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4.

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Dr. Wilhelm Grösserts Nerven wurden von Fuchs stark strapaziert. Anfangs war Fuchs durchaus freundlich und auch erleichtert gewesen, als er ein ihm bekanntes Gesicht sah. Als er aber verstand, dass Krohmer ihm einen Anwalt besorgt hatte, anstatt ihn unverzüglich hier rauszuholen, wurde er bockig. Er weigerte sich die Vertretungsvollmacht für Dr. Grössert zu unterzeichnen, da das seiner Meinung nach nicht notwendig war. Außerdem beantwortete er nur wenige Fragen, und wenn, dann nur widerwillig.

Dr. Grössert hatte irgendwann keine Lust mehr.

„Hören Sie mir gut zu, Dr. Fuchs. Sie atmen jetzt tief durch und kommen runter von Ihrem hohen Ross. Offensichtlich haben Sie immer noch nicht verstanden, was Ihnen vorgeworfen wird. Herr Krohmer hat mich geschickt, damit ich Ihnen helfe. Und Sie brauchen definitiv einen Anwalt, das dürfen Sie mir glauben.“

„Das ist doch lächerlich! Die beiden Zimmermanns sind Trottel und Querulanten, wie sie im Buche stehen. Ich wünschte beiden mehrfach die Pest an den Hals. Und das in aller Öffentlichkeit, damit jedem klar war, wie ich zu den beiden stehe. Und ich habe mich gewehrt. Aber nicht körperlich, sondern mit Anzeigen, die alle begründet waren. Niemals hätte ich die beiden auch nur angefasst, das ist nicht mein Stil. Ja, ich habe mich den Zimmermanns entgegengestellt, was mein gutes Recht war. Alle anderen Nachbarn haben vor denen gekuscht, aber ich nicht. Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich weder den Alten umgebracht, noch den anderen mit einer Axt verletzt habe. Wie kommt die Polizei nur darauf?“

„Weil alle Indizien dafürsprechen.“

„Welche Indizien sollen das sein? Raus mit der Sprache!“

Dr. Grössert stöhnte. Fuchs war einer der schwierigen Mandanten, das war klar.

„Ich habe mir die Unterlagen angesehen und ehrlich gesagt bin ich immer noch erschrocken darüber, was ich lesen musste.“

„Ach ja? Dann nennen Sie mir doch diese Indizien, von denen Sie gesprochen haben. Los! Ich warte!“

War Fuchs tatsächlich so ahnungslos, wie er tat? Dr. Grössert musste den Mann nun endlich mit der Wahrheit konfrontieren, damit der endlich begriff, worum es ging. Er legte ihm mehrere Fotos vor.

„Ihnen gehört diese Axt?“

„Ja, das habe ich diesem Wild gegenüber bereits zugegeben. Allerdings habe ich sie schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Sie lag in meinem Schuppen und staubte dort ein.“

„Die Axt wurde nicht im Schuppen gefunden. Sie wurde vergraben. Und es sind auch Ihre Fingerabdrücke drauf. Nicht viele, aber sie wurden nachgewiesen.“

„Logisch, die Axt gehört mir ja, schon vergessen? Und wer das Ding in meinem Garten vergraben hat, weiß ich nicht. Wenn ich aber denjenigen erwische, dann kann der was erleben! Wo kommen wir denn hin, wenn jeder in meinem Garten graben darf. Das ist schließlich mein Privatgrund und fällt unter den Tatbestand des Hausfriedensbruches!“

Dr. Grössert musste sich zusammenreißen, er durfte sich von dem Mann nicht aus der Ruhe bringen lassen.

„Josef Zimmermann lag tot auf Ihrer Terrasse, er wurde mit Ihrer Axt erschlagen.“

„Ja, auch das habe ich von Wild bereits erfahren. Ich habe keine Ahnung, wie Zimmermann dort hinkommt und wer ihn getötet hat. Die Polizei soll nach demjenigen suchen, der sich erdreistet, Menschen auf meinem Grund und Boden zu töten. Wie sieht meine Terrasse eigentlich aus? Die Blutflecke gehen doch nie wieder raus!“ Fuchs war genervt. All das wusste er bereits. Was sollte das? Hatte er nicht deutlich ausgesagt, dass er nichts damit zu tun hatte?

„Es ist erwiesen, dass Sie sich nicht mit Ihren Nachbarn verstanden haben…“

„Nur mit den Zimmermanns nicht, mit allen anderen verstehe ich mich sehr wohl.“

„Trotzdem gibt es eine Verbindung zwischen den Taten und Ihnen…“

„Kommen Sie mir jetzt nicht schon wieder mit dieser Axt, die kann mir jeder entwendet und im Garten vergraben haben. Sie wissen sehr gut, dass das alleine für eine Anklage nicht ausreicht. Holen Sie mich hier endlich raus!“

„Das würde ich sehr gerne, aber mir sind momentan die Hände gebunden. Es gibt ein Beweisstück, das Sie in Verbindung mit dem Mord und der Körperverletzung bringt und das in Ihrem Haus gefunden wurde.“ Dr. Grössert schob ein Foto über den Tisch. Fuchs besah es sich genau.

„Das ist mein Jackett“, sagte er. „Was sind das für Flecken? Das ist nagelneu. Was…?“

„Blut von Josef und Olaf Zimmermann.“

„Aber wie …?“ Fuchs starrte Dr. Grössert fragend an.

„Das ist die Frage. Wie kommt das Blut beider auf Ihr Jackett?“

Fuchs war kreidebleich geworden. Jetzt verstand er die Beweiskette, die nur ihn als Täter zuließ. Er selbst wäre zu keinem anderen Ergebnis gekommen.

„Ich schwöre Ihnen, dass ich nichts damit zu tun habe.“

„Deshalb bin ich hier.“

„Herr Krohmer hat Recht gehabt, ich brauche einen Anwalt.“ Endlich unterzeichnete Fuchs die Vollmacht, wodurch er nun offiziell einen Verteidiger hatte. „Danke, dass Sie hier sind, Dr. Grössert. Unternehmen Sie alles in Ihrer Macht stehende, um mich hier rauszuholen, ich bin mit allem einverstanden.“

„Das höre ich gerne, denn ich habe eine Idee, die teuer werden könnte.“

„Sofern Sie nur den Funken einer Chance darin sehen, machen Sie es. Geld spielt keine Rolle.“

Dr. Grössert war irritiert. Der sonst so zurückhaltende, kühle und mürrische Mann flehte ihn geradezu an. Er schien endlich begriffen zu haben, dass seine Lage aussichtslos war.

Der perfekte Sündenbock

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