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Wir schreiben das Jahr 1910. Ein großes Abenteuer beginnt. Es wird zwei Jahre dauern und in einen verzweifelten Wettlauf durch den Südzipfel der Welt münden, und am Ende wird ein toter Mann gewinnen. Aber noch ist es nur ein Abenteuer.

Die amerikanischen Entdecker Robert Peary und Frederick Cook sind beide aus der Arktis heimgekehrt, wobei jeder von ihnen behauptet, den anderen auf dem Weg zum Nordpol geschlagen zu haben. Jetzt bleibt nur noch ein unerforschter Flecken Erde übrig, ein Stück Land, das entdeckt werden will: der Südpol. In sechs Ländern heben Männer Expeditionen aus, in der Hoffnung, der Erste zu sein, der dieses Stück Land erreicht.

Zwei sind den anderen voraus.

In London rüstet Robert Falcon Scott ein Schiff aus. Er ist Kapitän in der Royal Navy, ein Held in der Erforschung der südlichsten Regionen. Vor sieben Jahren hat er gemeinsam mit Ernest Shackleton und Bill Wilson das Polarplateau entdeckt und den zweiundachtzigsten Grad südlicher Breite überschritten, etwa fünfhundert Meilen vom Südpol entfernt. Niemand ist je näher herangekommen.

In England ist man der festen Überzeugung, dass ein Brite der erste Mensch am Pol sein sollte. Spenden für Captain Scotts Expedition fließen in Strömen. Achttausend Männer melden sich freiwillig für die Expedition. Lawrence Oates, ein Kavallerieoffizier der Inniskilling Dragoner, spendet eintausend Pfund in der Hoffnung, dass er mitkommen darf und sich um die Ponys kümmern kann, die mit den Spenden von Seemännern gekauft worden sind. Ein junger Biologe namens Apsley Cherry-Garrard kann ohne Brille kaum etwas sehen, aber auch er spendet eintausend Pfund, um Captain Scott zu begleiten. Schulkinder sammeln Geld für Schlittenhunde. Captain Scott reist kreuz und quer durch das Land und hält Bildvorträge mit einer Laterna Magica.

Der Norweger Roald Amundsen plant ebenfalls eine Expedition. Aber er hält seine Vorbereitungen geheim. Er macht seinen Geldgebern weis, dass er nach Norden gehen will, um das Arktische Meer zu studieren, indem er dem Packeis folgt. Er hat nicht einmal seiner Crew erzählt, wohin die Reise in seinem geliehenen Schiff, der berühmtem Fram, wirklich geht. Es würde auch keinen Unterschied machen; seine Männer folgen ihm überall hin. Amundsen war der erste Mensch, der die Nordwestpassage durchschifft hat. Er ist mit Hundeschlitten über das arktische Land gefahren und hat die Lebensweise der Inuit studiert. Er war Erster Maat auf der fürchterlichen Fahrt der Belgica, die so lang im Südmeer eingeschlossen war, dass Amundsens Gefährten den Verstand verloren.

Scott und Amundsen kennen den eisigen Kontinent. Jeder von ihnen ist von dem Verlangen getrieben, als Erster den Südpol zu erreichen.

Es ist der Hauptpreis, hinter dem sie her sind: Ruhm und Ehre, Respekt, ein Platz in der Menschheitsgeschichte. Aber was für eine Herausforderung!

Um an den Südpol zu kommen, muss man durch ein Eismeer, das nur im Spätsommer passierbar ist. Man muss sich seinen Weg durch Eisschollen bahnen, die sich jeden Moment zu einer festen Eisfläche zusammenschließen und ein Schiff festsetzen können – oder in einem einzigen Augenblick zerquetschen. Wenn man dann endlich Land betritt, hat man immer noch tausend Meilen vor sich, muss die Schluchten der Großen Eisbarriere überwinden, Berge von unvorstellbarer Höhe, eine weite Ebene, über die der Wind riesige Schneemassen treibt. Man kann nicht alle Vorräte und Ausrüstungsgegenstände transportieren, also muss man entlang der Route Depots anlegen und weit in den Süden marschieren und wieder zurück, um den Proviant vorauszuschicken. Dann muss man einen Unterschlupf an der Küste errichten, wo man den antarktischen Winter verbringt – mit Temperaturen, die oft unter minus fünfzig Grad Celsius liegen, und einer Dunkelheit, die monatelang dauert. Sobald der Frühling kommt, geht es los. Die Reise zum Pol muss schnell gehen, ein Trip, hin und zurück. Bevor der Winter einsetzt, muss man zurück sein, ansonsten wird man auf offenem Land überrascht, womöglich ohne Vorräte, wo einem die Füße und die Finger abfrieren.

Wenn man Glück hat, ist das Schiff bereit und es ist immer noch früh genug, um den Kontinent hinter sich zu lassen, ehe das Meer wieder zufriert. Aber wenn man zu spät kommt oder der Winter zeitig einsetzt, muss man auf den nächsten Sommer warten.

Man kann sich von Robben und Pinguinen ernähren, obwohl viele Männer das ablehnen. Alles andere muss auf dem Schiff herangeschafft werden: Proviant für Männer und Tiere, Schlitten, Zuggeschirr, Skier und Stiefel und Winterkleidung. Auf dem siebten Kontinent wächst kein einziger Baum, also muss man Holz mitbringen, um sich eine Hütte bauen zu können, und genug Brennstoff, um alle Mahlzeiten zu kochen.

Es ist der einsamste Ort auf der ganzen Welt. Aber hin und wieder finden sich Spuren von Menschen, die schon hier waren. Am Grund des Meeres liegt ein Schiffswrack, das vom Eis zerquetscht wurde. Am Strand steht eine verlassene Holzhütte, und drinnen lagern tief gefrorene Vorräte und Schlafsäcke. Ein Schutzwall aus aufgeschichteten Steinen bröckelt an der Küste vor sich hin. Fetzen von verlassenen Zelten wehen im Wind wie Vogelscheuchen. Und auf der schrecklichen Barriere stehen immer noch kleine Hügel aus Schnee, obwohl der Wind sie allmählich abträgt.

Man fragt sich vielleicht, ob es das wert ist, diese unendlichen Mühen auf sich zu nehmen, all die Gefahren und Schrecken und die ständige Angst. Aber wenn man aus dem richtigen Holz geschnitzt ist, fällt die Antwort nicht schwer. Das Einzige, woran man dann denkt, ist der Preis: der Ruhm und die Ehre, als erster Mensch den Pol betreten zu haben. Viele Männer begehren daher den Preis, aber nur einer kann ihn gewinnen.

Amundsen nimmt fast hundert Hunde mit. Er glaubt, dass sie leichte Schlitten bis zum Pol ziehen können. Er will schnell vorwärtskommen und so wenig Vorräte und Ausrüstungsgegenstände wie möglich mitnehmen.

Captain Scott plant einen längeren Aufenthalt und einen wohlüberlegten Vorstoß zum Südpol. Er hat Wissenschaftler dabei, die Eis und Wetter studieren, die geologischen Beschaffenheiten, die Pflanzen- und Tierwelt. Er setzt auf Motorschlitten, um das Gepäck der Expeditionsteilnehmer zu transportieren. Er hat sie in Norwegen im Einsatz erlebt und war so beeindruckt, dass er drei dieser Gefährte angeschafft hat. Jedes davon kann tausend Pfund mit einer Geschwindigkeit von sieben Meilen pro Stunde bewegen, unermüdlich, ohne rasten oder Nahrung aufnehmen zu müssen.

Er setzt auf Zuggeschirre für die Männer, die traditionelle Art der Briten, sich bei Polarexpeditionen fortzubewegen. Zwar nimmt er auch Hunde mit, aber er fürchtet, dass sie ihn im Stich lassen werden. Auf seiner letzten Entdeckerreise hatte er große Probleme mit seinen Schlittenhunden und musste sie alle töten. Diesmal schickt er einen Mann nach Sibirien, um die besten zu beschaffen, die er finden kann.

Scott weiß, dass Ernest Shackleton auf seiner späteren Reise mehr Erfolg mit Ponys hatte. Und so beauftragt er den Mann, der die Hunde gekauft hat, noch zwanzig Ponys auszusuchen. Ein helles Fell müssten sie haben, alle miteinander, meint er. Alle dunklen Ponys, die Shackleton dabeihatte, sind umgekommen.

Der Mann heißt Cecil Meares und ist ein Experte in Sachen Hundegespanne, aber er hat so gut wie keine Ahnung von Ponys. Also beauftragt er wiederum einen russischen Jockey, ihm bei der Auswahl zu helfen. Gemeinsam reisen sie nach China, zur Großen Mauer, wo in Harbin ein Pferdemarkt stattfindet. Dort handelt man mit mandschurischen Ponys.

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