Читать книгу Ein Lindwurm unter Wölfen - Hugo von Velocia - Страница 12

Beunruhigende Spuren

Оглавление

Velyne erwachte, als endlich die Sonne aufging. Diese Nacht hatte er nur wenig Schlaf bekommen und dazu tat ihm von seinem Sturz und dem Training am Vortag noch alles weh. Das Training hatte ihn die halbe Nacht so beschäftigt, dass er nicht mal im Schlaf seine Ruhe gefunden hatte. Müde hielt er noch seine Augen geschlossen.

Gähnend erwachte der Lindwurm kurz nach Sonnenaufgang. Gerne hätte er noch etwas länger geschlafen, doch er fühlte sich schon seit einer ganzen Weile etwas beobachtet. Und meistens konnte sich der Lindwurm auf seine Instinkte verlassen. „Wach auf, Kleiner. Hier stimmt etwas nicht. Hier muss etwas ziemlich Großes in der Nähe sein.“

„Hm?“ Velyne richtet sich auf und konnte sich kaum auf den Beinen halten. „Es tut mir leid. Ich habe schlecht geträumt und am Ende hat mich ein Drache erwischt. Von da an konnte ich nicht mehr schlafen. Und jetzt bin ich etwas übermüdet... aber was ist los?“

„Psst. Nicht so laut. Ein Drache ist los. Hier muss einer ganz in der Nähe sein. Ich spüre das ganz deutlich. Wir sollten besser von hier verschwinden. Wenn du noch müde bist, kannst du später weiter schlafen. Ich glaube zwar nicht, dass ein Drache es wagen würde, mich anzugreifen, aber du musst vorsichtig sein. Viele Drachen würden so einen Wolf wie dich sehr lecker finden. Bleibe also besser in meiner Nähe.“

„Okay, das werde ich.“ Velyne versuchte immer in der Nähe des Lindwurms zu bleiben. Vielleicht kann ich ihm im Notfall ja auch helfen, dachte er sich. „Und du bist dir da sicher?“, fragte er etwas ängstlich.

„Oh ja, ich bin mir absolut sicher, Kleiner", sagte der Lindwurm und sah sich misstrauisch um. Sofort fielen ihm die Drachenspuren auf, die sich ganz in der Nähe befanden. „Oha, der war ja schon ganz in der Nähe. Sag mal, bist du dir sicher, dass du von diesem Drachen nur geträumt hast? Vielleicht hast du ihn wirklich gesehen", fragte der Lindwurm. „Es sieht nämlich so aus, als ob wirklich einer hier gewesen ist.“

„Nein, das kann nur ein Traum gewesen sein. Immerhin hat er mich am Schluss gepackt. Und wie du siehst bin ich noch hier.“

„Könntest du ihn nicht im Halbschlaf unbewusst gesehen haben? Vielleicht hast du nur deshalb von einem Drachen geträumt, weil du wirklich kurz davor einen gesehen hast?“, fragte der Lindwurm. Velyne sah ein wenig beunruhigt aus.

„Ich... ich bin mir nicht sicher. Vielleicht habe ich auch nur seine Anwesenheit gefühlt“, sagte der kleine Wolf. „Und was machen wir jetzt?“

„Du solltest auf jeden Fall vorsichtig sein, wenn hier ein Drache herumschleicht. Sicher hat er dich schon längst entdeckt. Und ich würde darauf wetten, dass er versuchen wird, dir irgendwo aufzulauern. Bleib also besser immer in meiner Nähe. Der Drache wird es nicht wagen, sich mit einem Lindwurm anzulegen“, erwiderte der Lindwurm und betrachtete nachdenklich die Drachenspuren.

„Okay ich werde vorsichtig sein, jedoch will ich mich nicht wie ein Feigling verhalten oder dir zur Last fallen“, entgegnete er und schien es wirklich ernst zu meinen. „Wie groß glaubst du könnte dieser Drache wohl sein?“

„Ich halte dich nicht für einen Feigling. Manchmal ist es sogar besser, vor einem aussichtslosen Kampf zu fliehen. Denke immer dran: Wer flüchtet, kann später wieder kämpfen. Der Drache ist für dich bestimmt eine Nummer zu groß. Auch ich würde mich nur ungern auf einen Kampf mit ihm einlassen wollen. Am Besten verschwinden wir einfach von hier. Er wird uns schon nicht verfolgen.“

„Glaubst du? Was wenn er nicht damit rechnet, dass ich mit dir unterwegs bin und er trotzdem meinen Geruch wittert. Ich glaube ein hungriger Drache würde so einiges riskieren um an sein Futter zu kommen. Wir sollten jedenfalls sehr vorsichtig bleiben.“ Velyne stellte sich neben den Lindwurm und war bereit ihm zu folgen, egal wohin der Lindwurm auch gehen würde.

„Er wird dich eh schon gesehen haben. Aber vielleicht könnten wir ihm glauben machen, dass ich dich gefressen hätte. Dann wird er uns nicht mehr stören. Er rechnet sicher nicht damit, dass du mein Freund bist. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir hier Spuren hinterlassen, die genau so aussehen, als ob hier ein Kampf Lindwurm gegen Wolf stattgefunden hätte. Eigentlich brauchen wir das gar nicht mehr. Unser Training gestern müsste schon genug solche Spuren hinterlassen haben. Aber um ganz sicher zu gehen, sollten wir den Kampf noch mal wiederholen“, meinte der Lindwurm.

„Okay. Gute Idee. Aber wie willst du das schön überzeugend hinbekommen? Ich habe da jetzt keine Idee auf Lager“, fragte Velyne und fing an zu grübeln.

„Wie gesagt, wir müssen einfach noch mal kurz gegeneinander kämpfen und dabei möglichst viel Spuren hinterlassen. Und danach darf natürlich nur einer von uns noch Fußspuren hinterlassen. Du könntest dich einfach auf meinen Rücken setzen, bis wir ein Stückchen von hier entfernt sind. Wenn der Drache keine Wolfsspuren mehr findet, wird er uns auch nicht weiter verfolgen. An mir wird er nicht interessiert sein. Wenn uns der Drache nicht grade jetzt oder dann beim Abmarsch beobachtet, könnte das gut funktionieren.“

„Okay, das machen wir. Bist du bereit?“ Ohne auf eine Antwort des Lindwurms zu warten stürzte er sich auf ihn und sprang direkt auf ihn zu, damit er ihn auch erwischen konnte. Immerhin sollte das Ganze ja auch ziemlich überzeugend aussehen.

Der Lindwurm gab sich alle Mühe, einen ziemlich überzeugenden Kampf aufzuführen. Doch noch während er mit dem Wolf beschäftigt war, bemerkte er, dass der Drache ganz in der Nähe sein musste. Sicher beobachtete er alles aus sicherer Entfernung. Damit war es dem Lindwurm nicht möglich, zusammen mit dem Wolf heimlich davonzuschleichen. Er musste sich schnell etwas neues einfallen lassen.

Velyne gab sich auch alle Mühe. „Ich will ja nicht meckern, aber das wird nicht funktionieren. Ich habe gerade das gleiche Gefühl wie in meinem Traum. Das sind sicher die Instinkte von mir. Also ich denke er wird das nicht schlucken... wenn er uns nicht schon längst beobachtet. Ich fühle mich... unsicher. Er wartet wahrscheinlich bis du weg bist oder auf eine gute Chance mich zu schnappen.“

„Dann dürfen wir ihm einfach keine Chance dazu geben. Es ist alles kein Problem. Alles was ich tun muss ist, dich wirklich zu verschlingen. Dann glaubt er, es gäbe für ihn nichts mehr zu holen. Ich muss dann einfach nur, mit dir in mir von hier verschwinden und dich wieder rauslassen, sobald wir in Sicherheit sind“, schlug der Lindwurm lächelnd vor. „Er darf aber nicht den Eindruck haben, dass es dir gefällt, verschlungen zu werden. Sonst wird er womöglich noch misstrauisch.“

„Hm.“ Velyne überlegte ein wenig. „Das wäre bestimmt die beste Lösung, aber andererseits könnte ich dann keinen Kampf gegen einen echten Drachen beobachten oder sogar mitwirken“, sagte der Wolf und wusste nicht was er machen sollte, da die Lage etwas angespannt war.

„Vielleicht sollten wir uns für so was lieber einen kleineren Drachen aussuchen. Die kleineren sind leichter zu besiegen, nicht so gefährlich und man kann besser mit ihnen üben. Du wirst sicher früher oder später noch Gelegenheit bekommen, gegen einen echten Drachen zu kämpfen. Da wir Lindwürmer uns oft auch von kleinen Drachen ernähren, kannst du sicher auch mal gegen einen kämpfen. Jetzt solltest du aber erst mal ein wenig ängstlicher wirken. Schrei einfach mal laut um Hilfe, damit unser Kampf auch überzeugend wirkt.“

Velyne nickte und wollte gerade damit anfangen ängstlich zu wirken. Doch dann passierte das mit dem er schon seit einigen Minuten gerechnet hatte. „Ich glaube dafür ist es schon zu spät...“, sagte er und deutete auf das Gebüsch hinter dem Lindwurm. Man konnte einen rötlichen Drachen erkennen der hinter den Bäumen hervorspähte. „Ich hätte nicht zögern dürfen“, warf sich Velyne vor.

„Macht nichts. Er hat bestimmt nicht gehört, was wir besprochen haben. Wenn ich dich jetzt verschlinge, wird er es für echt halten. Und jetzt lieber nichts mehr reden, sonst merkt er doch noch was.“ Der Lindwurm tat so, als hätte er den Drachen nicht bemerkt. Er drehte sich noch nicht einmal zu dem Gebüsch hinter sich um, sondern täuschte überzeugend vor, nur an dem Wolf interessiert zu sein. Schnell öffnete der Lindwurm sein Maul und begann, den Wolf da hineinzubefördern. Es musste für den Drachen ziemlich echt ausgesehen haben.

Doch Velyne konnte sich kaum auf seinen Teil konzentrieren und starrte nur den Drachen an. „Er kommt!“, rief er etwas entsetzt. Anscheinend wollte sich der Drache seine Beute nicht stehlen lassen. „Was machen wir jetzt? Wenn du ihn frisst... dann bin ich dran. Spätestens wenn er auch in deinem Magen ankommt.“ Velyne schien etwas unter Stress zu stehen und versuchte aus dem Lindwurmmaul zu springen. „Mir fällt momentan nichts Besseres ein als zu Kämpfen oder seinen Angriffen auszuweichen“, sagte der Wolf hektisch.

Ein Lindwurm unter Wölfen

Подняться наверх