Читать книгу (K)ein Rockstar für eine Nacht - Isabella May - Страница 7
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ОглавлениеPeter führte mich in das beste Restaurant aus, welches er nur finden konnte und dessen Preise ebenso gehobener Klasse waren, wie die Küche die sie servierten. Auch wenn es meiner Meinung nach nur herausgeschmissenes Geld war, freute es mich Peter unbeschwert zu sehen, nach dem Tag zuvor und der Hiobsbotschaft die ihm sein Arzt vermittelt hatte. „Hast du schon gefunden was du essen willst?“, fragte er mich nach wenigen Minuten und nachdem ich die Preise der Speisekarte fleißig studiert hatte. „Ach ich esse einfach das, was du auch willst!“, wollte ich durch die Blume sagen, dass mich die Preise zu sehr abgeschreckt hatten, als dass ich mich wirklich für etwas entscheiden wollte. „Keine Sorge, du bekommst was auch immer du willst!“, schmunzelte er so unschuldig und doch selbstbewusst, dass ich für einen Augenblick vergaß, welch ein Schicksal uns bevorstand. „Dann nehme ich hausgemachten Schweineländchen mit Frühlingskartoffeln!“, entschied ich mich für eines der gehobenen Gerichte. „Dann nehme ich dasselbe!“ winkte er den Kellner herbei, worauf dieser unsere Bestellung aufnahm. Während des gesamten Abends schweifte ich mit meinen Gedanken ständig von Peter zu Ville und zurück, dass ich irgendwann nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Peter besorgt, als ich versuchte mit meinen Händen die aufkommenden Kopfschmerzen los zu werden. „Mir scheint der Wein zu Kopf zu steigen!“, deutete ich auf mein fast leeres Glas, worauf Peter verstehend nickte „Lass mich zahlen, dann gehen wir!“ Dankbar nickte ich ihm zu, griff nach meiner Handtasche, welche auf dem Stuhl neben mir lag und stand auf, während Peter direkt zur Kasse ging, da der Kellner mit den Bestellungen der neu hereingekommenen Gäste beschäftigt war, sah ich mich um, fühlte mich fast schon verloren in diesem großzügig eingerichteten Raum. Ein kleines Mädchen, welches mit ihren Eltern hergekommen war und schon länger am Nachbartisch gesessen hatte, sah mich fragend an, als wüsste sie, dass meine Gefühle momentan Achterbahn fuhren. Sie kam mir so vertraut vor. „Kenne ich dich?“, fragte ich zögerlich, sah zu ihren Eltern, um zu sehen, ob sie etwas dagegen hätten, dass ich mit deren Tochter sprach, doch sie waren zu tief in ein Gespräch über ihre Gemeinsamkeiten vertieft, dass ihnen wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen wäre, wenn das Mädchen abgehauen wäre. Das süße und unbeschwerte Kichern des Mädchens riss meine Aufmerksamkeit erneut auf sich. „Sie können mich nicht sehen!“, lachte sie, worauf sie mich vergnügt angrinste. „Wie meinst du das?“, fragte ich sie, doch plötzlich hörte ich Peter nach mir rufen. „Ja ich komme gleich!“, sagte ich zu ihm liebevoll, während er auf mich zu kam, mir mein Jäckchen reichte. Als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Kind richten wollte, war dieses nicht mehr da. „Wo?“ sah ich mich um, in der Hoffnung die Kleine doch noch zu erwischen, doch sinnlos, sie war weg. Das Paar, welches noch am Tisch saß, sah mich an, als würden sie einen Geist sehen. „Kann ich ihnen helfen?“, fragte der junge Mann, gekleidet in einem geschäftigen Hosenanzug und machte Anstalten aufzustehen, doch ich sah durch ihn hindurch, wie durch Glas. „Ihre kleine Tochter, sie war eben noch da!“, sah ich mich wieder um, doch der Mann, sah mich erschrocken an, drehte sich kurz zu der jungen Frau herum, welche ebenso in einem Hosenanzug gekleidet war, drehte sich jedoch schnell wieder zu mir herum. „Tut mir leid, da müssen sie sich irren, wir sind nur Kollegen und fliegen heute noch auf ein Meeting! Vielleicht gehört das Kind zu jemand anderen!“, klang seine Stimme zwar geschäftig und freundlich, doch in seinen braunen Augen spiegelte sich Belustigung wieder. Machte er sich tatsächlich lustig über mich? „Aber das Mädchen, war mit ihnen am Tisch …“, deutete ich protestierend auf den Tisch, doch plötzlich war der dritte Stuhl nicht mehr da, als hätte ihn jemand weggestellt, nur um mich zu ärgern und mir einzureden, dass ich halluziniere. Geschockt starrte ich den leeren Platz an, wollte nicht glauben, dass meine Fantasie mit mir durchdrehte. „Ich habe aber …“ ,war mir das unbegreiflich, protestierte weiterhin, doch da legte Peter seine Hände auf meine Schultern, drehte mich zu sich herum und sah mich wütend an, wie ein ungeduldiger Vater, welcher seinem Balg das Schweigen beibringen wollte. „Was ist nur los mit dir?“, klang seine Stimme streng, beinahe spitz, nicht wie gewohnt sanft und tief, dann blickte er entschuldigend über mich weg. „Sie hat eine schwere Zeit durchzustehen, bitte verzeihen sie!“, erklärte er mich wahrlich durch die Blume gesagt für verrückt. „Da war aber ein Kind!“, beharrte ich im Flüsterton, doch Peter wollte nichts davon hören, stellte sich auf stur, legte mir mein Jäckchen um die Schultern und führte mich hinaus mit den Worten „Ich weiß ja nicht, was in dich geraten ist, aber stell mich nicht noch einmal so in der Öffentlichkeit bloß!“ Wer stellte hier wen bloß? „Ich stelle dich bloß?“, fuhr ich ihn sauer an, sobald wir hinausgegangen waren, wendete mich von ihm ab und stapfte sauer von ihm weg. Ja das war eine seiner schlechten Seiten. Was er sehr gut konnte, war mich wie ein Kind zu behandeln! „Lass mich in Ruhe!“ fauchte ich ihn wütend an, als er versuchte sich von hinten an mich ran zu schleichen, um seine Arme um mich zu legen. „Wenn da auch ein Kind war, wen juckt es?“, tat er seine Entschuldigung sofort wieder ab, versuchte seine Schuld von sich zu werfen. Doch dieses eine Mal sollte er damit nicht durchkommen, denn ich wusste ganz genau, was ich gesehen und gehört hatte „Peter, spiele es nicht so herunter! Ich bin eine erwachsene Frau und ja, da war ein Kind und nochmals ja, mich juckt es! Verdammt noch mal!“ „Ach Schatz, bitte, ich will nicht, dass du dich jetzt unnötig aufregst!“, kam er wieder näher, doch dieses Mal, ließ ich es zu, dass er seine Arme um mich legte. „Glaubst du mir, dass da ein Kind war?“, nuschelte ich in seinen Blazer, worauf er mich vorsichtig von sich weg drückte, mich forschend ansah und sanft lächelte. „Ja, ich glaube dir und jetzt lass uns einfach nach Hause fahren!“, hob er sanft mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand mein Kinn und wollte mich küssen, doch blickte ich dann zur Seite, wusste, dass er schon wieder gewonnen hatte, doch diese Trophäe wollte ich ihm nicht geben. „Okay, dann halt nicht!“, sagte er kalt, wendete sich von mir ab und ging zum Auto, wo er auf mich wartete.
Meine erste Überlegung war ihn einfach alleine fahren zu lassen, nur hatte ich absolut keine Lust hier draußen, in dieser Dunkelheit alleine zu Fuß bis zum Bahnhof zu laufen, welcher noch drei Kilometer entfernt war. So stieg ich, wenn auch nicht willens auf der Beifahrerseite ein. Kaum dass ich mich angeschnallt hatte, fuhr er mit spulenden Reifen los, wie ein Irrer. „Hör auf!“, flehte ich ihn an doch langsamer zu fahren, doch er stellte sich auf Durchzug, wie so oft wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Mir war in diesem Moment nur zum Heulen zumute, wünschte mich weg von ihm, wünschte mich an einen anderen Ort, nach Helsinki in die Arme eines anderen, eines unbekannten und doch so vertrauten Mannes, welcher meine Gedanken im Flug erobert hatte, wenn nicht sogar mein Herz. Ich wünschte mich zu Ville!Sobald Peter den Wagen in der Tiefgarage unter unserer Wohnung angestellt hatte, schnallte ich mich ab, schlug die Tür heftig auf, dass diese fast gegen den Betonpfeiler prallte, und schleuderte die Tür ebenso stark wieder zu, dass auch jeder, egal ob vorbei laufende Passanten oder das gesamte Haus hörte, wie sauer ich in diesem Moment auf meinem werten Herren von und zu war. „Sag mal, spinnst du!“ holte er mich noch an der Haustür ein, riss mich an meinem Arm herum, dass ich ihm in die Arme wirbelte, dabei verknackste ich mir fast den Fuß. Es tat einen lauten Knall, als meine flache Hand auf seiner Wange landete. „Wer ist hier der Spinner?“, keuchte ich unter aufsteigenden Tränen auf, atmete heftig, da sich mir die Kehle schmerzhaft zuschnürte, so wütend und panisch zugleich war ich gewesen, doch war es sein tiefes und böses Kichern, welches mich warnte. Zu spät! Ich konnte nur spüren, wie seine Hand meine Kehle fest umklammerte und er mit seinem gesamten Körpergewicht meinen Körper gegen die Sandsteinmauer drückte. „Du solltest lieber vorsichtig sein, langsam reicht es mir wirklich mit dir!“, zischte er wütend in mein Ohr, doch mein Verstand setzte aus, als ich sagte, dass er sich wiederholte, was ich damit bezahlte, dass er nur fester zudrückte. „Sag das noch einmal!“, hauchte er in mein Ohr wie ein Wahnsinniger. Warum tat er das, warum war er so grausam zu mir nach so vielen Jahren? Nie war er gewalttätig mir gegenüber geworden, doch was machte ihn jetzt so wütend? „Lass mich los!“, konnte ich gerade so keuchend von mir geben, hoffte innig, er würde meine Bitte erhören und nicht noch weiter gehen. Plötzlich riss er seine Augen weit auf, ließ mich abrupt los und wich stolpernd von mir zurück. In seinem Gesicht stand Panik und Angst geschrieben, dann schüttelte er seinen Kopf, betrachtete ungläubig seine Hände, murmelte mir eine schäbige Entschuldigung entgegen, bevor er zu seinem Auto zurückrannte und davon eilte. Ehe dass es mir bewusst wurde, dass er für einen Moment bereit gewesen war, mich eventuell umzubringen, spürte ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr, starrte in die Leere und sackte unter bitteren Tränen zu Boden. Ich war wie gelähmt, fühlte mich verloren, von allen Lebensgeistern verlassen, so gedemütigt und geschlagen, dass selbst wenn ich nur versucht hätte, mich aufzurappeln, mich meine düsteren Gedanken wieder zu Boden gezwungen und gesagt hätten „Es hat keinen Zweck! Du hast verloren Sanna, du hast alles verloren“ doch der sanfte und beruhigende Klang von Streichern, gepaart mit der dunklen und doch samtweichen Stimme von Ville Lenjo, wie er eine verlorene Liebe anflehte wieder zurück zu kommen, gefolgt von harten und durchbrechenden Gitarrensounds, welcher die Streicher zu unterjochen schien, diese hingegen immer lauter und energischer wurden, ohne aufzugeben, holte mich aus meinen düsteren Gedanken zurück. Erst als ich realisiert hatte, dass es mein Handy war, welches dazu noch summend in meiner Handtasche vibrierte, grub ich es zwischen einer Schachtel Mintbonbons und einem Päckchen Taschentücher heraus. Im ersten Moment sah ich nur verschwommene Buchstaben auf dem Display, durch meine von Tränen verquollenen Augen. Schnell rappelte ich mich auf, wischte mir mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen und blickte erneut auf den bunten kleinen Bildschirm. „Kat!“ schwang Erleichterung in meiner Stimme mit. „Hey Süße, ich muss dir was sagen … Helsinki1976 hat mich auch aufgenommen und der ist total lieb!“, schwärmte sie mir entgegen, ohne überhaupt einen Hauch von einer Ahnung zu haben, dass sie mir mit ihrem Anruf vermutlich das Leben gerettet hatte. „Das klingt super!“, freute ich mich mit ihr, schluckte den Rest von Katzenjammer herunter und holte meinen Hausschlüssel aus einer kleinen Nebentasche der Handtasche heraus, um aufzusperren. „Ja, so stelle ich mir Ville auch vor! Ein richtiger …“ „GENTLEMAN!“, beendete ich mit ihr zusammen den Satz, worauf sie im ersten Moment schwieg, dann jedoch vergnügt lachte „Ja, aber schade, dass er es nicht ist!“, schwang zum Schluss wieder Wehmütigkeit in ihrer Stimme mit, was mir einen Stich ins Herz versetzte, ein Stich mit einem zweischneidigen Messer, welches ich mir selbst ins Herz gerammt hatte, schon in dem Moment, in dem ich sie zuvor angelogen hatte. „Ich fahre gleich meinen Laptop hoch, vielleicht hat er mir ja wieder geschrieben!“, schloss ich nun die Wohnungstür auf, ließ die Tür dann hinter mir leise ins Schloss fallen, zog mir beim ins Wohnzimmer laufen die schwarzen Ballerinas aus und schlenderte barfuß auf meinen Laptop zu, welcher noch offenstehend auf dem Tisch stand und auf mich wartete. „Ich will unbedingt nach Helsinki!“, fing Katharina zu schwärmen an, was mich zum Schmunzeln brachte. „Das möchte ich auch!“, seufzte ich sehnsüchtig, fuhr den Laptop hoch und lief erst einmal in Richtung Bad, um zu begutachten, was für ein Chaos meine Heulattacke hinterlassen hatte. „Wir müssen unbedingt zusammen fliegen, sobald ich genügend Geld zusammengespart habe!“, schien sie schon auf ihren Koffern zu sitzen, obwohl wir beide genau wussten, dass sie noch Jahre brauchen würde, um genügend Geld für unseren gemeinsamen Urlaub zu sparen. Es fiel mir sichtlich schwer so lange zu warten, doch sie war eben wie eine Schwester für mich und ein Versprechen sollte man auch nicht brechen, wie wir es bereits zwei Jahre zuvor getroffen hatten. „Ja das werden wir!“, versuchte ich vorfreudig zu klingen, doch als ich in den Spiegel blickte, musste ich schwer schlucken. Um meinen Hals war ein purpurn rotes Würgemal von Peters Hand. „Ich will jetzt nur mal schnell schauen, ob er geschrieben hat und dann ins Bett!“, würgte ich sie mehr oder weniger ab, auch wenn es überhaupt nicht stimmte, dass ich schlafen wollte, sondern eher die ganze Nacht durchmachen würde, aus Angst Peter würde nach Hause kommen, um das zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte. „Okay, ich rufe dich dann Morgen wieder an!“, verabschiedete sich Katharina kurz mit einem leisen Lachen und hinterließ ein immer wieder kommendes Tuten. „Bis Morgen!“, murmelte ich unsicher, schlenderte zurück ins Wohnzimmer und überprüfte meine Mails. Auf einen Schlag war alles um mich herum vergessen, kaum dass sich mein Augenmerk auf eine bestimmte Nachricht richtete. „Du hast geantwortet!“, stockte mir der Atem, mein Herz begann vor Freude zu springen und jede Sehne meines Körpers sehnte sich danach diesen Mann wirklich zu spüren, noch bevor ich überhaupt wusste, was er geantwortet haben könnte. Wieder zitterten meine Hände und wieder zögerte ich beim Öffnen der Nachricht, doch kaum baute sich die Seite auf und das, was er geschrieben hatte, zu sehen war, starrte ich gebannt auf den Bildschirm und verarbeitete ungläubig jedes einzelne Wort. „Erwischt …Hm ... Ja ich habe ein Bild von einem weinenden Mädchen, aber jetzt bitte nicht durchdrehen“, las ich es mir noch einmal laut vor, damit ich es auch hörte, denn wirklich glauben konnte ich es noch immer nicht. Wieder blinkte ein neuer Brief auf. „Ville …“ keuchte ich erschrocken, öffnete die Nachricht und las diese ebenfalls „Es tut mir wahnsinnig leid, falls ich dich verschreckt haben sollte, aber ich schreibe gerne mit dir und würde es missen, wenn du nicht antwortest!“ In mir begann es zu toben, jede Zelle meines Körpers schrie danach, dass ich ihn unbedingt sehen wollte und Gott verdammt noch mal, war es mir, egal ob ich ihn erst drei Tage kannte, wollte ich mich im realen Leben davon überzeugen, dass er es wirklich war und ich nicht nur träumte. „Du bist also wirklich Ville Lenjo und kein verrückter Fan? Oh nein, ich muss verrückt sein!“, schrieb ich ohne zu zögern zurück, tigerte danach mindestens fünf Minuten im Zimmer auf und ab, bis mein Laptop wieder einen Mucks von sich gab, nachdem ich den Nachrichtenalarm eingestellt hatte. „Eher süß, aber verrückt? Nein, das glaube ich nicht!“ Kurz überlegte ich, was ich ihm antworten sollte, ohne aufdringlich zu wirken, auch wenn mir tausende von Fragen unter den Nägeln brannten. „Jetzt machst du mich verlegen. Ich meine, ich bin ein einfaches Mädchen und du bist ein Star!“, entschied ich mich ihm einfach meine Gedanken zu schreiben, dann jedoch dauerte es etwas länger, bis es erneut klingelte. „Sorry, meine Verlobte hat angerufen, deswegen konnte ich nicht so schnell antworten. Ich bin ein einfacher Mann wie jeder andere Süße!“, bei diesen Worten wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte, denn es gab Gerüchte, dass er bereits verheiratet sei, doch nun erfuhr ich, dass er erst im Begriff war zu heiraten, doch was mich mehr von den Socken haute, war, dass er Süße zu mir sagte. Ja ich wusste schon immer, dass dieser Mann gerne Kosenamen benutzte, doch bei einem Fan? Das war mir definitiv neu. Plötzlich klingelte es wieder. „Wie? Wo? Was?“, verwirrte es mich, bis ich drauf kam, dass es wieder nur mein Laptop war. Nur mein Laptop? Fast in Panik öffnete ich die neue Nachricht, las diese durch und spürte, wie die Röte in meine Wangen stieg „Du bist sicher auch in einer festen Beziehung, weil, um ehrlich zu sein, finde ich dein Profilbild sehr hübsch, Süße!“ „Du kannst nicht aufhören mich verlegen zu machen, oder?;) ich bin verheiratet!“, sendete ich zurück, musste noch immer verlegen schmunzeln, dachte darüber nach, wie er reagieren würde, doch meine Frage sollte sich selbst beantworten. „Oh mein Gott, du bist wirklich verheiratet? Du siehst so jung aus, höchstens wie 20! Hast du Kinder?“, musste ich laut lachen, als ich das las, erst dieses Entsetzten und dann der plötzliche Small Talk, das machte ihn einfach nur noch sympathischer, auch wenn mich seine letzte Frage wieder daran erinnerte, dass ich jetzt in diesem Moment hätte, im fünften Monat schwanger sein müssen. „25 und noch kinderlos … Am liebsten hätte ich aber gerne eine halbe Fußballmannschaft!“, gab ich schweren Herzens zu, worauf er Mitgefühl zeigte und ebenfalls eine Art Beichte ablegte, zu einer Frau die ihn hätte verraten können, nur um Profit daraus zu schlagen „Das tut mir leid! Woran liegt es, wenn ich fragen dürfte? Anne möchte noch keine Kinder, das macht mich auch irgendwie traurig, aber irgendwann werde ich Vater!“ „Wir können keine Kinder kriegen, weil Peter nicht kann … Verstehst du? Ich finde es deswegen auch sehr traurig, wenn ein Partner Kinder will und der andere noch nicht!“, versuchte ich zu erklären und meine Meinung zu äußern, ohne ihn oder Anne zu verletzen, denn ich wusste aus eigener Erfahrung, was es bedeutete jemanden so sehr zu lieben, dass man darauf verzichten wollte, seinen eigenen Wünschen nachzugehen, egal wie sehr man sich nach diesen sehnte. Nach geschlagenen zehn Minuten des Wartens dachte ich darüber nach, ob sich Ville von meiner Meinung tatsächlich angegriffen fühlte, schrieb ihn deshalb ein erneutes Mal an „Habe ich dir jetzt vor den Kopf gestoßen? Wenn ja, tut es mir wahnsinnig leid, nur wollte ich meine Meinung sagen und niemanden verletzen!“, wieder kam lange nichts mehr. „Bitte antworte mir!“, flehte ich unruhig, fühlte mich so schlecht und kam mir vor wie ein Vollidiot, wünschte mir, dass ich ihm das nicht geschrieben hätte, doch nun war es zu spät, dass wohl selbst eine Entschuldigung nichts daran ändern könnte, dass er mir nicht mehr schreiben wollte. Selbst nach einer Stunde kam nichts mehr zurück, einfach kein Sterbenswörtchen, was einem Schlag mitten ins Gesicht gleichkam. Ich kam mir so dumm vor, überhaupt hier vor dem Laptop zu sitzen und auf die Antwort eines Stars zu warten, welcher vermutlich schon genug von mir hatte. Es hatte einfach keinen Sinn mehr unnötig zu warten, schließlich war es bereits weit nach 12 Uhr in der Nacht, dazu noch eine Stunde später in Helsinki, dass es eher an ein Wunder grenzte, dass Ville überhaupt zu so später Zeit mit mir geschrieben hatte. Trotz schlechtem Gewissen stand der Endschluss fest, dass ich am besten nicht mehr an ihn denken wollte und ging zu Bett.