Читать книгу Am anderen Ende der Welt - Isabel Lüdi-Roth - Страница 8
ОглавлениеKapitel 1 : Neu(see)land
Die Warteschlange vor der Zollkontrolle schien kein Ende zu nehmen. Ben schaute zum wiederholten Mal auf die große Uhr an der Wand, doch die Zeiger schienen stillzustehen. Vier Uhr nachmittags. Es waren weit über 24 Stunden vergangen, seit er die Schweiz in Richtung Neuseeland verlassen hatte. Er war müde und erschöpft. Er hatte auf den zwei Flügen kaum geschlafen, in seinem Kopf tickte noch die Schweizer Zeit, für ihn war es also nun vier Uhr morgens.
Die neuseeländischen Zöllner nahmen ihren Job ernst, sie hatten es regelrecht auf die Einreisenden aus Übersee abgesehen. Hunde beschnupperten jedes Gepäckstück auf der Suche nach Fleisch, Obst und anderen «gefährlichen» Dingen.
Ben schüttelte den Kopf und setzte sich genervt auf seine dicke Reisetasche. Darin befanden sich alle Habseligkeiten, die er für die nächsten Monate brauchen würde. Er wusste noch nicht einmal, wo er die erste Nacht am anderen Ende der Welt verbringen würde. Seine Reise glich schon fast einer Flucht. Er hatte genug von seiner kleinkarierten Familie, vor allem von seinem strengen Vater, der unbedingt wollte, dass er endlich studierte. Er selbst hatte ganz andere Pläne für sein Leben.
Nicht dass er einem Studium grundsätzlich abgeneigt war, aber auf jeden Fall kam es für ihn im Moment nicht in Frage. Er liebte körperliche Arbeit, Abenteuer und die Natur. Deshalb hatte er die letzten eineinhalb Jahre nach der Matura in einer Zimmerei mitgearbeitet, was ihm viel Spaß gemacht hatte. Natürlich zum Missfallen seines Vaters.
Um seinem Elternhaus so weit wie möglich zu entkommen, hatte er sich kurzerhand entschieden, nach Neuseeland abzuhauen. Er hatte im Sinn, etwas herumzureisen und sich einen Job zu suchen,
zum Beispiel auf einer Farm, die es in Neuseeland zur Genüge gab. Er hatte sich ein Visitor Visa erworben, das neun Monate gültig war. Während dieser Zeit, so hatte er sich erkundigt, könnte er auch einen Statuswechsel vornehmen. Wer eine Arbeitsstelle gefunden hatte oder ein Studium begann, konnte vor Ort bei der nächsten Zweigstelle von Immigration New Zealand ein Studentenoder Arbeitsvisum beantragen.
Endlich war er an der Reihe. Zwei Hunde stürzten sich auf sein Gepäck und ein bullig aussehender Angestellter fummelte doch tatsächlich den Dreck aus dem Profil seiner Trekkingschuhe, die Ben vorher aus den Tiefen seiner Tasche hatte hervorkramen müssen.
Neuseeland als isolierter Inselstaat versuchte vehement zu verhindern, dass Schädlinge oder Krankheiten aus anderen Ökosystemen eingeschleppt – oder dass fremde Samen aus Bens mit Erde gefüllten Schuhrillen eingeführt wurden. Er hatte vergessen, sie vor dem Flug noch zu putzen, ein Versäumnis, das unangenehme Konsequenzen haben könnte. Deshalb atmete er nach beendeter Kontrolle erleichtert aus. Weder Hund noch Mensch hatten etwas Verbotenes bei ihm nachweisen können.
Er bahnte sich zügig einen Weg aus dem Flughafengebäude. Draußen herrschten schönster Sonnenschein und angenehme 25 Grad, es war Ende Januar und hier in Auckland war es gerade Sommer – herrlich!
Es gelang Ben schnell, eine Backpacker-Herberge in der Nähe zu finden, wo er sich müde, aber sehr erleichtert in seinen Kleidern aufs Bett warf und augenblicklich in einen tiefen Schlaf fiel.
Als er erwachte, war es draußen stockdunkel. Er musste sich einige Stunden gedulden, bis der Aucklander Morgen begann und er einen Gebrauchtwagenhändler aufsuchen konnte. Er wollte sich ein günstiges Auto kaufen, um damit Neuseeland zu erkunden. Tatsächlich wurde er schnell fündig, und die Abwicklung des Geschäfts lief, verglichen mit Schweizer Verhältnissen, sehr unkompliziert ab. Nun war es sein nächstes Ziel, die Metropole möglichst schnell hinter sich zu lassen. Er mochte Großstädte nicht und sehnte sich nach der zum Teil noch fast unberührten wilden Natur Neuseelands, von der er gelesen hatte.
Er besaß mit seinen 20 Jahren erst seit einigen Monaten den Führerschein, den hatte er sich mit seinem Lohn von der Zimmerei geleistet. Er war es überhaupt nicht gewohnt, in einer Großstadt zu fahren, und schon gar nicht auf der linken Straßenseite auf mehrspurigen Autobahnen. Er war sehr erleichtert, als er dieses erste Abenteuer geschafft hatte.
Bei der nächstbesten Gelegenheit fuhr er außerhalb der Stadt an den Straßenrand und stieg aus seinem ersten eigenen Auto. Überwältigt ließ er seinen Blick über die grasbewachsenen Hügel und den Sandstrand schweifen, der hier vulkanig schwarz war. Beachtlich große Wellen ergossen sich in regelmäßigen Abständen tosend über den grobkörnigen Sand. Wilde Schönheit!
Ben schloss die Augen und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht und den Wind, der ihm einen herrlich fremden Geruch von Meer und Abenteuer entgegenblies. Dann ließ er sich wieder in den Autositz fallen und studierte seinen Reiseführer, um herauszufinden, wo er ungefähr hinfahren wollte. Er entschied sich, zuerst einmal ganz in den Norden der Nordinsel zu reisen.
Neuseeland bestand aus zwei Hauptinseln und mehreren kleineren Inseln. Das Klima in Neuseeland zerfiel in zwei Zonen. Der Norden der Nordinsel lag in den Subtropen. Hier herrschten milde Winter und relativ warme Sommer. Der Südteil der Nordinsel sowie die gesamte Südinsel befanden sich in der gemäßigten Klimazone, wobei die Temperaturen nach Süden hin immer weiter abnahmen.
Ben wusste noch nicht, wo er die nächste Nacht verbringen wollte. Er fuhr aufs Geratewohl nordwärts und staunte über die üppige Natur. Er ging die Reise gemütlich an und gönnte sich immer wieder Stopps an Orten, die ihm gefielen.
Nach knapp dreistündiger Fahrt entschied er sich, dass er als Nächstes einen Strand ansteuern wollte, der im Reiseführer unter dem Titel Tips from locals empfohlen wurde. Anschließend würde er sich langsam eine Unterkunft suchen müssen. Er war müde vom Fahren in diesem völlig fremden Land mit Linksverkehr, auch der Jetlag machte ihm mehr zu schaffen, als er gedacht hatte.
Vom Parkplatz aus musste man laut Reiseführer eine gute halbe Stunde über Steine und Felsen klettern, weshalb der Strand meist menschenleer war. Genau das wünschte sich Ben jetzt – einen unberührten, einsamen Strand. Er fand den Parkplatz sofort und war froh, dass kein anderes Auto dort parkte. So gehörte ihm der Strand für heute hoffentlich alleine.
In der Schweiz war Ben oft in den Bergen unterwegs gewesen, er liebte das Klettern und Wandern, am liebsten abseits der Wege. Nun schlüpfte er gespannt in seine Trekkingschuhe und machte sich auf den Weg.
Unerwarteterweise kam er jedoch bald ins Schwitzen. Er spürte deutlich, dass sein Körper die lange Reise, den Schlafmangel und die Zeitumstellung noch nicht ganz verarbeitet hatte. Zudem war er vom Schweizer Winter in den Neuseeländer Sommer gereist, der Temperaturunterschied war gewaltig. Erst vor wenigen Tagen war er bei Minustemperaturen auf einer Skitour mit Freunden unterwegs gewesen. Nun kletterte er bei 25 Grad über neuseeländische Felsen. Es ärgerte ihn, dass sein Körper sich dagegen zu wehren schien. Er war doch keine Memme, es konnte einfach nicht sein, dass er nach ein paar Felsblöcken schlappmachte! Er biss sich auf die Lippen und riss sich zusammen, als müsste er einen Wettlauf gewinnen.
Nach etwa 20 Minuten war er ziemlich außer Atem und stolperte einige Male. Doch anstatt sich kurz auszuruhen, trieb er sich selbst noch heftiger an. Plötzlich rutschte er auf einer sandbedeckten Felsplatte aus. Er versuchte sich noch abzufangen, fand jedoch keinen Halt und knallte hart mit dem Hinterkopf auf einen vorstehenden Stein. Er fühlte einen dumpfen Schmerz, bevor er für kurze Zeit das Bewusstsein verlor.
Stella war den ganzen Tag von morgens früh an alleine für die vier Kinder ihrer Tante Julia zuständig gewesen. Die zwei Mädchen, die neunjährige Leah sowie die siebenjährige Chloe, und die Jungen Liam, drei, und Josh, ein Jahr alt, hatten sie ziemlich auf Trab gehalten.
Julia war mit ihrem Mann Phil auf einem Handwerkermarkt, wo sie Julias selbst hergestellte Deko-Objekte verkauften.
Stella hatte mit den Kindern gespielt, für sie gekocht, Windeln gewechselt und Tränen getrocknet.
Sie war nun einen Monat hier im Norden Neuseelands, ein Stück außerhalb des Dörfchens Paihia. Hier lebte ihre Schweizer Tante, die jüngste Schwester ihrer Mutter, seit ein paar Jahren mit ihrem neuseeländischen Mann Phil. Stella war hergekommen, um ihre Tante und ihre Familie zu unterstützen und um ihr Englisch zu verbessern. Phil war Englischlehrer und konnte ihr ganz nach ihren Bedürfnissen Privatunterricht geben. Julia, ihrerseits war froh über die professionelle Kinderbetreuung. Stella hatte ihre Ausbildung als Kinderbetreuerin in einer Kindertagesstätte vor einem halben Jahr abgeschlossen und kümmerte sich mit viel Liebe um ihre Cousins und Cousinen.
Es hatte sie einigen Mut gekostet, alleine die lange Reise in das ihr völlig unbekannte Land am anderen Ende der Welt zu wagen. Zum Glück waren da ihre Tante Julia und die ganze Familie Harris, die sie herzlich willkommen geheißen und ihr das Einleben erleichtert hatten.
Stella hatte einige schwierige Erfahrungen an ihrer ersten Arbeitsstelle hinter sich. Sie war deshalb froh, das alles weit hinter sich zu lassen. Aber sie vermisste ihre Familie in der Schweiz sehr. Sie hatte eine sehr gute Beziehung zu ihren Eltern und ihren vier jüngeren Schwestern. Speziell zu ihrem Vater hatte sie schon als kleines Mädchen eine ganz besondere und enge Verbindung gehabt. In ihrer Großfamilie waren immer alle für einander da gewesen.
Nun war sie mit ihren 19 Jahren so etwas wie eine zweite Mutter für Leah, Chloe, Liam und Josh geworden. Die Kinder liebten Stella und Stella liebte sie.
Als Julia nach einem erfolgreichen Verkaufstag gegen vier Uhr vom Markt zurückkam, fand sie, dass ihre Nichte ein bisschen Ruhe verdient hätte. «Etwa zehn Autominuten von hier gibt es einen Weg zu einem wunderschönen Strand, den du noch nicht kennst. Ich kann dich zum Parkplatz fahren, von da aus erreichst du den Strand in etwa einer halben Stunde. Es ist eine kleine Kletterpartie, aber dafür wirst du reich belohnt mit einem traumhaften Strand und türkisfarbenem Meer.»
Der Vorschlag ihrer Tante war ganz in Stellas Sinn. Da Stella noch nicht Auto fahren konnte, chauffierte sie ihre Tante bis zum Parkplatz, wo bereits ein altes Auto stand.
«Schade, da bin ich wohl doch nicht ganz alleine», stellte Stella ein wenig enttäuscht fest. Trotzdem machte sie sich auf den Weg über die Felsen.
Sie hatte mit Julia vereinbart, dass sie sich per Smartphone melden würde, wenn sie abgeholt werden wollte. Stella hatte es bisher nicht für nötig gehalten, ihren geringen Lohn für Fahrstunden auszugeben. Die öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz waren ja ziemlich gut ausgebaut. Doch hier in Neuseeland war es anders. Hier war man auf ein Auto angewiesen, wenn man innerhalb einer gewissen Zeit an einem bestimmten Ort sein wollte.
Stella kletterte über die Steine und Felsen und staunte einmal mehr über die üppige Vegetation am Wegrand. Nach einer Weile erblickte sie von Weitem eine Person, die ebenfalls auf dem Weg zum versteckten Strand zu sein schien. Dieser Person gehörte das alte Auto auf dem Parkplatz, vermutete Stella. Plötzlich verschwand der Mann oder die Frau, Stella konnte es aus der Ferne nicht erkennen, hinter einem großen Felsen. Als sie ihn kurze Zeit später erreicht hatte und darüber geklettert war, erschrak sie sehr: Sie sah einen jungen Mann, der reglos am Boden lag.
Mit schlotternden Knien rannte sie zu ihm, berührte ihn am Arm und sprach ihn in ihrem besten Englisch an. Tatsächlich reagierte der junge Mann, öffnete die Augen und hielt sich die Hand stöhnend an den Hinterkopf. Er hatte eine Platzwunde.
«Geht es dir gut? Du hast eine Wunde am Kopf, es blutet ziemlich stark!»
Ben lächelte trotz seiner Verletzung und antwortete auf Schweizerdeutsch: «Ich glaube es nicht! Ich bin kaum einen Tag in Neuseeland und schon treffe ich eine Schweizerin. Aber die Art des Kennenlernens ist mir etwas peinlich!»
Stella war verdattert. War ihr Englisch so mies, dass man bereits nach einem Satz hörte, woher sie kam? «Ähm, du kommst also auch aus der Schweiz», stotterte Stella. So viel war nun wohl klar. «Ich muss wohl mein Englisch noch etwas verbessern.»
Ben hatte überhaupt nicht im Sinn gehabt, das Mädchen irgendwie zu beleidigen. «Nein, nein, dein Englisch ist super, aber ich konnte einen sympathischen helvetischen Akzent heraushören.»
Stella musste lachen. «Und du sprichst perfekt Englisch?»
«Perfekt? Nein! Aber ich war während meiner Zeit am Gymnasium zu einem halbjährigen Austauschaufenthalt in England. Mein Englisch ist deshalb very, very british, ich hoffe, ich falle hier nicht allzu sehr damit auf.»
Stella musste lachen. Der Junge war ihr sympathisch. Er schien witzig zu sein und er sah ziemlich gut aus. Er hatte mandelförmige dunkelbraune Augen, stark ausgeprägte dunkle Augenbrauen und sein lockiges, wildes Haar hatte genau dieselbe Farbe. Er schien eine Weile nicht mehr beim Frisör gewesen zu sein, doch das etwas längere Haar stand ihm gut. Er war nicht besonders groß, aber muskulös.
Stella wollte ihn eigentlich nicht anstarren und fragte schnell:
«Kann ich dir irgendwie aus deiner misslichen Situation helfen?» Ben verdrehte die Augen. «Höre ich da einen sarkastischen Unterton heraus? Eigentlich müsste es umgekehrt sein: Prinz rettet Prinzessin, oder?»
Stella lachte: «Ja, lieber Prinz, die Zeiten scheinen sich geändert zu haben!»
Ben versuchte sich aufzurappeln. Sein Kopf schmerzte ziemlich, doch er wollte sich möglichst nichts anmerken lassen.
Stella öffnete ihren Rucksack. Zum Glück hatte sie darin noch etwas Verbandsmaterial, weil sie es für die Kinder ihrer Tante schon öfter gebraucht hatte. «Ich werde dich erst einmal verarzten. Meinst du, du schaffst es danach zurück zum Parkplatz?» Sie begann die Wunde zu säubern.
Ben spielte den Helden und ließ sich nicht anmerken, wie sehr es brannte. «Zum Glück sind meine Füße noch in Ordnung, den Kopf brauche ich ja nicht zum Gehen», scherzte er.
Stella lächelte. Sie legte Ben so gut es ging einen Verband an, das war gar nicht so einfach mit den lockigen Haaren.
Ben versuchte inzwischen, sich das fremde Mädchen, das sich an seinem Kopf zu schaffen machte, etwas genauer anzusehen. Ihr dunkelblondes, leicht gewelltes Haar reichte ihr bis auf den Rücken und glänzte im Sonnenlicht. Sie hatte ein hübsches ovales Gesicht mit einer süßen Stupsnase und stahlblaue Augen. Sie gefiel ihm sehr gut. «Wie heißt du eigentlich, Krankenschwester?»
Sie hielt einen Moment inne und wandte sich ihm zu. «Stella und du?»
«Ich bin Ben.»
Stella schaute ihn erstaunt an: «Ben? Das klingt irgendwie nicht schweizerisch.»
Ben erwiderte: «Eigentlich heiße ich Benjamin.» Er winkte verächtlich mit der Hand ab. «Aber ich hasse diesen Namen, sag ja nie Benjamin zu mir, okay?»
Stella grinste. «Alles klar, Ben, kann ich irgendwie verstehen!»
Der Verband hielt nun einigermaßen und Ben versuchte aufzustehen. Sein Schädel hämmerte, aber er wollte vor Stella nicht als Schwächling dastehen. Er schaffte es, sich aufzurichten und trotz des Schwindels, der ihn überkam, einige Schritte zu machen.
Stella hatte ihr Smartphone aus dem Rucksack geklaubt. «Ich kann meine Tante anrufen, dann kommt sie uns holen. Du solltest heute wohl nicht mehr selber Auto fahren. Wo musst du überhaupt hin?»
«Wenn ich das wüsste», antwortete Ben. Er erzählte ihr kurz, dass er noch keine konkreten Pläne hatte.
Stella überlegte einen Moment. Sollte sie ihn auf den Campingplatz von Julia und ihrem Mann Phil einladen? Phil hatte ein riesiges Grundstück am Meer geerbt, auf dem unter anderem das Haus stand, in dem sie wohnten. Sie waren mit verschiedenen Projekten beschäftigt, die sie auf dem Landstück umsetzen wollten. Das eine war ein Campingplatz. Eine Cabin, ein kleines, gemütliches Holzhäuschen, war bereits fertiggestellt. Die Idee, einen fremden Jungen einzuladen, kam ihr jedoch etwas gewagt vor, sie kannte Ben ja überhaupt nicht.
Sie rief Julia an, die versprach, so schnell wie möglich zu kommen.
«Ben, meine Tante Julia will sich gleich deine Wunde ansehen, sie ist nämlich wirklich Krankenschwester. Sie hat auch gesagt, dass du auf keinen Fall auf die Idee kommen sollst, dich heute noch hinters Steuer zu setzen.»
Ben nickte brav. Langsam und vorsichtig machten sie sich auf den Rückweg zum Parkplatz. Bens Kopf dröhnte beim Gehen im Takt seines Pulses.
Beim Parkplatz mussten sie nicht lange auf Julia warten. Ihr Auto kurvte zügig auf den Kiesplatz und sie stieg freundlich lächelnd aus.
Sofort ging sie auf Ben zu und fragte: «Du bist also Ben? Und du bist Schweizer?»
Er nickte.
«Zum Glück hat dich Stella gefunden. Ich werde mir das mal kurz ansehen, okay?»
Sie ließ Ben auf einen großen Stein sitzen und sah sich seine Verletzung an. Die Wunde musste nicht genäht werden, sie befürchtete aber, dass sich Ben vielleicht eine leichte Gehirnerschütterung geholt haben könnte. «Du kommst auf jeden Fall zuerst einmal zu uns,
okay? Dann sehen wir weiter.»
Wieder nickte Ben. «Wenn das keine Umstände macht», stotterte er.