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1970 bis 1980

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Die Siebzigerjahre umfassen die letzte Phase in Weizsäckers aktiver Berufstätigkeit. Wiederum fängt er etwas völlig Neues an und zieht mit seiner Frau Gundalena nach Starnberg bei München um. Zielstrebig hat er seit Jahren auf den Wechsel hingearbeitet. Gemessen an seiner inneren Verfassung, am aktuellen Entwicklungsstand seines Bewusstseins, ist dies ein konsequenter Schritt. Weizsäckers zentrales Anliegen ist von nun an die „Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt“. Wie wichtig ihm diese Thematik war, erkennt man schon daran, dass die Max-Planck-Gesellschaft das neue Institut auf ihn zugeschnitten gründet. Damit dieses „Institut für unbequeme Fragestellungen“, wie es später scherzhaft auch genannt wurde, überhaupt in Betrieb gehen kann, muss sich Weizsäcker erst gegen die Lobby der chemischen Industrie durchsetzen und zusichern, sich nicht mit Zukunftsprognosen zu beschäftigen. Als wissenschaftliches Ziel gibt er Konfliktanalysen an. Sich selbst muss er die Gefahr eingestehen, mit den hier bearbeiteten gesellschaftspolitischen Themen lediglich einen „engagierten Dilettantismus“ zu betreiben. Immerhin bringt ab März 1970 Jürgen Habermas als Co-Direktor seine soziologische Kompetenz mit ein.

Nebenher schreibt Weizsäcker eine Reihe von Büchern: 1971 erscheint „Die Einheit der Natur“, eines seiner Hauptwerke, 1975 „Fragen zur Weltpolitik“, 1976 „Wege in der Gefahr“. „Der Garten des Menschlichen“ (1977) enthält gewissermaßen einen Querschnitt seiner Erkenntnisse und Überzeugungen, auch seiner persönlichen Lebenserfahrung im Fortlauf der zeitgeschichtlichen Entwicklung.

Die systemkritische Haltung erreicht in dieser Dekade wohl den Gipfelpunkt. Weizsäcker setzt alle Kraft dafür ein, die Gesellschaft erneut daran zu erinnern, dass ein großer Bewusstseinswandel lebensnotwendig ist. Sein Denken hat sehr wohl auch praktische Relevanz, denn er zeigt die Fallstricke auf, die den notwendigen Wandel verzögern. Ein aktiver Politiker, der Amt und Partei verpflichtet ist, kann und will er aber nicht sein. Dafür sind seine Freiheitsliebe, seine tolerante Haltung und auch seine Zurückhaltung viel zu stark ausgeprägt. Als Philosoph weiß er zu genau, wie verfänglich alle Ideologien wirken, wie sie aufgrund innerer Widersprüche zu Gewalt und Verderben führen und Menschen unfrei machen. Weizsäcker ist und bleibt ein unabhängiger Denker, der gehört und respektiert wird.

Carl Friedrich von Weizsäcker

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