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KAPITEL 6 Geringe Einsicht

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Frühjahr 2006

Endlich hatte Toni vor, in Deutschland zu bleiben.

Endlich waren wir wieder eine kleine Familie. Und endlich erwiderte sie mir ihre Liebe und wir machten weitreichende Pläne. Elena ging täglich in den Kindergarten und kam fröhlich wieder nachhause. Sie erzählte, plapperte über die bunten Wunder im Kinderhort und über ihre aufregenden Diskussionen, die sie mit anderen Kindern geführt hatte. Von einer regen Unterhaltung, zwischen Elena und ihrer Freundin, erzählte mir die Kindergärtnerin, direkt als ich sie abholte.

Ich habe aber mehr als du“, sagte die Freundin.

Ich habe aber mehr als du“, konterte Elena.

Wieso denn?“.

Ja, ich habe aber zwei Papas. Einen in Tunesien und einen hier in Deutschland. Du aber nicht!“

Echt? Aber das geht doch gar nicht.“

Doch, geht aber doch“, antwortete Elena stolz.

Als ich das hörte, war ich auch sehr stolz. Irgendwie aber auch glücklich.

In den darauffolgenden Wochen ertappte ich Toni immer wieder, wie sie sich mit ihrem Noch-Ehemann wiederholt telefonisch, zankend duellierte.

Immer öfter brach Toni nervlich angeschlagen, weinend zusammen und wusste nicht mehr ein und aus.

Es war für uns alle eine grausame Zeit, die fast schon einem seelischen Martyrium glich. Wie konnte ein Mann nur so viel Macht über eine Frau haben? Sogar über solch eine Entfernung hinweg. Trotz alledem, schaffte ich es, mit großer Geduld, die Wogen bei Toni abermals zu glätten.

Gemeinsam strapazierten wir in den darauffolgenden Tagen unsere Gehirne, nach Möglichkeiten zu suchen, um einer eventuellen Therapie, für seelisch und nervlich geschädigte Frauen, mit zwanghafter Reisesucht, zuzustimmen.

Ebenso wäre es eine Gelegenheit für Toni, anschließend gestärkt ihr vernachlässigtes Eurythmie-Studium zu Ende zu bringen.

Nach kurzem Forschen im Internet, fanden wir endlich einen Therapieplatz.

Toni meldete sich in einer Tagesklinik an.

Sie tat endlich etwas. Zwar redete sie nicht viel darüber, aber ich ahnte, dass sie wusste, wie ausgepowert sie war und das diese Behandlung sich zum Positiven bei ihr auswirken würde. Ich hoffte nur, dass sie das alles durchhielt. In den nächsten Tagen achtete ich ganz besonders auf Elena und wir hatten eine wunderschöne, gemeinsame Zeit miteinander. Nach einigen Wochen ging es Toni besser. Sie wirkte ruhiger und ausgeglichener. Eher verliebt. Endlich hatte ich sie und eine gesunde Hoffnung wieder.

Dergleichen startete sie zu einem Ausbildungs-Platz, ihres wieder aufzunehmenden Studiums. Wir fuhren zu einem Vorgespräch dort hin. Zwei Stunden wartete ich draußen auf sie. Dann kam sie endlich. Als sie ins Auto stieg, sah sie unzufrieden aus.

„Ich müsste dreimal in der Woche dort hin. Es ist auch eine Tages-Schule. Allerdings könnte ich dann dort auch schlafen.“

„Wo liegt das Problem?

„Willst du mich loswerden?“

„Nö, aber ich bin doch für Elena da, wenn du das meinst“, versicherte ich eindringlich.

Toni entschied sich dagegen. Warum auch immer. Sie fühlte sich nervlich dazu nicht in der Lage.

Nach eingehenden Gesprächen kamen wir überein, dass sie erst einmal etwas für sich selbst tun wolle. Für Geist und Seele. Für Ausgeglichenheit und innerer Ruhe.

Vielleicht war ja dieses Mal auch etwas für mich dabei.


Flucht in die Hoffnungslosigkeit

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