun ja, vielleicht könntest du ja am Wochenende ein bisschen weniger programmieren“, sie hob die Finger und malte Anführungszeichen in die Luft. „Und stattdessen Sonntagmorgens mit mir und Tante Hummel in der Backstube experimentieren.“ Nach einer kurzen Atempause fügte sie noch hinzu: „Ihr anderen seid natürlich auch eingeladen.“ Sophie überlegte schnell ob sie Onta jetzt umbringen sollte oder erst später. Was steckte die eigentlich immer ihren Kopf in ihre Angelegenheiten, dachte sie empört. „Also ich bin dabei“, rief Alba und strahlte Onta aufgekratzt an. Blitzschnell wägte Sophie ihre einzelnen Optionen ab: weiter missgelaunt sein, aber dafür mehr Zeit für andere Sachen zu haben oder Zeit in Backstube verbringen und dafür fröhlicher zu sein. Sie konnte ja auch nach dem backen, die Zeit nutzten. „Also gut ich bin dabei“, sprach sie darum feierlich in die Runde.
Die Woche flog nur so dahin, sie freute sich sogar auf den sonntagmorgendlichen Aufenthalt in der Backstube. Selbst ihre Mutter, für die der Sonntag eigentlich ein Heiligtum war, der einzige richtige Familientag wie sie immer betonte, hatte überraschenderweise keine Einwände. „Aber nachmittags bist du wieder da: Von vierzehn bis siebzehn Uhr ist Familienzeit. Trag dir das in deinen Kalender ein“, mahnte sie streng, als Sophie ihr von ihrem Vorhaben erzählte.
Mit Schmetterlingen im Bauch betrat sie die Backstube von Frau Hummel. Alba und Onta trugen schon die Arbeitskittel und streiften sich gerade die Hauben über, als Sophie sie begrüßte. „Meine Tante kommt gleich“, informierte Onta sie und drückte ihr ihre Arbeitskleidung in die Hand. Sophie atmete tief ein: Der Geruch, der unterschiedlichen Gewürze und Schokoladen, der Anblick der kandierten Blüten in den einzelnen Fächern und das Licht, das durch das Fenster fiel all dies trug dazu bei, dass sie sich immer mehr entspannte. Als Ontas Tante zehn Minuten später den Raum betrat und ihre Anweisungen verteilte, war es wie früher, fand Sophie. Mit jeder Handbewegung fiel ein Stück des Schulstresses und der Sorgen von ihr ab. Sorgsam schlug sie die Schokoladenmasse über dem Wasserbad auf. Alba kümmerte sich um die Gewürzmischung und Onta bereitete die Formen für die Weihnachtspralinen vor. „Wir machen jetzt einige Testläufe und die besten kommen an Weihnachten in den Laden“, informierte sie Frau Hummel. „Eurer Kekse, werde ich natürlich auch wieder verkaufen“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. „Super“, lachte Alba und strich Onta einen Spritzer Mousse von der Nase. Die Zeit schien wie in Zeitraffer zu vergehen und viel zu früh waren sie in der Backstube fertig. Zum Abschied überreicht Frau Hummel Alba und Sophie jeweils eine kleine Schachtel mit Törtchen mit den Worten: „Für Zuhause und schöne Grüße an eure Mütter.“
Beschwingt fuhr Sophie mit dem Fahrrad zu ihrer Mutter, eigentlich müsste ich Frau Hummel was dafür bezahlen, dass ich mich bei ihr entspannen darf, dachte sie glücklich. Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte wie sich hinter ihr ein Auto näherte. Erst als der Fahrer laut hupte, nahm sie ihre Umgebung wieder wahr. Sie fuhr mitten auf der Straße! Geistesgegenwärtig fuhr sie an den Straßenrand und bekam gerade noch mit, wie der Fahrer: „Betrunken am Sonntag“, rief und vorbeibrauste.
Vielleicht ist es besser, wenn ich das Fahrrad schiebe, sagte sie zu sich selbst und stieg mit zittrigen Knien ab. Mit fünfzehnminütiger Verspätung schloss sie die Haustüre auf, wo ihre Mutter bereits mit vorwurfsvollem Gesicht wartete. Schnell präsentierte sie die Schachtel und öffnete sie: „Mit den besten Grüßen aus dem Zuckerstückchen!“