Читать книгу Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica - Isabella Defano - Страница 7

4. Kapitel

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Mit einem lauten Fluch auf den Lippen bohrte Christian die letzte Schraube in die Holzplatte. Endlich war das Grundgerüst des Spielhauses fertig. Bereits seit Stunden war er mit dem neuen Projekt seiner Mutter beschäftigt, denn trotz der guten Pläne des Architekten war die Umsetzung alles andere als einfach gewesen. Zum Glück waren ihm irgendwann die beiden Vorarbeiter Finn Katzer und Konrad Riedl zur Hilfe gekommen. Sonst wäre er wohl noch lange nicht so weit.

Wieder fluchte Christian. Was hat sich Mutter nur dabei gedacht? Wieso muss sie gerade heute mit diesem Spielplatz ankommen? Sie weiß doch genau, dass ich ab morgen bei diesem Seminar bin. Und so wie es aussieht, wird der Spielplatz heute bestimmt nicht mehr fertig.

„Was hast du eigentlich angestellt, Chris?“, wollte Finn Katzer lachend wissen, während er damit begann, die Seitenbretter festzuschrauben. „Das hier sieht deinen Eltern gar nicht ähnlich.“

Plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, verzog Christian leicht genervt das Gesicht und legte den Bohrer ins Gras.

„Laut meinen Eltern arbeite ich einfach zu viel. Dieser Spielplatz hier war ein Versuch meiner Mutter, mich zu einer Pause zu zwingen.“

Die beiden Vorarbeiter hielten mit der Arbeit inne und schauten Christian fragend an.

„Und wo ist der Unterschied, ob du Zäune ausbesserst oder hier ein Spielhaus baust?“, fragte Konrad schließlich.

Christian zuckte mit den Schultern.

„Ich glaube, meine Mutter hat eher damit gerechnet, ich würde mich weigern und stattdessen lieber in die Stadt fahren. Auch mein Vater hat mir erst heute wieder in den Ohren gelegen, ich solle mal wieder mit einer Frau ausgehen.“

„Vielleicht solltest du das wirklich tun“, sagte Finn leichthin, während er sich wieder seinen Seitenbrettern zuwandte. „Seit Holly habe ich dich mit keiner Frau mehr gesehen.“

Langsam wurde Christian wütend. Nicht Finn auch noch. Reichte es nicht, dass ihn schon seine Eltern ständig mit diesem Thema in den Ohren lagen?

„Das sagt der Richtige“, meinte Christian genervt. „Du bist schließlich auch nicht verheiratet.“

Finn, der gerade wieder eine Schraube in die Holzplatte bohren wollte, hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich zu Christian um.

„Mag sein, doch ich versuche wenigstens, eine Frau zu finden. Die einzigen Frauen, mit denen du dich abgibst, sind die Mitarbeiterinnen auf der Farm. Doch bisher hat keine von ihnen dein Interesse geweckt.“

„Beziehungen am Arbeitsplatz gehen nur selten gut aus. Bei diesem Punkt waren Raphael und ich uns immer einig“, warf Christian ein und griff nach einer Holzplatte.

„Tja, zum Glück hat sich dein Cousin nicht daran gehalten. Sonst würde es im Februar wohl keine Hochzeit geben“, meinte Finn trocken.

„Stimmt!“, warf Konrad ein. „Immerhin haben sich die beiden auf einer Firmenfeier kennengelernt.“

Christian schüttelte mit dem Kopf und versuchte, die Worte der beiden Verwalter auszublenden. Toll, warum musste sich Raphael, dieser Verräter, auch ausgerechnet in eine Angestellte verlieben? Natürlich freute sich Christian für seinen Cousin, trotzdem hatte dies auf der Farm für einige Komplikationen gesorgt. Jahrelang hatten die weiblichen Mitarbeiter das ungeschriebene Gesetz, keine Beziehung mit Angestellten, akzeptiert. Als jedoch Raphaels Beziehung mit Larissa auf der Farm die Runde machte, hatten einige der Frauen ihr Glück bei Christian versucht. Automatisch gingen sie davon aus, dass sich nun auch der Junior nicht mehr an diese Regel halten würde. Dies war ziemlich lästig gewesen, denn egal, wo er gerade arbeitete, überall tauchten Mitarbeiterinnen aus den seltsamsten Gründen auf. Sie brachten ihm Essen und Trinken aufs Feld, obwohl er wie alle anderen Männer im Hofladen aß. Wollten ihn zu einem Besuch in der „Bar“ überreden oder luden ihn ins Kino ein. Immer wieder lehnte er höflich ab, um die Betroffene nicht zu verletzten. Als er dann aber die älteste Tochter des Tierarztes am Abend in seinem Haus vorfand, war für ihn das Fass übergelaufen. In einer Mitarbeiterversammlung sprach er ein Machtwort aus, dass er dieses Verhalten nicht länger dulden würde. Dies hatte gewirkt und endlich konnte Christian wieder in Ruhe seiner Arbeit nachgehen.

„Wie wäre es mit der Neuen? Ich habe euch heute früh gesehen. Die Kleine schien dich beeindruckt zu haben. Für einen Moment war dir die Arbeit nicht das Wichtigste. Jedenfalls hast du der Kleinen eine ganze Weile hinterhergeschaut.“

Kaum hatte Finn Katzer die Worte ausgesprochen, sah Christian ihn erst leicht verwirrt an. Doch nur wenige Sekunden später hatte Christian wieder das Bild der jungen blonden Frau vor Augen, mit der er zusammengestoßen war. Er konnte nicht leugnen, dass ihn diese Jessica beeindruckt hatte. Zu deutlich erinnerte er sich an ihre saphirblauen Augen. Gerne würde er sie näher kennenlernen, denn trotz ihrer freundlichen Worte hatten ihre Augen traurig ausgesehen. Wieder fragte er sich, was wohl der Grund dafür war. Aber im gleichen Moment schüttelte Christian die Erinnerung wieder ab. Er durfte sich nicht ablenken lassen, sondern hatte eine Aufgabe zu erledigen. Für irgendwelche Gedanken an eine Frau, mochte sie auch noch so anziehend sein, konnte er gerade keine Zeit erübrigen.

„Vielleicht sollten wir das Thema einfach fallen lassen“, sagte Christian bestimmt. „Ich möchte nicht, dass irgendwelche Gerüchte entstehen. Wenn ich Pech habe, fängt das ganze Theater der letzten Wochen sofort wieder an. Außerdem bezweifle ich, dass sich die Neue überhaupt für mich interessiert. Im Gegenteil, sie schien mich kaum richtig wahrzunehmen.“

Als die Vorarbeiter ihn belustigt anschauten, drehte sich Christian schnell um. Idiot, ging es ihm durch den Kopf. Noch deutlicher konnte er sein Interesse an Jessica aber auch nicht zeigen. Trotzdem änderte es nichts an seiner Situation. Er war beruflich viel zu eingespannt, um sich auf eine Beziehung einzulassen. Aus diesem Grund würde er ihr einfach aus dem Weg gehen. Zum Glück war er ab morgen sowieso erst einmal für zehn Tage bei diesem Seminar. Bis dahin war dieses seltsame Gefühl bestimmt wieder verschwunden. Und wenn nicht, würde er die Kaninchenhallen eben für eine Weile meiden. Jessica wäre nicht die erste Frau, bei der er leichtes Interesse verspürte. Denn auch wenn niemand davon wusste, gab es nach Holly schon Frauen, die ihn interessiert hätten. Jedoch ließ Christian nicht zu, dass sich daraus etwas entwickelte. Im Gegenteil, er sorgte eher dafür, dass er derjenigen nicht noch einmal begegnete. Bisher funktionierte diese Taktik immer sehr gut. Auch im Fall von Jessica würde die Zeit diese seltsamen Gefühle irgendwann verschwinden lassen. Davon war Christian fest überzeugt.

„Chris?“

Als Christian den fragenden Unterton in Konrads Stimme hörte, drehte er sich wieder zu seinen Männern um. Der belustigte Ausdruck war inzwischen verschwunden, stattdessen sahen ihn die Männer leicht verunsichert an. Schließlich begann Konrad, wieder zu sprechen.

„Entschuldige! Wir wollten dir nicht zu nahe treten, wir machen uns einfach Sorgen um dich. Du tust so viel für den Betrieb und man kann sich jederzeit auf dich verlassen. Aber, Christian, manchmal solltest du auch an dich denken. Glaub mir, du wirst nicht jünger.“

Finn nickte bei den Worten seines Kollegen und sah Christian ernst an.

„Ich war früher fast genauso wie du“, begann Finn zu sprechen. „Habe immer nur für die Arbeit gelebt. Keine Frau hat es lange bei mir ausgehalten, da ich mir einfach keine Zeit für sie nehmen wollte. Jetzt bin ich 37 Jahre alt und immer noch Single. Ich habe keine Kinder und niemanden, der am Abend auf mich wartet. Mach nicht den gleichen Fehler, Junge. Glaub mir, irgendwann fragst du dich, wo die Zeit geblieben ist, doch dann ist es zu spät.“

Christian schüttelte mit dem Kopf. Er wusste, dass es die beiden Männer nur gut meinten. Doch er war noch nicht einmal 28 Jahre alt. Er hatte also noch mehr als genug Zeit. Schließlich war selbst sein Cousin Alexander noch Single, und dieser war inzwischen 30.

„Ich verstehe, was ihr meint, doch im Moment gibt es einfach zu viel zu tun. Ich möchte nicht noch einmal so etwas erleben wie mit Holly. Sobald Matthias mit seinem Studium fertig ist, können wir uns ja die Arbeit teilen. Dann ist es für einen alleine nicht so viel und mir bleibt etwas Zeit für mein Privatleben. Bis dahin wird es auch so gehen.“

Kopfschüttelnd sah Finn Christian an, während Konrad seine Arme vor der Brust verschränkte.

„Chris! Dein Bruder hat mit seinem Masterstudium gerade erst begonnen. Es werden also noch gut zwei Jahre vergehen, bis er seinen Abschluss hat. Willst du wirklich so lange warten?“, fragte Konrad, der langsam am Verstand seines Chefs zweifelte.

„Außerdem ist die Neue dann vielleicht längst vergeben“, warf auch Finn ein. „Ein paar der Männer waren ziemlich angetan von ihr und würden sie bestimmt gerne besser kennenlernen. Oder sie hat die Farm bereits wieder verlassen.“

Nun hatte Christian genug, denn die Vorstellung, jemand anderes könnte etwas mit Jessica anfangen, gefiel ihm gar nicht. Im Gegenteil, allein der Gedanke machte ihn wütend. Zwar konnte er sich selbst keine Nähe zu dieser Frau gestatten, doch er wollte sie auch nicht in den Armen eines anderen sehen.

„Woher kennen die Männer Jessica überhaupt?“, wollte er wütend wissen. „Sie ist erst seit ein paar Stunden hier.“

Kurz lachten die Vorarbeiter auf und sahen sich an, ohne auf die plötzliche Wut ihres Vorgesetzten einzugehen. Dann wandte sich Konrad wieder an Christian.

„Mara hat sie heute herumgeführt“, sagte er vergnügt. „Zwar hat sie nicht viel gesprochen, trotzdem konnten einige der Männer ihre Augen nicht mehr von ihr lassen.“

„Sie ist ja auch ziemlich hübsch!“, konnte sich auch Finn nicht verkneifen. „Besonders diese Augen!“

Zornig sah Christian die beiden Männer an.

„Sagt den Männern, sie sollen Jessica in Ruhe lassen. Ich will auf keinen Fall, dass sie von unseren Jungs belästigt wird. Schließlich ist sie noch neu hier und muss sich erst einmal zurechtfinden. Das Letzte, was sie da gebrauchen kann, sind irgendwelche Tölpel, die ihr nachstellen.“

Finn und Konrad zuckten nur mit den Schultern.

„Also möchtest du die Kleine doch besser kennenlernen?“, wollte Finn unschuldig wissen, während Konrad sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.

Mit ernstem Blick sah Christian zu seinen Vorarbeitern hin.

„Ich habe schon gesagt, dass mir im Moment die Zeit fehlt. Außerdem bin ich ab morgen für zehn Tage bei einem Seminar in Wien. Ich möchte einfach nur verhindern, dass Jessica von den Männern bedrängt wird. Immerhin ist sie neu hier und muss erst alles in Ruhe kennenlernen.“

Konrad und Finn schüttelten beide mit dem Kopf und sahen Christian ernst an.

„Du bist ein Narr! Glaub mir, Frauen wie diese Jessica trifft man nicht jeden Tag.“

Wütend über Konrads Worte schrie Christian die beiden Männer fast an.

„Glaubt ihr, das weiß ich nicht? Genau aus diesem Grund will ich mich auch von ihr fernhalten. Jessica hat mehr verdient als das, was ich ihr im Moment geben kann. Oder glaubt ihr, ich möchte noch einmal so etwas erleben wie mit Holly?“

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging in Richtung Holzlager davon. Bestürzt sahen die beiden Männer Christian hinterher. Vielleicht waren sie doch zu weit gegangen.

Immer noch wütend kam Christian im Lager an. Zum Glück war ihm auf dem Weg hierher niemand begegnet. Die meisten Angestellten waren inzwischen zu Hause oder hatten es sich in der „Bar“ gemütlich gemacht. Dieser Gemeinschaftsraum, der sich im A-Haus befand, wurde meist von den unverheirateten Männern und Frauen genutzt. Dort konnte man in aller Ruhe abends noch zusammensitzen oder sich an einem Kartenspiel beteiligen. Christian selbst war früher oft dort gewesen. Er hatte die Atmosphäre geliebt und sich mit Freuden die Sorgen und Probleme seiner Mitarbeiter angehört. Doch diese Zeit war längst vorbei. Seit er mit seinem Studium fertig war, blieb ihm für solche Abende einfach keine Zeit mehr. Am Anfang hatte er noch versucht, wenigstens einmal die Woche dort zu erscheinen. Aber nachdem Holly ihn verlassen hatte, wurden ihm diese Besuche zu viel. Er konnte die gute Stimmung nicht mehr ertragen. Immer wieder schob er wichtige Arbeiten vor, bis man ihn irgendwann gar nicht mehr fragte. Besonders seit dem Tag, als er von Hollys Hochzeit erfahren hatte.

Plötzlich blieb Christian stehen. Erst jetzt realisierte er langsam, wie lange sein letzter Besuch in der „Bar“ nun schon her war. Die viele Arbeit, die er sich jeden Tag auflud, hatte sein Gefühl für Zeit ziemlich durcheinandergebracht. Unglaublich schnell waren die letzten Jahre vergangen und er konnte sich nicht an einen Tag erinnern, wo er einmal nicht gearbeitet hatte.

„Vielleicht haben die anderen recht!“, sagte Christian zu sich selbst, obwohl ihm dieser Gedanke nicht gefiel. „Wahrscheinlich habe ich es in letzter Zeit etwas übertrieben.“

Wieder fielen ihm die Worte seines Vaters und seiner Vorarbeiter ein.

„Christian, so kann es nicht weitergehen, du machst dich irgendwann noch kaputt. Wann hattest du das letzte Mal Urlaub oder hast dich mit Freunden getroffen? Dein ganzes Leben besteht nur noch aus der Farm. Wir machen uns einfach Sorgen um dich. Du wirst bald 28. Langsam solltest du über eine Ehefrau und Kinder nachdenken. Du wirst nicht jünger. Irgendwann fragst du dich, wo die Zeit geblieben ist, doch dann ist es zu spät.“

Langsam fuhr sich Christian mit der linken Hand über seine Haare und stöhnte auf. Wieso fällt es mir so schwer, alles unter einen Hut zu bringen? Er wollte alles perfekt machen und seinen Vater unterstützen. Doch irgendwie wurde die Arbeit nicht weniger. Und jetzt auch noch das Seminar. Warum musste Vater mich unbedingt dafür anmelden? In dieser Zeit wird wieder so viel liegen bleiben. Auf einmal war Christian die Idee von weiteren Hilfskräften gar nicht mehr so unangenehm. Vielleicht sollte er wirklich anfangen zu delegieren, obwohl es ihm schwerfiel, nicht alle Zügel in der Hand zu behalten. Schließlich nahm Christian einige weitere Holzstücke auf den Arm und ging zu den Vorarbeitern zurück. Diese hatten inzwischen mit dem Bau des Spielhauses weitergemacht, sodass das Haus langsam Form annahm. Nur kurz sahen die beiden Männer Christian an, als dieser mit dem neuen Material ankam. Niemand sagte ein Wort und schweigend arbeiteten sie gemeinsam weiter.

„Arbeiten sie immer noch?“, fragte Melanie de Luca ihren Mann, der gerade aus dem Fenster schaute.

Carlos de Luca nickte und drehte sich zu seiner Frau um.

„Ich fürchte, die Idee mit dem Spielplatz war doch nicht so gut. Seit Stunden sind sie nun schon mit dem Bau beschäftigt und es wird bald dunkel.“

Kopfschüttelnd drehte sich Carlos wieder zum Fenster um, bevor er weitersprach.

„Wahrscheinlich wird er dann die ganze Nacht wieder über den Büchern hängen.“

Mit einem schuldbewussten Gesicht ging Melanie auf ihren Mann zu.

„Das habe ich nicht gewollt. Ich dachte, er würde sich weigern und stattdessen lieber Freunde in der Stadt besuchen. Keinen Moment habe ich damit gerechnet, dass er sich wirklich hinstellt und das Holzhaus baut.“

Leise fluchend sah Carlos seine Frau an.

„Wir hätten es wissen müssen. Unser Sohn ist viel zu stur, um sich von uns beeinflussen zu lassen. Ich schätze mal, er wusste ganz genau, was du mit dieser Aktion erreichen wolltest. Zum Glück hatten Finn und Konrad Zeit, ihm zu helfen. Obwohl es mir ehrlich gesagt ziemlich peinlich war, sie darum zu bitten. Finn und Konrad haben mich angesehen, als wäre ich verrückt. Vielleicht haben sie sogar recht. So weit hätten wir nicht gehen sollen. Vor allem, da dieses Haus heute bestimmt noch nicht fertig wird.“

Melanie nickte. Natürlich war es ihr von Anfang an klar, dass der Bau des Spielplatzes länger als einen Tag dauern würde. Wieder musste sie gegen Schuldgefühle ankämpfen. Sie wollte ihrem Sohn nur etwas Gutes tun. Ihn dazu bringen, endlich einmal wieder die Farm zu verlassen. Sie hatte sich bei dem Spielhaus extra für eine sehr große und schwierige Skizze entschieden. Christian, der schon als Kind viele Möbelstücke und Gegenstände aus Holz gebaut hatte, musste gewusst haben, dass ein Tag für dieses Projekt auf keinen Fall ausreichte. Umso sicherer war sie sich daher gewesen, dass er lieber einen Ausflug machen würde. Jedenfalls hätte ihr jüngster Sohn Matthias genau so reagiert. Leider hatte sie Christians Sturheit völlig unterschätzt. Mit Sicherheit hatte er geahnt, worum es bei dieser Arbeit wirklich ging. Kein Wunder also, dass er seinen Eltern einen Strich durch die Rechnung machte und lieber mit dem Bau begann. Dabei wäre ab morgen sowieso eine professionelle Firma gekommen.

„Morgen kommt die bestellte Firma, sie werden das Haus fertigstellen.“

„Ist das klug?“, wollte Carlos wissen. „Vielleicht ist Christian dann erst recht sauer.“

Melanie nickte.

„Kann sein. Aber ich möchte nicht noch einmal schuld sein, dass sich unser Sohn die Nächte um die Ohren schlägt. Vielleicht sollten wir aufhören, ihn zu bedrängen.“

Carlos dachte über die Worte seiner Frau nach und sah wieder aus dem Fenster. Inzwischen hatten die Männer im Garten damit begonnen, die Werkzeuge zusammenzupacken. Sie würden also endlich Feierabend machen.

„Wahrscheinlich hast du recht. Ich mach mir einfach nur Sorgen um ihn. Seit der Trennung von Holly erkenne ich ihn kaum noch wieder. Und irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin daran nicht ganz unschuldig. Ich habe mich so gefreut, dass Christian mir immer mehr Arbeit abnimmt. Darüber habe ich ganz vergessen, wie anstrengend die Leitung sein kann. Besonders am Anfang.“

Schweigend sahen Carlos und Melanie zu, wie die drei Männer langsam den Garten verließen. Erst als sie nicht mehr zu sehen waren, nahm Carlos seine Frau in den Arm und ging mit ihr ins Wohnzimmer. Doch das schlechte Gewissen wollte nicht verschwinden. Schließlich gab sich Carlos selbst das Versprechen, sich vorerst nicht mehr in das Leben seines Sohnes einzumischen. Immerhin hatte der heutige Tag gezeigt, dass sie es dadurch nur noch schlimmer machten. Sein Sohn musste schon selbst erkennen, dass er es mit seinem Arbeitspensum einfach übertrieb. Dies konnte ihm niemand abnehmen.

Gefunden! Ein Traumprinz für Jessica

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