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Auf der fliegertechnischen Vorschule

Schon ein paar Wochen nach dem Tode meines Vaters und meines Bruders wurde ich konfirmiert. In meinem vierzehnten Lebensjahr hatte ich meinen Schulabschluss, und gleich darauf war ich auf dem Wege zur Militärschule auf dem Luftwaffenstützpunkt in Bodenhagen bei Kolberg. Dort angekommen wurden uns Zimmer zugewiesen in Holzbaracken, vier Personen pro Zimmer. Sie waren kärglich möbliert mit vier Betten, je zwei übereinander gestapelt, einem Spind für jede Person, einem Tisch und vier Stühlen. Wir wurden eingekleidet mit Unterwäsche, Montageanzügen für den täglichen Dienst und - das Beste - einer fliegerblauen Uniform. Ich dachte, wie toll es sein würde, wenn mein Vater mich jetzt sehen könnte in dieser Uniform. Würde er genau so stolz auf mich sein, wie er es immer war, wenn Heinz auf Urlaub nach Hause kam? Wenn Heinz in seiner schneidigen Uniform die Straße herunterging, dann schaute er ihm nach, bis er ihn nicht mehr sehen konnte.

Ich hatte die Wahl, entweder Motorenbauer oder Blechner. Ich entschied mich für den Motorenbau, was mir später im Leben noch nützlich sein sollte. Unsere Ausbilder im Fachgebiet waren Zivilisten, die uns lehrten, wie man mit Werkzeug umging. Später dann hatten wir kurze Lehrgänge in der Schmiede sowie in der Schweißerei, wo wir lernten, mit allen Metallen umzugehen, die im Flugzeugbau verwendet wurden. Nach dieser Grundausbildung wurden wir dann an verschiedenen Werkzeugmaschinen eingewiesen. Mehrere Stunden täglich erhielten wir Unterricht in der Theorie unseres ausgewählten Handwerks. Klassenunterricht wurde vom Militärpersonal erteilt. Als unsere Ausbildung Fortschritte machte, hatten wir an Militärflugzeugen zu arbeiten, die man uns zur Wartung zur Verfügung stellte. Unser Tag war jedoch nicht nur mit Arbeit ausgefüllt, es gab auch Spiele. Wir trieben viel Sport, angefangen mit Frühsport jeden Morgen, der immer mit einem Lauf von mehreren Kilometern endete. Jede Woche waren ein paar Abende eingeplant, an denen wir in unserer Freizeit Modelflugzeuge bauten, die wir später in Wettbewerben fliegen ließen. In den Sommermonaten fuhren wir dann in verschiedene Regionen Deutschlands, wo wir das Segelfliegen lernten. Das war immer der Höhepunkt für uns: Gedankenaustausch mit den Jungen aus anderen Schulen und – natürlich - mit ihnen zusammen das Fliegen zu lernen. Ich darf nicht vergessen zu erwähnen, dass selbstverständlich eine militärische Ausbildung täglich auf dem Stundenplan stand.

Als sich die Kriegslage weiterhin verschärfte, befanden auch wir uns im Einsatz.

Bei uns auf dem Flugplatz landeten Jagdflugzeuge, die wir dann auf schnellstem Wege wieder flott machen mussten. Wir füllten die verschiedenen Tanks mit Treibstoff und Öl aus großen Tanklastwagen auf und versorgten sie mit neuer Munition. Es war schon Winter, und da war das nicht gerade eine angenehme Aufgabe, in der klirrenden Kälte auf den Tragflächen zu sitzen.

Ein vereinzelter Angriff britischer Jagdflugzeuge auf den Fliegerhorst geschah an einem Sonntagmorgen. Nur zwei von ihnen zerstörten mehrere Flugzeuge, die am Rande der Startbahnen abgestellt waren. Als sie abdrehten, beschossen sie noch ein paar Gebäude, und so schnell wie sie aufgetaucht waren, waren sie auch wieder verschwunden.

Bevor es unseren Jagdfliegern gelang, in die Luft zu kommen, hatten die Engländer schon lange das Weite gesucht. Es war ein Zeichen dafür, dass unsere Luftabwehr nicht effektiv genug war, um solche Angriffe zu verhindern. Einmal wurden wir Zeugen, wie ein britischer Bomber, eine „Flying Fortress", zu einer Notlandung auf unserem Flugplatz gezwungen war. Nachdem die Besatzung das Flugzeug verlassen hatte und eine Durchsuchung desselben durchgeführt worden war, hatten wir Gelegenheit, das Flugzeug eingehend zu inspizieren.

Es war anders damals!

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