Читать книгу ...und am Ende war nur noch ohnmächtige Wut ! 1. Teil - Ingeborg Schob - Страница 4

Kapitel 02 Cuxhaven

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Nachdem mein Vater aus der Reichsmarine ausgeschieden war, kaufte er sich ein 6000 qm großes Grundstück in Langen bei Wesermüde, denn er bekam eine Abfindung in Höhe von 5000 Reichsmark, weil er nicht weiter als Beamter arbeiten wollte.

Er hatte Gärtner gelernt und begann mit viel Elan und Fleiß einen eigenen Gärtnereibetrieb mit Gewächshäusern aufzubauen. Wegen der wirtschaftlich äußerst angespannten und schwierigen Zeit, musste er sein Vorhaben aber bald wieder aufgeben. Die Leute hatten zu wenig Geld um sich solchen Luxus wie Blumen zu leisten.

Also musste sich unser Vater nochmals beruflich verändern. Das „Dritte Reich'' begann in den Jahren 1936/37 alle Verteidigungssysteme wieder neu aufzubauen. Dafür suchte man berufserfahrene Soldaten und geeignete Leute für die Verwaltung.

Unser Vater bekam als so genannter Zwölfender, er hatte zwölf Jahre gedient, als ehemaliger Marinesoldat eine Chance dabei zu sein. Wegen seiner gestochen gleichmäßigen Handschrift hatte man ihn als zivilen Angestellten dem neu errichteten Minendepot bei Cuxhaven-Groden zugeordnet. Das bedeutete endlich wieder regelmäßiges Einkommen und eine geregelte Arbeitszeit für den Vater. Für die Familie begann damit eine gute Zeitung unsere Mutter erholte sich bald von einer Fehlgeburt.

Glücklich über die positive Entwicklung, wurde in einer Grodener Villa das Obergeschoss mit vier Zimmern angemietet und renoviert. Die Villa hatte einen großen Ziervorgarten mit Rasen und vielen Büschen.

Der Umzug nach Cuxhaven-Groden war trotz viel Arbeit bald geschafft. Die Möbel, die unsere Mutter als Mitgift von zu Hause bekommen hatte, konnten in der geräumigen Wohnung bestimmungsgerecht aufgestellt werden. Es dauerte auch nicht mehr lange, und Robert, Angela und ich konnten wieder bei unseren Eltern sein. Wir alle waren glücklich über das neue geordnete und gepflegte Zuhause. Alle Räume waren hell und freundlich. Mit dem Wohnzimmer war eine Veranda verbunden, die ein herrlicher Spielplatz für uns Kinder wurde. Es gab sogar ein Badezimmer mit fließend Warm- und Kaltwasser. Das bedeutete in damaliger Zeit gehobener Lebensstandard. Zur Wohnung gehörte auch ein Stück Garten und wir konnten auch wieder etwas Gemüse anbauen. Es gab dort auch viele Büsche mit gelben, besonders saftigen Johannisbeeren. Wir Kinder konnten auf dem gesamten Grundstück tollen und spielen, soviel wir wollten.

Ich wurde in die Schule in Groden eingeschult, die von zu Hause etwa drei km entfernt war. Das bedeutete an jedem Tag, je eine Stunde Schulweg hin und zurück zu laufen. Busse fuhren damals nicht dorthin.

Für Freddie bedeutete Cuxhaven eine einschneidende Lebensumstellung. Es begann für ihn nicht nur die Schulpflicht, sondern er kam endlich nach vielen Jahren wieder in seine Familie zurück. Sein elterliches Zuhause war für ihn eine fremde Welt geworden. Wie ein Einzelkind war er von Anna und Opa verwöhnt und verhätschelt worden. Jetzt musste er sich wieder mit seinen Geschwistern zusammenraufen, was er sehr gut schaffte. Aber die liebevolle Zuwendung, die er von Anna gewohnt war, erhielt er nicht mehr. An den unsanften Kasernenton seines Vaters konnte er sich überhaupt nicht gewöhnen. Er hatte Angst vor ihm. Und unserem Vater, unsensibel wie immer, kam es nicht in den Sinn, es dem Jungen leichter zu machen, damit er sich in seiner richtigen Familie wohl fühlte. Freddie hatte viel Heimweh nach Anna und Großvater und wurde deshalb immer stiller.

Direkte Zuwendung von unserer Mutter wurde nur jeweils dem Nesthäkchen zuteil, und das war die Angela, die wegen ihres niedlichen, hellblonden Lockenköpfchens viele Vorteile bei unseren Eltern genoss. Unsere Mutter war sehr stolz darauf, so ein hübsches Kind zu haben. Angela entsprach genau dem Typ des nordischen Menschen, der damals vom Regime bevorzugt wurde. Wir anderen Geschwister litten darunter. Auch war Mutter die tägliche Ordnung wichtiger als die Belange der Kinder. Wenn wir in Schwierigkeiten oder in Nöten waren, wurde uns kaum zugehört. Das schien nicht wichtig zu sein.

...und am Ende war nur noch ohnmächtige Wut ! 1. Teil

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