Читать книгу Ein Lindwurm unter Wölfen - Hugo von Velocia - Страница 11

Ausbildung nach Lindwurmart

Оглавление

Der Lindwurm blieb noch etwas länger im Wasser, da es allein jedoch bald langweilig wurde, schwamm auch er ein paar Minuten später wieder zum Ufer.

Am Ufer angekommen gähnte Velyne laut. „Wie kannst du nur so gut schwimmen und danach kaum erschöpft sein? Ich könnte auf der Stelle umfallen“, fragte Velyne und streckte sich einmal durch und gähnte noch mal.

„Tja wir Lindwürmer sind eben gute Schwimmer. Und das ist auch kaum mit einer Anstrengung für uns verbunden. Wenn ich mich an Land fortbewegen muss, finde ich das viel schwieriger“, erklärte der Lindwurm und machte es sich neben dem Wolf bequem.

„An Land könnte ich ein paar Stunden laufen ohne eine Pause zu brauchen“, erwiderte der Wolf stolz und war froh, wenigstens in einer Sache besser zu sein als der Lindwurm. „Weißt du was ich mich schon öfters gefragt habe? Hm... wie drück ich mich da jetzt am besten aus?“

Der Lindwurm legte sich neben den Wolf und gähnte auch mal. „Also bevor ich stundenlang herumlaufe, bleibe ich lieber einfach liegen. Aber was meintest du, Kleiner? Was hast du dich gefragt? Du kannst mich ruhig alles Fragen.“

Der kleine Wolf nickte. „Nun... also hattest du überhaupt schon mal einen Begleiter, der dir so lange gefolgt ist wie ich, ohne dabei als dein Mittagessen zu enden?“, fragte er neugierig und senkt seinen Kopf erschöpft zu Boden. Dabei sah er den Lindwurm mit seinen neugierigen blauen Augen an.

Der Lindwurm dachte lange nach, bevor er antwortete. „Also... zumindest nicht, wenn es ein Wolf war. Die meisten Lindwürmer sind immer allein unterwegs. Überhaupt kein Tier deiner Größe hat es bisher lange überlebt, in meiner Nähe zu sein. Aber du hast gute Chancen sogar noch länger durchzuhalten, Kleiner“, sagte der Lindwurm und streichelte den Wolf zärtlich über das vom Schwimmen noch immer nasse Fell.

Velyne dachte sich, dass er diese Frage besser für sich behalten hätte. „Chancen?“, fragte er noch bevor er sich auf den Rücken rollte um sein Fell am Bauch von der Sonne trocknen zu lassen.

„Ähm... ja. Ich glaube, ich würde es gar nicht übers Herz bringen, dich wirklich zu fressen. Da müsste ich schon sehr hungrig sein. Du brauchst dir also gar keine Sorgen zu machen, denn hier gibt es genug andere Tiere, die ich fressen könnte. Außerdem bist du mein Freund. Und Lindwürmer behandeln ihre Freunde immer sehr freundschaftlich.“ Der Lindwurm kraulte dem Wolf über den Bauch und schnurrte dabei leise.

Der Wolf entgegnete ihm auch mit einem leisen Schnurren: „Könntest du mich noch ein wenig im Kampf ausbilden oder mir was beibringen? Ich halte mich noch immer für einen schwachen Wolf. White Fang meinte immer, ich würde sicher nie ein guter Kämpfer werden. Bisher wollte ich das auch gar nicht. Aber wenn du mir etwas beibringst, dann macht es gleich viel mehr Spaß“, sagte er etwas zurückhaltend. Aber er meinte es ernst. Dabei sah er den Lindwurm an und spitzte seine Ohren.

„Hm könnte ich machen. Aber ich kann dir höchstens beibringen, wie du dich gegen einen Lindwurm verteidigen kannst. Das könntest du gegen mich üben, wenn du willst. Vielleicht kann dir das ja irgendwann mal nützlich sein, Kleiner. Aber es ist sicher schwierig für mich, dir beizubringen wie ein Wolf zu kämpfen. Dazu wären andere Wölfe sicher besser geeignet. Aber ich bringe dir gerne bei, wie du dich verteidigen kannst.“

Velyne freute sich als er diese Antwort bekam. „Ja, gerne. Dadurch würde ich mich dann auch gegen viele Andere wehren können“, sagte er und stupste den Lindwurm erfreut an. „Wann wollen wir beginnen?“, fragte er übermütig, legte sich dann aber aus Erschöpfung wieder zu Boden und gähnte. Heute jedenfalls nicht mehr, dachte sich der Wolf.

„Am besten gleich morgen früh. Jetzt solltest du erst mal schlafen. Wenn man kämpfen lernen will, dann sollte man nicht müde sein“, sagte der Lindwurm und grinste. „Es wird mir bestimmt Spaß machen, dich auszubilden. Noch nie hat ein Wolf von einem Lindwurm Kampfunterricht bekommen. Zumindest kenne ich keinen solchen Fall bisher.“

Velyne schmunzelte nur mehr zufrieden und legte sich auf den Boden um zu schlafen. Er freute sich schon auf den morgigen Tag und konnte es kaum noch abwarten was er wohl alles lernen würde. Aber wegen seiner Müdigkeit schlief er schon bald ein. Dabei fing er auch an, etwas zu schnarchen.

Der Lindwurm legte sich auch hin und ließ sich durch das Schnarchen nicht stören. Doch sehr lange ließ er den Wolf nicht schlafen. Es war noch in aller Frühe, als der Lindwurm sich vorsichtig ein wenig um den noch schlafenden Wolf wickelte. Er war dabei so vorsichtig, dass der Wolf noch nicht einmal aufwachte. Als er glaubte, den Wolf recht sicher festhalten zu können, sagte er laut: „Aufwachen, Kleiner. Und jetzt versuche gleich mal dich zu befreien."

Velyne riss es aus dem Schlaf und er wusste vorerst noch gar nicht was um ihn herum geschah. Doch ziemlich bald erkannte er die Lage und wusste, dass das Training gerade begonnen hatte. Velyne versuchte sich zuerst zu befreien indem er sich mit seinen Pfoten gegen den Lindwurm stemmte um dadurch aus dem Griff zu entkommen. Dabei schnaufte er laut und angestrengt.

Der Lindwurm wollte es dem Wolf zu Anfang nicht allzu schwer machen, denn immerhin war es ja noch verdammt früh am Morgen und der Wolf war auch noch kein geübter Kämpfer. Velyne reagierte genau so, wie der Lindwurm erwartet hatte. „Mit Kraft wirst du gegen einen Lindwurm garantiert immer verlieren. Wenn du dich befreien willst, kommt es nur auf die richtige Technik an“, behauptete der Lindwurm, obwohl er selbst keine Ahnung von einer solchen Technik hatte. Denn normalerweise konnte sich ein Wolf niemals aus so einem Griff befreien. Jeder Wolf, den der Lindwurm in seinem bisherigen Leben auf diese Weise umwickelt hatte, war kurz darauf im Magen des Lindwurms gelandet. Nicht ein einziger Wolf hatte dem Lindwurm entkommen können.

„Oh... eine Technik?“, fragte Velyne schon etwas verzweifelt und versuchte es nochmals mit Kraft. Doch wie der Lindwurm bereits erwähnt hatte, konnte sich der Wolf mit Kraft nicht befreien. Egal wie er sich auch anstrengte. Velyne schaute etwas skeptisch drein und zog seinen Körper soweit zusammen, wie es der Griff zuließ. Blitzartig atmete Velyne die ganze Luft in seinen Lungen aus und dadurch nahm das Volumen ab. Da er sich schon darauf vorbereitet hatte, stieß er sich mit seinen Hinterläufen vom Lindwurm ab und konnte dadurch tatsächlich ein Stück aus der Umschlingung entkommen. Sobald er draußen war, stieß er sich mit den Pfoten in eine andere Seite und konnte dadurch möglicherweise einen zweiten Griff verhindern. Schließlich landete er auf seinen vier Pfoten und sah den Lindwurm fragend an.

„Hm das war gar nicht so schlecht. Für den Anfang. Aber ich habe ja auch gar nicht ernsthaft versucht, dich festzuhalten. Ein anderer Lindwurm hätte dir sicher keine Chance gelassen. Es war ein netter Versuch und könnte bei einem unerfahrenen Lindwurm mit etwas Glück sogar klappen. Aber in der Regel könntest du dich auf diese Weise nicht befreien. Wenn ein Lindwurm wirklich auf Beute aus ist, dann könnte er dich so fest umschlingen, dass du nicht mal mehr atmen kannst. Ein Lindwurm könnte dir, wenn du das Pech hast, von ihm in einen Würgegriff genommen zu werden, so ziemlich jeden Knochen brechen. Er könnte die Umschlingung so eng ziehen, dass all deine Blutgefäße in dir platzen und dein Herzschlag aussetzt. Und er könnte deine Brust so eng umschlingen, dass du nicht mehr atmen könntest. Deshalb ist es für einen Wolf wichtig, gar nicht erst in eine solche Situation zu geraten. In der Regel ist ein Kampf schon entschieden, wenn dich ein Lindwurm schon umschlungen hat. Du musst also immer aufmerksam auf deine Umgebung achten, damit sich ein Lindwurm nicht unbemerkt an dich anschleichen kann.“

Velyne nickte nur leicht. „Und woran kann ich erkennen, dass sich ein Lindwurm in meiner Nähe befindet? Gibt es da für mich überhaupt Möglichkeiten, das zu erkennen?“, fragte der Wolf neugierig.

„Du musst vor allen Dingen auf Geräusche achten und auf den Geruch. Aber du darfst dich nicht auf deine Augen verlassen, da wir Lindwürmer uns ja unsichtbar machen können. Aber auch unsichtbar könnten wir Geräusche verursachen. Und natürlich hinterlassen wir auch wenn wir unsichtbar sind Spuren. Wenn du mal glaubst, dass ein feindlicher Lindwurm in der Nähe sein könnte, dann ist es immer das Beste, einfach davonzulaufen. Auch wenn man sich nicht sicher ist. An Land ist ein Wolf schneller als ein Lindwurm. Weglaufen ist also eure beste Chance zu entkommen.“

„Okay, da muss ich dann wohl viel an mir arbeiten, da ich oft und gern unkonzentriert herumstolpere.“ Velyne stellte sich wieder neben den Lindwurm und sah zu ihm hoch. „So ich bin bereit, falls du mir noch etwas zeigen willst.“

„Oh es gibt viele Dinge, die du wissen solltest. Wenn dir zum Beispiel mal ein sichtbarer Lindwurm gegenübersteht, dann schau ihm besser nicht in die Augen. Manche Lindwürmer können ihre Opfer dadurch nämlich in Hypnose versetzen. Nicht alle können das, aber du solltest besser kein Risiko eingehen.“

Velyne grinste frech. „Bei mir funktioniert das bestimmt nicht. Ich habe einen starken Willen der sich unmöglich brechen lässt. Genauso wie mein Bruder. Das liegt wohl in der Familie“, prahlte er. Danach fing er an herumzuspringen und machte sich dadurch fit für den heutigen Tag.

„Trotzdem solltest du dir nicht zu sicher sein. Überhaupt solltest du einem Lindwurm nie zu sehr vertrauen, auch dann nicht, wenn er freundlich zu dir ist. Denn manchmal kann sich das sehr schnell ändern. Manche Lindwürmer können sich nämlich sehr gut verstellen“, erklärte der Lindwurm und versuchte, den Wolf mit einem schnellen Angriff zu überraschen.

Velyne war zwar nicht abgelenkt gewesen, konnte dem Lindwurm aber trotzdem nicht rechtzeitig ausweichen „Aua“, sagte er und rieb sich den Kopf. „Du bist extrem schnell. Ich habe zwar mit so was gerechnet, habe aber zu spät reagiert. Wenn du eine Beute angreifst, dann kannst du dich wirklich sehr schnell bewegen. Viel schneller, als man für möglich halten würde, bei einem Wesen, das wie eine große Schlange mit Flügeln aussieht“ sagte er ein wenig enttäuscht, weil er nicht hatte ausweichen können. „Und du sagst wir sollen euch da nie vertrauen, egal wie freundlich ihr seid?“, fragte er noch mal nach, da er den letzten Teil durch den Angriff versäumt hatte.

„Ja, denn viele Lindwürmer sind sehr gut darin, ihre Opfer zu täuschen. Manche würden sich köstlich über ein naives Opfer amüsieren, dass ihnen fälschlicherweise vertraut. Viele Lindwürmer spielen nämlich gerne ein wenig mit ihren Opfern, bevor sie sie fressen.“

Velyne blickte etwas erschaudert drein. „Spielen? Und was versteht ein Lindwurm unter spielen?“ fragte er und startete einen Überraschungsangriff auf den Lindwurm um dessen Reaktionen zu testen.

„Tja, jeder Lindwurm hat da so seine eigenen Vorlieben. Aber glaub mir, es ist nie angenehm für das Opfer. Ich bin ja ein netter Lindwurm und quäle mein Essen nicht, aber manch andere Lindwürmer können richtig fies sein. Hoffe lieber, dass du nie einen von denen begegnest.“

Der Lindwurm reagierte sehr schnell und konnte diesem Angriff, der von dem Wolf nicht wirklich ernst gemeint war, problemlos ausweichen.

„Hm, aber genau für einen solchen Fall trainieren wir doch hier“, sagte der Wolf lachend. „Und nun bin ich auch bereit. Vorhin war ich noch etwas abgelenkt.“ Velyne setzte jetzt ein möglichst ernstbedrohliches Gesicht auf um zu zeigen, dass er wirklich bereit war, kämpfen zu lernen.

Lächelnd schaute der Lindwurm den Wolf an. „Gut, dann können wir ja einen kleinen Zweikampf versuchen. Du versuchst gegen mich zu kämpfen. Und keine Sorge ich werde versuchen, dich dabei nicht zu verletzen. Aber du darfst alles tun, um dich zu verteidigen“, sagte der Lindwurm unbesorgt, denn er war sich sicher, dass der Wolf kein ernstzunehmender Gegner für ihn war.

Der kleine Wolf wusste nicht was er gegen einen Lindwurm dieser Größe ausrichten sollte und fing daher etwas an zu zweifeln. Es war typisch für Velyne zuerst entschlossen zu sein und dann aber doch zu zweifeln zu beginnen. „Aber... ist das nicht noch ein bisschen zuviel für den Anfang?“, fragte er etwas verunsichert.

„Du willst doch etwas lernen, oder? Am meisten kannst du in einem Kampf lernen, der so abläuft, als ob er ernst gemeint wäre. Also los, Wolf. Verteidige dich.“ Drohend fauchend richtete sich der Lindwurm auf und kroch langsam, aber mit ziemlich grimmigem Gesichtsausdruck auf Velyne zu.

Velyne wusste, dass der Lindwurm Recht hatte und lief ihm zähnefletschend entgegen. Er war voll auf den Lindwurm konzentriert und ließ all die anderen Gedanken aus seinem Kopf verschwinden. Bald würden sie aufeinandertreffen, Velyne glaubte bereit zu sein, es mit dem Lindwurm aufnehmen zu können.

Der Lindwurm fauchte ziemlich überzeugend und riss drohend sein Maul auf, als der Wolf in der Nähe war. Doch bevor es zu einem Kampf kommen konnte, sagte er noch zu dem Wolf: „Greife einen Lindwurm nie von vorne an. Das wäre zu gefährlich. Ein Biss könnte dich schon umbringen. Hinten sind Lindwürmer weit weniger gefährlich. Du solltest mich umkreisen und immer versuchen, mich von hinten anzugreifen. Denke daran, dass du an Land schneller bist, als ein Lindwurm. Das solltest du auch im Kampf ausnutzen.“

Velyne grinste und merkte sich den Ratschlag. Doch er wollte es auch einmal auf seine Art versuchen und sprang kurz vor Lindwurms weit aufgerissenem Maul in die Höhe. So jetzt nur noch auf seinen Kopf landen und dann hab ich es, dachte sich der Wolf und freute sich schon auf seinen kommenden Triumph.

Doch so leicht ließ sich der Lindwurm nicht besiegen. Er konnte seinen Kopf schnell genug zurückziehen, so dass Velyne ihn verfehlte. Dann schnellte er nach vorne und presste vorsichtig seine Zähne an den Hals des Wolfes und kicherte. „Netter Versuch, Kleiner. Aber bei einem echten Kampf wärst du jetzt tot. Vergiss nicht, dass Lindwürmer Giftzähne haben.“

Velyne fand es natürlich nicht gerade aufmunternd, dass er bei einem wirklichen Kampf gerade ins Gras gebissen hätte. „Na gut, ich werde es mit deinen Tipps versuchen. Ich wollte ja nur alles ausprobieren, dann weiß ich was funktionieren könnte oder was nicht. Noch mal?“ Velyne lächelte erleichtert und war froh, dass der Lindwurm nicht wirklich zugebissen hatte.

„Ja. Je mehr Übung du hast, desto besser für dich.“ Der Lindwurm bereitete sich auf einen zweiten Angriffsversuch des Wolfes vor. Doch er war sich sicher, auch diesen abwehren zu können.

Diesmal wollte es Velyne natürlich anders versuchen als vorhin. Doch er wollte es auch nicht exakt so machen, wie es ihm der Lindwurm geraten hatte, weil der Lindwurm ja damit rechnen würde. Blitzartig lief Velyne wieder los immer frontal in die Richtung des Lindwurms. Ob dieser ahnte was er nun vorhatte war ihm nicht bewusst.

Der Lindwurm wusste nicht, was der Wolf vorhatte, doch er war auf alles vorbereitet und erwartete den Wolf schon. Sollte der doch ruhig angreifen, dachte er sich. Mit dem Wolf würde er schon fertig werden. Schließlich war er schon mit unzähligen Wölfen fertig geworden und war bei keinem Kampf auch nur ernsthaft in Gefahr geraten.

Kurz bevor er dem Lindwurm wieder gegenüberstand, setzte Velyne erneut zum Sprung an. Diesmal sah es wieder danach aus, als würde er den Lindwurm nochmals von vorne angreifen. Doch im letzten Moment stieß sich Velyne auf die linke Seite, lief blitzartig um den Lindwurm herum und sprang auf seinen Rücken. Da der Lindwurm vorher erwähnte, dass er alles tun dürfte krallte sich der Wolf mit seinen Vorderläufen an ihm fest.

Der Lindwurm hatte nicht damit gerechnet, dass der Wolf auf seinen Rücken springen würde und nun drehte und wandte er sich, um den Wolf wieder abzuschütteln. „Ziemlich mutig von dir, mir auf den Rücken zu springen. Aber du solltest niemals die Beweglichkeit eines Lindwurm unterschätzen. Ich kann dich nämlich auch noch mit meinen Zähnen erreichen, wenn du auf meinem Rücken sitzt.“

Velyne wusste, dass ihn der Lindwurm mit Leichtigkeit schnappen könnte, wenn er seine Position nicht veränderte. Also stützte er sich mit seinen Hinterläufen ab, ließ seine Vorderläufe locker werden und mit viel Anstrengung konnte er sich immer weiter in die Richtung seines Kopfes vorarbeiten. Bis er schließlich am Hals ankam. „Hehe, jetzt kannst du mich nicht mehr beißen. Auch du kannst deinen Kopf sicher nicht um 180 Grad drehen“, sagte Velyne grinsend.

„Das vielleicht nicht, aber gewonnen hast du trotzdem noch lange nicht“, erwiderte der Lindwurm und versuchte, den Wolf von seinem Rücken abzustreifen, indem er sich umdrehte und begann, sich auf dem Boden herumzuwälzen.

Der Wolf passte sich der Situation an und bewegte sich immer so, dass er beim Rollen nicht nach unten gezogen wurde. Dabei achtete er stets auf die zwei Klauen des Lindwurms damit er ihnen gegebenenfalls würde ausweichen können. „Mit meiner Größe könnte ich nie einen Lindwurm besiegen... aber gegen ihn standhalten schon“ sagte Velyne und konzentrierte sich wieder auf seinen Trainingskampf.

„Du bist ziemlich gut, Velyne. Ich hätte gar nicht gedacht, dass du so geschickt kämpfen kannst. Normalerweise habe ich nämlich keine Mühe, einen Wolf zu überwältigen“, meinte der Lindwurm und geriet schon etwas ins Schwitzen. Doch da er es dem Wolf nicht gerade leicht machte, würde dieser sicher auch bald müde werden. Und dann würde der Lindwurm sicher leichtes Spiel mit dem Wolf haben. Das glaubte der Lindwurm zumindest.

Velyne machte immer so weiter wie zuvor. An Ausdauer würde es nicht scheitern, doch er dürfte sich jetzt bloß keinen Fehler erlauben. Ihm war zwar bewusst, dass dieser Kampf nur als Training diente, doch er nahm ihn so ernst als würde es dabei um sein Leben gehen. „Danke, von mir aus könnten wir noch länger so weiter machen“ prahlte der Wolf und grinste etwas nach dem Lob des Lindwurms.

„Ich glaube, du wirst gleich freiwillig von meinem Rücken steigen, Kleiner. Du kannst dich zwar gut festhalten, aber wir Lindwürmer haben da so unsere Tricks, um lästige Personen loszuwerden. Hehehe“, lachte der Lindwurm und bereitete sich während des Kampfes darauf vor, dem Wolf einen Stromschlag zu versetzen. Natürlich keinen allzu starken, aber stark genug, um unangenehm zu sein.

Velyne grinste und ließ sich nicht von seinen Taten abbringen. „Ja, ja rede du nur, du magst es wohl nicht, dass du einen Wolf mal nicht erwischt“, sagte er und grinste stolz. „Das Training hilft mir extrem viel, dafür bin ich dir dankbar“, fügte er noch hinzu.

Lachend erwiderte der Lindwurm: „Ich und dich nicht erwischen? Das werden wir ja sehen.“ Plötzlich versetzte der Lindwurm dem Wolf einen ziemlich üblen Stromschlag. Da sich Velyne gerade so fest an ihn geklammert hatte, würde der auch sicher ziemlich gut wirken, glaubte der Lindwurm.

Velyne wurde schlagartig übel und seine beiden Pfoten schienen wie betäubt zu sein. Dadurch konnte er sich auch nicht mehr länger an dem Lindwurm halten und fiel, mit einem noch etwas verwirrten Gesichtsausdruck, auf den Boden.

Der Lindwurm reagierte sofort und hatte jetzt keine Mühe damit, den Wolf zu umschlingen. Lachend sagte er: „Siehst du, mein Freund. Es ist eben doch nicht so leicht, gegen einen Lindwurm zu kämpfen. Aber trotzdem warst du nicht schlecht. Wäre das hier ein echter Kampf gewesen, hätte ich dich jetzt verschlungen und du hättest gar nichts dagegen tun können. Aber zumindest weißt du jetzt, dass man auch schnell unangenehme Überraschungen erleben kann, wenn man einem Lindwurm zu nahe kommt.“

Velyne schaute nur noch verdutzt drein, da das alles so schnell gegangen war. „Und... und wie kann ich einem Lindwurm entkommen wenn ich schon vor ihm stehe? Das sieht mir ja schon fast hoffnungslos aus“, seufzte der Wolf.

„Wenn du Glück hast, kannst du vielleicht schnell davonlaufen, bevor er dich zu Fassen bekommen kann. Aber wenn dich ein Lindwurm erst mal erwischt, dann hast du kaum noch Chancen. Aber mach dir keine Sorgen. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass du jemals noch einem anderen Lindwurm außer mir begegnen wirst. Wir sind nämlich ziemlich selten“, sagte der Lindwurm lächelnd.

Velyne grinste ein wenig. „Wollen wir noch ein wenig weiter trainieren?“, fragte er begeistert.

„Gerne, Kleiner.“ Schnurrend streichelte der Lindwurm den Wolf, doch er blieb nur kurze Zeit so zärtlich. Plötzlich versuchte nun der Lindwurm, den Wolf anzugreifen.

Velyne duckte sich da er damit gerechnet hatte. „Das hast du vorhin schon mal versucht, hehe. Bevor du mich noch mal angreifst, wollte ich dich fragen ob du speziell ein Training gegen Drachen hast. Ich bin zwar nur einmal einen begegnet, doch gegen den hat dann mein Bruder gekämpft und ich musste weiter entfernt warten.“

„Hm. Ich weiß nicht so recht, wie ich dir den Kampf gegen einen Drachen beibringen könnte. Es sei denn, ich nehme selbst die Gestalt eines Drachen an. Aber es kommen dann nur ziemlich kleine Drachen in Frage. Und kämpfen kann ich in dieser Gestalt auch nicht gut, da ich nur gelegentlich mal die Gestalt wechsle und keine Übung darin habe."

„Hm, na gut, das überlasse ich dann dir“, meinte Velyne und wartete gespannt ab wie sich der Lindwurm entscheiden würde. Währenddessen leckte er sich über seine Pfoten, doch immer noch bereit, auf einen plötzlichen Angriff des Lindwurms zu reagieren.

Es dauerte nicht lange, bis der Lindwurm die Gestalt eines grünen Drachen angenommen hatte. Für einen Drachen war er zwar nicht besonders groß, aber gegen einen Wolf glaubte der Lindwurm, auch so einen ernstzunehmenden Gegner darstellen zu können.

Velyne grinste und war bereit sich diesem Drachen zu stellen. Langsam näherte er sich dem Drachen und würde bei bester Gelegenheit lossprinten. „Ich wusste es. Du kannst dich verwandeln. Das erklärt auch diese völlig veränderten Spuren.“ Der Wolf war begeistert, dass der Lindwurm diese Fähigkeit direkt vor seinen Augen eingesetzt hatte. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, um in Begeisterungsstürme auszubrechen. Jetzt wollte der Wolf nur trainieren.

„Wenn du einen Drachen angreifst, dann musst du immer damit rechnen, dass er Feuer einsetzt, um sich zu verteidigen. Du solltest also darauf achten, dass du nach Möglichkeit immer in Deckung bleibst und ihm kein Ziel bietest. Zumindest solltest du immer bereit sein, schnell einem Feuerangriff auszuweichen“, erklärte der Lindwurm noch schnell und bereitete sich auf einen weiteren Übungskampf gegen den Wolf vor.

„Doch Drachen können doch auch verschieden Elemente beherrschen, oder? Ich glaube ich bin vor langer Zeit einmal einem Eisdrachen begegnet.“ Velyne stürmte los und machte sich bereit auf jegliche Attacken die aus dem Maul des Drachen kommen könnten.

„Bei Eisdrachen solltest du besonders vorsichtig sein. Es sind zwar nicht alle von ihnen gefährlich, aber ich habe mal einen gesehen, der seine Opfer nur anhauchen musste. Dann erstarrten seine Opfer einfach zu Eis. Nicht mal ich würde einen Kampf gegen so einen Drachen wagen. Also halte dich lieber von Eisdrachen fern. In dieser Gegend hier leben zwar nur wenige Eisdrachen und erst recht keine, die eine so ausgeprägte Eisfähigkeit besitzen, aber man muss bei Eisdrachen immer sehr vorsichtig sein“, erklärte der Lindwurm noch und überlegte sich dabei, wie er den Wolf angreifen könnte.

„Woran kann ich denn einen Eisdrachen von einem anderen Drachen unterscheiden?“, fragte Velyne.

„Das ist oft nicht einfach, da es eine Vielzahl von unterschiedlichen Eisdrachenarten gibt. Die meisten Eisdrachen haben hellblaue oder auch weiße Schuppen. Rote oder grüne Eisdrachen habe ich noch nie gesehen. Wie ich schon sagte, haben manche Eisdrachen einen so kalten Atem, dass alles, was sie anhauchen sofort zu Eis erstarrt. Diese Sorte von Eisdrachen ist wohl die gefährlichste. Ich weiß zwar nicht warum, aber sie töten Ihre Beute oft vorsätzlich mit ihrem Eisatem. Danach fressen sie das zu Eis gefrorene Opfer einfach auf. Sie haben sehr scharfe Zähne und können damit sogar zu Eisblöcken gefrorene Tiere mühelos zerkauen. Ich habe vor langer Zeit einmal einen Eisdrachen gesehen, der hatte so kalte Schuppen, dass er sich immer in Höhlen aufhalten musste, wenn es geregnet hat. Weil die Regentropfen sofort zu Eis wurden, als sie auf seine Schuppen trafen. Aber ich glaube nicht, dass hier in dieser Gegend auch solche Drachen leben. Die meisten Eisdrachen leben ganz weit oben im Norden, wo es sehr kalt ist.“

„Alles klar“ sagte Velyne noch bevor er versuchte den Flügel des Drachen zu verletzen. Seiner Meinung nach wäre dies das Beste für den Anfang, da er dann keine Attacken aus der Luft mehr zu befürchten hatte.

Da der Lindwurm genau wusste, dass er sich immer ein wenig tollpatschig anstellte, wenn er eine andere Gestalt angenommen hatte, wollte er lieber nicht versuchen, den Wolf aus der Luft anzugreifen. Er blieb lieber auf dem Boden, rechnete dabei aber nicht damit, dass der Wolf ihn verletzen könnte.

Velyne setzte zu einem direkten Sprung an, genau in die Richtung des Bauches des Drachens. Doch gleich wie vorhin täuschte er den nur vor, stieß sich im letzten Moment nach rechts ab und biss in die Flügelhaut um sie zu zerfetzen.

Allerdings glückte dieser Versuch nicht wirklich gut. Der Flügel hatte zwar ein paar Schrammen, doch ernsthaft verletzt war er nicht. „Hey, das hat wehgetan“, knurrte der Lindwurm und schubste den Wolf mit seinem Vorderbeinen ein Stück von sich weg.

„Du sagtest doch ich dürfte alles tun... aber weh tun wollte ich dir nicht“, sagte der Wolf etwas zurückhaltend und vergrößerte den Abstand um in Ruhe die Antwort abwarten zu können.

„Ja, darfst du auch. Aber wenn ich mich verteidige, könnte ich dich vielleicht verletzen. Und es soll doch nur ein Trainingskampf bleiben. Also übertreib es lieber nicht, Kleiner", meinte der Lindwurm und war nun fest entschlossen, dem Wolf nicht noch einmal an seinen Flügel heranzulassen.

„Ich habe kein Problem damit, verletzt zu werden. Schließlich würde mich ein echter Drache auch nicht verschonen. Du wirst es schon nicht übertreiben und es sicher merken wenn es genug ist. Ich muss lernen und das ist der beste Weg um zu lernen.“ Velyne fing an zu knurren und lief wieder dem in einen kleinen Gründrachen verwandelten Lindwurm entgegen.

Doch diesmal wich der Lindwurm im letzten Moment diesem Angriffsversuch aus. „Hehehe, noch einmal lasse ich dich nicht an meine Flügel ran.“ Da der Wolf gerade keine Deckung hatte, versuchte der Lindwurm, ihn mit einem schnellen Feuerstrahl zu erreichen. So lange er in einen Drachen verwandelt war, hatte er auch all die Fähigkeiten, die das Wesen hatte, in das er sich verwandelte. Und bei einem Drachen konnte er unter diesen Umständen auch Feuer einsetzen. Doch da der Lindwurm nicht besonders geschickt bei diesem Versuch war, verfehlte er Velyne deutlich.

Velyne wurde bewusst das ein echter Drache ihn jetzt getroffen hätte, denn mit so einem Strahl rechnete er nicht. Schnell dachte er nach, was er tun könnte und murmelte dann: „Hm, das könnte klappen“, und lief wieder in die Richtung des Lindwurms. Diesmal lief er geschickt um ihn herum und biss in seinen Schweif ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Er wollte rechtzeitig entkommen können, falls sich der Lindwurm umdrehen sollte.

Der Lindwurm knurrte ärgerlich, als Velyne ihm am Schweif erwischt hatte, doch so schnell gab er nicht auf. Er hob den Schweif und versuchte, damit auf den Wolf einzudreschen. Natürlich nicht mit aller Kraft, sondern nur so stark, dass es für den Wolf bei einem Treffer zwar schmerzhaft war, aber nicht zu ernsthaften Verletzungen kommen konnte.

Velyne lächelte innerlich. Es lief alles wie geplant. Sobald der Lindwurm ihn mit dem Schweif aufhob, löste er seinen Biss und landete auf den Ansätzen der Flügel. Mit einem schnellen Sprung, heftete er sich an den Nacken des Drachens und schien dabei tatsächlich eine Stelle erwischt zu haben, wo die Hautschuppen etwas schwächer ausgebildet waren. Dort versuchte er zuzubeißen.

Der Lindwurm knurrte wütend auf, denn damit hatte er nicht gerechnet. Verzweifelt versuchte er den Wolf von seinem Nacken herunterzuschütteln, doch es gelang ihm einfach nicht. Der Biss des Wolfes tat ganz schön weh und das machte den Lindwurm nur noch wütender.

Velyne war fest entschlossen nicht nachzugeben, da es da draußen nur so von Drachen wimmelte. Und falls der Lindwurm das Training unterbrechen wollte, würde er sich schon melden, dachte er sich und biss so fest zu wie er nur konnte.

Das genügt. Du hast gewonnen, Kleiner. Aber glaube nicht, dass du es mit anderen Drachen auch so leicht haben wirst. Die sind oft noch einiges größer als dieser kleine Drache hier und viele von ihnen können sicher weit besser kämpfen, als ich“, erklärte der Lindwurm.

Velyne löste seinen Biss und sprang von dem Lindwurm hinunter. Er kam sich weder gut noch als Sieger vor. Er wusste das der Lindwurm Recht hatte. „Ja, du hast völlig Recht, aber jetzt kann ich in etwa einschätzen wie ein Kampf mit Drachen ist. Vorher hatte ich keine Ahnung davon.“

„Gut so, Kleiner. Es ist immer gut, ein wenig Ahnung zu haben. Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass du vielen Drachen begegnen wirst, aber falls doch, dann weißt du wenigstens, wie du dich verhalten musst. Und je mehr Übung du bekommst, desto besser wirst du.“ Der Lindwurm nahm jetzt wieder seine normale Lindwurmgestalt an. Damit fühlte er sich immer am wohlsten.

„Hm, aber Drachen gibt es zu Genüge“, sagte der Wolf und schaute den Lindwurm etwas fragend an. Der Lindwurm schien viel mehr Ahnung von Drachen zu haben als Velyne selbst.

„Ja, aber wenn du immer aufmerksam auf deine Umgebung achtest, dann kannst du sie rechtzeitig bemerken und ihnen aus dem Weg gehen. Zumindest wenn du Glück hast. Auch mir gehen viele Tiere aus dem Weg. Aber ich schaffe es trotzdem, genug zu erbeuten. Ganz sicher wirst du dir also nie sein können. Aber ein aufmerksamer Wolf ist auch für einen Drachen oft nur schwer zu erwischen.“

„Ich bin nie besonders aufmerksam gewesen. Meistens träume ich den halben Tag lang.“

„Das ist ein großer Fehler, Velyne. Wenn du ein Rudel Wölfe um dich hast, dann kannst du auch mal etwas träumen. Da gibt es genug Augen um dich herum, die deine Umgebung im Auge behalten. Aber als einzelner Wolf muss man selbst auf sich und seine Umgebung achten“, entgegnete der Lindwurm lächelnd.

„Also einen richtigen Drachen habe ich erst einmal getroffen, aber schon viele Geschichten über sie gehört von Wölfen die ihnen zum Opfer gefallen sind. Aber von euch Lindwürmern haben sie noch nie erzählt. Ich meine es jetzt ja nicht böse. Aber kein Wolf hat mir je von einem Lindwurm erzählt.“ Velyne wischte sich mit der Pfote über die Schnauze.

„Das wundert mich nicht. Es gibt nicht besonders viele Lindwürmer. Die meisten Wölfe bekommen niemals einen zu sehen. Und diejenigen, die einen sehen, können es in der Regel nicht mehr weitererzählen.“ Der Lindwurm kicherte und kraulte dem Wolf das Fell.

Velyne grinste ein wenig, er wusste was der Lindwurm damit meinte. Als der Lindwurm ihm über das Fell kraulte entspannte sich der Wolf . Dieses Kraulen mochte er ganz besonders gern. „Ich werde es bestimmt auch nicht weitererzählen, das geht auch niemanden was an“, verkündete der Wolf, und schnurrte leise.

„Der Lindwurm schnurrte und kuschelte sich einen Moment etwas an das Wolfsfell an und gähnte. Er war ziemlich müde. Das lange Kämpfen war doch ziemlich anstrengend für ihn gewesen, doch vor dem Wolf wollte er das natürlich nicht zugeben. Er versuchte eher den Eindruck zu erwecken, als sei er noch topfit.“ „Na ja, du könntest ja allen Leuten erzählen was ich für ein großer und guter Kämpfer bin. Und du könntest allen sagen, wie unglaublich beeindruckend du mich findest“, schlug der Lindwurm grinsend vor.

Velyne dachte kurz nach und verneinte dann. „Dann wäre das Geheimnis der Lindwürmer doch offenbart und dass wäre nicht gerade sinnvoll, oder?“, fragte er und sprang putzmunter auf seinen vier Pfoten herum.

„Hm stimmt. Dann behalte es wohl doch besser für dich. Je weniger Tiere wissen, dass hier ein Lindwurm herumstreift, desto besser für mich“, meinte der Lindwurm kichernd. „Es ist zwar schade, dass niemand von meinen... äh... großen Heldentaten erfahren wird, aber echte Helden, wie ich, leben eben im Verborgenen.“ Der Lindwurm hatte die größte Mühe, nicht über sich selbst zu lachen.

Velyne konnte sich das Lachen auch kaum verkneifen. Hin und wieder musste er eine Pfote vor sein Maul drücken um nicht zu lachen. „Na ja, Heldentaten... hehe... das ist dann wohl Ansichtssache. Also deinen Opfern, an denen du deine Heldentaten ausübst... die würden das sicher nicht so bezeichnen“, sagte der Wolf und grinste frech.

„Die Opfer vielleicht nicht. Aber jeder andere schon. Was glaubst du, wie viele Drachen hier herumlaufen würden, wenn ich nicht ab und zu mal ein paar erbeuten würde? Auch Wölfe wie du, sollten mir dafür dankbar sein. Immerhin gibt es dadurch weniger Kreaturen, die euch gefährlich werden könnten“, erwiderte der Lindwurm und grinste breit.

„Aus dieser Sicht gesehen hast du Recht.“ Velyne lächelt freundlich und gluckste ein wenig. Dann ging er langsam zum Lindwurm und schleckte ihm über seine Schuppen am Bauch, als Zeichen seiner Dankbarkeit.

Der Lindwurm drehte sich auf den Rücken und ließ sich den Bauch abschlecken. Dabei begann er genüsslich zu schnurren. Nach einer Weile wurde er nachdenklich und grübelte vor sich hin. „Hm glaubst du, dass hier in der Nähe auch noch Drachen sein könnten?", fragte er.

„Hm, ich weiß nicht, ich kenne diese Gegend auch gar nicht. Aber so lange du bei mir bist, habe ich auch vor Drachen keine Angst. In deiner Nähe treibt bestimmt kein Drache sein Unwesen“, sagte Velyne und schleckte weiterhin den Lindwurm ab und kicherte dazwischen hin und wieder. „Könnten wir mal eine Pause von dem Training machen? Ich muss mal entspannen.“

„Eigentlich solltest du auch in der Lage sein, dich zu verteidigen, wenn du müde bist. Ein Drache würde auch nicht mit einem Angriff warten, bis du dich entspannt hast. Aber okay, du darfst mal eine Pause machen.“

„Gut, danke.“ Der Wolf legte sich auf den Boden und versuchte etwas Ruhe zu finden, doch er stand danach gleich wieder auf. „Ich suche mir einen gemütlicheren Platz zum Erholen. Der Boden ist nicht gerade bequem.“

„Du könntest dich auf meinen Bauch legen. Da ist es sicher etwas bequemer für dich“, bot der Lindwurm an. So einen schlafenden Wolf auf sich zu haben wäre bestimmt gemütlich, dachte er sich und schnurrte leise.

„Wenn du nichts dagegen hast, gerne“ Velyne streckte seine Vorderläufe aus und streckte sich einmal richtig durch, bevor er den Lindwurm mit seinen blauen Augen anschaute.

„Natürlich hab ich nichts dagegen. Ich finde das sehr gemütlich und ich mag dein weiches Fell auf mir“, meinte der Lindwurm, drehte sich auf den Rücken und streckte sich der Länge nach aus. Dann gähnte er noch mal.

Das ließ sich der kleine Wolf nicht zweimal sagen und sprang sofort auf den blaugrün gestreiften Bauch des Lindwurms. Schnurrend ging er in die Richtung seines Kopfes, legte sich kurz davor nieder und rollte sich zusammen. Es war sehr bequem und lächelnd drückte er seinen Kopf gegen den Körper des Lindwurms und schleckte ein wenig über die warmen Lindwurmschuppen.

Der Lindwurm streichelte den Wolf über den Rücken und schleckte ihm einmal kurz über die Schnauze. Mit so einem Wolf auf dem Bauch, brauchte er keine warme Decke. Er schnurrte und entspannte sich. Er gähnte noch einmal und schlief kurz darauf ein. Normalerweise duldeten Lindwürmer niemanden in der Nähe, wenn sie sich schlafen legten, doch bei diesem Wolf machte er eine Ausnahme.

Auch Velyne schlief kurz danach ein und fing schon bald an zu träumen. Doch es war kein angenehmer Traum. Plötzlich tauchte aus dem nichts ein Drache auf und schnappte ihn mit seinen Fängen. Velyne zappelte hin und her um sich daraus zu befreien, wobei er auch in der Wirklichkeit herumzappelte und dabei vom Lindwurm fiel und schmerzhaft am Boden landete. „Aua... war das nur ein Traum?“, murmelte er leise und dachte ein paar Minuten noch mal über das heutige Training nach. Dann versuchte er, am Boden weiter zu schlafen.

Der Lindwurm wachte auf, als der Wolf herumzappelte. Sicher träumt er nur, dachte er sich und versuchte wieder einzuschlafen. Doch auch der Lindwurm war irgendwie unruhig und schreckte öfters wieder aus dem Schlaf, als ob er damit rechnete, im Schlaf angegriffen zu werden. Er war recht froh, als die Nacht endlich vorbei war.

Ein Lindwurm unter Wölfen

Подняться наверх