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STATION V WEITERENTWICKLUNG. VON NULL AUF HUNDERT

1969 – 1979

Da das Geld, das anfangs mit der Drogerie verdient wurde, nicht reichte, nahm Uschi als gelernte Bürokauffrau durch Vermittlung eines Dorfbewohners eine Arbeit beim Wirtschaftsministerium, in Bonn, damals unter Wirtschaftsminister Prof. Karl Schiller, SPD, an.

Im ersten Jahr meiner Selbständigkeit lernte ich Klaus-Dieter Landsberg kennen. Er kam zu uns in die Drogerie, um uns als Vertreter der Firma Zenner Haarspangen und Modeschmuck zu verkaufen. Während des Gesprächs stellte sich heraus, dass er in Walberberg, einem Nachbarort von Metternich, zusammen mit seiner Frau Renata auch eine Drogerie betrieb. Aus diesem ersten Kontakt über Zenners Haarspangen sollte sich eine fast 50 Jahre bestehende Freundschaft entwickeln, wobei es etwa 20 Jahre später zu einer Reihe von Schicksalsschlägen kommen sollte.

Zunächst tauschten wir miteinander Ware aus, tätigten gemeinsame Bestellungen, um höhere Rabatte zu erlangen, feierten alle möglichen Dorffeste und auch den Karneval miteinander.

Als mir im folgenden Jahr eine bereits bestehende Drogerie in Sechtem, einem weiteren Nachbardorf von Metternich, angeboten wurde, griff ich zu. Da nun die Uschi in unserer Firma gebraucht wurde, kündigte sie beim Wirtschaftsministerium. Nachdem sie eine Kosmetikerinnenausbildung abgeschlossen hatte, stand sie zur Verfügung. Nach nur zwei Jahren gelang es mir, den Umsatz der Sechtemer Drogerie zu verfünffachen. Nun war dieses Geschäft eine echte Goldgrube.


Unser gemeinsames Hobby war damals das Reiten. Im Reitstall an der Bonner Hardthöhe fanden wir das, was wir suchten. Wann immer es ging, nahmen wir Unterricht. Später folgten Ausritte in die Bonner Wälder, wobei Ursula von Anfang an die bessere Reiterin war und auch auf Pferde stieg, vor denen ich größten Respekt hatte.

Was uns nun nur noch zu unserem Glück fehlte, war ein Kind. Einfacher gesagt, als getan. Was mit angenehmen Liebesspielen begann, entwickelte sich bald zum lang andauernden, ausgewachsenen Stress. Es sollte einfach nicht klappen. Nachdem ärztlicherseits meine Spermien auf Anzahl und Qualität gecheckt, Ursulas gynäkologischer Raum nebst hormonellem Status untersucht wurde, bekamen wir beide die Bewertung mit ausgezeichnet bis exzellent. Was war los? Die Voraussetzungen waren optimal. Nach gründlicher Beratung durch den Frauenarzt meinte Ursula, dass man es vielleicht dann versucht, wenn die intravaginale Temperatur, nach Knaus-Ogino, eine bestimmte Gradzahl erreicht hatte. Jetzt wurde es richtig heftig. Da Ursula sich nichts sehnlicher wünschte als ein Kind, war sie vor allem nachts ständig mit dem Fieberthermometer beschäftigt, sodass ich häufig immer dann, wenn die Temperatur günstig war, meinen Schlaf unterbrechen musste, da diese einmalige, günstige Gelegenheit genutzt werden müsse. So ging das über Monate und mindestens 500 günstige, einmalige Gelegenheiten.

Dann klappte es doch. Wie? Ganz einfach. Im Spätsommer 1972, während eines Ausritts. Ursula ritt Sonate, ein sehr sensibles, temperamentvolles Pferd, ich den Avant, eher ruhig und zuverlässig. Während ich so vor mich hin reite, kommt Sonate in gestrecktem Galopp an mir vorbeigeschossen. Beim zweiten Hinsehen erkenne ich Ursula, in ungewohnter Haltung, hängend, vorne an Sonates Hals. Auf Zuruf ließ Ursula sich fallen. Sie hatte einen Schock, war aber ansonsten unverletzt. Vorsichtig fuhr ich sie nach Hause, legte sie ins Bett. Jetzt wurde unser heißersehntes Kind gezeugt. Wäre es ein Junge geworden, hieße er heute Pferdinand.

Am 1. Juni 1973 wurde unsere Tochter Miriam geboren. Das schönste, gesundeste und intelligenteste Kind der Welt.


Im Dezember 1973 war es möglich, in Duisburg-Ungelsheim in einem Einkaufszentrum ein Mehrfamilienhaus mit einer Großdrogerie zu kaufen. Unser Unternehmen entwickelte sich, wobei ich meinen Vater, inzwischen Frührentner, gegen gutes Gehalt für die Leitung meines Fotogeschäftes in Oberhausen einstellte.

Da 1975 die allgemeine Preisbindung, auch für Drogerieartikel, aufgehoben wurde, war das traditionelle Drogeriegeschäft leider nicht mehr lukrativ. Wenn ich weiterhin existieren wollte, musste ich wie Schlecker, DM oder Rossmann ins Drogerie-Discount-Geschäft umsteigen. Gereizt hatte mich das schon. Doch die Suche nach geeigneten Ladenlokalen in guten Geschäftslagen erwies sich damals als äußerst schwierig.

Nun musste ich umdenken.


Was Dr. Köhnlechner, der ehemals hochdotierte Bertelsmann-Manager damals machte, fand ich sehr interessant. Er war ausgestiegen und arbeitete seitdem sehr erfolgreich als Heilpraktiker. Ganz sicher gibt es keinen Beruf, der demjenigen, der ihn ausübt, derart viel Intuition und Freiheit gestattet wie der Beruf des Heilpraktikers.

Kurz entschlossen begann ich neben meiner unternehmerischen Tätigkeit am Lehrinstitut für Naturheilkunde Essen ein mehrjähriges Heilpraktikerstudium. Neben dem Studium absolvierte ich mit größter Begeisterung eine aufwendige, zweijährige Ausbildung in Akupunktur und eine zweijährige Ausbildung in Homöopathie bei einem der besten Lehrer, die man damals in Essen kannte. Demnach sollten Akupunktur und Homöopathie die Schwerpunkte meiner Praxistätigkeit werden.

Stationen der Erinnerungen 1945 bis 2016 - Eine Autobiografie

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