Читать книгу Flucht in die Hoffnungslosigkeit - Iris Schneider - Страница 10
KAPITEL 8 Der Mann ist das Problem…
ОглавлениеWochenlang hatte ich mir Gedanken gemacht, ob deutsche Männer bei deutschen Frauen vielleicht nicht mehr auf Platz Eins stehen und Zielstrebige Tunesier eben besser punkten.
In Tunesien gilt eben das Motto „ Das bisschen Haushalt, sagt mein Mann“
Während dem Deutschen Männlichen Geschlecht schon früh ein Haushalts-Motto samt System mit integriert worden ist. Sozusagen, in die Wiege mit hineingelegt worden ist. Immerhin zum Wohl der Deutschen Frauen, die dann in aller Ruhe, sich den anstrengenden Einkaufs-Welten widmen dürfen.
Was hat er, was ich nicht habe, dachte ich immer mehr. Gebe ich auch zu, dass ich daran gedacht habe. Mehrmalig öffnete ich abstruse Internetseiten, um vergleichsweise sämtliche Unmoralitäten bei mir ausschalten zu können, ehe ich an mir selbst verzweifelte.
Ich zählte wiederholt alle Kosenamen samt anhängigen Nebensätzen auf, die ich von Toni in der Zeit unseres Zusammenlebens bis dato erhalten hatte.
Du stinkst wie ein Aschenbecher! Daran könnte ich arbeiten.
Warum hast du die Wäsche noch nicht aufgehängt. Könnte ich…, nö, sehe ich gar nicht mehr ein.
Du schnarchst wie ein Walross in der Nacht. Das tat allerdings sehr weh.
Das kannst du nicht verstehen, davon hast du keine Ahnung…als Deutscher. Da haben wir es wieder. Deutsch sein ist eben nicht alles.
Also liegt es nicht nur allein an meiner Deutschen Männlichkeit. Dabei hatte ich ihr oft genug gesagt, dass ich väterlicherseits, französischer Abstammung bin.
Hat auch nix genutzt. Obwohl mal vor meinem Nachnahmen ein „Von“ gestanden hat. So schnell kann Blaues Blut also wieder verblassen. Nur weil grausame Franzosen während der damaligen, Französischen Revolution, einfach ein kostbares „Von“ aberkannt hatten. Mein Vater allerdings sagte, dass er dieses in sehr jungen Jahren sinnlos und ohne nachzudenken verzockt hatte. Wie auch immer. Verarmter Adel.
Plötzlich stand vor meinem geistigen Auge eine wichtige Sache, die ich beinahe vergessen hatte. URLAUB! Ein Urlaub zu dritt. Das war‘s.
Den hatten wir wahrhaftig noch nicht gehabt.
Das ist eigentlich das Wichtigste in einer Familie. Damit sie auch mal etwas anderes sehen, als Zimmerluft, Marktplätze, und ebenfalls schwere Einkäufe und Besorgungen für Arabische Schwieger-Mütter zu tätigen. Alle paar Wochen nur die gleiche trockene Italia und Tunesia–Luft, mit Höhlenerlebnissen pur. Wie entsetzlich für die Beiden.
Ich musste langsam aber sicher meiner Familie endlich etwas anderes bieten. Mir wird etwas einfallen. Weg mit dem Theatralischen Getue. Endlich mal wieder zu etwas wildendschlossen sein.
Nachdem die beiden wieder zuhause waren, schien eine sichtliche Veränderung eingetreten zu sein.
Toni war etwas stiller geworden und Elena intelligenter.
„Ich habe mir gedacht“, sagte ich mit einem großzügigen Anlauf. „Wir drei werden mal verreisen!“
Vier Augen starrten mich verblüfft an.
„Schon wieder? Wir sind doch gerade erst hier angekommen.“
Nein…, ich resigniere nicht! Auf keinen Fall.
„Es muss ja nicht sofort sein, aber in der nächstliegenden Zeit. Es wäre für Elena auch vorschulisch äußerst interessant, Ausstellungen und andere Sehenswürdigkeiten und vor allen Dingen die Kultur, ihrer Deutschen Heimat kennenzulernen“, begründete ich voller Überzeugung
Nach meinen klarartikulierten Sätzen, rannte Elena zu ihrem noch nicht ausgepackten, Mini-Reisekoffer und zog nach mehrmaligem Herumwühlen ein Heft und ein Buch heraus.
„Hier, das habe ich schon in der Vorschule in Tunesien geschrieben.“
Ich war entsetzt. Ich sah tatsächlich arabische Buchstaben und Kamel-Zeichnungen. Es waren sogar geschriebene Worte zu erkennen.
Das arme Kind. Helft ihm.
„Ich kann sogar schon meinen Namen und Guten Morgen schreiben. Guck mal hier in mein Heft rein“
Ich war zutiefst erschüttert. Denn ich konnte wieder mal etwas nicht deuten. Noch nicht mal, eine banale, arabische Kinderhandschrift. -Sabah el kher-, las ich. Die dazugehörigen Wortbilder.
konnte ich ebenfalls nicht entziffern.
Ich sagte ebenfalls kleinlaut, Guten Morgen…, aber auf Deutsch. Wie entsetzlich.
Nach langer Zeit grinste Toni über ihr ganzes Gesicht.
„Da staunst du was?“
„Allerdings. Meine Urlaubspläne verlegte ich auf einen günstigeren Zeitpunkt.