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Vorwort

Wir schenken uns Zeit, wir tauschen Gedanken aus, wir leihen das Ohr. Wenn die deutsche Sprache versucht, der Kostbarkeit eines Zusammentreffens zweier Menschen gerecht zu werden, dann verwendet sie bezeichnende Bilder. Bilder, die mit dem Materiellen nichts, rein gar nichts zu tun haben.

Im Gespräch „schenken“ wir einander Zeit, wir „tauschen“ uns aus, wir „leihen“ dem anderen ein Ohr. Und erst wenn wir dem Gesprächspartner, dem wir ja auch Vertrauen geschenkt (!) haben, unter Umständen etwas Unwahres unterstellen, wenn wir also eine Schwindelei vermuten, dann erst verwenden wir einen Begriff aus der materiellen Welt: Das „kaufen“ wir ihm oder ihr dann nicht ab.

Ein Gespräch setzt Mut voraus.

Bevor wir im Privaten von „meinem Partner“ sprechen, vergeht sehr viel Zeit. Da sind wir vorsichtig. Auch der Partner im Beruflichen, etwa der Partner in einer Rechtsanwaltskanzlei, muss sich in Geduld üben, bevor er sich Partner nennen darf. Nur im Gespräch sind wir freigiebiger, entscheidungsfreudiger, ja vielleicht eben doch auch mutiger. Führen wir ein Gespräch mit einer anderen Person, dann nennen wir diese Person sofort Gesprächspartner beziehungsweise Gesprächspartnerin.

Und hier in diesem Buch, das Sie in den Händen halten, sind nur Gesprächspartnerinnen versammelt. Ich unterhalte mich nämlich lieber mit Frauen als mit Männern. Es mag Ausnahmen geben, aber meine Aussage stimmt gleichwohl in ihrer Grobkörnigkeit. Warum? Weil Frauen, nach meiner Beobachtung, zunächst die Person in den Mittelpunkt eines Gedankenaustausches stellen, dann irgendwann die Funktion, die sie gegebenenfalls bekleiden. Bei Männern ist es genau andersherum. Männer stellen zuerst ihre (beruflichen) Erfolge und Siege ins Schaufenster und gelegentlich ist man froh und dankbar, wenn man dann hinter der Fassade überhaupt noch eine Person findet. Oft begegnet einem dann das große Schweigen. Und nicht jedes stille Wasser ist zwingend tief.

All diese Gespräche sind für mich jederzeit erinnerlich, also unvergesslich.

Ich habe Fragen gestellt, um dann zuzuhören, besser: hinzuhören. All diese Gespräche sind für mich jederzeit erinnerlich, also unvergesslich. Es waren zauberhafte Momente, Stunden, für die ich dankbar bin.

Deshalb bin ich sehr glücklich, dass mich Gräfe und Unzer in die Lage versetzt, diese Gespräche, die eigentlich für das Radio, den Podcast auf NDR Info, geführt worden sind, nun in Buchform vorliegen. Schön, dass ich mein Glück mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, „teilen“ darf. Schon wieder ein Verb, das mit dem Materiellen nichts zu tun hat.


Hubertus Meyer-Burckhardt

PS: Ich möchte mich im Übrigen sehr bei Bettina Breitling, Eva Dotterweich, Ulrich Ehrlenspiel, Simone Kohl, Doris Schiederig und Thomas Schmitz bedanken.

Zehn Frauen

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