Читать книгу Zu Dritt. Threesome - I. Tame - Страница 13
ОглавлениеMika kommt langsam die Treppe herunter. Er hat den Eindruck, dass sein Kopf immer noch vor Peinlichkeit knallrot ist. Auf jeden Fall durchflutet ihn eine Hitzewelle nach der anderen. Keno steht an der Theke zur Küche und klimpert mit Gläsern und Eiswürfeln herum.
„Ich glaub, ich geh jetzt lieber“, verkündet Mika unsicher und versucht, an Keno vorbeizuschleichen. Ein starker Arm schlingt sich von hinten um seine Brust.
„DU gehst nirgendwo hin“, raunt Keno in ruhigem Befehlston. Er zieht Mika zur Theke, was ihm sehr leicht fällt, weil er keine Gegenwehr spürt. Während Keno ihm ein vor Kälte beschlagenes Glas Gin Tonic in die Hand drückt, redet er weiter auf Mika ein.
„Es gibt gar nichts, wofür du dich in irgendeiner Weise schämen müsstest!!“
Mika seufzt einmal tief und lässt seinen erneut errötenden Kopf sinken. „Müssen wir das auch noch ausdiskutieren …“ erwidert er gequält.
Keno stößt mit seinem Glas gegen Mika’s. „Na klar!“
Mika verzieht kurz den Mund zu einer Grimasse. „Wenn’s sein muss!!“ Er gönnt sich zwei große Schlucke und stöhnt genussvoll auf, als der Alkohol seinen Körper erobert.
Keno schlendert bereits ins Wohnzimmer und schmeißt sich in einen gemütlichen Sessel am Kamin.
„Komm her! Mach’s dir bequem!“ ruft er zu Mika rüber und deutet auf die kleine Couch ihm gegenüber. Mika setzt sich und beobachtet seinen perlenden Drink, als gäbe es nichts Spannenderes auf der Welt. Er weiß genau, dass Keno ihn die ganze Zeit dabei beobachtet. Was soll er nur sagen? Vorsichtig schielt er von unten herauf in Keno’s Richtung. Natürlich!! Keno sieht ihm direkt in die Augen.
„Mika?“ fragt Keno ruhig.
„Ja …“
„Das macht mich unglaublich an, wenn du so bist!“
Herr im Himmel! Wohin soll dieses Gespräch denn führen? Reiß dich gefälligst mal zusammen!!! befiehlt sich Mika selbst. Und er strafft seine Körperhaltung, hebt den Kopf und sieht herausfordernd in Keno’s Richtung.
„Du stehst drauf, wenn andere unsicher sind?! Ganz schön pervers, find ich!“ ranzt Mika zurück.
Keno lächelt breit.
„Findest du? Ich find’s viel perverser, wenn man neue Erfahrungen macht und dann hinterher versucht, seine Gefühle zu verleugnen - die neuen, die ungewohnten, die beängstigenden ….“
„Ich hab keine Angst!“ Natürlich kommt prompt diese Antwort aus Mika’s Mund geschossen, bevor er richtig darüber nachdenken kann.
„Du?“ fragt Keno zurück. „Nein! Du hast keine Angst ... wovor auch?“ Keno hebt fragend die Augenbrauen. „Davor, dass Jana erfährt, dass du verknallt in sie bist? Oder, dass sie rauskriegt, wem sie heute Abend einen geblasen hat – wer sie geküsst hat, dass sie fast verrückt geworden ist?“
Keno verzieht den Mund, als würde er angestrengt nachdenken.
„Oder vielleicht davor, dass du mit einem Kerl geknutscht hast – huch!!“ Übertrieben tuntig schlägt er eine Hand vor den Mund. „… dass du ihn angefasst, gestreichelt und angemacht hast?“
Mika wird immer kleiner auf seiner Couchseite. Er drückt sich weiter in die Kissen und starrt trotzig zu Keno rüber.
„Vielleicht hast du aber Angst davor, noch tiefer in dich hineinzuhorchen …“ Hier unterbricht er einfach und nimmt einen Schluck von seinem Drink.
„Noch tiefer …?“ fragt Mika leise. Er räuspert sich. „Was meinst du damit?“
„Was denkst du?“ Keno legt den Kopf schräg und sein Blick saugt sich an Mika fest.
Mika schüttelt langsam den Kopf. „Ich hab keine Ahnung, ehrlich!“
Keno deutet mit dem Kopf in Richtung Treppe. „Unsere kleine Auseinandersetzung eben … als ich dich gepackt hab … ich hab ein bisschen den Eindruck, dass dich so was anmacht.“ Er sieht Mika forschend an.
„Nein!“ wiegelt Mika ab. „Das war … nur von … der ganzen Aufregung heute Abend.“
„Für mich war das ein handfester Ständer. Und den hattest du erst, nachdem ich dich gepackt und gegen die Wand gedrückt hab“, widerspricht Keno ihm.
„Das hättest du wohl gerne, was?“ Mika sucht seine Verteidigung im Angriff.
Keno kratzt sich am Kinn. „Jaaa, jetzt wo du’s sagst: das könnte mir gefallen!“ Mit einem süffisanten Grinsen nimmt er einen tiefen Schluck aus seinem Glas.
Mika’s Gesicht wird von einer bezaubernden Röte durchzogen. Zumindest findet Keno sie bezaubernd. Mika wird eigentlich nur ganz schön heiß. Er ist es überhaupt nicht gewohnt, dass jemand so offen mit ihm über seine Gefühlswelt diskutiert. Und schon gar nicht, wenn dieser Jemand ein Typ ist, den er erst seit zwei Tagen kennt und mit dem er vorhin quasi Sex hatte. Oh du mein Gott seufzt Mika innerlich, während ihm wieder ein Stromstoß durch den Magen schießt. Das ist alles so … irre.
„Darf ich ehrlich zu dir sein?“ fragt Keno ihn unvermittelt.
„Klar!“ Mika verschränkt die Arme vor der Brust.
„Also … ich glaube, dass du eine ziemlich devote Ader hast, die du selber vielleicht noch gar nicht an dir kennst.“
„Ja, sicher …“ wirft Mika ironisch ein.
„Ja, aber ganz sicher“, setzt Keno nach. „Denk einfach mal drüber nach! Und mal davon abgesehen, dass du darauf stehst, wenn ein Kerl dich mal härter anpackt … die Wahl deiner Angebeteten spricht auch für sich!“
Mika runzelt die Stirn. „Wieso das denn?!“
Keno setzt sich ein wenig auf und zählt an seinen Fingern ab. „Unerreichbar. Frech. Dominant. Und dann wieder zuckersüß. - Von wem rede ich wohl gerade?“
Mika hat nicht vor, darauf zu antworten.
Keno nickt einige Male leicht. „Du weißt es genau. Ich rede von Jana. Du betest sie an, hast Angst, sie könnte plötzlich nicht mehr mit dir reden, wenn sie erfährt, dass du verknallt in sie bist. Du bist ja nichts wert. Du hast keine Kohle, keine Ausbildung, einen Job als Kellner – du Unwürdiger!!“ provoziert Keno ihn.
Doch Mika nimmt die Aussage so hin. „Ist doch auch so …“ bestätigt er leise und starrt wieder vor Scham in sein Glas.
„Red. Keinen. Scheiß!!“ Keno’s Stimme ertönt laut und lässt die Worte in der Luft vibrieren. Bockig blickt Mika wieder in Keno’s Richtung. Hätte er keinen Drink in der Hand, könnte man denken, ein kleiner Junge bekäme gerade eine saftige Strafpredigt gehalten.
„Mika!“ redet Keno eindringlich weiter. „Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, dass du auf dieses Anhimmeln, diese Unerreichbarkeit … dass du darauf einfach abfährst?“
Mika’s Atem geht ein wenig schwerer.
„Du stehst drauf, wenn sie dir sagt, wo’s lang geht, Mika!“ reibt ihm Keno unmissverständlich unter die Nase. „Oder?!!“
„Na und?!“ antwortet Mika endlich laut.
„Ja, genau: na und?!!“ bestätigt Keno ebenfalls laut. „Dann leb es doch endlich aus, verdammt noch mal!“
„Ausleben …“ wiederholt Mika ausdruckslos. In seinem Kopf wirbeln alle Gedanken durcheinander. Keno sagt ihm hier Dinge, die sich Mika vorher noch nie bewusst gemacht hat. Wie oft hatte er sich vorgestellt, er würde sich vor Jana auf die Knie werfen und sie bitten, ihn zu küssen – nur ein einziges Mal?!! Er hatte sie angefleht und angebettelt … und sich dabei kräftig einen runter geholt.
Nie war ihm der Wunsch gekommen, andere Typen, auf die Jana sich ab und zu einließ, in Gedanken zu verprügeln. Nein, in seinen Träumen hat er Jana nur inständig gebeten, doch endlich die Finger von diesem oder jenem Kerl zu lassen. Und jedes ‘Bitte‘, ‘Bitte‘ hatte ihn härter werden lassen.
Aber das waren alles … Träumereien. Er hatte sie seiner Sehnsucht zugeschrieben. Doch vielleicht war es ja tatsächlich so, dass er auf diese Bettelei stand, auf das Hoffen, das Anflehen … war das wirklich so?
„Wie soll ich das denn ausleben?“ fragt er Keno verzweifelt.
„Lass dich doch einfach mal ein bisschen von jemandem lenken!“ Keno’s Augen blitzen. „Ich schwör dir, das wird dir gefallen!“
Er atmet tief durch. „Ich will ehrlich zu dir sein was mich betrifft, Mika … Im Gegensatz zu dir, möchte ich meine Gefühle nicht verstecken oder unterdrücken.“ Keno’s Blick schweift durch den Raum.
„Es gab eine Zeit, in der ich alles an mir verleugnen musste und seitdem …“ Er räuspert sich kurz. „Ist ja auch egal! Es ist so, dass ich mich als ‘dominant‘ bezeichnen würde. War ich schon immer. Ich steh drauf. Ich fahr voll drauf ab, andere zu verunsichern, sie zu lenken und ja, auch zu demütigen … Guck nicht so ängstlich!“
Keno lacht, als er Mika’s erschrockenes Gesicht sieht.
„Ich bin kein Sadist!! Ich hab‘ keinen Bock drauf, irgendwelche Menschen zu was zu zwingen, was sie nicht wollen. Aber wenn einer – oder eine – drauf abfährt … warum nicht? – Und ja, ich steh auf Frauen und Männer, wie du ja vielleicht schon mitgekriegt hast! Es ist mir scheißegal, wie andere Leute das finden. Bedeutsam für mich ist, dass die Menschen, die mir wichtig sind, wissen, mit wem sie es zu tun haben!“ Keno sieht Mika gerade in die Augen. „Und du … könntest …“ Er seufzt.
Mika hält den Atem an.
Keno beugt sich ein wenig vor und legt seine Unterarme auf die Knie. „Und du …“ beginnt er erneut, „… deine unglaubliche Ausstrahlung … du machst mich ganz …“ Keno beendet den Satz wieder nicht, doch das Unausgesprochene daran ist eindeutig genug.
Mika stehen alle Nackenhaare zu Berge. Oh Gott, was kommt jetzt noch …
Keno fährt lächelnd fort. „Ich fand dich erst nur ziemlich niedlich. Wie du so auf Knien hinter Jana her warst … im ‘Crawlers‘.“
Bei dem Bild muss selbst Mika auflachen.
Keno lächelt. „Doch jetzt hab ich dich beim Sex erlebt. Du bist soo sinnlich, Kleiner, glaub mir.“
Mika’s Blut schießt ihm in Nanosekunden in den Kopf. „Ja, ich glaub’s dir ja“, wiegelt er ab.
„Und ich gestehe, dass mich auch deine Unsicherheit …“ Keno presst die Lippen aufeinander und zieht die Nase kraus. „… das törnt mit echt an!“
Mika atmet tief aus und stellt sein Glas auf einen kleinen Beistelltisch. „O. k., ich muss dann jetzt wirklich langsam mal ….“ setzt er an.
Keno lacht aus voller Kehle. „Mach dich locker, Mika! Hast du Angst, ich könnte jetzt über dich herfallen?“
Konnte der Typ auch noch Gedanken lesen? Mika will dringend weg. Er ist dermaßen verunsichert, dass er kaum noch klar denken kann.
„Keno…“ setzt er vorsichtig an, „bitte sei nicht sauer, aber … das ist jetzt einfach zu viel für mich. Du weißt, dass ich nicht schwul bin … also …“
Keno sieht ihn ernst und doch liebevoll an. „Ich fass dich nicht an, keine Angst! Ich würde niemals etwas tun, was du nicht willst, o. k.?“
Mika betrachtet eingehend seine Fingernägel.
„O. k.???!!“ hakt Keno noch mal eindringlich nach.
Mika nickt. „O. k., ich nehm‘ dich beim Wort.“
„Kannst du auch! Aber glaub mir: du stehst drauf!“
Mika holt tief Luft, um vehement zu widersprechen, doch Keno winkt schon wieder lachend ab.
„Ich hör‘ jetzt auf! Geil, dass du nicht einfach abhaust! Das find ich wirklich cool von dir, Kleiner. Trinken wir noch einen?“ Mika zögert.
„Hey!! Ich hab‘ extra Tonic für dich besorgt!“ Keno hebt erwartungsvoll die Arme.
Mika betrachtet ihn nachdenklich. „Immer her mit dem Stoff!“ antwortet er schließlich und hält ihm lächelnd sein leeres Glas hin.
Mika weiß selbst nicht genau, wie er so viel Vertrauen aufbringt, um nicht wie von tausend Hunden gehetzt das Haus zu verlassen. Doch Keno’s gelassene Art und Weise mit der Situation umzugehen, lässt Mika alle Bedenken über Bord werfen.
Irgendwann lümmeln sie ziemlich vollgesoffen und Chips in sich hinein stopfend auf dem riesigen Wasserbett. Und irgendwann haben sie angefangen, über den Sex mit Jana zu reden. Noch nie in seinem ganzen Leben hat Mika so detailliert mit jemand anderem darüber gesprochen, was er während einer Nummer so gefühlt hat.
Sogar darüber, wie es war, Keno abzuknutschen und seine Kraft zu spüren, hat Mika geredet. Dazu war er nur in der Lage, weil Keno ganz selbstverständlich mit diesem Thema umgeht. Es scheint ihm nichts fremd zu sein. Und über kein Gefühl von Mika macht er sich lustig. Mika gewinnt immer mehr Vertrauen. Zugegeben … der Alkohol hilft ihm dabei.
„Ich bin so was von verliebt“, sinniert Mika leise und kaut gedankenverloren auf seinen Chips herum, während er ins Leere starrt.
„Hm“, Keno presst kurz die Lippen aufeinander, „Du verdammter Glückspilz!“
Nachdenklich blickt Mika ihn an. „Du hast mich voll in der Hand, weißt du das?“
„Wieso?!“ Keno runzelt die Stirn.
„Wenn du jetzt zu Jana gehst und ihr alles erzählst, dann war’s das. Nie wieder würde sie ein Wort mit mir wechseln – schon aus Prinzip nicht. Und ich sag dir noch was. Momentan wäre das die schlimmste Sache, die mir passieren könnte. Glaub mir! Selbst wenn ich deiner Meinung nach nur auf’s Anhimmeln steh‘ … nach heute Abend will ich sie nicht mehr unerreichbar, ich will sie so wie sie heute für mich war! So nah, so geil und so …“ Mika schluckt, weil ihm die Worte im Hals stecken bleiben.
„… so wunderschön!“ bringt Keno den Satz für ihn zu Ende. „Sie war wirklich wunderschön!“
Mika atmet tief durch. „Sie würde mir das nie verzeihen – niemals! Ich kenn‘ Jana. Sie ist genau so stolz wie dickköpfig.“
„Hey“, beruhigt Keno ihn leise. „Mach dir keine Gedanken. So was würde ich nie tun! Und wie soll sie’s sonst rauskriegen … außer du wirst endlich zum Mann und sagst es ihr selbst!“ ärgert er ihn.
Erschrocken starrt Mika ihn an. „Nein!!!“
Keno schmunzelt. „Das musst du selber wissen, Kleiner. Aaach …“ Er lässt sich nach hinten fallen und fährt sich mit den Händen übers Gesicht. „Ich glaub, ich kann nicht mehr.“
Mit ein paar Handgriffen haben sie das Bett entrümpelt und wühlen sich in ihren Klamotten zwischen die Kissen. In seinem besoffenen Zustand kann Mika nicht verhindern, dass ihm nun doch ein paar Tränen über’s Gesicht rinnen.
Ach, Jana! denkt er immer wieder und schnieft leise. Hoffentlich hab ich heute Abend nicht alles kaputt gemacht. Ich Vollidiot! Wenn sie davon erfährt … nicht auszudenken!
Mika wischt sich schnell die Tränen vom Gesicht und versucht, so leise wie möglich Luft zu holen. Plötzlich spürt er, dass Keno zu ihm rüber rutscht. Er schiebt einen Arm unter Mika’s Hals und mit dem anderen zieht er ihn nah zu sich heran.
„Ist schon gut, Kleiner“, flüstert er ihm zu und streicht langsam mit der flachen Hand über Mika’s Brust. „Ist schon gut!“
Nichts weiter passiert. Weder spürt Mika einen Ständer an seinem Hintern, noch wird er überall angefasst oder abgeleckt. Nur das leise Streicheln über seine Brust und ab und zu ein Flüstern. Mika beruhigt sich wieder, entspannt sich und schläft schließlich ein.