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Die Wolfsbrüder

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Seit dieser Jagd sind inzwischen ein paar Wochen ins Land gezogen. Von den drei Jungdrachen war inzwischen längst nichts mehr übrig. Der Lindwurm war, nachdem er sich ein wenig ausgeruht hatte wieder zurück in sein Revier gekrochen. Hier gefiel es ihm am Besten und entgegen Slykurs Behauptungen, gab es auch keinen Mangel an guter Beute. Vielleicht hatte Slykur das auch nur behauptet, um den Lindwurm dazu zu bringen, sein Revier wieder zu verlassen, dachte er sich.

Nach einer erholsamen Nacht in seinem weichen und bequem ausgepolsterten Nest erwachte der Lindwurm gähnend. Die Sonne schien und es sah nach einem heißen Tag aus. Schnell kroch der Lindwurm zu einem nahe gelegenen See, um schnell noch ein kurzes Bad zu nehmen. Danach wollte er sich nach einem Frühstück umsehen. Er glaubte, dass hier in der Gegend sicher noch so einige ahnungslose Opfer zu finden sein müssten, die noch nie von einem Lindwurm gehört hatten.

Von Slykur hatte der Lindwurm in der letzten Zeit nichts mehr gehört. Er schien nicht mehr in diese Gegend zurückgekehrt zu sein und auch die verbliebenen Jungdrachen, hatte der Lindwurm seit seiner letzten Begegnung mit ihnen nie wieder gesehen.

Die Wolfsbrüder White Fang und Velyne waren schon seit einiger Zeit unterwegs. Erst kürzlich mussten sie vor drei kleinen, in etwa zwei Meter großen Drachen, flüchten. Da die beiden Wölfe etwas größer waren als der typische Standardwolf, hätten sie vielleicht sogar eine Chance gehabt sich zu wehren, aber sie wollten so schnell wie möglich diesen Landstrich durchqueren, denn weiter dahinter sollte sich ein Wolfsareal befinden. Und dorthin wollte White Fang seinen Bruder Velyne bringen. Velyne sollte sich dem Rudel dort anschließen. Dadurch sollte eine friedliche Koexistenz zwischen White Fangs Rudel und dem anderen gewährleistet werden. White Fang war älter und deutlich stärker als sein Bruder. Velyne war im Grunde noch fast ein Welpe und ziemlich unerfahren in so ziemlich allen Dingen. White Fang musste seinen Bruder immer wieder zur Eile drängen, da sich Velyne ansonsten Stunden damit beschäftigen konnte, alle möglichen Dinge zu betrachten. Sei es ein Stein von einer besonders schönen Form oder Farbe, ein Schmetterling auf einer Blumenwiese oder die Wolken am Himmel. Alles war für Velyne höchst interessant und immer einen Blick wert. „Das vorhin... das waren doch Drachen, oder?“, stammelte Velyne und beobachtete dabei seinen großen Bruder.

Der Lindwurm schwamm schon seit einer guten Stunde im See herum. Er war ein hervorragender Schwimmer und liebte es, sich im Wasser aufzuhalten. Das Wasser war schön kalt, was bei einem so heißen Tag sehr angenehm war. Doch nach einiger Zeit wurde es fast schon zu kalt für den Lindwurm. Deshalb kroch er wenig später wieder an Land um sich in der Sonne aufzuwärmen. Dabei hatte er immer ein Auge auf seine Umgebung um sein mögliches Frühstück auch rechtzeitig zu bemerken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich hier irgendein Tier sehen lassen würde. Da war sich der Lindwurm sicher. An so heißen Sommertagen kamen immer wieder Tiere zum Trinken an diesen See.

„Keine Sorge kleiner Bruder, Das waren nur Jungdrachen. Die werden uns nicht gefährlich. Außerdem sind wir schon viele Stunden Fußmarsch von denen entfernt. Und Jungdrachen verfolgen ihre Beute nicht so weit“, antwortete White Fang. „Okay, wenn du es sagst wird es wohl auch stimmen. Immerhin bist du ja auch mein großer Bruder“, lächelte Velyne. Die beiden Wölfe waren unzertrennbar. Sie hielten schon seit ihrer Kindheit zusammen und waren die besten Freunde.

Der Lindwurm lag faul in der Sonne und wäre beinahe dabei eingeschlafen. Doch dann weckte ihn ein leises Geräusch. Er hob den Kopf und sah sich um, doch er konnte noch immer kein Tier in seiner Nähe erkennen. Dass er gerade die Wölfe gehört hatte, wusste er noch nicht. Aufmerksam beobachtete er seine Umgebung. „Hm, ich muss mich wohl getäuscht haben. Hier ist ja gar nichts in der Nähe.“

Die beiden Wölfe gingen nebeneinander her. Die Beiden waren ziemlich verspielt, und stupsten sich andauernd gegenseitig an und hatten Spaß daran. „Was wirst du als erstes machen, wenn wir da sind?“, fragte Velyne neugierig.

„Anfangs werde ich noch eine Weile bei dir bleiben und mich in das Rudel einordnen. Und dann werde ich nach einigen Tagen in mein eigenes Rudel zurückkehren“, antwortete White Fang

„Du solltest mit mir trainieren, damit ich auch so stark werde wie du“, sagte Velyne

„Das mache ich gern“, antwortete White Fang und grinste stolz. Er war ein sehr starker Wolf und genau der Richtige um seinen unerfahrenen, kleinen Bruder ein wenig zu trainieren.

Jetzt, da der Lindwurm aufmerksam lauschte, konnte er die beiden Wölfe miteinander reden hören. Er lächelte. Die beiden schienen nicht die erfahrendsten Wölfe zu sein und vermutlich hatte keiner von ihnen je einen Lindwurm gesehen. Das könnte leichte Beute für mich bedeuten, dachte er. Jetzt durfte er nur keinen Fehler machen. Vor allem wollte er verhindern, dass er sie gleich so erschreckte, dass sie davonliefen. Denn auf eine längere Verfolgung hatte der Lindwurm bei dieser Hitze keine Lust. Es war heute wohl einer der heißesten Tage des Jahres.

Die beiden Wölfe waren so miteinander beschäftigt, dass sie kaum auf die Umgebung achteten. Gerade noch soviel, dass sie den richtigen Weg beibehalten konnten.

„Du wirst sehen, ich bringe dir alles bei, was ich bisher gelernt haben“, sagte White Fang zu Velyne. „Ich bin schon aufgeregt. Aber lass uns immer zusammen jagen, ja? Zumindest so lange du dort noch zusammen mit mir in diesem Rudel bist“, antwortete Velyne

„Klar doch, uns bringt nichts auseinander.“

Die Stimmen der Wölfe wurden immer lauter. Sie bewegten sich geradewegs auf den Lindwurm zu. Der Lindwurm überlegte kurz, ob er sich verstecken sollte, um irgendwo den Wölfen aufzulauern. Doch hier konnte er sich nirgends verstecken. Er blieb daher einfach in seinem Nest liegen und wartete, bis die Wölfe näher kamen. Sie schienen kaum darauf zu achten, wo sie hinliefen und schon bald konnte der Lindwurm die beiden näher kommen sehen.

Velyne sprang begeistert neben seinem Bruder her. „Diese Jungdrachen vorhin waren schon erstaunlich oder? Drachen sieht man selten“, gluckste Velyne fröhlich dahin.

„Ja, das waren nur junge Drachen, nichts Gefährliches. Aber wenn wir im Rudel sind zeig ich dir einen erwachsenen Drachen, versprochen“, fügte White Fang hinzu.

„Gibt es dort denn Drachen in der Nähe?“, fragte Velyne überrascht.

„Keine Ahnung. Aber wir sollten besser hoffen, keinen zu treffen. Besonders keine großen Drachen. Die können auch für ein ganzes Wolfsrudel gefährlich werden“, erklärte White Fang.

Die beiden Wölfe merkten gar nicht, dass sie plötzlich direkt vor dem Lindwurm standen. Selbst der Lindwurm war ziemlich überrascht dadurch, denn es kam nur selten vor, dass Wölfe so unaufmerksam waren. Doch er wollte sie nicht erschrecken und versuchte erst einen möglichst harmlosen Eindruck zu erwecken. „Hallo. Wer seid ihr denn?“, fragte er mit seiner freundlichsten Stimme.

„Huch! Was? Ein Drache... ich habe es doch gewusst dass hier noch ein Drache ist“, schrie Velyne hysterisch.

„Der sieht aber etwas komisch aus für einen Drachen“, antwortete White Fang darauf.

„Tut mir leid wir sind in Eile", sagte der ältere Wolf zu dem Lindwurm.

„Wohin wollt ihr denn so eilig? An einem so heißen Tag wie heute muss man es ruhig angehen lassen. Das ist wichtig. Besonders, wenn man ein Fell hat. Damit schwitzt man bestimmt noch mehr. Und ganz nebenbei bin ich ein Lindwurm und kein normaler Drache.“ Noch immer blieb der Lindwurm sehr freundlich. Mit diesen unerfahrenen Wölfen könnte er sich bestimmt prächtig amüsieren, dachte er sich.

„Lindwurm... noch nie gehört. Aber die Hitze macht uns nichts aus und das mit dem Fell ist nur Gewöhnungssache“, erklärte Velyne und stupste noch immer vergnügt seinen Bruder. „Bis dann Lindwurm, wir haben keine Zeit zu vergeuden“, fügte sein großer Bruder noch hinzu.

„Wenn ihr mir sagt, wo ihr hinwollt, kann ich euch vielleicht den Weg beschreiben. Ich kenne mich hier aus und ich kenne da so einige Abkürzungen. Da könntet ihr viel Zeit sparen“, sagte der Lindwurm lächelnd und überlegte sich, ob es hier in der Nähe vielleicht noch mehr Wölfe gab. Wenn er den Wölfen folgte, könnte er vielleicht ein ganzes Rudel erbeuten. Das wäre mal eine besonders reichliche Mahlzeit für einen Lindwurm. Zwei Wölfe waren zwar gut. Aber ein ganzes Rudel wäre viel besser.

„Nein danke, wir wissen genau wo wir hin wollen. Es ist zwar noch ein weites Stück, aber unser Instinkt weiß wo wir lang gehen müssen“, sagte Velyne und wandte sich wieder vom Lindwurm ab. „Komm Bruder, lass uns weitergehen, ich will unbedingt hin.“

Der Lindwurm dachte kurz nach. Die zwei waren mit Sicherheit auf den Weg zu irgendeinem Wolfsrudel. Und sie waren nicht besonders erfahren und würden ihn wahrscheinlich direkt zu noch mehr Wölfen führen. Wenn er sie jetzt gehen ließ, musste er ihnen nur folgen und hatte dann vielleicht noch viel mehr zu essen. Doch den Wölfen einfach hinterher kriechen wollte er nicht, daher fragte er scheinheilig: „Könnte ich euch nicht ein Stück begleiten? Hier leben nämlich viele gefährliche... Tiere. Und in meiner Nähe kommt euch sicher keines davon zu nahe.“

„Nein wir kommen gut allein zurecht. Sehen wir wirklich so schwach aus, dass du glaubst, uns beschützen zu müssen?", schnauzte White Fang.

„Komm Bruder, er meint es nicht böse, sei doch nicht so“, fügte Velyne hinzu.

„Wir sind Wölfe. Wir brauchen keine Begleitung von... Lindwürmern. Was auch immer das für Wesen sein mögen“, sagte White Fang etwas hochnäsig.

„Also da wo wir hingehen brauchen wir keinen fremden Schutz, aber trotzdem danke“, besserte Velyne seinen Bruder noch mal aus.

„Nein, für Wölfe seht ihr recht stark aus. Ich dachte nur, ihr könntet vielleicht einen starken Lindwurm in eurer Nähe gebrauchen. Hier leben nämlich Drachen und die könnten euch schon gefährlich werden.“

„Nicht nötig. Wir können gut auf uns aufpassen“, meinte White Fang.

Da die Wölfe sich offenbar nicht begleiten lassen wollten, blieb dem Lindwurm wohl nichts anderes übrig, als ihnen heimlich zu folgen.

„Na ja, ich habe euch jedenfalls gewarnt. Eine gute Reise wünsche ich euch noch“, sagte der Lindwurm so freundlich wie er konnte.

„Danke“, antworteten beide Wölfe gleichzeitig. Sie machten sich wieder auf den Weg, vorbei am Lindwurm und weiter Richtung Horizont. „White Fang, Wie lange glaubst du, dass wir noch brauchen?“

„Wahrscheinlich gut drei Tage. Wir haben noch ein ordentliches Stück vor uns.“

„Hm, na gut Dann gehen wir besser schnell weiter. Und sei nicht so lahm!“, sagte Velyne und stupst seinen Bruder wieder kichernd an.

„DREI TAGE?“, dachte sich der Lindwurm ärgerlich. Er hatte nicht die geringste Lust, so lange hinter zwei Wölfen her zu schleichen. Vielleicht wäre es ja sogar besser, wenn er sich die beiden gleich schnappen würde und sich danach alleine auf die Suche nach dem Rudel machte. Drei Tage, dachte er. Für einen Lindwurm wäre das eine endlose Strecke. „Wollt ihr nicht vielleicht lieber erst mal eine kurze Pause machen?“, rief der Lindwurm den Wölfen hinterher.

„Nein, es ist ziemlich wichtig, dass wir so früh wie möglich ankommen. Für Pausen ist es noch zu früh“, antwortete Velyne. White Fang grummelte nur vor sich hin.

„Velyne, lass ihn und komm endlich.“

„Aber... na gut, wie ihr wollt“, grummelte der Lindwurm. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich etwas auszudenken. Er würde keinesfalls drei Tage lang hinter den Wölfen herschleichen. Doch einen Moment musste er sich noch gedulden. So einfach konnte er nicht zwei Wölfe auf einmal schnappen. Einer wäre ja kein Problem, doch der Zweite würde ihm dann sicher entkommen. Er musste auf eine günstigere Gelegenheit warten.

„Puh, ganz schön anhänglich, dieser Lindwurm“, meinte White Fang grinsend.

„Ja, irgendwie ist er schon nervig und neugierig. Hab mich gewundert, dass er uns nicht genauer gefragt hat wohin wir wollen“, sagte Velyne.

„Das geht ihn auch nichts an.“ Die Beiden setzten nun ihren Weg fort. Es lag noch ein weiter Weg vor ihnen.

Der Lindwurm schlich den beiden Wölfen hinterher. Dabei brauchte er sich keine Sorgen zu machen, entdeckt zu werden, denn die Wölfe schienen nicht damit zu rechnen, verfolgt zu werden. „Ja, geht nur, ihr kleinen Leckerbissen. Zu schade, dass ihr nie euer Ziel erreichen werdet“, murmelte er leise und grinste fies. Es war ziemlich lange her, seit er zum Letzten Mal einen Wolf gefressen hatte und die beiden würden ihm gewiss nicht entkommen.

„Es scheint langsam Abend zu werden", jammerte Velyne einige Zeit später.

„Das macht nichts, wir werden trotzdem weitergehen und außerdem sind wir Wölfe. Wir schlafen nicht, nur weil es dunkel wird“, knurrte White Fang. Velyne kicherte und sprang White Fang wieder an.

„Komm, Bruder, lass uns ein wenig laufen ich bin gerade etwas hyperaktiv.“

„Hm... Na gut. Dann kommen wir wenigstens schneller voran“, meinte White Fang.

Der Lindwurm grummelte ein wenig vor sich hin, als er sah, dass die zwei Wölfe jetzt auch noch so schnell liefen. „Das hat mir grade noch gefehlt. Ich bin doch nicht der Schnellste.“ Doch dann dachte sich der Lindwurm, dass es ihm nur Recht sein konnte, wenn die Wölfe ein wenig rannten. Dann wurden sie vielleicht endlich mal müde und der Lindwurm hatte dann seine Chance. Er durfte jetzt nur nicht zu viel Zeit verlieren und musste versuchen, dran zu bleiben.

„Ich glaube das reicht, Velyne. Wir haben uns eine kleine Pause verdient.“

„Ja, finde ich auch. Irgendwie gefällt es mir hier“, antwortete Velyne.

„Ja, ist nicht übel... Still... hast du das gehört, Velyne?“

„Ja ein Ästeknacken“, sagte Velyne „Wir sollten wachsam bleiben. Wir wissen nicht, was sich außer uns hier noch rumtreibt.“

In seiner Eile hatte der Lindwurm dieses Geräusch verursacht. Doch er hoffte, dass die Wölfe nicht gleich bemerkt hatten, was die Ursache war. Jetzt sah es so aus, als ob sie endlich eine Pause machten. Auch der Lindwurm brauchte dringend ein wenig Erholung und musste erst mal wieder zu Atem kommen. Danach schlich er sich ganz leise und vorsichtig näher an die beiden Wölfe heran.

„Jetzt haben wir ein wenig Zeit zum Reden, kleiner Bruder. Was hältst du eigentlich vom Kämpfen und bitte sei ehrlich.“

„Na ja... um ehrlich zu sein, ich hasse kämpfen, ich würde mich eher ergeben“, antwortete Velyne zurückhaltend.

„Nachdem ich dich trainiert habe wird sich das ändern, glaub mir. Aber inzwischen passe ich auf dich auf“, sagte White Fang lächelnd.

Interessant, dachte sich der Lindwurm grinsend. Mit denen würde er sicher leichtes Spiel haben, glaubte er. Doch er wollte nichts überstürzen und belauschte die Wölfe noch etwas weiter. Vielleicht konnte er ja ein paar nützliche Dinge von ihnen erfahren. Zumindest waren die Wölfe dumm genug, laut miteinander zu sprechen, so dass man sie deutlich hören konnte. Dennoch wäre es dem Lindwurm lieber gewesen, wenn sie nicht ständig beieinander wären. Vielleicht konnte er sie ja irgendwie trennen und sich dann jeden einzeln vorknöpfen.

„Und wie ist es bei dir White? Warum kämpfst du eigentlich?“, fragte Velyne.

„Man kämpft, um sich einen guten Platz in der Rangordnung des Rudels zu erobern. Je besser man kämpft, desto schneller steigt man in einem Rudel auf. Und ich war schon immer etwas aufsässiger als all die Anderen in meinem Alter. Aber ich glaube kämpfen liegt auch in meiner Natur.“

„In meiner sicherlich nicht“, antwortet Velyne „Ja, ich weiß. Du bist eher verspielt. Aber du bist auch noch jung. Das wird sich sicher noch ändern“, sagte White Fang, fasste seinem Bruder an den Kopf und lächelte dabei.

Der Lindwurm glaubte, mit Velyne leichteres Spiel zu haben als mit White Fang. Ihn zuerst, und dann der andere, dachte er sich und leckte sich schon die Lippen. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er es am geschicktesten anstellen konnte. Schließlich wollte der Lindwurm keinen der beiden Wölfe entkommen lassen.

„Bist du wieder fit, Velyne?“

„Na ja, es geht so“, antwortete der jüngere Wolf.

„Na komm schon. Wir wollen hier schließlich keine Wurzeln schlagen", sagte White Fang grinsend.

„Nur die Ruhe. Das Rudel wird uns schon nicht davonlaufen", antwortete Velyne mit einem fröhlichen glucksen.

„Das vielleicht nicht. Aber wir sollten trotzdem pünktlich sein“, meinte White Fang.

„Ich bin froh, dass du mich begleitest, White. Es gibt sicher nicht Viele, die so einen netten großen Bruder haben wie ich", meinte Velyne fröhlich lächelnd.

„Sind die etwa schon wieder fit?“, fragte sich der Lindwurm überrascht, als die beiden Wölfe schon wieder aufstanden. Da er nicht wollte, dass sie schon wieder weiterzogen, versuchte der Lindwurm es jetzt anders. Er amte ziemlich treffend das Heulen eines Wolfes nach und schaute gespannt zu, wie die zwei wohl darauf reagieren würden.

Die beiden Wolfsbrüder waren jedoch so miteinander beschäftigt, dass sie das Wolfsgeheul völlig überhört hatten. „Velyne bilde ich mir das nur ein oder hast du zugenommen? Wie viel frisst du eigentlich den ganzen Tag?“

„Auch nicht mehr als du. Wir teilen uns doch alles untereinander“, entgegnete Velyne grinsend.

„Aber ich bin viel größer als du. Wenn du genauso viel frisst wie ich, dann hast du mehr als du brauchst“, meinte White Fang lachend.

„Hm, vielleicht sind sie ja taub“, murmelte der Lindwurm und kroch näher an die beiden Wölfe heran. Wenn sie dicht beieinander waren, konnte er sie vielleicht sogar beide auf einmal schnappen. Nur noch ein paar Meter näher, dachte er sich. Dann kann ich sie mit beide schnappen.

„Hey warte mal kurz White. Ich habe so ein komisches Gefühl.“ Der jüngere der beiden Wölfe sah sich nervös um. „Hm, komisch. Da ist nichts.“

„Hören wir besser auf zu blödeln und konzentrieren uns jetzt auf die Umgebung. Falls es hier doch Drachen gibt, sollten wir es dann wenigstens rechtzeitig merken“, sagte White Fang. „Hast recht. Ich fühle mich nur so seltsam. Als ob ich ständig angestarrt werden würde“, fügte Velyne hinzu.

„Hast du etwa immer noch Angst in der Dunkelheit, Velyne? Ich dachte, diese Phase hättest du inzwischen hinter dir gelassen“, erwiderte White Fang etwas spöttisch.

„Verdammt. Sie scheinen misstrauisch zu werden. Ausgerechnet jetzt“, dachte sich der Lindwurm ärgerlich und nahm sich vor, seine nächste Chance augenblicklich auszunutzen und gar nicht erst zu zögern. Er war noch immer sehr dicht an den Wölfen dran und er hoffte, dass sie ihn nicht wittern konnten. Der Lindwurm konnte die beiden Leckerbissen jedenfalls sehr deutlich riechen.

„Nein White. Das ist es nicht. Ich habe Angst da ist irgend etwas...“

„Was ist los? Was hast du?“, fragte White Fang neugierig. „Na ja also vor ein paar Minuten kam es mir so vor als ob ich einen Wolf gehört hätte, aber ich glaube ich habe mir das nur eingebildet. Aber irgendwie scheine ich seitdem Verfolgungswahn zu haben“, erzählte Velyne ängstlich. „Ach komm! Wenn echt andere Wölfe hier in der Nähe wären, dann hätten sie mehrmals geheult um mit uns Kontakt aufzunehmen“, antwortete White mit ruhiger Stimme.

Der Lindwurm war sich nicht sicher, ob es sinnvoll wäre, noch einmal zu heulen, doch er beschloss, das Risiko einzugehen. Schon immer hatte er Tierstimmen sehr überzeugend nachmachen können. Allerdings vergrößerte er vorher den Abstand zu den beiden Wölfen etwas, damit es sich nicht so nah anhörte. Da es inzwischen Nacht geworden war, würde man ihn sicher nicht so schnell sehen, dachte er sich und begann zu heulen.

„Da schon wieder. Ich habe es doch gesagt“, rief Velyne hektisch. „Ja diesmal habe ich es auch gehört. Ich werde gleich mal nachsehen.“ Velyne hielt seinen Bruder zurück. „Nein diesmal werde ich gehen. Schließlich will ich mutiger werden und das ist der erste Schritt, den ich machen muss. Immerhin sind es unsere Artgenossen.“

White Fang grinste. „Ich sehe du lernst bereits.“

Der Lindwurm lächelte. Das lief ja besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Noch einmal heulte er, um den Wolf dadurch genau zu sich zu locken. Dann musste er ihn nur noch möglichst lautlos ausschalten. Doch das würde er schon schaffen, dachte er sich und wartete gespannt auf den Wolf.

Velyne ging immer weiter in die Richtung des Heulens. Getrieben von Mut und gebremst von Angst. „Keine Angst Velyne, du hast keine Angst", sagte er immer wieder wiederholend zu sich selbst.

Der Lindwurm konnte den Wolf jetzt bereits sehen und machte sich auf einen Angriff bereit. Nur noch ein paar Meter näher... und dann ... Der Lindwurm verhielt sich jetzt ganz still und wartete, bis der Wolf auch wirklich nahe genug war. Der erste Angriff musste bereits erfolgreich sein und möglichst so, dass der zweite Wolf gar nicht erst mitbekam, was geschah.

Velyne ging immer weiter und weiter. „H... Hallo? Wo seid ihr? I... Ich bin ein Wolf wie ihr. Ich will euch nichts böses“, sagte Velyne ängstlich und suchte die Gegend ab.

Der Lindwurm verstellte seine Stimme und antwortete leise: „Hallo... Komm näher, kleiner Wolf.“ Zum Glück war es so dunkel, dass der Wolf den Lindwurm erst im letzten Moment erkennen könnte und da wäre es bereits zu spät für ihn, um noch entkommen zu können. „Du bist aber ein hübscher Wolf, Kleiner“, sagte der Lindwurm und amte dabei die Stimme einer Wölfin ziemlich überzeugend nach. Jetzt war der Wolf in Reichweite. Nun musste er ihn nur noch erwischen.

„Wo bist du denn? Zeig dich mal.“ Velyne war etwas verlegen aber auch angetan von der liebreizenden Stimme. Neugierig suchte er die Umgebung ab und freute sich schon eine hübsche Wölfin zu treffen.

„Hier bin ich, Kleiner“, sagte der Lindwurm und schnellte nach vorne und erwischte den Wolf schon im ersten Versuch. Um ihn keine Chance auf eine Flucht zu lassen, wickelte er seinen langen Körper wie eine Schlange um den Wolf. „Überraschung, Kleiner. Tut mir leid, aber ich bin keine Wölfin. Aber keine Sorge. Wir beide werden bestimmt auch eine Menge Spaß miteinander haben“, sagte der Lindwurm leicht sabbernd.

„Ach du bist es nur“, meinte der Wolf ein wenig enttäuscht. Überraschenderweise hatte Velyne gar keine Angst vor dem Lindwurm, da er auch noch nicht wusste was er von ihm wollte. An eine Gefahr dachte der unerfahrene Wolf jedenfalls nicht. „Spaß haben, und wie?“, fragte der junge Wolf neugierig und schaute dabei den Lindwurm an.

„Oh das wirst du gleich sehen, Kleiner“, sagte der Lindwurm und schleckte dem Wolf mit seiner Zunge über die Schnauze und schnurrte dabei leise. „Du bist ein sehr hübscher Wolf. Weißt du das? Und wenn du brav bist, dann werde ich ganz sanft mit dir umgehen“, meinte der Lindwurm und noch immer war nicht klar, was er wirklich mit dem Wolf vorhatte.

Der Wolf hingegen zeigte keinen Ansatz von Widerstand. Ganz im Gegenteil, es schien ihm sogar zu gefallen, als ihm der Lindwurm über die Schnauze schleckte. „Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie gefällt mir das“, stammelte der Wolf leise vor sich hin und lächelte. Noch immer war er sich nicht bewusst, was für eine Gefahr ihm drohte.

„Das ist gut. Sogar sehr gut, Kleiner. Dann hast du doch sicher nichts dagegen, wenn wir ein kleines Spielchen miteinander spielen? Es geht darum, dass du mir beweist, dass du ein mutiger Wolf bist. Du bist doch mutig, oder?“ Der Lindwurm öffnete sein Maul, so dass der Wolf direkt hineinsehen musste. „Gehe mal da hinein und weiter bis ganz nach hinten. Nur die mutigsten Wölfe trauen sich das.“

„Gut, mach ich gerne“, sagte Velyne ohne eine Spur von Angst. Eigentlich ging es ihm gar nicht darum seinen Mut zu beweisen. Velyne wusste dass er nicht sehr mutig war. Doch irgendwie hatte er Gefallen daran gefunden, als er von diesem Lindwurm abgeschleckt wurde und dieses Lindwurmmaul fand er auch sehr faszinierend. Aus diesem Grund spielte er auch bei diesem Spielchen mit.

Der Lindwurm lächelte und öffnete dann leise zischelnd sein Maul so weit es ging. „Na dann komm rein, kleiner Wolf. Wenn du dich traust, dann werde ich dich auch noch ein wenig zur Belohnung abschlecken. Das wird dir bestimmt gefallen.“

Ohne zu zögern machte Velyne alles was der Lindwurm von ihm verlangte. Begleitet von Ungewissheit, weil er einfach nicht verstand, was der Lindwurm von ihm wollte. Aber das war dem jungen Wolf in diesem Moment egal. Willig kroch er in das Maul des Lindwurms hinein. Es störte ihn dabei auch nicht, dass sein Fell schon bald ziemlich mit Sabber bedeckt wurde. Es gefiel ihm einfach, dieses Lindwurmmaul mal ganz aus der Nähe sehen zu können und es bereitete ihm sogar Freude.

Gierig schleckte der Lindwurm über das Fell des Wolfes. Es schmeckte hervorragend. Wie jeder Wolf, der bisher vom Lindwurm gefressen wurde. Nun, da er ihn schon mal in seinem Maul hatte, würde er ihn ganz sicher nicht mehr gehen lassen. Doch er wollte es so lange wie möglich genießen. Schließlich kam es nur selten vor, dass ein Wolf tatsächlich freiwillig in sein Maul kletterte. Die Wahrheit war, dass so etwas bis zum heutigen Tag noch nie passiert war.

Genauso wie der Lindwurm genoss es auch der kleine Wolf. Er hätte nie gedacht, dass in einem Maul zu sein und dort abgeleckt zu werden, ihm so eine Freude bereiten könnte. Er wälzte sich hin und her und rief nicht nach seinem Bruder und versuchte auch nicht zu fliehen. „Das Spiel gefällt mir“, sagte Velyne und lächelte.

Der Lindwurm lächelte auch und dachte sich: Ob es ihm wohl auch noch gefällt, wenn ich ihn verschlinge? Vorsichtig und ganz langsam schloss der Lindwurm sein Maul hinter dem Wolf und schleckte ihn noch einmal gründlich ab, damit es dem Wolf nicht gleich auffiel, dass er langsam immer weiter auf Lindwurms Rachen zurutschte. Ganz langsam beförderte der Lindwurm den Wolf weiter nach hinten.

Velyne mochte es noch immer und dachte gar nicht an eine Gefahr. Der junge Wolf schloss seine Augen. Er bemerkte was der Lindwurm nun vorhatte. Doch es schien ihm nicht zu stören, denn ansonsten hätte er sich spätestens jetzt zur Wehr gesetzt. Er entspannte sich und genoss weiterhin das ganze Geschehen.

Der Lindwurm schnurrte jetzt leise und genüsslich, wie immer, wenn er eine Beute verschlang. Und dieser Wolf gefiel ihm. Vorsichtig brachte er den Wolf mit seiner Zunge in eine passende Position, um ihn leichter schlucken zu können. Mit dem Kopf voran, dachte er sich, denn so war es von außen nicht so leicht zu hören, falls der Wolf doch anfing zu schreien. Der Wolf wurde nun langsam von Lindwurms Schlundmuskeln erfasst und glitt Stück für Stück immer tiefer in ihn hinein.

Velyne wurde nun langsam bewusst, dass er gerade verschlungen wurde und das er wahrscheinlich nicht mehr lebend hinauskommen würde. Aber die Glücksgefühle, die er noch immer empfand, blockierten alle anderen Gefühle und vor allem sein logisches Denken. Es gefiel ihm einfach, als er immer weiter in den Schlund des Lindwurms rutschte. Außerdem merkte Velyne auch, dass der Lindwurm es ebenfalls mochte und daran Freude hatte. Denn sein Schnurren war kaum zu überhören.

Mittlerweile war auch Velynes ganzes Fell mit Speichel durchnässt, was dem Wolf aber auch nicht störte. Es war wenigstens schön warm. „Ich liebe dein Spiel“ rief er noch zum Lindwurm.

Der Lindwurm lachte leise. „Das freut mich, Kleiner. Hoffentlich wird es dein Bruder auch mögen. Denn der kommt nach dir dran.“ Gierig schluckte der Lindwurm und der Wolf rutschte nun seine Speiseröhre hinab und beulte dabei Lindwurms Hals deutlich sichtbar aus. Doch sein Hals war sehr dehnbar und eindeutig dafür geeignet auch noch weit größere Beute zu verschlingen. So ein Wolf war keinerlei Problem.

Der Lindwurm schnurrte nur noch lauter als er spürte, wie der Wolf seinen Hals hinunterrutschte.

Velyne konnte sich nun kaum noch einkriegen vor lauter Freudengefühl. „Um ehrlich zu sein, ich hätte niemals geglaubt, dass es so ein gutes Gefühl ist, gefressen zu werden.“ Velyne versuchte noch weiter mit dem Lindwurm zu sprechen, während er schon tief in dessen Hals war, vielleicht konnte er ihn ja noch hören.

Da der Lindwurm ein erstaunlich gutes Gehör hatte, konnte er jedes Wort verstehen. Der Wolf wurde nun in Lindwurms Magen gepresst, in dem glücklicherweise keine Überreste einer früheren Mahlzeit mehr zu finden waren. „Darf ich deinen Bruder auch fressen, Kleiner? Vielleicht gefällt es ihm ja auch“, fragte der Lindwurm, doch er würde es natürlich auf jeden Fall tun, egal was der Wolf antwortete.

„Ich glaub nicht, dass es ihm so gefällt wie mir“, sagte Velyne glücklich. „Er würde dir mehr Probleme bereiten als sonst irgendwer und bitte sag nicht dass ich mich habe fressen lassen. Er würde es nicht verstehen.“

„Ehrlich gesagt, verstehe ich das auch nicht. Noch nie hat sich ein Wolf einfach so ohne jeden Widerstand von mir verschlingen lassen. Hast du denn gar keine Angst?“ Dieser Wolf war merkwürdig, dachte sich der Lindwurm. Es war doch nicht normal so zu reagieren, wenn man gerade verschlungen wurde. Fast tat der Wolf dem Lindwurm ein wenig leid. In seinem Magen würde es der Wolf sicher einige Minuten, vielleicht sogar eine halbe Stunde aushalten, bevor ihm die Luft ausgehen und er ersticken würde. Ob der Lindwurm diesem Wolf vielleicht eine Chance geben sollte? Normalerweise hatte er keinerlei Mitleid mit seiner Beute, doch dieser Wolf machte ihn ein wenig nachdenklich.

Velyne schmiegte sich an die Magenwände und lauschte dem Schnurren des Lindwurms. Währenddessen wurde White Fang langsam skeptisch. „Wo steckt er nur so lange?“

„Keine Sorge. Ich werde ihm nichts sagen. Aber er wird auf jeden Fall merken, dass ich dich gefressen habe. Spätestens, wenn er bei dir ankommt. Aber verhalte dich bitte still, damit er nicht zu früh Verdacht schöpft. Wenn ich ihn überraschen kann, kann ich ihn leichter überwältigen“, sagte der Lindwurm und schnurrte noch immer genießend. Die Aussicht auf einen zweiten lebenden Wolf im Magen, ließ ihn gleich noch etwas mehr sabbern.

„Bitte nicht. Ich will nicht, dass er mich so sieht. Er soll nicht wissen, dass ich es mag.“ Velyne fing wieder an, davon zu schwärmen, wie toll es sich doch anfühlte, verschlungen zu werden und er war vor Begeisterung schon fast besessen. „Versprich mir, dass du ihn nicht frisst, du hattest mich und wenn es dir nur darum geht etwas verschlingen zu wollen, kannst du mich jederzeit wieder hoch würgen und nochmals schlucken, ich hätte nichts dagegen“, meinte Velyne.

„Oh... das mache ich gerne, Kleiner. Wenn du willst, dann werde ich deinen Bruder erst fressen, wenn er dich nicht mehr in mir vorfinden wird. Und bis dahin spiele ich noch ein wenig mit dir, kleiner Wolf. Du bist der erste, dem es gefällt von einem Lindwurm verschluckt worden zu sein. Und du hast dich ganz freiwillig schlucken lassen. Dafür sollte ich dich belohnen und dir mehr als einmal die Gelegenheit geben, verschlungen zu werden.“ Normalerweise würgte der Lindwurm seine Beute zwar nicht wieder hoch, doch in diesem Fall machte er eine Ausnahme, da es dem Wolf wirklich gefallen hatte. Und der Wolf könnte wirklich ein nettes Spielzeug für den Lindwurm sein. Der Lindwurm liebte es, lebende Wölfe oder andere Tiere zu verschlingen. Und hier hatte er zum ersten Mal in seinem langen Leben ein Wesen gefunden, dass sich tatsächlich freiwillig verschlingen lassen wollte und es auch noch genießen konnte. Es dauerte nicht lange, bis sich der Wolf wieder in Lindwurms Maul befand.

Velyne winselte leise, als ihn der Lindwurm wieder hoch würgte. Er spürte, wie sich der Magen zusammenzog und er wieder nach oben befördert wurde. Langsam aber stetig. Es war fast wo, als würde er den Verschlingvorgang noch einmal rückwärts erleben. „Ich habe mich noch nie so gut gefühlt wie jetzt“, freute sich der kleine Wolf und lächelte. Als er in Lindwurms Maul ankam wartete er gespannt was der Lindwurm nun tun würde.

„Lust auf einen zweiten Durchgang, Kleiner? Keine Sorge. Ich habe eben beschlossen, dich am Leben zu lassen. Du bist der netteste Wolf, der mir je begegnet ist. Einen Wolf wie dich habe ich noch nie getroffen. Und es wäre eine Schande, wenn du sterben würdest.“

„Du... du wirst mich leben lassen?“

„Ja. Ich mag dich nämlich.“

Der Lindwurm drehte den Wolf um und hatte jetzt vor, ihn diesmal mit den Füßen und nicht mit dem Kopf voran zu verschlingen. Er freute sich, dass er einmal ein Opfer gefunden hatte, mit dem er das machen konnte. Allerdings ließ er sich viel Zeit dabei. Nur ganz langsam, begann er, den Wolf abermals zu verschlingen.

Velyne spielte natürlich wieder mit. Er genoss jede einzelne Sekunde davon. „Das ist unbeschreiblich, ich bin froh, dass ich nicht weggelaufen bin“, sagte er glücklich und entspannte sich weiter um den Schluckvorgang genießen zu können.

Der Lindwurm hatte auch diesmal keine Schwierigkeiten damit den Wolf zu verschlingen. Mit den Hintern voran war es zwar etwas schwieriger, doch das Wolfsfell war inzwischen so glitschig und durchnässt, dass der Wolf ohne Probleme den Lindwurmhals hinunterrutschte. Normalerweise verschlangen Lindwürmer ihre Beute meist mit dem Kopf voran. Genauso wie Schlangen. Aber gelegentlich machte es auch Spaß es mal andersherum zu versuchen. Der Lindwurm ließ sich dabei Zeit, um es dem Wolf so angenehm wie möglich zu machen und hoffte nur, dass der andere Wolf nicht zufällig hierher kam, und ihn dabei ertappte, wie er dessen Bruder verschlang.

Der kleine Wolf genoss es wieder in vollen Zügen. Man konnte es ihm auch anmerken. Er drückte seine Schnauze gegen die muskulösen Speiseröhrenwände des Lindwurms, während er wieder weiter nach unten befördert wurde. Schließlich kam er erneut im Magen des Lindwurms an und lächelte wieder zufrieden. „Wow! Vor ein paar Stunden hätte ich nicht gedacht, dass ich mich freiwillig opfern würde, aber das ist es auf jeden Fall wert“, sagte Velyne glücklich.

„Du musst dich nicht opfern, Kleiner. Ich habe doch gesagt, dass ich dich verschonen werde. Du bist noch jung und hast sicher noch ein langes und interessantes Wolfsleben vor dir“, erwiderte der Lindwurm lächelnd.

„Wir Lindwürmer hätten es viel leichter, wenn es mehr Wölfe, wie dich gäbe.“ Natürlich wollte der Lindwurm den Wolf noch ein wenig verwöhnen, doch da er nicht genau wusste, wie lange es der Wolf unbeschadet in im aushalten konnte, würgte er ihn kurz darauf wieder hoch. Er schleckte ihn gründlich mit seiner Zunge ab und ließ dabei keine Stelle aus. Zumindest konnte er so noch etwas von dem appetitanregenden Wolfsgeschmack aufnehmen. Irgendwie hatte es dieser Wolf geschafft, das Herz des Lindwurms zu gewinnen. Und das war eine erstaunliche Leistung, denn der Lindwurm war immer ein kaltblütiger und unbarmherziger Jäger gewesen. Doch plötzlich war das anders. Diesen Wolf konnte der Lindwurm einfach nicht töten. Verschlingen ja, aber nicht verdauen.

Der Wolf entspannte sich völlig und ließ den Lindwurm machen was er wollte. Er wusste er konnte nicht entkommen und das wollte er auch gar nicht. Als der Lindwurm, Velyne über das Fell am Bauch leckte, gefiel dem Wolf das besonders und er strahlte über das ganze Gesicht.

Der Lindwurm schnurrte und kraulte Velyne über sein Fell. Doch dann sagte er: „Wenn ich dich doch noch fressen würde, würde dich dein Bruder bestimmt suchen, wenn du einfach so verschwindest. Wäre es nicht besser, wenn er erfahren würde, wohin du verschwindest?“

„Nein lieber nicht, du kennst ihn nicht so wie ich es tue. Wenn er erfährt das ich mich freiwillig habe fressen lassen, das würde ihm, glaube ich, das Herz brechen. Er wollte mich immer zum Kämpfer machen, da er selbst einer ist... aber na ja... ich hasse kämpfen.“

„Hm. Weißt du, eigentlich wäre es schade, wenn ich dich fressen würde. Mit dir könnte ich sicher noch viel Spaß haben. Du bist ein sehr netter Wolf und du verdienst eine Chance zu überleben. Vielleicht könnte ich einfach zu deinem Bruder gehen, ihn fressen und dafür dich verschonen. Aber du könntest mich vielleicht zu dem Rudel begleiten, zu dem du wolltest. Dort könnte ich mir dann vielleicht noch ein paar Wölfe mehr schnappen. Und immer wenn du mal Lust dazu hättest, könnte ich dich zwischendurch auch mal zum Spaß verschlingen.“

„Klingt zwar interessant, aber ich kann doch nicht einfach meinen Bruder verraten. Und das Rudel von dem du da redest, ich glaube nicht, dass du denen gewachsen bist. Es ist kein normales Rudel sondern eher eine Art Zusammenschluss aus besonders starken Wölfen. Darunter sind viele starke Kämpfer die auch schon den einen und anderen Drachen das Handwerk gelegt haben. Mein Bruder wollte mich dorthin bringen, damit ich dort kämpfen lerne und damit sich unser Rudel mit diesem Rudel verbündet und es keine Revierkämpfe zwischen uns gibt. Er meinte, es wäre die beste Lösung, wenn einer von uns sich diesem Rudel einfach anschließt“, erklärte Velyne.

„Ich habe zwar vor nichts Angst, aber natürlich bin ich nicht so blöde und würde mich mit denen allen auf einmal anlegen. Aber wenn ich nicht dorthin gehe, dann werde ich sicher früher oder später auch deinen Bruder fressen und das sicher, bevor er dort ankommt. Ich glaube nicht, dass ich mir einen einzelnen leckeren Wolf entgehen lasse kann. Dazu schmeckt ihr einfach zu gut“, sagte der Lindwurm und schlabberte den Wolf noch mal ab.

Der Wolf lächelte. „Und was machst du dann mit mir?“ fragte Velyne neugierig. „Willst du mich dann auch noch fressen, wenn du dort bei den Wölfen bist?“

„Wollen sicher. Aber wenn genug andere Wölfe da sind hast du eine gute Chance, Kleiner. Aber falls ich dich doch irgendwann fresse, dann erst nach deinem Bruder und auch erst, wenn er nicht mehr mitbekommen kann, dass es dir eigentlich gefällt. Ich glaube, dein Bruder sucht schon nach dir. Zumindest sieht es so aus. Ich könnte mich einfach an ihn anschleichen und ihn überwältigen. Ihn zu fressen wäre dann kein Problem für mich.“

„Lass ihn doch einfach laufen, du hast ja mich. Er will sicher nicht gefressen werden also nimm einfach die, die es freiwillig wollen.“ Velyne wollte natürlich nicht, dass sein Bruder gefressen wird. Auch wenn er den Lindwurm mochte.

„Und warum sollte ich mich mit einem Wolf zufrieden geben, wenn ich auch zwei Wölfe haben kann?“, fragte der Lindwurm grinsend. Er wollte nur sehen, wie Velyne auf seine Worte reagierte, denn er hatte längst beschlossen, Velyne nicht zu fressen. „Normalerweise lasse ich niemanden entkommen. Und mir ist erst vor Kurzem ein Drache entkommen. Das war mir schon peinlich genug. Einen Wolf entkommen zu lassen, wäre noch viel peinlicher für mich“, fügte der Lindwurm noch hinzu.

Velyne schaute etwas skeptisch und glaubte nicht, dass der Lindwurm seinen Bruder überwältigen könnte. „Und was ist mit deinem Angebot mit dem viel Spaß haben und mich verschonen? Das hätte ich lieber als gefressen zu werden, denn da habe ich länger was davon.“ Velyne verstand sich gut mit dem Lindwurm, obwohl ihm bewusst war, dass er jederzeit gefressen und verdaut werden könnte. Doch dieser Lindwurm faszinierte ihn. Er wollte unbedingt in seiner Nähe sein und möglichst alles über ihn wissen. Der Lindwurm interessierte ihn sogar weit mehr, als dieses Rudel Wölfe zu dem er eigentlich hätte gehen sollen.

„Nun... sobald ich deinen Bruder verschluckt habe, wirst du sicher einige Zeit mit mir verbringen dürfen, bevor auch du vielleicht irgendwann mal an der Reihe bist. Vielleicht könnten wir dann sogar mal zusammen jagen gehen. Ihr Wölfe seid doch sicher gut darin, etwas Essbares aufzuspüren. Du könntest mir sicherlich nützlich sein, Kleiner“ sagte der Lindwurm lächelnd.

„Ich glaube immer noch nicht dass du es schaffst, meinen Bruder zu erbeuten... ich meine nicht das du zu schwach bist oder so. Er ist einfach ein ziemlich erfahrener Kämpfer. Und wenn du meinen Bruder angreifst, wo soll ich in dieser Zeit hin? Ich will nicht, dass er mich so sieht“ sagte der Wolf und deutete auf sein durchnässtes Fell.

„Ein einzelner Wolf kann einem Lindwurm nicht gefährlich werden. Ich habe schon ausgewachsene Drachen erbeutet. Egal wie gut er kämpfen kann, ich kann es sicher besser als er. Und du könntest dich ja so lange hier hinter den Bäumen verstecken. Dann kann er dich nicht sehen. Er wird sicherlich gleich andere Probleme haben, als nach dir zu suchen.“

Velyne liebte zwar seinen Bruder über alles, aber er wollte lieber beim Lindwurm bleiben, da dieser ihn schon ziemlich verwöhnt hat, als dass er sich einen ihm noch fremden Rudel anschloss, das ihn nur zu einem Kämpfer machen wollte. „Mein Bruder wird sich aber sicher nicht freiwillig als Beute ausliefern“ sagte Velyne.

„Das muss er gar nicht. Mit dem werde ich auch so fertig. Ich bin ein guter Jäger.“ antwortete der Lindwurm und streichelte Velyne noch mal über das ziemlich eingesabberte Fell. „Du wartest doch hier auf mich, oder? Du wirst dich nicht heimlich davonschleichen, während ich mit deinem Bruder beschäftigt bin?“

„Aber... du wirst mich doch nicht sofort danach fressen wollen oder? Wir hatten bisher so einen Spaß zusammen“, ließ Velyne von sich hören während er den Lindwurm mit treuen Augen aber auch etwas ängstlich ansah.

„Nein, nein. Mit dir werde ich sicher noch lange Spaß haben, Kleiner. Ich will nur nicht, dass du heimlich verschwindest, denn dann würde ich dir folgen und glaub mir, ich kann jeder Spur folgen. Also sei schön brav und warte hier auf mich. Ich komme gleich zurück.“ sagte der Lindwurm und begann sich vorsichtig an Velynes Bruder anzuschleichen. Er glaubte nicht, dass er Schwierigkeiten mit dem Wolf bekommen könnte.

Velyne blieb an Ort und Stelle und legte sich für ein Nickerchen nieder. Immerhin war es bereits mitten in der Nacht. Inzwischen wanderte White Fang nervös hin und her aus lauter Sorge. „Fünfzehn Minuten gebe ich ihm noch dann hole ich ihn zurück“, brummte er und ging weiter nervös hin und her, seine Gedanken auf die Umgebung fokussiert, immer in der Hoffnung, vielleicht seinen Bruder wahrnehmen zu können.

Es gelang dem Lindwurm, sich unbemerkt bis auf ein paar Meter an den Wolf heranzuschleichen. Dann spannte er die Muskeln an und wartete auf eine passende Gelegenheit. Lange musste er auch gar nicht warten, denn der Wolf kam direkt auf den Lindwurm zu. Jetzt, oder nie, dachte sich der Lindwurm.

Der Wolf hört ein ganz leises rascheln und hob seine Ohren an. „Velyne, bist du es?“

White Fang blieb sehr wachsam und vorsichtig. Und so würde es auch bleiben, bis er schlussendlich das glückliche Gesicht seines kleinen Bruders erkennen würde. Vorher wartete er ab bis sich etwas tat.

„Ich bin hier. Komm hierher“, sagte der Lindwurm und amte dabei perfekt Velynes Stimme nach. Sicher würde er White Fang damit überlisten können, glaubte er und blieb hinter einigen Büschen versteckt, damit der Wolf ihn nicht gleich erkennen konnte.

„Komm raus. Ich warte ja schon eine halbe Ewigkeit auf dich.“ White Fang wurde etwas misstrauisch. Es ist überhaupt nicht Velynes Art sich nicht zu zeigen und nur nach ihm zu rufen. Nein, normalerweise würde Velyne zu ihm springen und seinen großen Bruder sofort anstupsen.

Er lässt sich nicht anlocken, dachte sich der Lindwurm. Na gut, dann muss ich ihn eben selbst fangen. „Hier bin ich, kleiner Wolf“, sagte der Lindwurm und schnellte nach vorne. Alles was er tun musste war, den Wolf irgendwie festzuhalten. Dann würde er durch seine überlegene Kraft mit Sicherheit der Sieger sein. Und genau das versuchte der Lindwurm. Er war klar im Vorteil, weil der Wolf sicher nicht damit rechnete, so plötzlich angegriffen zu werden.

White Fang sah etwas Blaues auf ihn zuschnellen und machte hurtig einen Satz nach hinten. Dabei knurrte er böse. „Wo ist mein Bruder, ich habe ihn gerade gehört. Dich kenn ich doch, du bist doch dieser komische Drache von vorhin. Ich habe dir schon von Anfang an nicht getraut. Also sag mir: WO IST MEIN BRUDER?“

Der Lindwurm ärgerte sich, weil er den Wolf verfehlt hatte. Doch er würde sicher niemals verraten, wo Velyne steckte. „Dein Bruder? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wo er ist. Ich habe ihn nicht gesehen. Aber dafür sehe ich dich um so deutlicher, kleiner Wolf. Bleib doch mal stehen, damit ich... ähm... dich festhalten kann.“

„Du verrätst mir sofort wo mein kleiner Bruder ist. Ich bin doch nicht bescheuert. Ich habe ihn gerade gehört.“ White Fang fletscht seine Zähne und knurrt äußerst tief. „Du wolltest uns ja vorhin auch schon angreifen. Ich hab es doch gewusst, dass deine Freundlichkeit nur vorgetäuscht ist.“

„Ich habe deinen Bruder überhaupt nicht angerührt. Hätte ich ihn gefressen, dann würde man mir das ansehen können. Aber bitte überzeug dich selbst. Ich bin schlank und es ist kein Wolf in mir. Zumindest noch nicht. Aber du wirst mir nicht entkommen“, erwiderte der Lindwurm und knurrte dabei leise.

„Was willst du halbstarke Eidechse denn von mir?“, erwiderte White Fang. „Ich habe einen Bruder auf den ich aufpassen muss und dann kommt mir so was wie du in die Quere. Wieso rede ich überhaupt mir dir? Das ist doch lächerlich. Wölfe geben sich nicht mit Eidechsen ab“, knurrte der Wolf und fletschte die Zähne“.

„Halbstarke Eidechse? Du wagst es, mich zu beleidigen? Na warte. Dir werde ich zeigen, wozu diese halbstarke Eidechse fähig ist. Du schwächliches Säugetier hast doch keine Chance gegen mich. Warum gibst du nicht gleich auf? Dann würde es zumindest schmerzlos für dich sein.“ Auch der Lindwurm fletschte seine Zähne und starrte den Wolf dabei gierig an, bereit sofort auf ihn loszuspringen.

„Pah, von wegen schwächliches Säugetier. Du versucht mich ja nur zum Aufgeben zu verleiten. Das nenne ich schwach. Und nur so nebenbei bemerkt, du machst mir keine Angst. Ich hab schon weit bedrohlicheren Drachen gegenüber gestanden. Und du bist noch nicht mal ein Drache du ...Eidechse. Hahaha“, lachte White Fang laut.

Der Lindwurm knurrte den Wolf wütend an. Er konnte es gar nicht vertragen, wenn man so mit ihm sprach. Schon gar nicht, wenn sein Futter so mit ihm sprach. „Ich weiß zwar nicht, wie du je einen Drachen, oder gar mich besiegen könntest, aber an deiner Stelle würde ich den Mund nicht so voll nehmen“, knurrte der Lindwurm und kroch langsam auf den Wolf zu.

White Fang konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen. „Hahaha... b...bitte bleib mal stehen. Das sieht so komisch aus... Eidechse passt schon ganz genau zu dir, du bewegst dich ja auch wie eine“, sagte er mit lachender Stimme. Er beobachtete ihn genau und wich auch immer soviel zurück, dass der Abstand gleich blieb. Aber er musste noch immer zwischendurch lachen. „Haha, sieht das bescheuert aus“, murmelte der Wolf leise und lachte einfach weiter.

„Dir wird das Lachen gleich vergehen. Und nur zu deiner Information. Wir Lindwürmer sind nicht mit Eidechsen verwandt, sondern nur mit Drachen und mit Schlangen. Und Leute wie dich verputzen wir zum Frühstück. Du wirst gleich sehen, wie leicht das geht.“ Um den Wolf zu überraschen spie ihm der Lindwurm eine Rauchwolke direkt ins Gesicht. Damit hatte er schon viele Säugetiere ausschalten können. Säugetiere waren anfälliger gegen diesen betäubenden Rauch als Drachen.

Damit hatte White Fang nicht gerechnet. Er hielt sofort den Atem an und flüchtete so schnell es ging nach rechts, bis er wieder aus dem Rauch entkommen war. Der Lindwurm stand noch dort, wo er sich vorher befunden hatte. „Puh, da hat jemand Mundgeruch“, erwiderte der Wolf frech. Der Rauch hatte ihm offenbar nichts ausgemacht. “Worauf wartest du, Eidechse?“ Er bemerkte, dass der Lindwurm schon ziemlich sauer war und das freute ihn auch. Um den Lindwurm noch weiter zu ärgern sagte er: „Sei nicht sauer, Eidechse. Immerhin habe ich meinen Spaß mit dir.“

„Ich glaube, du verwechselst da was. Ich bin es, der eine Menge Spaß mit dir haben wird. Spätestens dann, wenn ich dich verschlinge. Und das wird sicher bald passieren. Jetzt lachst du vielleicht noch über mich, aber bald werde ich es sein, der über dich lacht“, höhnte der Lindwurm und kroch schnell auf den Wolf zu. Er hoffte ihn durch einen schnellen Angriff überwältigen zu können.

White Fang sah den Lindwurm kommen. Plötzlich lief er ihm entgegen, sprang auf einen geknickten Baum und parierte so den Angriff mit Leichtigkeit und landete hinter dem Lindwurm und grinste. „Sieht aus als hättest du keinerlei Ehrfahrung im Kampf gegen Wölfe, ich glaube eher, dass du immer die bereits gefangene Beute von Anderen stiehlst“, entgegnete White Fang und konzentrierte sich darauf, weiteren Angriffsversuchen auszuweichen.

„Wenn du wüsstest, wie viele Wölfe ich schon gefressen habe, würdest du vor Angst zittern und um Gnade winseln.“ Auch wenn der Lindwurm vielleicht nicht ganz so schnell war, wie der Wolf, so war er doch immer noch ein ernstzunehmender Gegner. Natürlich hätte er es leichter gehabt, wenn der Wolf nicht mit einem Angriff gerechnet hätte. Er musste sich jetzt etwas ausdenken, um den Wolf zu überlisten.

„Ha! Vermutlich kann ich die an einer Pfote abzählen. Am besten du verkriechst dich wieder in das Loch, aus dem du gekommen bist.“ White Fang stand etwas unter Stress, da ihm die Abwesenheit seines Bruders Sorgen machte. Und wenn er unter Stress stand, dann wurde er immer schnell unfreundlich und reizbar. Hatte der Lindwurm Velyne etwas angetan? Er war sich sicher, dass der Lindwurm schuld war, dass Velyne so unerwartet lange aus blieb. Doch gefressen konnte er den Wolf nicht haben. Da war sich White Fang sicher. Denn das hätte man gewiss sehen können und der Lindwurm sah nicht aus, als ob er gerade erst einen Wolf verschlungen hätte.

„Ach ja? Nun... wenn du dich mir weiterhin widersetzt, dann muss ich wohl deinen Bruder fressen. Er befindet sich in meiner Gewalt. Und wenn du nicht sofort aufgibst, wird es ihm sehr schlecht gehen. Wenn du aber vernünftig bist, dann lasse ich ihn am Leben“, drohte der Lindwurm. Doch natürlich hatte er nicht vor, Velyne etwas anzutun. Er wollte nur die Kampfmoral von White Fang etwas verringern.

„Haha, wie niedlich. Da gibt es zwei Gründe warum ich das nicht machen werde. Erstens glaub ich dir nicht, Eidechse und zweitens ist mir mein kleiner Bruder so was von egal. Der ist mir eigentlich nur ein Klotz am Bein.“ White Fang grinste frech und wartete gespannt ab wie der Lindwurm darauf reagieren würde.

„Ach ja? Und das soll ich dir glauben? Du legst mich nicht herein, Säugetier. Ich habe euch lange beobachtet. Ihr kommt bestens miteinander aus. Da bin ich mir sicher. Einen erfahrenen Lindwurm wie mich kannst du nicht täuschen. Ich kann deine Angst um deinen Bruder sogar riechen.“

„Aha Lindwurm nennt ihr Eidechsen euch also. Das hatte ich schon wieder vergessen. Das war alles nur gespielt, ich wollte meinen Bruder nur täuschen um ihn bei den anderen Wölfen abzuladen.“ Das war alles nur gelogen, aber das konnte der Lindwurm ja nicht ahnen, da White Fang ein ausgezeichneter Lügner war. „Friss ihn, mich bekommst du jedenfalls nicht“, knurrte der Wolf laut.

Der Lindwurm wusste genau, dass der Wolf log. Vielleicht konnte er ihn anlocken, wenn er so tat, als ob er tatsächlich Velyne fressen würde. „Wie du meinst, dann fresse ich eben ihn. Wenn du ihn retten willst, dann solltest du dich selbst opfern.“ entgegnete der Lindwurm gleichgültig. Vielleicht konnte er Velyne ja tatsächlich verschlingen und ihn dann gegen White austauschen, dachte er sich. Velyne würde sicher kein Problem damit haben, wenn er noch mal kurz verschlungen werden würde. Ob er es allerdings auch mögen würde, wenn ich ihn als Köder missbrauche? Das wird ihm sicher nicht gefallen, dachte sich der Lindwurm.

„Mach was du willst, ich werde jedenfalls nicht hinter dir her laufen. Wie gesagt, es ist mir egal und jetzt zieh Leine“, rief White Fang in lautem und feindseligen Ton.

Doch der Lindwurm war sich noch immer ziemlich sicher, dass es White Fang keineswegs egal war, was mit seinem Bruder passierte. Doch er gab erst mal zum Schein nach und kroch langsam zu der Stelle zurück, wo er Velyne zurückgelassen hatte. Jetzt musste es nur noch überzeugend aussehen. Bei Velyne angekommen flüsterte der Lindwurm rasch: „Könntest du mal kurz so tun, als ob du schreckliche Angst hättest, wenn ich dich noch mal kurz verschlinge? Ich will nur deinen Bruder überlisten. Keine Sorge, ich lasse dich gleich wieder frei.“

White Fang aber wartete weiter auf seinen Bruder und war ab jetzt aufmerksamer. Velyne hingegen schaute den Lindwurm überrascht an. „ Aber ich will nicht Schuld daran haben, dass mein Bruder gefressen wird. Wenn du mich verschlingen willst, liebend gerne, aber ich werde meinen Bruder nicht mit Worten in die Falle locken. Immerhin ist er mein Bruder und ich liebe ihn“, erwiderte der Wolf.

„Hm schade. Na dann muss ich ihn eben anders überwältigen. Aber das wird deinem Bruder sicher noch weniger gefallen.“ Der Lindwurm wollte Velyne nicht zwingen und so gab er den Versuch schnell auf und schlich leise wieder näher an White Fang heran. Doch diesmal setzte er eine Fähigkeit ein, die er nur selten nutzte. Er machte sich unsichtbar. So hoffte er, nahe genug an White Fang herankommen zu können. Dann brauchte er ihn nur noch mit seinem Körper zu umschlingen und schon hatte er ihn. Kaum jemand wusste von der Fähigkeit der Lindwürmer gänzlich unsichtbar werden zu können. Sie taten das auch nur selten und wenn es einmal nötig war, dann gab es kaum Überlebende, die danach noch von dieser Fähigkeit erzählen konnten.

White Fang lag einfach nur da und wartete auf seinen Bruder, dabei hielt er die Augen geschlossen und schärfte seine anderen Sinne. „Velyne... wo bist du? Komm doch einfach nur zurück. Komm endlich“, murmelte er leise. Er konzentrierte sich voll und ganz auf die Umgebung und konnte die in einiger Entfernung einen Nachtvogel hören. Wahrscheinlich ein Uhu, dachte er. Selbst einzelne Insekten und Nachtfalter konnte er hören. Irgendwo im Gebüsch raschelte eine Maus. Doch die interessierte den Wolf im Moment nicht. Ich bin bereit falls die Eidechse noch mal kommen sollte, dachte er sich.

Inzwischen war der Lindwurm ganz dicht an dem Wolf dran und er konnte ihn murmeln hören. Velyne war ihm offenbar doch nicht egal, dachte sich der Lindwurm grinsend. Ganz leise kroch er die letzten Meter auf den Wolf zu und versuchte dabei keinerlei Geräusch zu machen. Dann stürzte er sich blitzschnell auf sein Opfer und diesmal konnte er den Wolf auch umschlingen. Lachend machte er sich wieder sichtbar, denn der Wolf sollte wenigstens sehen, wovon er angegriffen wurde.

„Was? Die Eidechse schon wieder... na warte!“ Der Wolf biss in den Hals des Lindwurms und kratzte ihn auch an einigen Stellen blutig. „Du bekommst mich nicht, das schwöre ich dir du Bastard!“ White Fang wehrte sich und zappelte so gut er konnte. Mit all seiner Kraft wehrte er sich gegen den Lindwurm. „Ich hatte schon immer eine Abneigung gegen Eidechsen“, knurrte er und biss den Lindwurm.

Doch die Hautschuppen des Lindwurms waren für die Wolfszähne und Krallen kaum zu durchdringen und White Fang konnte ihm nur ein paar harmlose Kratzer zufügen. Der Lindwurm lachte darüber nur. „Hähähä, ist das alles, was du zu bieten hast, kleiner Wolf? An deiner Stelle würde ich aufhören, mich zu beißen, denn ich könnte ja auf die Idee kommen, dich auch zu beißen. Und im Gegensatz zu deinen Zähnchen sind meine richtig gefährlich.“ Der Lindwurm öffnete sein Maul und entblößte seine beiden langen Fangzähne.

„Wenn es sein muss werde ich mir die Zähne an dir ausbeißen du verdammte Eidechse! Ich schwör es dir, wenn ich mich befreit habe... dann werde ich dich derart zurichten dass du nie mehr einen Wolf angreifen wirst“, knurrte White Fang in vollem Zorn.

„Dazu wirst du keine Gelegenheit mehr haben, Kleiner Wolf, denn jetzt wirst erst mal du von mir gefressen. Also entspanne dich einfach. Ich erledige den ganzen Rest.“ Gierig öffnete der Lindwurm sein Maul und versuchte, den Wolf Kopf voran darin aufzunehmen.

Doch als der Wolf schon fast im Maul des Lindwurms war und der Lindwurm glaubte er könne den Wolf los lassen bekam White Fang seinen Körper frei und sprang auf den Lindwurm. Er stemmte sich nochmals gegen den Oberkiefer des Lindwurms. „Niemals werde ich da rein gehen“, knurrte der Wolf und er konnte fühlen wie der Lindwurm ihn ansabberte.

Doch der Lindwurm war sehr beweglich und konnte verhindern, dass ihm der Wolf entkam. Gierig schnappte der Lindwurm nach dem Wolf. Seine Beute würde er nicht so leicht entkommen lassen. Noch einmal riss der Lindwurm sein Maul auf und versuchte erneut, den Wolf Kopf voran da hinein zu bekommen. Kein Wolf war ihm jemals entkommen, wenn er erst mal von ihm umschlungen worden war. Und so soll es auch bleiben, dachte sich der Lindwurm lächelnd. An Velyne dachte der Lindwurm in diesem Moment nicht.

White Fang konnte sich einfach nicht befreien. Auch als das Maul des Lindwurms schon direkt vor seiner Schnauze war. Doch so schnell gab der Wolf nicht auf. Er befand sich schon im Maul des Lindwurms, aber er richtete sich hinter den Zähnen wieder auf und stemmte sich mit aller Kraft zwischen Ober- und Unterkiefer. „Du eklige Eidechse... jetzt hab ich deinen Sabber am Fell... Das ist widerlich. Jetzt kann ich danach schon wieder in den See springen. Ich hasse Wasser.“

„Du wirst nirgends wo mehr hingehen, Kleiner. Außer in meinen Magen“, erwiderte der Lindwurm gierig und schleckte den Wolf extra noch mal ein wenig ab und sabberte ihn dabei ein. „Jetzt ist dir das Lachen schon vergangen, stimmts?“, fragte der Lindwurm fies grinsend.

„Von wegen!“ schnauzte der Wolf zurück. „Dir wird gleich der Geschmack an mir vergehen, hehe.“ Nach diesen drohenden Worten fuhr der Wolf die Krallen seiner vier Pfoten aus und spickte sie in das Fleisch des Ober - und Unterkiefers. Dabei versuchte er die Kiefer auseinander zu stemmen, so dass der Lindwurm sein Maul nicht schließen konnte.

„Autsch“, knurrte der Lindwurm. „Du glaubst doch wohl nicht, ich würde mit einem Wolf wie dir nicht fertig werden? Da kann ich ja nur lachen.“ Der Lindwurm versuchte, sein Maul irgendwie zu schließen. Noch wehrte sich der Wolf zwar dagegen, doch der Lindwurm war sich sicher, dass der Wolf das nicht lange durchhalten würde können.

Der Wolf rammte seine Krallen noch tiefer in den Lindwurm. „Du lässt mich jetzt sofort raus... hörst du? Langsam gehst du mir auf den Geist. Ich bin ein Wolf und kein Eidechsenfutter“, schnauzte White Fang. „Aber nicht schlecht für eine zu groß geratene Eidechse. Es ist ein würdiger Gegner für mich. Aber du solltest aufgeben, bevor ich dich töten muss“, spottete der Wolf noch und hinderte den Lindwurm weiterhin am Schließen seines Maules.

„Ja spotte nur, Kleiner Wolf. Aber gleich wird dir das vergehen. Ich bin bestimmt stärker als du. Und wenn du glaubst, du könntest mich daran hindern, mein Maul zu schließen, dann irrst du dich.“ Trotz des Widerstandes gelang es dem Lindwurm, sein Maul langsam aber sicher immer ein Stückchen weiter zu schließen. Er nutzte dabei jede noch so kleine Schwäche des Wolfes sofort aus. Natürlich war er körperlich dem Wolf so klar überlegen, dass er den Wolf schon lange und ohne Mühe hätte verschlingen können. Doch insgeheim machte es dem Lindwurm Spaß, etwas mit seiner Beute zu spielen.

White Fang merkte sofort das der Lindwurm mehr Kraft in den Kiefern hatte als er in den Pfoten. „Du wirst mich nie verschlingen“, trotzte er. Aber dabei dachte er sich: „Verdammt er bekommt sein Maul immer weiter zu. Was mach ich jetzt?“ White Fang wehrte sich mit aller Kraft doch seine Kraft ging ihm langsam aus. Wenn er jetzt so weiter machen würde, wie bisher, würde er verlieren. Er kämpfte sich ganz nach vorne in das Lindwurmmaul und wartete nur auf eine kleine Unachtsamkeit des Lindwurms. Als der Lindwurm sein Maul gerade weit genug öffnete, sprang der Wolf aus dem Maul heraus. Doch er war inzwischen völlig erschöpft und schnaufte mit letzter Kraft tief durch. „Ich kann nicht mehr“, murmelte er leise.

Doch der Lindwurm war natürlich nicht blöde und er reagierte sehr schnell. Bevor der Wolf auch nur an eine Flucht denken konnte, drehte und wandte sich der Lindwurm und es gelang ihm, seinen Körper um den Wolf zu schlingen. Er umschlang ihn so fest, dass sich der Wolf aus eigener Kraft nicht herauswinden konnte. Lächelnd glaubte er, den Wolf nun ganz sicher zu haben. „Bist du etwa schon müde, kleiner Wolf? Du scheinst etwas außer Atem zu sein. Aber du wirst mir nicht entkommen. Egal was du tust.“

Der Wolf war nun in der Hand des Lindwurms. Diesmal hatte er ihn etwas fester umschlungen, so dass es White Fang schon bald schwindelig wurde. Er wusste er würde gleich sein Bewusstsein verlieren. Er war dem Lindwurm körperlich komplett unterlegen. „V... Velyne, es tut mir leid... du musst dir wen Anderes suchen der dich beschützt... ich kann es nicht", stammelte er noch mit letzter Kraft. Nun bann schon sein Bild vor den Augen zu verschwimmen und er konnte nur noch das listige Kichern des Lindwurms hören.

Doch der Lindwurm wollte den Wolf nicht erwürgen und so ließ er ihm immer noch gerade genug Luft zum Atmen. Wieder öffnete der Lindwurm sein Maul und er versuchte, den Wolf diesmal in einer etwas günstigeren Lage da hineinzubekommen. Diesmal wehrte sich der Wolf kaum, was es dem Lindwurm erleichterte „So, Kleiner. Keine Sorge. So schlimm, wie du glaubst, ist das gar nicht. Ich habe sogar schon Wölfe erlebt, denen das gefallen hat. Also bleib ganz ruhig, Kleiner“, sagte der Lindwurm.

White Fang blieb ruhig. Ihm ging einfach die Kraft aus um sich zu wehren. Es war ihm fast schon egal. „Gefallen? Was könnte mir daran gefallen?“ White Fang stand kurz vor einer Ohnmacht. Dieser Kampf, der Würgegriff und die Angst gefressen zu werden setzte ihn so zu. Er sah nur noch zu, wie er sich langsam dem sabbernden Maul des Lindwurms näherte.

„Tja, manche mögen das Gefühl, verschlungen zu werden. Erst kürzlich hatte ich mal einen gehabt, der konnte gar nicht genug davon bekommen“, sagte der Lindwurm, ohne Velynes Namen zu nennen. „Und übrigens, du hast gut gekämpft, kleiner Wolf. Selten habe ich so lange gebraucht, um einen Wolf zu besiegen.“ Der Lindwurm zischelte leise, als er den Wolf Kopf voran in sein Maul nahm.

„Darauf bin ich nicht stolz“, brachte White Fang noch heraus und grinste ein wenig. Er konnte nur noch sehen wie der Lindwurm ihn in sein Maul schob und die neugierige Zunge, die schon längst auf ihn wartete. Dann verschwamm sein Bild komplett und er wurde bewusstlos. Es war einfach zu viel für ihn. Er... White Fang. Der große Kämpfer. Völlig hilflos musste er es hinnehmen.

„Darauf könntest du aber stolz sein, Kleiner. Du warst wirklich ein großer Kämpfer“, sagte der Lindwurm noch, doch der Wolf schien ihn nicht mehr zu hören. Egal, dachte sich der Lindwurm und begann nun langsam und genüsslich damit, den Wolf zu verschlingen. Er schmeckte fast genauso wie Velyne. Doch im Grunde schmeckten ja alle Wölfe irgendwie ähnlich, dachte sich der Lindwurm dabei.

White Fang konnte in seinem Unterbewusstsein den ganzen Vorgang fühlen. Doch weder war er fähig zu reden noch sich selbst zu fühlen. Es schien wie ein Traum zu sein. Doch innerlich lächelte er. Er wollte nicht als trauriger und enttäuschter Wolf abtreten. Sein Motto war immer gewesen: Sei stolz bis zum Ende.

Velyne, der gemütlich zusammengekauert auf dem Boden schlief, hatte von all dem nichts mitbekommen.

Es dauerte gar nicht lange, bis der Lindwurm den Wolf fast ganz verschlungen hatte. Nur noch seine Hinterläufe ragten dem Lindwurm aus dem Maul, doch auch die waren bald verschwunden. Genießend schnurrend schloss der Lindwurm sein Maul hinter dem Wolf. „So, den hätten wir geschafft. Mach's gut, Kleiner Wolf. Es war mir eine Ehre, dich kennen gelernt zu haben, White Fang“, murmelte der Lindwurm, obwohl er glaubte, dass der Wolf ihn nicht mehr hören konnte.

Doch der Wolf konnte ihn schon noch wahrnehmen, wenn auch nicht mehr so wirklich bewusst. Er sah nur noch Bilder von Velyne vor sich. „Velyne... es tut mir leid. Ich habe versagt. Ich habe es nicht geschafft, dich zu deinem neuen Rudel zu bringen. Verzeih mir“, murmelte der Wolf mit letzter Kraft.

Velyne lag dagegen noch immer auf seinem Schlafplatz und schlief. Er war glücklich und strotzte vor Energie und Lebensfreude, was man jetzt von seinem Bruder nicht mehr sagen konnte.

Der Lindwurm schnurrte leise und spürte, wie White Fang immer tiefer in ihn hineinrutschte. Nun konnte er entspannt zu Velyne zurückkehren, was er auch sogleich tat. Als der Lindwurm dort ankam, merkte er, dass der Wolf tief und fest schlief. Er schien nicht mitbekommen zu haben, was mit White Fang passiert war. Um so besser, dachte sich der Lindwurm und kuschelte sich ein wenig an den Wolf an.

Velyne konnte spüren dass sich etwas neben ihn gekauert hat. „Bist du es?" fragte er mit leiser und verschlafener Stimme hielt aber die Augen geschlossen.

Beinahe liebevoll streichelte der Lindwurm über Velynes Fell. „Ganz ruhig, Kleiner“, sagte er ganz leise und schnurrte leise vor sich hin. „Ich bin es. Lass dich nicht stören, kleiner Wolf“, flüsterte der Lindwurm dem Wolf in seine Ohren.

„Das freut mich, ich habe mich schon gefragt wo du so lange bleibst.“ Der Wolf lächelte freundlich „Und wie ist es gelaufen?“, fragte er dann gleich neugierig.

Lächelnd deutete der Lindwurm auf die kleine Ausbeulung, die White Fang in ihm verursachte. „Es hätte nicht besser laufen können“, flüsterte er ganz leise und kraulte Velyne über sein Fell und lächelte dabei.

Velyne war zwar nicht erfreut darüber, hatte sich aber inzwischen damit abgefunden. „Dann ist ja alles in Ordnung“, sagte Velyne und kuschelte sich an den Lindwurm. „Ich hoffe du hast ihn nicht gequält oder?“

Der Lindwurm schüttelte den Kopf und lächelte. „Nein, Kleiner. Aber sei besser still. Falls er noch lebt, sollte er dich besser nicht hören. Wecke ihn besser nicht auf. So lange er schläft, merkt er nicht, was mit ihm passiert. Dein Bruder hat einen harten Tag gehabt und braucht etwas Ruhe. Aber Ich glaube, er lebt noch“, flüsterte der Lindwurm ganz leise und kraulte Velyne weiter über sein Fell.

„Ich werde etwas leiser sprechen“, sagte der Wolf und stupste den Lindwurm an, um mit ihm zu spielen, wie er es sonst immer mit seinem Bruder getan hatte. „Hat er auch Spaß daran gehabt?“, fragte Velyne.

„Ich glaube nicht. Zumindest wollte er nicht zugeben, dass es ihm gefällt. Nicht jeder weiß das Gefühl zu schätzen, wie mir scheint. Aber ich werde ihn, im Gegensatz zu dir, nicht mehr frei lassen. Aber dein Bruder ist ein guter Kämpfer. Hat er dir schon Kämpfen beigebracht? Von ihm hättest du viel lernen können. Aber von mir könntest du das gewiss auch“, sagte der Lindwurm und lächelte Velyne an. Es gefiel ihm, dass der Wolf ihn so verspielt anstupste. Ein Wolf der tatsächlich nett und zärtlich zu ihm war. So etwas kannte der Lindwurm bisher noch gar nicht.

„Da könntest du eventuell recht haben, sonst würde er ja jetzt nicht in deinem Bauch sein. Außerdem hasse ich kämpfen, ich will lieber spielen und Spaß haben“, kicherte der Wolf und leckte den Lindwurm erfreut ab.

„Das macht nichts. Nicht jeder mag es zu Kämpfen. Sogar wir Lindwürmer sind nicht immer Kämpfertypen. Ich zum Beispiel bin auch ein sehr verspielter Typ“, erwiderte der Lindwurm und drehte sich auf den Rücken um sich von Velyne ein wenig den Bauch kraulen zu lassen.

Velyne wusste sofort was der Lindwurm wollte und sprang auf dessen Bauch. Er fing an ihn zu kraulen und kuschelt sich auch dagegen. „Dein Bauch fühlt sich von außen genauso gemütlich an, wie er es von innen tut.“ Velyne massierte den Bauch mit seinen Pfoten und lächelte dabei.

Das fühlt sich schön an, Kleiner. Ich mag es von Wölfen gekrault und massiert zu werden. Noch nie war jemand zärtlich zu mir“, sagte der Lindwurm lächelnd und wälzte sich auf dem Boden herum. Er tollte und spielte mit Velyne herum und dachte gar nicht mehr daran, dass er eben erst einen der beiden Wölfe verschlungen hatte.

Velyne war überglücklich, dass der Lindwurm ihn nicht gefressen hatte. Anstatt dessen konnte er nun weiterhin mit ihm Spaß haben. „Wie schön es doch gerade ist“, sagte er und rollte sich auf dem Lindwurm hin und her.

Der Lindwurm schnurrte genießend. Noch nie war ein Wolf freiwillig so nahe an ihn herangekommen. Um so mehr gefiel es dem Lindwurm, sich ein wenig an das weiche Wolfsfell anzukuscheln. Er streckte sich, und gähnte dabei.

„Siehst du, es sind doch nicht alle Wölfe so, dass du sie bekämpfen müsstest“, sagte er fröhlich. Dann tollte er weiter auf dem Lindwurm herum. Velyne ging langsam auf den Kopf des Lindwurms zu und schleckte ihn einmal über die Schnauze. Dabei kicherte er.

Lächelnd schaute der Lindwurm dem Wolf ein wenig beim herumtollen zu. Er ließ sich auch gerne von dem Wolf ein wenig abschlecken und genoss das sehr. Dabei kraulte er Velynes Fell ein wenig und erwiderte dann: „Ich bekämpfe euch Wölfe nicht. Ich esse nur ab und zu mal ein paar von euch.“

Velyne war im Moment überglücklich und genoss die Anwesenheit des Lindwurms sehr. Er massierte den Lindwurm und strich ihm mehrmals über seine Schuppen. Er tat das nicht weil er es müsste oder weil es ihm der Lindwurm befohlen hätte. Es war komplett freiwillig und er hatte Freude daran und Velyne schien es auch sehr zu gefallen. Er kuschelte sich neben die Schnauze des Lindwurms und schnurrte.

Der Lindwurm schleckte dem Wolf jetzt auch noch mal über sein Fell und drückte sich ein wenig an ihn. Es überraschte ihn ein wenig, dass Velyne so freundlich zu ihm war, denn immerhin hatte er ja erst vorhin seinen Bruder verschlungen. Doch er freute sich, dass der Wolf ihn das nicht übel nahm.

Zwar liebte Velyne seinen Bruder über alles, doch in der Nähe des Lindwurms fühlte er sich auch wohl. „Er hat getan was auch jeder andere Drache getan hätte“, murmelte der Wolf ganz leise, so dass es der Lindwurm nicht hören konnte. Und außerdem liebte Velyne es, verschlungen zu werden und der Lindwurm konnte ihm das ermöglichen und Velyne vertraute ihm auch soweit, dass ihn der Lindwurm hinterher auch wieder raus ließ. Das war schon Grund genug warum Velyne auch jetzt beim Lindwurm blieb.

Noch immer schleckte der Lindwurm den Wolf über sein Fell und er konnte nicht anders, als von dem leckeren Geschmack und Geruch, der von dem Wolf ausging ein wenig zu sabbern. Natürlich hatte er jetzt noch keinen Hunger und er fand es auch viel zu gemütlich, hier und jetzt mit dem Wolf zu kuscheln, als dass er jetzt schon an einem Nachtisch interessiert gewesen wäre. Und außerdem wollte er Velyne nicht verschlingen, so lange sich Reste von seinem Bruder in ihm befanden. So gemein war nicht mal der Lindwurm.

„Sabberst du etwa?“, fragte Velyne neugierig. Er erwartete kein ja, da er die Antwort bereits wusste. Velyne grinste. Sorgen um seine eigene Sicherheit machte er sich nicht. Schade, dass mein Bruder gerade verschlungen wurde, sonst hätte er mich sicher noch mal schlucken können dachte er sich während der Lindwurm ihn abschleckte. Velyne seufzte beim Gedanken an seinen Bruder, lächelte aber kurz darauf schon wieder.

„Ja aber keine Sorge Kleiner. Das liegt nur an deinem leckeren Geschmack. Aber im Moment habe ich keinen Hunger. Du musst dir also deshalb keine Gedanken machen. Auch wenn du es magst, verschlungen zu werden. Du wirst etwas warten müssen, bis ich das wieder machen kann.“ Inzwischen war es schon mitten in der Nacht und der Lindwurm gähnte noch einmal. „Wenn du willst, kannst du heute Nacht an mich gekuschelt schlafen. Wir könnten uns dann gegenseitig etwas wärmen. Es ist zwar nicht kalt, aber ich mag es, mich nachts an ein lebendes Wesen ankuscheln zu können“, sagte der Lindwurm lächelnd.

„Gerne“, antwortete Velyne und sprang vom Lindwurm. „Aber wo willst du schlafen?“ fragte er mit neugieriger Stimme.

„Hm, mein Nest ist ziemlich weit weg von hier, weil ich euch zwei Wölfen fast einen ganzen Tag lang gefolgt bin. Aber dort drüben am Ufer von diesem See sieht es sehr gemütlich aus. Dorthin sollten wir gehen.“ Lächelnd deutete der Lindwurm zu einem See ganz in der Nähe. Das Ufer sah aus wie ein schöner weicher Sandstrand.

„Ja, das sieht gemütlich aus. Gehst du vor? Dann werde ich dir folgen.“ Velyne stupste den Lindwurm ein wenig. Das hatte er auch mit seinem Bruder immer getan. Dem Lindwurm störte das jedoch nicht und er kicherte nur.

„Ja ich geh ja schon. Nur Geduld, kleiner Wolf. Wir Lindwürmer sind nicht die schnellsten“, erwiderte der Lindwurm lachend und machte sich gleich auf den Weg. Am Ufer angekommen machte er es sich bequem. Er legte sich sehr nahe ans Ufer. Sein langer Schweif hing dabei sogar ein Stückchen im Wasser. „So, hier ist es gemütlich“, meinte er.

Velyne gefiel der See sehr. Ein schöner Platz zum Schlafen, so lange es nicht regnete. Doch nach Regen sah es in dieser sternenklaren Sommernacht nicht aus. Der Wolf war inzwischen auch schon sehr müde und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Zufrieden legte sich neben die Schnauze des Lindwurms und drückte sich an ihn. „Dann wünsch ich dir eine gute Nacht, Lindwurm“, sagte er mit freundlicher Stimme.

Der Lindwurm gähnte herzhaft und streichelte dem Wolf über sein Fell. „Gute Nacht, Kleiner. Und bleib immer schön in meiner Nähe, auch wenn du nachts mal aufwachen solltest. Ich weiß nämlich nicht, ob hier vielleicht auch Raubtiere unterwegs sind. Aber wenn du bei mir bleibst bist du sicher. An mich wagt sich nämlich kein Räuber heran, weil wir Lindwürmer einen ganz üblen Ruf haben.“

„Tatsächlich? Das hätte ich nicht gedacht. Aber ich werde nicht von deiner Seite weichen.“

„Ja, die meisten Tiere halten uns für böse und gefährlich. Dabei können wir auch nett sein“, erklärte der Lindwurm noch und machte es sich nun bequem und schloss die Augen. Er drückte sich vorsichtig ein wenig an den Wolf und spürte seine Wärme. Genießend schnurrend schlief er ein. Auch Velyne schloss seine Augen und schlief sanft ein.

Der Lindwurm schlief in dieser Nacht sehr gut. Erst als es wieder hell wurde, wachte er auf.

Velyne hingegen schlief noch. Der kleine Wolf war ein Langschläfer, da er das Jagen immer seinem Bruder überlassen hatte. Er wälzte sich vergnügt hin und her und schien seinen Traum zu genießen.

Ein Lindwurm unter Wölfen

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