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Das Haus

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Il fabbricare è un dolce impoverire. Bauen ist eine süße Art, ärmer zu werden.

Es ist interessant, dass unser Haus für jeden etwas ganz anderes zu sein schien, als wir es zum ersten Mal sahen. Mein Mann sah nur eine Ruine, vor der ihm eher schauderte, besonders wenn er daran dachte, was da noch zu tun war, um daraus auch eine menschliche Behausung zu machen. Er sah die hässlichen, halb verputzten Wände, den verfallenen, schmutzigen Ziegenstall, das aus der Scheune quellende verfaulte Stroh und die triste Fassade.

Er sah den öden Hof aus gestampfter Erde, und im Hause drinnen sah er nur die grauschwarzen Wände, den halb zerstörten Kamin und unzählige Mäusespuren und die Fledermäuse. Die beiden Wespennester unter dem Dach entgingen ihm nicht, noch der modrige Geruch, den es in alten Häusern gibt, die lange nicht bewohnt waren. Die Fensterstöcke waren zum Großteil herausgebrochen und die meisten Türen nicht mehr zu verwenden. Das alles sah er.

Ich aber sah etwas ganz anderes. Ich sah die traurige Fassade und dachte sofort, dass man da einiges tun musste, um dem Ganzen ein freundlicheres Gesicht zu geben. Vielleicht eine Arkade, wie sie viele Häuser hier haben. Ich sah die vielfältigen Dachkonstruktionen, die im Laufe von Jahrzehnten, ja wahrscheinlich Jahrhunderten, entstanden waren. Ich sah vor allem die Einmaligkeit der Lage, denn von der Terrasse vor dem Haus sah man hinüber auf sanfte toskanische Hügel und dahinter die Pisaner Berge.

Das Haus lag in einem großen Olivenhain, der zu dieser Jahreszeit – es war November – silbrig glänzte. Ich sah die Pracht der beiden Zitronenbäume, die auf der Terrassenseite des Hauses als Spalier an der Wand standen, aber sie gefielen auch meinem Mann und allen, die je unser Haus gesehen haben.

Die Scheune ließ mich in Entzückungsrufe ausbrechen, denn im Geiste sah ich schon daraus ein schönes Nebenhaus werden. Im Haus selbst sah ich die großen Bottiche, in denen einst Wein gekeltert wurde, und das herrliche Mauerwerk aus uraltem Stein. Das war die Cantina, der Weinkeller, denn in der Toskana waren die Keller immer ein Teil des Wohnhauses und ebenerdig.

„Was sollte man denn aus der Cantina machen?“, fragte mein Mann zweifelnd, und ich antwortete, ohne nachzudenken: „Das wird unser Wohnzimmer.“

Dabei hatten wir das Haus bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen und wussten auch nicht, ob es überhaupt zum Verkauf stand. Für meinen Mann waren die Geister dieses Hauses abweisend, während sie für mich einladend waren. Das ist ein gutes Haus, dachte ich, hier kann man leben. Der zerfallene Kamin in der Wohnküche schüchterte mich nicht ein, noch störten mich die Mäusespuren, im Gegenteil, die fand ich eher lustig – schließlich waren wir ja auf dem Land! Natürlich müsste man den Kamin wegreißen, denn der war wirklich nicht mehr zu verwenden. Aber das war kein Grund zum Verzweifeln! Ich sah die herrlichen alten Ziegelböden, die fast durchwegs noch zu gebrauchen waren, und bei mir lagen da schon Woll- und Flickenteppiche darauf, die dem Haus etwas mehr Freundlichkeit geben würden. Als wir in den ersten Stock stiegen, konnte auch mein Mann nicht umhin, sich an der herrlichen Aussicht zu begeistern. Von hier sah man hinaus in die Ebene durch ein stilles Tal mit Zypressen, Pinien und Olivenhainen. Herrschaftliche Villen standen da unten, und über allem lag ein zarter Herbstnebel, der alles verzauberte.

„Das Wespennest bringt Glück“, sagte ich.

„Du bist nicht objektiv“, sagte mein Mann. „Das Haus ist eine Ruine!“

„Aber schau doch, wie schön diese alten Balken an den Decken sind! Und die Steintreppen! Hast du je etwas so Schönes gesehen?“

Also, wir waren keineswegs einer Meinung.

Eine dritte Meinung hatte später der Baumeister, als er das Haus zum ersten Mal sah, denn er sagte trocken: „Am besten, wir reißen es ab, da kann ich Ihnen um weniger Geld ein neues bauen, das nach etwas aussieht.“

Als wir das Haus gekauft hatten, berieten wir mit einem Wiener Architekten, ob er uns beim Umbau helfen könnte. Für mich war ein Architekt, mit dem ich mich auf Deutsch verständigen konnte, unbedingt notwendig, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich mit einem italienischen Baumeister mit meinen damaligen Kenntnissen der Sprache auskommen sollte. Zudem ist hinzuzufügen, dass mein Mann, als das Haus gekauft war, zu mir sagte: „Nun, das ist dein Baby. Ich kann die nächsten Monate nicht hier verbringen und den Bau beaufsichtigen. Ich schlage vor, du nimmst gleich Italienisch-Stunden, und sobald du dich halbwegs verständigen kannst, suchst du einen Baumeister, und dann können wir anfangen, umzubauen.“

Allein sollte ich das also machen? Es schien mir plötzlich nicht mehr ganz so lustig wie früher, als ich so gedrängt hatte, das Haus zu kaufen.

In der Nacht schlief ich sehr schlecht. Immer wieder träumte ich, dass ich vor vielen Menschen eine Rede in Italienisch halten musste und dass ich kein einziges Wort herausbrachte.

Bei meinem Mann war das anders, der hatte in der Nacht vor dem Hauskauf nicht schlafen können. Jetzt, wo die Sache beschlossen war, war er ganz ruhig. Er verließ sich auf mich. Ich wusste damals nicht, ob ich mit der Sprache wirklich zurechtkommen würde. Es war aber nicht so schlimm, wie ich dachte, denn ich fand einen sehr tüchtigen Lehrer, der mich nicht schonte und mich wie ein Schulkind Grammatik lernen ließ und mit mir Vokabeln paukte. Ich glaube, ich konnte nach den ersten zehn Stunden mehr als heute, wo ich zwar schon alles verstehe und ziemlich fließend spreche, aber noch immer arge Grammatikfehler mache, die mir mein Lehrer nie hätte durchgehen lassen.

Im Januar hatte der Architekt Zeit, in die Toskana zu fahren, und so war ich gezwungen, mit meinen damaligen mageren Kenntnissen auszukommen. Ich wohnte im Hotel Centrale am Hauptplatz der nahen Stadt und begann gleich an Kellnern und Dienstpersonal mein Italienisch auszuprobieren, mit dem Resultat, dass mir alle helfen wollten, indem sie ihre paar Brocken Englisch oder Deutsch präsentierten. Ich bat sie, mir stattdessen zu helfen, wenn ich etwas falsch sagte, aber dazu waren sie zu taktvoll. Nun, so ging es nicht.

Der Architekt kam mit zwei Mitarbeitern an einem nebligen Januartag. Ich wartete gespannt, was er zu dem Haus sagen würde, denn davon hing ja seine Bereitschaft ab, es umzubauen. Wir fuhren über die schlechte kleine Straße durch die Olivenhaine, und da merkte ich schon, dass sich die Stimmung im Auto merklich besserte. Ein Olivenhain ist für das mitteleuropäische Auge eine ganz besondere Sache. Er erzeugt Farben und Stimmungen, wie wir sie in unseren Gärten und Wäldern nicht kennen. Es ist etwas Geheimnisvolles daran, das niemand versteht, der es noch nicht gesehen hat. Ich nehme an, es ist das unglaubliche Alter der Bäume – manche sind über 200 Jahre alt – und ihre seltsam bizarren Stämme, die bei jedem Wetter anders aussehen. Im Winter sind sie am schönsten, wenn der Nebel in ihnen wie ein Schleier hängt.

Als wir beim Haus ankamen, zwang ich mich, nicht gleich Fragen zu stellen, und ließ es erst einmal langsam von den geübten Augen dreier Fachleute bestaunen. Niemand sagte etwas. Ich öffnete nach einem Rundgang um die äußeren Mauern des Hauses die Tür und ließ die drei ein. Ich führte sie schweigend herum, und sie machten es sehr spannend, indem auch sie schwiegen.

Als wir wieder unten in der Cantina angekommen waren, sagte der Architekt nur: „Das machen wir.“

Seine Mitarbeiterin sagte: „Es ist prachtvoll.“ Der zweite Mitarbeiter aber meinte, so etwas habe er noch nie gesehen, was eigentlich offen ließ, ob es ihm gefiel oder nicht.

Es wurde nicht viel Zeit versäumt. Die drei machten sich sofort an die Arbeit, zückten ihre Maßstäbe und Notizblöcke und begannen alles auszumessen. Ich geleitete mal den einen, mal den anderen hierhin und dorthin, aber es war mir nicht klar, was da vor sich ging. Jeder Winkel, und da gab es sehr viele und kaum einer war ein rechter Winkel, wurde vermessen. Erst bei Einbruch der Dunkelheit wurde aufgehört. Noch nie hatte ich eine derart komplizierte Arbeitsleistung gesehen, und noch nie eine, die so schweigsam und so vollständig koordiniert vor sich ging. Ich wollte den Architekten verschiedene Dinge fragen, aber er meinte, man könne nichts besprechen, bevor nicht alles ausgemessen wäre.

Die vielen Pläne, die daraus entstanden, waren ein solches Meisterwerk an Präzision, dass später ein ganzes Konvolut davon von der noch offenen Baustelle entwendet wurde. Wir suchen seither immer das Haus in der Gegend, das genau nach unseren Plänen nachgebaut worden ist. Wozu sonst konnte jemand diese Pläne brauchen?

Unser Haus war ganz augenscheinlich in drei verschiedenen Bauperioden entstanden und hatte deshalb auch vier verschiedene Dächer, wenn man die Scheune dazuzählt, die erst später errichtet worden war. Dem Architekten gefiel das Haus außerordentlich. Es war nicht nur ein ihm wenig bekannter Stil, er spürte auch die Atmosphäre dieses alten Hauses.

Ich wusste nicht, wie man einen Baumeister finden konnte. Aber es bot sich bald einer von selbst an, der in der Gegend ansässig war. Er wohnte in einem kleinen Straßendorf am Fuß unseres Hügels, und dort hatte man natürlich schon längst davon erfahren, dass irgendwelche Ausländer ein Haus gekauft hatten.

Einen Baumeister allein zu finden, wäre sehr schwierig gewesen. Als ich ihn das erste Mal sah, gefiel er mir gut, auch wenn aus ihm nur herauszubringen war, dass er unser Haus am liebsten abreißen würde.

Die Zusammenkunft mit dem Architekten verlief recht heiter, denn der Architekt übertraf mich noch bei Weitem in seiner Unkenntnis der italienischen Sprache. Plötzlich wurde ich zu meinem Entsetzen zu Übersetzungsübungen gezwungen, verstand aber nur einen Bruchteil dessen, was der Baumeister sagte. Auch sprach er einen Dialekt, mit dem ich am Anfang überhaupt nicht zurechtkam. Einerseits ließ er, wie viele Bauern hier, einige Silben aus und veränderte andere in einer Weise, die sie entweder verstümmelten oder durch Zufügen neuer Laute unkenntlich machten. Ich schwitzte vor Aufregung und Anstrengung.

Der Architekt aber meinte, das alles ergäbe keinerlei Schwierigkeiten, wozu hätte er denn einen Zeichenstift?

So begann eine höchst seltsame Zusammenarbeit zwischen einem Architekten und einem Baumeister. Jedes kleinste Detail unseres Hauses wurde auf unzähligen Zeichenblättern festgehalten, und zu jeder Zeichnung fragte der Architekt ganz einfach: „Si?“ Wenn der Baumeister mit „No“ antwortete, wurde noch eine Zeichnung gemacht, bis es klappte. So einfach war das. In der Zeit des Hausbaus war der Architekt mehrmals in Italien, um sich über die Fortschritte zu informieren oder zu Hilfe zu eilen, wenn ich „Feuer!“ schrie. Jedes Mal wurde alles in Zeichnungen erledigt. Der Baumeister trug sie immer mit sich, denn sie waren seine wichtigsten Dokumente.

Ein großer Nachteil war, dass ich mich damit überhaupt nicht auskannte. Mir fehlte absolut der Sinn für die dritte Dimension bei Zeichnungen, was sich schon in meiner Schulzeit bei Darstellender Geometrie negativ bemerkbar gemacht hatte.

Also war ich immer in Sorge, wenn der Baumeister etwas nicht verstand, denn ich konnte ihm nicht helfen. Wenn man bedachte, dass der Baumeister so gut wie keine richtige Schulung besaß, hatte er alles genial mit seiner untrüglichen Intuition gemeistert.

Natürlich gab es auch unangenehme Überraschungen, wenn in meiner Abwesenheit irgendetwas gemacht werden musste, was nicht vorgesehen war. Zum Beispiel die Stützmauer vor der Terrasse. Jeder Eingriff in die Natur ist in dieser Landschaft zu büßen, und der Baumeister wusste dies auch, als er daran ging, Haus und Hof nach unten abzusichern.

Eine Mauer musste her, das war ihm klar, aber Mauern und überhaupt alles, was sich nicht im und um das Haus abspielte, waren ja nicht Sache des Architekten, sondern eher eine Sache des Eigentümers. Ein Bauer macht eine Stützmauer, wenn ihm eine Terrasse abzubrechen droht, also errichtete der Baumeister auch eine. Aber nicht eine Trockenmauer, wie das in dieser Gegend üblich ist, sondern eine mächtige, mit großen Steinen gemauerte Mauer, sodass das Haus plötzlich wie ein Kastell aussah. Als der Architekt und wir die mächtige Mauer das erste Mal sahen, blieb uns der Atem weg. Damals wussten wir noch nicht, dass die toskanische Landschaft von Mauern geprägt ist, und dass jeder Baumeister danach trachtet, so viele Mauern wie nur möglich zu errichten, denn erst diese machen aus einem Haus eine Art Festung. Ich glaube, das machen hier alle, und die Passion, Mauern zu bauen, stammt sicher aus der Zeit, in der jedes Dorf befestigt war und sich vor Eindringlingen schützen musste.

Es gibt in diesen Hügeln eigentlich keine Dörfer in unserem Sinn. Die Menschen in den Dörfern, wenn man ein Dorf allein nach der Einwohnerzahl von einer Stadt unterscheidet, benehmen sich wie Stadtmenschen. Es gibt keine sogenannte Dorftracht wie in unseren Alpentälern, und der Dorfbewohner unterscheidet sich durch nichts von den Bewohnern größerer Ansiedlungen.

Rund um alle toskanischen Dörfer zieht sich immer eine feste Mauer, wenn sie nicht im Laufe der Jahrhunderte zusammengebrochen ist. Ihre Reste wurden dann als Grundmauern für spätere Häuser verwendet. So wachsen diese unglaublichen Gebäude gralsburgähnlich in den Himmel und prägen die Landschaft mit ihrer bizarren Silhouette.

Wenn ich mit dem Baumeister allein war, bestand meine Sorge darin, dass er die vorhandenen Strukturen des Hauses vielleicht verändern wollte. Auf gewisse Fragen, wie man zum Beispiel etwas verputzen sollte, sagte ich immer: „No, questo è troppo palazziale“, und meinte damit, dass das zu palastähnlich wäre. Das Wort „palazziale“ gibt es im Italienischen zwar nicht, es ist aber eine ganz gute Erfindung gewesen, denn der Baumeister gebraucht es jetzt selbst.

Dieser Baumeister war ein echtes Genie, obwohl er das Gewerbe nur als Maurer gelernt hatte. Das lag im Blut dieser Leute. Seine Maurer waren ein lustiges Volk. Sie redeten viel und verstanden sich sehr gut. Punkt zehn Minuten vor zwölf verschwand jeder von ihnen auf seinem Motorino oder in seinem Fiat Cinquecento, um dann um Punkt ein Uhr wieder auf der Baustelle zu erscheinen. Nie hat einer von ihnen auf der Baustelle etwas gegessen oder auch nur einen Tropfen Bier oder Wein getrunken, was erstaunlich war, denn da war ich aus Wien anderes gewöhnt! Die Leute hier trinken nur während der Mahlzeiten – eine eiserne Regel bei Arbeitern und Handwerkern, die nur von wenigen gebrochen wird. Wein ist ein Nahrungsmittel und weniger ein Genussmittel. Zur richtigen Zeit konsumiert, löst er weder Kopfweh noch andere Beschwerden aus. Eine alte Bauernweisheit.

Am Abend waren die Arbeitsschlusszeiten nicht so genau geregelt. Manchmal ließ der Baumeister eine Arbeit nicht unterbrechen, und ich hatte schon Angst, die Ehefrauen der Maurer würden kommen, um mich zu lynchen.

Am eifrigsten arbeiteten die Maurer, wenn ich dabei war. Das hat nichts mit Faulheit zu tun, wie ich bald merken konnte, sondern mit einem gewissen Interesseverlust, der eintrat, wenn der Bauherr nicht da war, um den Fortschritt der Arbeit mitzuerleben. Wenn ich nach Wien fahren musste, und das musste ich doch ziemlich oft, dann konnte ich sicher sein, dass in meiner Abwesenheit nicht allzu viel geschah.

„Sobald Sie weg waren, sind die Leute, denen ich eine Arbeit schon seit langer Zeit versprochen habe, über mich hergefallen“, jammerte der Baumeister, und das war sicher wahr. Aber ich wusste auch, dass er und sein ganzes Team lustlos wurden, wenn ich nicht dabei war. Das bezog sich natürlich automatisch auch auf den Elektriker, den Maler, den Installateur und wer aller sonst noch am Bau beteiligt war.

Wir fanden uns mit dieser Situation ab. Schließlich hatten wir nicht so schreckliche Eile. Andere aber hatten es eilig, hauptsächlich mit Reparaturen, Dachschäden vor allem, denn die italienischen Dächer sind zwar wunderschön, aber jeder größere Sturm kann ein Dach undicht machen und der Baumeister hatte dann eben sofort zu helfen.

Warum sollte ich mich gegen die Eigenheiten dieser Leute stellen, die, wenn ich beim Bau dabei war, so wunderbar arbeiteten? Es hätte sich wahrscheinlich nichts geändert, und ich hätte mir nur selbst den Spaß dabei verdorben.

Denn lustig war die ganze Sache wirklich. Vor allem der Vorstoß in eine fremde Sprache, die mich immer vor neue Rätsel stellte. Meine größte Anstrengung beim Umbau unseres Hauses war sicher, immer verstehen zu wollen, was jeder sagte. Manchmal allerdings setzte mein Gehirn plötzlich aus und ich konnte nur auf Deutsch antworten. Dann sagte ich schnell „Arrivederci“ und zog mich in mein Hotelzimmer zurück, wo ich erschöpft in tiefen Schlaf fiel.

Natürlich hörte man mir bald an, dass ich mein Italienisch hauptsächlich von den Bauern und Arbeitern gelernt habe, und auch besondere Ausdrücke gebrauchte, die mir sehr gefielen, die aber keineswegs in irgendwelchen Wörterbüchern zu finden sind. Dies bekam ich später öfter zu verspüren, wenn ein toskanischer Freund mich jemandem vorstellte: „Das ist meine Freundin Traudi, die ihr Italienisch von den Maurern gelernt hat.“

Am liebsten rief ich alle möglichen Heiligen an, wie San Bartolomeo, oder sagte etwas deftiger „Porca miseria“, was so viel wie „Schweineunglück“ bedeutet, abgesehen von den blasphemischen porco-Ausdrücken, die ich auch bald beherrschte. Manchmal entschlüpfte mir ein derartiger Ausdruck in feiner Gesellschaft, was die Italiener sehr amüsierte.

„Du bist eine Landpomeranze geworden“, sagte mein Mann zu mir. Und ich muss zugeben, dass mich die Sorgen und Freuden der Bauern und Handwerker hier mehr interessierten als die der biederen Bürgersleute der mondänen Kurstadt, die kaum zehn Autominuten von unserem Haus entfernt ist. Hier kenne ich mich aus und lerne täglich neue Sachen, die mir in der Stadt sicher entgangen wären.

Die Olive und wir

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