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1981-2007

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Weizsäckers „Ruhestand“ ist durch eine weiterhin hohe Arbeitsintensität und einen prall gefüllten Terminkalender geprägt. Zunächst scheint der religiöse Glaube ein vorherrschendes Thema zu sein, aber keineswegs in privater Zurückgezogenheit, sondern als konkreter Einsatz für den Weltfrieden. Weizsäcker schwingt sich noch einmal zu einer außerordentlichen geistigen und physischen Kraftanstrengung auf, indem er das Konzept für ein umfassendes „Christliches Friedenskonzil“ entwirft. Die Vorbereitungen dazu beginnen beim Evangelischen Kirchentag 1985 in Düsseldorf. Weizsäcker ist als Fachmann zur Veranstaltung eingeladen worden und hat den Text mit erstaunlicher Klarheit formuliert. Sein Grundgedanke war nicht nur ökumenischer Art, vielmehr waren alle geistigen Kräfte dazu aufgefordert, an einem Strang zu ziehen und sich wirkungsvoll für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Wieviel Mühe es letztlich kostete, auch in der Praxis Einigkeit zu erzielen und die organisatorischen Probleme zu lösen, sieht man daran, dass die „Weltversammlung der Christen“, so wurde das beabsichtigte Friedenskonzil nun genannt, erst 1990 in Seoul (Südkorea) stattfand.

Von 1990 bis 1992 erscheinen zahlreiche Bücher, die jedoch meist nur ältere Texte neu zusammenfassen. Gewissermaßen als Krönung seines naturwissenschaftlichen Forschens bringt Weizsäcker 1992 schließlich ein 1184 Seiten starkes Werk heraus, das sein Weltbild in noch größere Zusammenhänge stellt. Auf Basis der maßgeblich selbst entwickelten Theorie der Ur-Alternativen wird ein integraler philosophischer Entwurf präsentiert, wobei es gelingt, die gesamte objektive Welt und alle Bereiche des menschlichen Bewusstseins mit einzubeziehen. Der Titel des Werkes lautet „Zeit und Wissen“.

Eine sehr markante Zeitmarke des „Ruhestands“ ist Weizsäckers 85. Geburtstag im Jahr 1997. Er wird im würdigen Rahmen gefeiert. Bundespräsident Roman Herzog hält die Festrede. Darin lässt er wichtige Lebensstationen Revue passieren und kommt nicht umhin, seine „aufrichtige Bewunderung“ mit den Worten zu umschreiben: „Sie sind für mich … der Inbegriff des Universalgelehrten.“ Dies ist ein Lob, das angesichts des zu würdigenden Lebenslaufes keineswegs übertrieben klingt. Herzog betont außerdem Weizsäckers Status als Mitglied einer verantwortungsvollen Elite, die durch Wissen und Leistung hervortritt und sich die besondere Fähigkeit erworben hat, ein Vorbild für viele Menschen zu sein.

In den Neunzigerjahren setzt sich Weizsäcker vor allem für einen radikalen Pazifismus ein, äußert seine Einsichten weiterhin als Autor und gelegentlich noch als Redner. Seinen Lebensabend verbringt er zurückgezogen in Söcking, unweit des Starnberger Sees. Von schwerer Krankheit gezeichnet, ist er am 28. April 2007 verstorben.

Carl Friedrich von Weizsäcker strahlte eine ungewöhnlich starke geistige und moralische Autorität aus, bei aller persönlich gepflegten Bescheidenheit. Trotz ungewöhnlich weit gespannter Interessen waren seine Prioritäten im Leben recht klar definiert: An erster Stelle rangierte stets die Wissenschaft, und im Verbund mit ihr die philosophische Suche nach hilfreichen Erkenntnissen.

Carl Friedrich von Weizsäcker

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