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2.

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„Die Liefermengen reichen nicht aus“, wiederholte Martin Mitterhuber. Der Vierundvierzigjährige war nur ein Mittler für seinen Chef, dessen Namen er nicht preisgeben wollte. „Lithium haben wir genug, aber uns fehlt Kobalt! Du musst mehr liefern!“

„Ich habe dich verstanden, kann aber trotzdem nicht mehr liefern. Ich würde gerne, kann aber nicht“, sagte Wolfgang Lastin genervt. Das Gespräch mit Mitterhuber zog sich mehr und mehr in die Länge. Der Mann drängelte, aber das änderte auch nichts daran, dass er nicht mehr liefern konnte, auch wenn sich der Geschäftspartner das noch so sehr wünschte. Verstanden die denn nicht, in welcher Lage er sich befand? „Hör zu, Martin: Kobalt wächst nicht auf Bäumen. Ich mache wirklich, was ich kann. Mehr geht nicht!“

„Dann lass dir etwas einfallen, um das zu ändern. Du musst mehr liefern! Zwei Hersteller haben den Kobaltbedarf für Batterien bereits auf fünfzehn Prozent reduziert.“

„Wenn die Regierung weiter an Elektroautos festhält und alle Bundesbürger darauf einschwört, werden beide Rohstoffe noch sehr lange gebraucht und hoch gehandelt werden.“ Wolfgang Lastin lehnte sich entspannt zurück. Dieser Trottel von Mitterhuber machte sich doch nur wichtig. Die illegalen Firmen im Kongo, die er vor drei Jahren gegründet hatte, liefen sehr gut. Er bezahlte Schmiergelder an den richtigen Stellen und war mit der Ausbeute sehr zufrieden. Offiziell handelte er mit Weihrauch und auch hier hatte er die entsprechenden Stellen geschmiert. Eigentlich lief alles super, aber das war Mitterhuber und seinem Geschäftspartner, der ihm immer noch unbekannt war, jetzt auf einmal nicht mehr genug. Wolfgang Lastin hatte alles versucht, die Mengen raufzuschrauben, aber das war ihm nicht gelungen. Wie sollte er das bewerkstelligen? Mehr Personal im Kongo brachte nicht wesentlich mehr Kobalt. Dafür brauchte es neue Stellen, an denen der seltene Rohstoff gewonnen werden konnte. Das, was Mitterhuber forderte, nahm Ausmaße an, vor denen er echt Respekt hatte. Drei Firmen waren genug für ihn, die mussten ausreichen. Wofür brauchten seine Geschäftspartner die höheren Abnahmemengen, die bis jetzt gereicht hatten?

„Mach gefälligst deine Hausaufgaben, Wolfgang! Du machst jede Menge Kohle mit dem Kobalt und solltest wissen, was auf dem Markt los ist. Es wird wegen der geplanten Elektroautos mit Hochdruck an Feststoffzellen gearbeitet, für die bei Weitem nicht mehr diese Mengen an Kobalt und Lithium gebraucht werden. Und wenn die Wasserstoffzelle soweit ist, wird beides nicht mehr gebraucht. Jetzt ist das große Geld mit beidem zu machen, das müssen wir ausnützen.“

„Ich weiß sehr gut, was auf dem Markt los ist, das kannst du mir glauben! Die Feststoffzellen sind noch nicht so weit. Und wenn, dann wird auch hierfür Kobalt und Lithium benötigt. Zwar nicht mehr in so großen Mengen, aber dafür werden wir von den Stückzahlen der Elektroautos profitieren. Und glaub mir, die Wasserstoffzelle ist noch lange nicht serienreif. Und wenn, dann werde ich die Freigabe zu verhindern wissen.“

„Du sprichst von dem kleinen Politiker im Bundesumweltamt, der auf deiner Gehaltsliste steht? Vergiss es! Einer allein kann die Zulassung nicht stoppen! JETZT ist der Markt für Kobalt und Lithium, nicht irgendwann.“

„Meine Kapazitäten sind voll ausgeschöpft“, versuchte sich Wolfgang Lastin zu rechtfertigen. Er hatte langsam genug und keine Lust mehr, sich von dem Typen weiter unter Druck setzen zu lassen.

„Kümmere dich darum, dass du die Liefermenge verdoppelst.“

„Verdoppeln? Davon war nie die Rede! Das schaffe ich nicht! So leicht, wie du dir das vorstellst, ist das nicht. Die kongolesischen Behörden achten mit Argusaugen auf den Kobaltabbau. Bis jetzt haben sie mich in Ruhe gelassen, was mich nicht wenig Geld gekostet hat. Ich befürchte, dass ich mir alle Sympathien verspiele, wenn ich jetzt verdopple. Die Behörden werden eh schon unruhig. Erst letzte Woche...“

„Bitte verschone mich mit deinem Gequatsche. Wie du das mit der Ware machst, ist mir völlig egal. Die Mengen, die du lieferst, sind zu wenig! Wir wollen mehr, und zwar so schnell wie möglich. Wenn du das nicht hinbekommst, müssen wir uns einen anderen Lieferanten suchen. Ich gebe dir Zeit, darüber nachzudenken. Es stimmt, dass du sehr gute Preise für sehr gute Ware anbietest, aber das machen andere auch. Überlege dir gut, ob du auf unsere Forderungen eingehen möchtest. Ich möchte spätestens in einer Stunde eine Antwort haben.“ Martin Mitterhuber stand auf. „Ein ziemlich versifftes Haus, dass du für unsere Geschäftsbesprechung ausgesucht hast. Warum Gars? Warum diese Bruchbude?“

„Das ist sicherer als in der Großstadt, wo uns jeder sehen kann.“ Wolfgang Lastin hatte das Kaufinteresse nur vorgeschoben. Er gab dem frustrierten Makler an, heute mit einem Architekten eine Runde durchs Haus drehen zu wollen. Dass Wolfgang nicht vorhatte, diese Bruchbude in dem verschlafenen Ort zu kaufen, ahnte der Makler nicht. Er wollte sich mit Mitterhuber auf neutralem Boden treffen und sich in Ruhe mit ihm unterhalten, was hier geradezu ideal war. Er traute Mitterhuber nicht. Spätestens seit ihrem vorletzten Treffen, als er dessen Waffe bemerkt hatte, war er sehr vorsichtig geworden. Nein, Mitterhuber war ein windiger Typ, dem er nicht über den Weg traute. Dass Wolfgang selbst eine Waffe trug, war für ihn völlig normal. Warum auch nicht? Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann und allein das brachte viele Neider auf den Plan. Aber Mitterhuber war kein Geschäftsmann, sondern nur ein popliger Mittler zwischen ihm und dem Abnehmer des Kobalts. Warum brauchte der eine Waffe?

„Diesen Treffpunkt hier in diesem Kaff finde ich total bescheuert. Wo ist die Toilette?“

„Direkt neben der Eingangstür.“

Wolfgang Lastin war sauer. Mitterhuber setzte ihn unter Druck. Wenn er dessen Drohung ernst nahm, stand er ohne seinen Abnehmer da und musste sich für das Kobalt einen neuen Kunden suchen. Wie sollte er das anstellen? Er konnte doch nicht einfach zu den Firmen gehen und seine illegale Ware anpreisen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Zeit zu gewinnen. Sobald er den Typen loshatte, musste er in den Kongo reisen und versuchen, neue Abbaumöglichkeiten zu suchen und weitere Firmen zu kaufen. Lastin war sauer, denn das wollte er eigentlich nicht. Mit seinen bisherigen Firmen hatte er bisher Glück gehabt. Alle ließen ihn in Ruhe, was er vor allem den Schmiergeldzahlungen zu verdanken hatte. Was würde passieren, wenn er das Geschäft jetzt verdoppeln musste? Das kostete ihn erneut eine Stange Geld, das er eigentlich nicht investieren wollte. Aber welche Wahl hatte er denn? Wenn er nicht auf Mitterhubers Forderungen einging, verlor er seinen einzigen Abnehmer und er stand mit Ware da, für die er keinen Kunden hatte. Je länger er darüber nachdachte, desto größer wurden seine Magenschmerzen. Er war durcheinander und musste in Ruhe überlegen, was er Mitterhuber antworten sollte.

Lastin trank sein Glas leer, stand auf und sah aus dem Fenster. Dann entdeckte er einen Wagen mit Münchner Kennzeichen, das hier nicht hingehörte. War das eine Frau hinter dem Steuer? Er zog die Gardinen zur Seite. Ja, das war sie! Diese lästige Person verfolgte ihn seit geraumer Zeit. Als würde der Druck von Seiten Mitterhubers nicht schon reichen, bekam er den auch noch von seinem Schatten, von dem er nicht wusste, um wen es sich dabei handelte. Es war Zeit, wenigstens eines seiner Probleme aus der Welt zu schaffen!

Zu viel riskiert

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