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2 Annelore Frimann-Clausen
ОглавлениеDer Fiolvei ist eine stille Angelegenheit. Ein ausgetrockneter schwarzer Fluss zwischen weiß gestrichenen Villen in großen grünen Gärten. Nun stehe ich in der Dunkelheit auf dem Bürgersteig vor Nr. 5. Ein zweistöckiges Wohnhaus mit blauen Fensterrahmen. Weshalb das ganze Weiß? Unschuld? Vergangenheit? Wir malen weiß. Das Haus wirkt gepflegt, wie es im Fiolvei eben Sitte ist. Wir halten alles in Schuss. Das Haus liegt an einem Hang, genau, wie es mir erzählt worden ist. Der Garten ein grüner Abgrund, der zu einer hohen Fichtenhecke hin verschwindet. Und das weiß ich ja: Dort unten ruhen die letzten ungeschriebenen Kapitel meines Lebens. Hier ist es. Ich bin angekommen. Ich öffne das schmiedeeiserne Tor und betrete den Kiesweg. Ich kann sehen, dass in der Küche Licht brennt, und ich registriere, dass sie nicht hinter dem Vorhang auf der Lauer liegt. So eine ist sie also nicht. Eine gewaltige Erleichterung überkommt mich.
Aber kaum habe ich den Finger auf den Klingelknopf gesetzt, schon wird die Tür mit einem heftigen Ruck aufgerissen. Sie muss im Gang gestanden haben, ich stelle mir vor, dass sie dort schon lange gewartet hat. Dann ist sie allerdings so eine. Eine Frau, die mäuschenstill im Dunkeln steht und wartet. Ja, ja.
Ich sehe das Ganze von außen. Der alternde Mann, der mit dem ramponierten Koffer in der einen Hand auf der Treppe steht, während er die andere der älteren Frau so vertrauensvoll hinstreckt, wie es in unserem Teil der Welt Sitte und Brauch ist. Mann oder Frau, jung, alt, homo wie hetero, wir strecken einander die Hand hin, wir packen die Hand unseres Gegenübers, legen das eigene Fleisch auf das der anderen, bekannt oder unbekannt, das spielt keine Rolle, das Erste, was wir tun, wenn wir einander begegnen, ist, die Haut unseres Nächsten zu befühlen, und dabei die Feuchtigkeit der fremden Hand zu registrieren, die Festigkeit und die Stärke der Muskeln, um uns darauf aufbauende Vorstellungen und Theorien über die Psyche der anderen Person zu machen. Ihre Hand ist trocken und vertrauenerweckend, und in Gedanken sieht er eine alte Kiefer vor sich, die sich seit Jahrzehnten in einem Felsspalt am Meer anklammert, geformt vom Sturm und Wind und Regen und Schnee, es liegen Wille und Kraft in dieser Hand, in diesem Menschen, der sich in seinen über achtzig Jahren auf der Welt langsam aber sicher auf diesen Augenblick zugearbeitet hat, diese kosmische Begegnung mit dem neuen Mieter, dem, der den Namen trägt, den er jetzt mit einem etwas verlegenen Lächeln von sich gibt, mit einem Lächeln, von dem er hofft, sie werde, wenn sie schon nicht begeistert davon ist, doch immerhin Zutrauen dazu entwickeln, er hat dieses Lächeln nämlich geübt, es sitzt ein bisschen schief, der eine Mundwinkel ist ein klein wenig nach unten gezogen, und jetzt hört er sich selbst die Verspätung bedauern, ihr versichern, dass er keiner ist, der Verstöße gegen Abmachungen und Unpünktlichkeit auf die leichte Schulter nimmt, und er sieht, dass sie ihn aus kleinen braunen Augen mustert, sie ist wie ein Marder, denkt er nun, wie ein Marder oder ein Hermelin, zäh, ausdauernd, gar nicht so wenig neugierig, aber er hat bereits beschlossen, das Technische zu umgehen, sich an das eher Allgemeine zu halten, die Mitteilung, die per Lautsprecher durchgegeben wurde, als der Zug den Bahnhof Sande verließ, die Information, dass in Drammen Busse eingesetzt werden würden, um die Reisenden weiter nach Oslo zu befördern. Eine hervorragende Eröffnung, wie es sich herausstellen wird, ein wunderbarer Ausgangspunkt für eine Bekanntschaft, denn nun können sie beide die Norwegische Staatsbahn NSB auf scherzhafte Weise beschimpfen, da sie beide, wie überhaupt der Großteil der Bevölkerung in diesem Land, über ausgiebige Erfahrungen mit »Schienenersatzverkehr« verfügen.
Aber möchte er einen Moment hereinkommen?
Ach ja, aber er will nun wirklich nicht …
Und dann tun sie das, was sie tun, denkt er, denn sie sind Menschen auf der Erde, und natürlich stört er sie nicht, sie wollte ja ohnehin eine Tasse Kaffee trinken, ja, es würde mich nicht überraschen, denkt er weiter, während er vor seinem inneren Auge gleichzeitig die Weißbrotschnitten vor sich sieht, wie sie dort unter der Plastikfolie gewissermaßen leuchten, das Rührei mit dem orangeroten Räucherlachs, die Scheiben mit Fischpudding, Mayonnaise und einer winzig kleinen Krabbe sowie einem Petersiliepuschel, die Leberwurst, die mit einer von zwei Möglichkeiten versehen ist, es gibt nämlich zwei Schulen, wenn es um Leberwurstbrote geht, die, auf die er und seine Mutter immer geschworen haben, zwei Scheiben Gewürzgurken, und die etwas fremdere, aber gar nicht schlechte, eingelegte Rote Bete, auch diese in dünnen Scheiben, und dann die drei Schnitten mit weißem Käse und einer Scheibe roter Paprika, die werden noch immer auf dem Teller liegen, wenn beide satt sind, er denkt, dass sie ihn am Ende auffordern wird, diese Brote mitzunehmen, und er kann sich schon zögernd mit Ja antworten hören, während er abermals sein jungenhaftes Lächeln hervorzaubert. Und während sie so freundlich und zufrieden zurücklächelt, denn so ist die Natur: Frauen wollen, dass Männer so viel essen wie möglich. Es fängt schon mit der Brustwarze an, die sich in unseren Mund presst, denkt er zufrieden und stellt den Koffer vorsichtig in dem engen Gang ab; sie steht sofort mit einem Kleiderbügel parat, zusammen schälen sie ihn aus dem Mantel, er ist sich bewusst, dass das hier ihre erste gemeinsame Handlung ist, sie schälen ihn aus dem Mantel, den die Frau sofort wegzaubert, in einen zu diesem Zweck geeigneten Schrank hängt, er sieht für einen Moment ihren Mantel, dazu einen Regenmantel und eine moderne Allwetterjacke, und daran wird er bei seinem gesamten ersten Aufenthalt in Annelore Frimann-Clausens Zuhause nun regelmäßig denken: Sein eigener Mantel, der in der Dunkelheit bei ihren mehr oder weniger femininen Oberbekleidungsstücken hängt. Die Schuhe braucht er nun wirklich nicht auszuziehen, aber tut es trotzdem, nicht nur, um höflich zu sein, sondern auch, weil er sich am selben Morgen gründlich die Füße gewaschen hat, so gründlich, dass sie noch immer ein bisschen wehtun, außerdem hat er ein Paar nagelneuer Socken angelegt, eigenhändig vor einer guten Woche bei Dressman erstanden.
Ein Zuhause. Wann war ich zuletzt in einem Zuhause? Vor einer ganzen Weile. Und dennoch: Wie vertraut das alles ist! Von dem engen Gang führt eine Tür ins Wohnzimmer, wo sich die Möbel aus den sechziger Jahren mit ihren Messingbeschlägen und Teakflächen befinden, alle sind auch noch versehen mit einem Überfluss an bestickten Kissen in allen Formen und Farben, und auf kleinen und großen Beistelltischen (auch die aus Teak mit Messingbeschlägen) sind kleine und große Fotografien aufgestellt, alle sind eingerahmt, was auch für die Fotografien an den Wänden gilt, kleine und große, die dort nach einem schwer zu begreifenden System hängen, das ja vielleicht gar nicht begriffen werden soll, das ganz ohne Sinn ist, und auf diesen Fotografien kann man Menschen sehen, die nebeneinanderstehen, sei es nun in der freien Natur oder in allerlei Wohnzimmern und Aufenthaltsräumen, nicht Fotos geknipst an Stränden oder im Hochgebirge, einige wenige stammen aus einem Studio, sie sind schwarzweiß und zeigen nackte Säuglinge auf Eisbärfellen aus Webpelz, oder längst verstorbene Personen mit Kinnbart und Hut vor einem Hintergrund aus handgemalter Natur. Mir gefiel es hier. Mein erster Gedanke, als ich Annelore Frimann-Clausens Zuhause betrat, war, dass es mir hier gefiel. In einer eigenen Abteilung des Raumes war das Esszimmer untergebracht, auch das aus Teak und mit Stuhlsitzen aus dunkelbraunem Kunstleder. Derzeit wenig benutzt, das entnahm ich dem geordneten Chaos, das hier herrschte, Stapel von Büchern und Zeitungen, Briefen und Karten. Am Fenster: Das Kontrollzentrum des Zimmers. Der große moderne Sessel vom Typ Stressless, und der Tisch mit Illustrierten und Zeitungen, Brille und Kugelschreiber. Von dieser natürlichen Kommandozentrale aus konnte sie ohne irgendwelche Einschränkungen sehen, was sich auf dem großen Flachbildschirm abspielte, oder – falls ihr Sinnen und Trachten zufällig andersgeartet sein sollten – ihren Blick hinaus in den Garten schweifen lassen, der sich gerade jetzt hinter der Fensterscheibe als schwarzes Viereck offenbarte.
Ich sagte: »Was für ein schönes Zuhause, Frau Frimann-Clausen!«
»Naja«, meinte sie, gewissermaßen gurrend aus einer fast perfekten Siebziger-Jahre-Küche, die sie sofort angepeilt hatte, »hier hätte schon längst renoviert werden müssen, aber Sie wissen ja, wie das ist …«
Und das wusste ich ja.
»Setzen Sie sich doch einfach, der Kaffee ist gleich fertig.«
Das tat ich also. Ich setzte mich, während ich vorgab, mich in den Anblick der verschiedenen Personen auf den vielen Fotografien zu vertiefen, ehe mein Blick an einem großen Gemälde rechts vom Fernsehapparat haften blieb, es stellte etwas dar, bei dem es sich um ein Mittsommerfest irgendwo in Westnorwegen handeln konnte, Tanz und Spaß und Spiel, und ein großes Feuer, das sozusagen an der Sommernacht leckte.
Ob ich denn wohl kunstinteressiert sei?
Sie kam mit einem Tablett mit einer Thermoskanne hereingefegt. Stellte Tassen und Untertassen und Zucker und Sahne auf den Tisch, so etwas nehme ich nicht, aber nun ging mir auf, dass ich es diesmal doch tun würde. Zucker und Sahne nehmen.
Jetzt war ich damit an der Reihe, naja zu sagen. Und ich fügte hinzu, wenn unter »kunstinteressiert« zu verstehen sei, sich auf nichtprofessionellem Niveau an Kunst zu erfreuen, dann könnte eine solche Charakteristik vielleicht einigermaßen auf mich zutreffen. Es mache mir große Freude, ab und zu eine Gemäldeausstellung zu besuchen.
»Ja, das hat mein Onkel Ole gemalt«, sagte sie und nickte in Richtung des funkensprühenden Feuers.
Sie zeigte darauf. »O Slettan.« In Rot. Unten in der rechten Ecke.
Wirklich? Hatte sie denn selbst auch etwas von … dieser Ader?
Nein, jetzt solle ich aber aufhören. Und ich könne doch wohl sehen, dass es sich nur um eine hoffnungslose Astrup-Kopie handelte.
Jetzt lachten wir zum ersten Mal zusammen, und in Gedanken bedankte ich mich bei Onkel Ole.
Der übrigens die Silbertanne ganz unten im Garten gepflanzt hatte. Frau Frimann-Clausen zeigte hinaus in die Dunkelheit. Worauf ich beifällig nickte.
Kurz gesagt, eine feine Eröffnung, gänzlich ohne irgendwelche Misstöne, wenn ich von den belegten Broten absehe, die nicht existierten, es gab stattdessen ein Stück Sandkuchen ohne Rosinen, aber ich tröstete mich damit, dass ich mir am Morgen Reiseproviant geschmiert hatte, zwei Brote mit Käse und eins mit Ei und Sardellen, sie befanden sich im Koffer, zusammen mit Schlafanzug und Pantoffeln und mit dem grünen Strickpullover.
Wir konnten uns sehr bald auf das Allermeiste einigen. Erstens: Gegenseitigen Respekt. Was in der Praxis bedeutete, »sich nicht gegenseitig die Bude einrennen«. Distanz wahren. Das kam mir wie gerufen. Ich erklärte ihr, die Fähigkeit, eine respektvolle Distanz zu meinen Mitmenschen zu wahren, sei etwas, das mir ganz einfach angeboren sei, eine Eigenschaft, die in meinen Genen liege. Wenn sie eins nun wirklich nicht zu befürchten habe, dann meine Einmischung in ihr Leben und ihre Zeit, ich wisse es ganz besonders zu schätzen, dass auch sie nicht allzu viel Zeit in meinem Leben verbringen würde, auch wenn mein erster Eindruck von ihr ja durch und durch positiv war, aber das behielt ich natürlich für mich. Stattdessen betonte ich, dass in meinem Leben die Tage und Nächte ganz einfach mit Arbeit mannigfacher Art gefüllt seien. Ich verfügte unter anderem über ein umfassendes Archiv, das große Ansprüche an mich stellte, und dabei war das Alleinsein nicht nur eine große Hilfe, sondern geradezu eine Voraussetzung dafür, dass mir diese Aufgabe gelang. Sie hörte mir mit ernster Miene zu, während sie mich mit ihren neugierigen Nagetieraugen beobachtete, und als sie rasch einwarf, dass sie um halb elf Uhr abends Ruhe im Haus haben wollte, wenn auch mit Ausnahme von »normalen Fernsehgeräuschen«, konnte ich scherzhaft erwidern, dass unten bei mir bereits morgens um halb elf Ruhe herrschen werde. Ich sei ein Mann der Ruhe, das werde sie bald genug erfahren, sie dürfe nur nicht glauben, ich liege da unten und sei tot, wenn sie zwei Tage lang nichts von mir hörte. Darüber musste ich lachen und sie ein Lächeln andeuten, ehe sie unsere Kaffeetassen ein weiteres Mal füllte. Dann sei da noch eine Kleinigkeit. Das Internet funktioniere derzeit nicht. Es werde jedoch innerhalb der nächsten Tage in Ordnung gebracht werden. Was mir eine hervorragende Gelegenheit zu einem Plädoyer für das Papierbuch gab. Wir hatten ganz einfach einen angenehmen Abend. Sie bestand darauf, dass ich sie von nun an, also von unserem allerersten Abend im selben Haus, Annelore nennen sollte. Und wer dieses Angebot gern annahm, das war ich, Elling.
Dann sei da noch die Sache mit dem Garten. Wie ich sicher bemerkt hätte, liege das Haus an einem Hang. Ich antwortete, das hätte ich bei meiner Ankunft gesehen. Hervorragend, meinte sie, um die kleine Hecke am Tor und um das Staudenbeet werde sie sich selbst kümmern, aber es sei doch ihr Wunsch, dass ich den unteren Teil des Gartens übernähme, also die Rasenfläche und die drei Johannisbeersträucher, die alten Apfelbäume könne ich dagegen vergessen, die trügen kaum noch, Rasenmäher und andere Gartengeräte könnte ich in der Sigurdsbude finden.
In der Sigurdsbude?
Wieder ging es zum Fenster, wo sie in die Dunkelheit hinauszeigte.
Und richtig. Ich erspähte für einen Moment ein budenhaftes Gebäude draußen im Garten. Ich hatte schon begriffen, dass dieser Abend einer von der Sorte war, an die ich mich noch oft erinnern würde, und zwar mit Freude und Wehmut gleichermaßen.
Aber die Sigurdsbude?
Und nun war sie diejenige, die von Wehmut erfüllt wurde. Nach nur wenigen Sekunden saß ich mit dem gerahmten Hochzeitsbild in den Händen da, das junge Paar, sie schaute aus strahlenden Augen zu ihm auf, er hatte einen etwas zerstreuten André-Bjerke-Blick, er schien hinter dem Rücken des Fotografen mystische blaue Gipfel zu erspähen. Gab es ein Leben nach dem Tod?
Diese Bude habe Sigurd gebaut, erklärte Annelore, für den Fall, dass ich das noch nicht begriffen hätte, und in diesem Glauben ließ ich sie mehr als gern. Auf einem anderen Foto, das sich auf demselben Beistelltisch befand, starrte er uns mit Kirkeby-Brille und einer geraden Pfeife, wie der Vater von Dennis sie hatte, geradewegs ins Gesicht.
»Ein flottes Mannsbild!«, ich fügte hinzu: »Ein flottes Paar!«
Ja, vielen Dank für dieses Kompliment, er sei ein lieber Mann gewesen, es war der Krebs, und das ganze Leben in derselben Anwaltskanzlei, ja, auch in derselben Loge, übrigens. Und dann gebe es noch etwas, worüber sie nicht so gern spreche, das sich aber nicht unter den Teppich kehren oder totschweigen lasse, und das sei die Kiefernhecke.
Wieder ging ich mit ihr ans Fenster, und abermals wurde in den dunklen Garten gezeigt. Nach einer Weile ging mir auf, dass besagte Kiefernhecke ein Teil der Dunkelheit war, die die Sigurdsbude jetzt teilweise versteckte, und mitten in der Kiefernhecke konnte ich auch das Licht von einem Fenster im Nachbarhaus ahnen, es sah aus wie ein trübes gelbes Auge im tiefen Schwarz.
Diese Hecke gehöre Meijer, mit ij, sie betonte das gewaltig, und der Odem von dreißig Jahren nachbarlichem Zwist schlug mir entgegen wie ein eiskalter Wind, aber dann teilte sie einfach mit, die Hecke dürfe unter gar keinen Umständen beschnitten oder berührt werden. Es war spielerisch leicht zu verstehen, dass ich nicht zur Teilnahme an ihrem Krieg eingeladen wurde, aber dass ich, als neuer Hausbewohner, doch über den Frontverlauf im Bilde sein müsste.
Jetzt wusste ich es also.
Sie hatte vor Gericht verloren. Zu Lebzeiten Sigurds wäre das niemals passiert, aber so war das Leben und so war der Tod. Karsten Meijer arbeitete im Außenministerium. Und den Rest könnte ich mir ja wohl denken.
Das Letzte, worauf wir uns einigten, ehe ich voller Optimismus und Tatendrang die Schlüssel zu den Räumlichkeiten entgegennahm, in denen sich mein neues Leben abspielen würde, war, dass ich an jedem letzten Sonntag des Monats bei ihr essen sollte. Bei dieser Mahlzeit würden wir in einem praktischen und angenehmen Rahmen Dinge zur Sprache bringen, die sich auf das Mietverhältnis und das tägliche Leben im Haus bezogen. Eine hervorragende Alternative dazu, »einander die Bude einzurennen«, da stimmten wir beide überein, und ich sah schon eine gute altmodische Mahlzeit vor mir, serviert auf weißen Porzellantellern mit Goldrand, Kalbsfrikassee, Hammelkohl, geräucherter Schellfisch, leicht gesalzener Kabeljau und Schweinerippe.
Der letzte Sonntag im Monat? Bis dahin waren es nur noch vierzehn Tage. Dann würde der September in den Oktober übergehen. Wir kamen überein, dass es eine ganz hervorragende Idee war.
Zitat: »Denn dann kannst du doch einfach die ganze Mängelliste mitbringen und wir können das gleich alles klären.«
Worauf wir mit wieherndem Lachen voneinander Abschied nahmen und ich in die Dunkelheit hinausglitt und mit ihr eins wurde.