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3.

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„Was haben wir?“, fragte Krohmer Fuchs, der endlich den Bericht fertig hatte. Es war 5.30 Uhr des 28. Novembers und allen war die Anstrengung der vergangenen Nacht anzusehen.

Fuchs holte weit aus und warf mit Fachbegriffen um sich. Er war stolz auf die Arbeit seiner Leute, die ohne eine Pause gearbeitet hatten. Trotzdem waren die anderen genervt von den langen Ausführungen.

„Wir haben es also mit einer selbstgebastelten Rohrbombe zu tun, die hinter der Bude platziert wurde. Konnten Teile davon sichergestellt werden, die auf den Täter schließen lassen?“

„Nein.“

„Braucht man Fachkenntnis für diese Bombe?“

„Nein. Anleitungen hierzu findet man zuhauf im Internet.“

„Das sollte verboten werden!“ Werner Grössert war außer sich. Er ärgerte sich schon lange über die frei zugänglichen Seiten des Internets, die mit gefährlichem Inhalt voll waren.

Krohmer und Schenk gingen nicht darauf ein. Auch ihnen waren diese Internetseiten ein Dorn im Auge. Aber wie sollten sie denen zu Leibe rücken? Die meisten Server befanden sich im Ausland und mit den dortigen Behörden zu arbeiten war ein Witz. Bis Anträge und Zuständigkeiten durch waren, befanden sich die betreffenden Seiten längst nicht mehr online, dafür wurden andere freigeschaltet. So segensreich das Internet auch war, so unheilbringend war es auch.

„Gab es Bekennerschreiben? Irgendwelche Hinweise auf ein bevorstehendes Attentat?“

„Nichts, rein Garnichts,“ sagte Schenk verzweifelt. Er hatte sich zusammen mit Krohmer die ganze Nacht damit beschäftigt. Sie befürchteten, irgendwas übersehen oder nicht ernst genommen zu haben und beide somit eine Mitschuld an dem ganzen Desaster zu haben. Aber das war nicht der Fall.

„Das kann doch nicht sein,“ schrie Hans verzweifelt. „Solche Bombenanschläge werden entweder angekündigt oder es bekennt sich jemand nach dem erfolgreichen Anschlag dazu. Irgendjemand muss doch die Verantwortung übernehmen.“

„Das ist nicht immer so Hans,“ sagte Leo, der großes Mitleid mit Hans hatte. „Denk doch an den Bombenanschlag 1980 während des Oktoberfestes in München. Bis heute weiß man nicht, wer tatsächlich dahintersteckt. Eine Sonderkommission hat die Ermittlungen erst kürzlich neu aufgenommen, weil damals nicht alle Spuren verfolgt wurden.“

„Stimmt, der Kollege Schwartz hat Recht! Wir müssen nochmals mit allen Zeugen sprechen. Mehr haben wir nicht.“

„Was ist nun mit dem Christkindlmarkt Altötting? Die Veranstalter und die Stadt selbst haben mehrfach angefragt, ob trotz allem der Christkindlmarkt weiterlaufen soll.“

„Spinnen die? Es sind drei Menschen getötet worden und viele wurden verletzt. Und die wollen einfach so tun, als wäre nichts passiert?“

„Seien Sie nicht ungerecht, Kollege Hiebler. Sollen wir uns dem Terror geschlagen geben? Sollen Spinner unser Leben so weit beeinflussen, dass wir uns nach denen richten? Ich für meinen Teil gebe grünes Licht, dass der Christkindlmarkt weiterlaufen soll. Warum auch nicht?“ Krohmer war kein Freund davon, sich von einzelnen Idioten einschränken zu lassen. Natürlich war das viel verlangt und kam bei vielen auch bestimmt nicht gut an. Es entbrannte eine heftige Diskussion darüber. Einige waren dafür, andere dagegen. Schlussendlich musste Schenk als zuständiger Polizeichef die Empfehlung an die Stadt Altötting und die Veranstalter übergeben. Wie die zuständigen Stellen letztendlich entschieden, war dann deren Problem.

„Ich stimme dem Kollegen Krohmer zu. Auch ich plädiere dafür, dass der Christkindlmarkt fortgeführt wird und werde das auch so weiterleiten. Allerdings unter der Auflage einer starken Polizeipräsenz und mit Einsatz von Sprengstoffspürhunden.“

Krohmer hob die Besprechung auf, bat aber noch um ein Gespräch unter vier Augen mit dem Kollegen Hans Hiebler.

„Ich habe erfahren, dass Ihre Freundin eines der Todesopfer ist. Mein aufrichtiges Beileid Herr Hiebler. Ich hoffe Sie verstehen, dass ich Sie nicht bei den Ermittlungen dabeihaben möchte. Sie sind befangen und ich fürchte, dass Sie dem was folgt nicht gewachsen sind. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus.“

„Das können Sie vergessen Chef. Klar schmerzt mich der Verlust meiner Freundin, keine Frage. Aber ich möchte denjenigen finden, der das zu verantworten hat. Sie können und dürfen mich nicht außen vorlassen. Das ertrage ich nicht! Und was soll ich zuhause machen? Rumsitzen und Trübsal blasen?“

„Ich verstehe Ihre Lage, aber mir sind die Hände gebunden. Wenn der Staatsanwalt davon erfährt, bekomme ich riesigen Ärger. Sie wissen genau, dass ich mit Eberwein auf Kriegsfuß stehe.“ Es war wirklich kein Geheimnis, dass sich Krohmer und Eberwein regelmäßig überwarfen, und viele amüsierten sich darüber. Es war nicht selten, dass sich die beiden auch privat über den Weg liefen und auch bei diesen Gelegenheiten hielten sie sich mit ihrer Antipathie nicht zurück.

Hans war verzweifelt. Er stand kurz davor, untätig zuhause sitzen zu müssen, während seine Kollegen den Wahnsinnigen suchten, der seine Rita auf dem Gewissen hat. Er musste den Chef umstimmen. Denk nach!

„Wir sind durch den Weggang von Viktoria nur noch zu dritt. Wenn ich jetzt auch noch gehe, sind Leo und Werner völlig aufgeschmissen. Diesen Anschlag zu zweit zu bearbeiten wäre der Wahnsinn!“ Krohmer begann zu überlegen und Hans setzte noch einen drauf. „Machen wir einen Deal: Bis Verstärkung kommt, bin ich dabei.“

„Einverstanden. Sie versprechen mir, dass Sie sich klaglos zurückziehen, wenn Verstärkung hier ist?“

Hans nickte und wusste genau, dass er sich sowieso nicht daran halten würde. Offiziell war er jedenfalls noch dabei, danach würde er weitersehen.

Das Barnabas-Evangelium

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