Читать книгу Das Lied der Sklaven - Irena-Sara Meister - Страница 4
ОглавлениеSklave der Dunkelheit
Laut und voller Panik rief er ihren Namen. „Ana, Ana!“ Hallte es immer wieder durch den tiefen, dunklen Wald. Seine Stimme klang zittrig, hektisch schaute er sich ständig um. Er konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Viel zu groß war die Furcht. Würden die Typen sie hier finden, wäre alles vorbei. Die Finsternis hatte sich bereits beklemmend in den Wald gelegt und nahm ihm jegliche Sicht. Durch die dichten Bäume verlor er bereits nach wenigen Minuten die Orientierung.
Sein Herz pochte wie verrückt und noch immer konnte er sie weder sehen, noch hören. Leons Angst reichte tief bis in seine Gliedmaßen. Immer wieder blieb er dabei mit seinen Beinen im dichten Gestrüpp stecken. Unruhig und nervös rief er weiter ihren Namen. Doch die Dunkelheit hatte bereits alles mit einer tiefen Schwärze überzogen, dass es fast aussichtslos war, sie mitten in der Nacht wiederzufinden. Der Wald war so groß. Wo konnte sie nur sein?
Die Stille, die bedrückend im Wald lag, machte ihn zunehmend zu schaffen. Nur gelegentlich wurde die beklemmende Stille durch das Rauschen des Windes und das Rascheln der Baumwipfel unterbrochen. Das dumpfe Pochen seines Herzens drang immer wieder zu seinen Ohren und machte ihn zusätzlich nervös. Die ganze Zeit versuchte er, sie zu erspähen, und hatte dabei stets das Gefühl, das er selbst beobachtet wurde. Beinahe so, als wären Hunderte Augen auf ihn gerichtet.
Seine Besorgnis wurde von Minute zu Minute größer. Dabei galt seine Sorge vor allem Ana, die nun hilflos ohne ihn durch den Wald irrte. Sie durfte einfach nicht in deren Hände fallen.
Immer lauter schrie er nach ihr, obwohl er eigentlich genau das vermeiden wollte. Schließlich mussten die Typen auch in der Nähe sein. Er verstand erst jetzt, dass er sich mit der Mafia angelegt hatte. Sein eigenes Leben war ihm jedoch egal. Er hatte nur Angst um Ana. Hatte die sie bereits gefangen, vielleicht schon abgeknallt? Nein, nein ... das durfte nicht sein!
Dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als weiterhin ihren Namen zu rufen. Der Wald erstreckte sich über das ganze Gebiet, mit dem Handy hatte er keinen Empfang. Wen hätte er auch anrufen sollen. Die Polizei arbeitete für die örtliche Mafia und würde kaum helfen.
Die Sonne war bereits vor einigen Stunden untergegangen. Mit der Finsternis kam auch die Kälte, die sich spürbar über das gesamte Gebiet legte. Sein Puls raste so, als würde er gleich explodieren wollen. Immer wieder blieb er stehen, hielt seinen Atem an und versuchte, wie ein Fuchs dem kleinsten Geräusch zu lauschen. Das Blut schoss in seine Adern und der Herzschlag versetzte seinen Brustkorb in hektische Bewegungen. Die dichten Bäume und die Dunkelheit führten immer wieder zu beklemmenden Wahrnehmungstäuschungen, die ihn starr vor Angst machten.