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Strafmandat

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Ich hatte es eilig. Zuerst musste ich die Uhr zum Uhrmacher, dann das Geld auf die Bank bringen. Milch, Gemüse, Joghurt, Obst einkaufen, Waschmittel, Badezimmerreiniger, Taschentücher besorgen. Das Rezept abholen, für Georg das Auto zum Mechaniker bringen. Wo fand ich einen Parkplatz? Es würde nur fünf Minuten dauern, um die Uhr abzugeben, also stellte ich mich in die Ladezone. Ich legte die Uhr auf das Ladenpult, teilte der Verkäuferin meine Telefonnummer mit, drehte mich um und huschte hinaus. Da standen sie, die beiden Herren von der Polizei.

„Na, Fräulein, stehen wir schon eine halbe Stunde in der Ladezone?“

„Nein, fünf Minuten.“

„Das glauben aber auch nur Sie.“

„Das glaube ich nicht, das weiß ich.“ Ich blickte auf die Uhr. Leider hatte ich keine mehr an meinem Handgelenk.

„Na, was zeigt Ihre Uhr?“

„Ich habe sie vor fünf Minuten in den Laden getragen, um sie richten zu lassen.“

„Und wie können Sie dann wissen, dass es nur fünf Minuten waren?“

„Bitte hören Sie auf mit Ihren Machtspielen.“

„Na, Sie sind ja ganz schön emotional aufgeladen, normal ist das nicht mehr, Sie gehören ja in die Psychiatrie!“

„Kann ich bitte Ihren Namen und Ihre Dienstnummer haben?“

Die Herren wurden unsicher und gaben mir, worum ich sie gebeten hatte.

Zu Hause angekommen fragte ich mich, wieso mein Verhalten, reif für das „Irrenhaus“ war. Ich suchte im Duden nach dem Wort „verrückt“ und fand: „1. krankhaft wirr im Denken und … 2. auf absonderliche, auffällige Weise ungewöhnlich, … 3. über die Maßen, außerordentlich, sehr auffallend abscheulich, bestialisch, böse, bullig, dick, ekelhaft, eklig, elend, enorm, entsetzlich, fabelhaft, furchtbar, fürchterlich, gemein, gewaltig, grässlich, grauenhaft, mächtig, mörderisch, niederträchtig, teuflisch, unheimlich, unsinnig …“

Leg sofort das Buch weg, sonst machst du dich wirklich verrückt!

Der Balancierer – Mein Leben mit Epilepsie

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